Joy Williams: Stories

Joy Williams (Jahrgang 1944) ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, die in ihrer Heimat sehr wohl bekannt und mit vielen Preisen ausgezeichnet worden ist. In Deutschland kennt man sie noch nicht so gut. Das wird sich hoffentlich nun ändern. Am 16. März 2023 ist die deutsche Erstausgabe ihrer Short-Stories aus dem Jahre 2015 bei dtv erschienen. Das Buch mit dem Titel „Stories“ wurde von Brigitte Jakobeit und Melanie Walz aus dem Englischen übersetzt.

Darin finden sich dreizehn Kurzgeschichten, in denen Joy Williams düstere Episoden von Menschen erzählt, die eher nicht auf der „sunny side“ des Lebens stehen.

Da ist der Prediger Jones in der Geschichte „Liebe“, dessen Frau schwer erkrankt ist und dessen Tochter sich auf eine Selbsterfahrungsreise begibt. Sie überlässt ihm ihr Baby und den Hund. 

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Julia Schoch: Das Liebespaar des Jahrhunderts

Die deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin Julia Schoch (Jahrgang 1974) erhielt kürzlich den Schubart-Preis 2023 für ihr Buch „Das Vorkommnis“ aus dem Jahre 2022. Es ist das erste Buch einer Trilogie, die den Untertitel „Biographie einer Frau“ trägt. Am 16. Februar 2023 ist der zweite Teil „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ bei dtv erschienen.

Darin beschließt die Ich-Erzählerin nach dreißig Jahren Beziehung: „Ich verlasse dich.“

Sie denkt diesen Satz mit den drei Worten, spricht ihn jedoch nicht aus. Vielmehr gerät sie ins Erinnern: was ist aus dem „Ich liebe dich“ des Anfangs geworden?

Dabei wandelt sie auf den Spuren der Vergangenheit. Geht zurück zum ersten Kennenlernen, zum ersten Vanilletee. Schoch beschreibt die große, aufregende Liebe zwischen ihren Figuren während des Studiums, während der Auslandsaufenthalte in Paris und Bukarest und die langsame, aber stetige Ernüchterung im schnöden Alltagsleben zwischen Geld verdienen, Kinder kriegen und Verantwortung tragen:

„Ich habe einen Wimpernschlag gebraucht, mich in dich zu verlieben, und dreißig Jahre, um Gründe dagegen zu sammeln.“ (S. 65)

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Joshua Cohen: Die Netanjahus

Der 1980 geborene US-amerikanische Schriftsteller Joshua Cohen hat 2022 für den Roman „The Netanyahus“ den Pulitzer Preis bekommen. Nun ist am 26. Januar 2023 die deutsche Ausgabe unter dem Titel „Die Netanjahus“ bei Schöffling & Co erschienen. Ingo Herzke hat den Roman aus dem Englischen übersetzt.

„Die Netanjahus oder vielmehr der Bericht über ein nebensächliches und letztlich sogar unbedeutendes Ereignis in der Geschichte einer sehr berühmten Familie“ (so der komplette Titel mit Untertitel) ist ein Campusroman, der an der fiktiven Corbin University in Corbindale, New York spielt. Der emeritierte Professor für Amerikanische Wirtschaftsgeschichte, Ruben Blum, erinnert sich an den Winter 1959/1960, in dem er von seinem Dekan Dr. Morse gebeten wird, eine Kommission zu leiten, die über die Bewerbung eines israelischen Kollegen namens Ben-Zion Netanjahu entscheiden soll. Ruben Blum ist erst seit Kurzem an der Corbin University und der einzige Jude dort. Er kann diese Aufgabe nicht ablehnen. Joshua Cohen erzählt über das Leben von Jüdinnen und Juden in der Diaspora am Beispiel der Familie Blum in den USA der 1950er und 1960er Jahre, ihrem Wunsch nach Assimilation und Akzeptanz, ihrem Wunsch „Amerikaner“ zu sein. Dafür nehmen sie Rassismus, Diskriminierung und Missachtung in Kauf. Ruben Blum wird Professor an einer amerikanischen Universität. Seine Kollegen begegnen ihm mit „Herablassung“. Seine Frau Edith arbeitet im Magazin der Uni-Bibliothek, seine Tochter Judith geht noch zur Highschool und will sich unbedingt ihre „Tante Zelda Nase“ operieren lassen. Mit dem Besuch von Ben-Zion Netanjahu, der seine Frau Zila und die drei Söhne Jonathan, Benjamin und Iddo mitbringt, gerät das Blumsche Leben aus den Fugen.

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Arno Geiger: Das glückliche Geheimnis

Der Österreicher Arno Geiger (Jahrgang 1968) ist mit seinem Roman „Es geht uns gut“ 2005 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden. In seinem neuesten Buch „Das glückliche Geheimnis“ erzählt er vom Davor und Danach seines Erfolges und seines Lebens als Schriftsteller. „Das glückliche Geheimnis“ ist am 10. Januar 2023 im Carl Hanser Verlag erschienen.

Das Davor beginnt 1992: als Vierundzwanzigjähriger lebt Arno Geiger in Wien und will Schriftsteller werden. Eines Tages entdeckt er neben Papiercontainern in der Nähe seiner Wohnung Kartons mit Büchern, die offenbar entsorgt worden sind. Dies ist der Beginn seines „glücklichen Geheimnisses“, denn Geiger beginnt zunächst zu Fuss später mit dem Fahrrad, die Altpapierbehälter in seiner Umgebung zu durchforsten. Er bringt stapelweise alte Dokumente, Zeitungen, Zeitschriften, Briefe, Postkarten, Fotos und Bücher mit nach Hause, um sie sorgfältig zu sichten. Einige davon verkauft er auf dem Flohmarkt weiter, und bestreitet so einen Teil seines Lebensunterhaltes. Andere behält er, um sie für seine Schreibarbeit zu nutzen. Die darin enthaltenen Alltagstexte, wie Geiger sie nennt, werden zur „Schule“ seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Oder mehr noch, wie er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung Ende Januar 2023 sagt:

„Aber in erster Linie war es für mich eine Schule des Lebens, weil ich mich im eigenen Leben besser orientieren konnte.“

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Jo Nesbø: Blutmond: Harry Hole ermittelt 13

Über den norwegischen Schriftsteller Jo Nesbø (1960) muss man nicht mehr viel sagen, dafür ist er zu bekannt bzw. berühmt. Über seinen Protagonisten Harry Hole auch nicht, oder doch? Am 24. November 2022 erschien bei Ullstein Buchverlage der „neue“ Harry Hole mit dem Titel „Blutmond“. Neu ist auch der Untertitel „Harry Hole ermittelt“ statt wie bisher „Ein Fall für Harry Hole“. Übersetzt wurde der Krimi wie gewohnt von Günther Frauenlob.

Nachdem Harry Hole sich am Flughafen sitzend in Jo Nesbøs letztem Krimi „Messer“ verabschiedet hat, ist er nun in Los Angeles (USA) gelandet. Nach dem Tod von Rakel betäubt er sich dort mit Alkohol. Bis er eine gealterte Schauspielerin kennenlernt. Lucille hat Schulden bei der Mafia. Und Harry will ihr helfen. Da kommt ihm das Angebot eines reichen Osloer Immobilienmaklers gelegen. Markus Røed steht im Verdacht, zwei Frauen ermordet zu haben. Er hofft, dass Harry seine Unschuld beweisen kann. Dafür verlangt Hole exakt die Summe Geld, die Lucille ihren Gläubigern schuldet. Er bekommt zehn Tage Zeit.

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Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen

Der senegalesische Schriftsteller Mohamed Mbougar Sarr (Jahrgang 1990) wurde in Dakar, der Hauptstadt Senegals, geboren. Er studierte in Frankreich. 2014 veröffentlichte er seinen ersten Roman. Für seinen vierten Roman „La plus secrète mémoire des hommes“ erhielt er 2021 als erster afrikanischer Autor den Prix Goncourt. Die deutsche Erstausgabe unter dem Titel „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ erschien am 24. November 2022 im Carl Hanser Verlag. Holger Fock und Sabine Müller haben den Roman aus dem Französischen übersetzt.

Darin erzählt Mohamed Mbougar Sarr von dem jungen Senegalesen Diégane Latyr Faye, der in Paris an seiner literaturwissenschaftlichen Doktorarbeit schreibt, aber eigentlich ein erfolgreicher Schriftsteller sein will. Für ihn ist T.C. Elimane, der „schwarze Rimbaud“, Kult.

Zufällig trifft er die senegalesische Schriftstellerin Marème Siga D. und erhält von ihr Elimanes berühmtes Buch aus dem Jahr 1938über einen brutalen König mit dem Titel „Das Labyrinth des Unmenschlichen“. Nach Erscheinen des Buches wurde T.C. Elimane gefeiert und verteufelt. Schließlich verschwand er spurlos. Weiterlesen

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Leïla Slimani: Schaut, wie wir tanzen

Die Schriftstellerin Leïla Slimani (Jahrgang 1981) schreibt an einer Trilogie ihrer Familiengeschichte. Der erste Teil „Das Land der Anderen“ aus dem Jahr 2021 war ein großer Erfolg. Am 21. September 2022 ist die Fortsetzung „Schaut, wie wir tanzen“ in einer Übersetzung von Amelie Thoma im Luchterhand Literaturverlag erschienen.

Im Frühling 1968 lässt Amine Belhaj einen Swimmingpool in den Garten seiner Farm bei Meknès in Marokko bauen. Amines Farm gedeiht, König Hassan II. regiert und Mathildes und Amines Tochter Aïcha studiert seit vier Jahren Medizin im französischen Straßburg. Selim, Aïchas jüngerer Bruder, geht noch zur Schule und ist ein ausgezeichneter Schwimmer.

Aïcha nimmt ihr Studium sehr ernst und arbeitet viel. Sie interessiert sich nicht für Politik und die Studentenunruhen. Als sie nach Marokko zurückkehrt, trägt sie Minirock und hat sich die Haare glätten lassen. Amine ist entsetzt und Mathilde sagt: „Du hast dich so verändert. Ich hätte dich nicht erkannt.“ (S. 70)

Über ihre Freundin Monette und deren Freund Henri, einem Professor für Wirtschaftswissenschaften, lernt sie Mehdi Daoud kennen, den alle nur „Karl Marx“ nennen. Er will das Land verändern.

Selma, Amines Schwester, leidet in ihrer Ehe mit Mourad und hasst ihre Tochter Sabah, die sie ungewollt bekommen hat. Weiterlesen

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Javier Marías: Tomás Nevinson

Der spanische Schriftsteller Javier Marías ist tot. Er starb überraschend am 11. September diesen Jahres kurz vor seinem 71. Geburtstag. Zur Frankfurter Buchmesse erschien sein letzter Roman „Tomás Nevinson“ am 21. September 2022 im S. Fischer Verlag. Susanne Lange hat ihn aus dem Spanischen übersetzt. „Tomás Nevinson“ bildet nach eigenen Aussagen von Javier Marías ein „Paar“ mit dem 2019 veröffentlichten Roman „Berta Isla“.

Tomás Nevinson, ehemaliger Geheimagent des britischen Geheimdienstes und Ehemann der Spanierin Berta Isla, soll seinem Ex-Chef Bertram Tupra einen Gefallen tun. Der wiederum wurde seinerseits von einem Mitglied des spanischen Geheimdienstes um einen Gefallen gebeten. Es geht um eine ETA-Terroristin, die seit Jahren untergetaucht ist und 1987 an Anschlägen der baskischen Untergrundorganisation beteiligt war. 1997 gibt es Hinweise, die auf drei Frauen in einer Provinzstadt im Nordwesten Spaniens deuten. Nevinson soll dort als Englischlehrer, Miguel Centuríon, herausfinden, welche der drei die Terroristin ist, sie überführen oder gar ausschalten. Letzteres deutet Marías schon mit seinem ersten Satz an:

„Ich wurde nach alter Schule erzogen und hätte nie gedacht, dass man mir eines Tages auftragen würde, eine Frau umzubringen.“ (S. 9) Weiterlesen

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Ian McEwan: Lektionen

Der britische Schriftsteller Ian McEwan (Jahrgang 1948) und Booker-Prize-Träger von 1998 (für „Amsterdam“)  schreibt Bestseller. Nun ist am 28. September 2022 sein neuester Roman mit autobiografischen Elementen im Diogenes Verlag erschienen. Das Buch mit dem deutschen Titel „Lektionen“ wurde von Bernhard Robben aus dem Englischen übersetzt.

Ian McEwans Protagonist Roland Baines ist wie er 1948 als Sohn eines Offiziers der britischen Armee geboren und in Libyen aufgewachsen. Mit elf Jahren wird Roland von seinen Eltern auf ein Internat in England geschickt. Dort erhält er Klavierstunden von Miss Miriam Cornell, die den Jungen verführt und missbraucht.

Im Frühjahr 1986 verschwindet Rolands deutsche Frau Alissa und lässt ihn mit dem gemeinsamen Baby Lawrence in London zurück. Roland schlägt sich mehr schlecht als recht mit dem Sohn durch das Leben. Er arbeitet als Barpianist, Tennislehrer und Gelegenheitsschreiber. Seine Freundin Daphne und ihr Mann Peter unterstützen ihn. Alissa, die wieder ihren Geburtsnamen Eberhardt annimmt, wird eine berühmte Schriftstellerin und lehnt den Kontakt zu Roland und Lawrence ab. Für Lawrence ist er ein guter Vater, die Beziehung zwischen den beiden ist fest und innig. Aber Roland trägt lebenslang an der frühen Beziehung zu seiner Klavierlehrerin. Irgendwann besucht er Alissa in Deutschland und auch Miriam Cornell. Roland erfährt von seinem älteren Bruder Robert. Er heiratet Daphne und erlebt ein kurzes Glück. Weiterlesen

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Dörte Hansen: Zur See

Die deutsche Schriftstellerin Dörte Hansen (Jahrgang 1964) aus Husum hat es geschafft: drei Romane, drei Erfolge. Mit „Altes Land“ aus dem Jahr 2015 und „Mittagsstunde“ (2018) landete sie auf den Bestsellerlisten. Beide Romane wurden verfilmt. „Mittagsstunde“ mit Charly Hübner in der Hauptrolle als Ingwer Feddersen läuft aktuell in den Kinos. Nun also Hansens dritter Streich. „Zur See“ ist am 28. September 2022 im Penguin Verlag erschienen. Dörte Hansen ist 2022 Stadtschreiberin in Mainz.

Schauplatz ihrer neuesten Geschichte ist eine namenlose Insel in der Nordsee. Dort lebt seit 300 Jahren die Familie Sander. Hanne Sander ist Kaptänsfrau und Mutter von drei Kindern, Ryckmer, Eske und Henrik. Vater Jens Sander war Hochseekapitän und lebt seit zwanzig Jahren als Vogelwart auf Driftland.

Ryckmer, der Älteste, war auch Kapitän bis ihn ein Sturm aus der Bahn und von der Brücke warf. Jetzt ist er Deckmann auf der Fähre vom Festland zur Insel und Alkoholiker. Er wohnt bei Hanne, die ihn jeden Abend mit ihrem Auto vom Schiff abholt und ihm seine Bierflaschen einteilt. Ryckmer kennt die Sagen und Mythen der Insel, er registriert Wind, Stürme und Fluten. Er trinkt, damit er schlafen kann. Weiterlesen

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