„Wild nach einem wilden Traum“, Band 3 von Julia Schochs Trilogie
Julia Schoch (Jahrgang 1974) hat ihr Romanprojekt mit Band 3, „Wild nach einem wilden Traum“, beendet. Nach „Das Vorkommnis“ (2022) und „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ (2023) erscheint heute, am 9. Januar 2025, der letzte Teil der Trilogie bei dtv.
Darin erzählt die Ich-Erzählerin über ihre Affäre mit einem Katalanen, den sie während eines Schreibaufenthaltes in den USA kennenlernt. Er bleibt namenlos, wird von ihr nur als „der Katalane“ bezeichnet. Sie hat schon einen Mann, ihren Ehemann, den sie Jahrzehnte später verlassen will (davon handelt Band 2 der Trilogie „Das Liebespaar des Jahrhunderts“).
In der Künstlerkolonie im Hudson Valley nordöstlich von NYC gelegen, treffen Schriftstellerinnen und Schriftsteller verschiedener Nationen zusammen, um an ihren neuen Projekten zu arbeiten. Und die Erzählerin hadert mit der Bezeichnung Schriftstellerin für sich selbst, sie will ein Buch schreiben, hat aber keine konkrete Idee. Sie hat „nur Augen für ihn, den Katalanen“. Beide haben immer wieder intensiven, leidenschaftlichen, jedoch sprachlosen und schnellen Sex miteinander, gehen sich danach aber aus dem Weg.
Vom Erinnern und Erzählen
Für die Ich-Erzählerin kristallisiert sich nach und nach heraus, dass sie über eine Begegnung aus ihrer Kindheit schreiben will: während ihrer Radtouren in die Umgebung ihres Heimatortes im Nordosten Deutschlands, nahe der polnischen Grenzen, trifft sie im Wald auf einen jungen Soldaten aus der Garnisonsstadt nebenan. Sie beginnen ein Gespräch und treffen sich danach immer wieder im Wald an einem Baumstamm. Ihm gesteht sie, dass sie später Bücher schreiben will. Er bestärkt sie darin und sagt den Satz, der nun als Titel dieses Buches dient:
„Ich bin sicher, du schaffst es, bestimmt. Man muss wild danach sein. Wild nach einem wilden Traum. Er wiederholt den Satz, zweimal.“ (S. 43)
Nach ihrer Rückkehr aus den USA denkt sie noch lange an den Katalanen. Sie hat Sehnsucht nach ihm. Das Verhältnis zu ihrem Mann wird schwierig.
Und irgendwann, Jahre später, trifft sie den Katalanen noch einmal wieder, aber er ist ihr „egal geworden“.
Und noch später wird ihr klar, dass sie diese Geschichte, dass sie über den Katalanen schreiben muss.
Vom Begehren und Begehrtwerden
Julia Schoch erzählt in „Wild nach einem wilden Traum“ vom Begehren und Begehrtwerden. Und vom Schreiben. Aus weiblicher Sicht. Und das ist das Besondere an der Geschichte, aber auch der gesamten Trilogie: der ausschließlich weibliche Blick auf das Leben, die Liebe, den Sex und die Schriftstellerei.
Julia Schoch hat ihre ganz eigene, wunderbare Art und Weise des Erzählens. Sie schubst mich als Leserin unmittelbar in die Geschichte hinein. Es gibt keine Einleitung, keine gemächliche Einstimmung, ein Satz und es geht los mit einer Geschichte, die sich viele Jahre zuvor ereignet hat, aber durch das Erinnern im Leben überdauert. Und aus den vielen, vielen Erinnerungsstücken, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, setzt sich das gelebte Leben zusammen. Das ‚Wie‘ und das ‚Was‘ des Lebens.
Es ist Julia Schochs Geschichte und meine und die jeder anderen Frau: „Die Biographie einer Frau“.
Julia Schoch: Wild nach einem wilden Traum. Biographie einer Frau.
dtv Verlagsgesellschaft, Januar 2025.
176 Seiten, Hardcover, 23,- Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.