Mathias Berg: Die Kriminalistinnen: Der Tod des Blumenmädchens

Historischer Kriminalroman aus der Flower-Power-Zeit, der sein Thema verliert

Der Kölner Autor siedelt seinen Kriminalroman im Düsseldorf des Jahres 1969 an, als die ersten Kriminalbeamtinnen eingestellt bzw. ausgebildet wurden. Sie stoßen auf wenig Begeisterung bei den männlichen Kollegen und auf wenig Respekt und Anerkennung in der Bevölkerung.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, die 22Jährige hat bisher als Sekretärin gearbeitet und ist nun zur Polizei gewechselt. Sehr zum Leidwesen, ja zum Ärger ihres Bruders und ihres Vaters. Doch seit dem Tod der Mutter, die vor Jahren einem Verbrechen zum Opfer fiel, das nie aufgeklärt wurde, zieht es Lucia zur Polizei.

Unter den strengen Augen des Vorgesetzten darf sie, ebenso wie die anderen jungen Frauen, die wie sie die Ausbildung in verschiedenen Abteilungen durchlaufen, erste eigene Ermittlungen durchführen, als in einer Wohnung die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde. Das Mädchen gehörte zur Hippieszene in Düsseldorf und nach und nach finden Lucia und ihre Kollegen Details über ihr Leben heraus.

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Wolf Haas: Eigentum

Der Österreicher Wolf Haas (Jahrgang 1960) schreibt Krimis und Romane. Für seine Krimis mit dem ehemaligen Polizisten und Detektiv Simon Brenner wurde er mehrfach ausgezeichnet. Einige der Krimis wurden verfilmt. Daneben veröffentlichte Haas mehrere Romane. Am 4. September 2023 erschien sein neuester Roman „Eigentum“ im Carl Hanser Verlag.

Auf dem Packpapier-Einband des Buches prangt ein roter Stempel „Eigentum von Wolf Haas“. Damit auch kein Zweifel über Urheberschaft und Besitz entsteht. Wolf Hass hat über seine Mutter Marianne geschrieben oder besser gesagt über sich und seine Mutter. Im Text wechseln sich Passagen des Ich-Erzählers (Wolf) mit Passagen der Ich-Erzählerin (im Dialekt Mutter Marianne).

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Nele Pollatschek: Kleine Probleme

Nele Pollatschek, eine 1988 geborene Autorin aus Berlin, beschreibt in ihrem Roman „Kleine Probleme“ einen 49-jährigen Mann – Lars heißt er –, der mit den kleinen Anforderungen des Lebens so seine Probleme hat.

Am letzten Tag des Jahres macht er sich eine Liste, auf der immer wieder aufgeschobene Arbeiten stehen, die er noch vor Jahresende erledigen will: putzen, Steuererklärung machen, das Bett für die Tochter aufbauen, den Vater anrufen, die Regenrinne sauber machen … Dabei sieht er sich ja eigentlich als kommenden großen Schriftsteller, der „den besten Roman der Welt“ schreiben wird. Jedes Kapitel handelt von einem anderen Punkt auf Lars‘ Liste. Demnach umfasst die Handlung lediglich diesen Silvestertag.

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Louise Kennedy: Übertretung

Bewegende Darstellung des Irland-Konflikts der 70er Jahre am Schicksal einer jungen Frau

Beim Lesen solcher Bücher, die sich mit historischen Ereignissen befassen, merkt man die Lücken im eigenen Wissen. Die Irin Louise Kennedy erzählt in ihrem Debütroman von den Geschehnissen und den immensen politischen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten in ihrem Land in den siebziger Jahren. Dabei war mir vieles, was sie schildert, zwar oberflächlich bekannt, in dieser Tiefe und Dimension war man sich dieser Dinge aber sicher nicht bewusst.

Dieser Umstand macht die Lektüre des Romans nicht einfach, aber umso wichtiger. Dankenswerterweise gibt es am Ende des Buches ein Glossar der Übersetzenden, welches einige der in der Landessprache verwendeten Begriffe erläutert.

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Alexa Hennig von Lange: Zwischen den Sommern

Wie konnte das Jahrhundertunglück des Zweiten Weltkrieges und des Holocausts passieren? Was machte die Masse an Menschen, die weder mit dem System sympathisierten, noch in den Widerstand gingen? Im zweiten Teil ihrer Trilogie nach „Die karierten Mädchen“ zeichnet Autorin Alexa Hennig von Lange anhand den Tonband-Aufzeichnungen ihrer Großmutter das Bild einer verlorenen Generation nach. Von Menschen, die weder Helden noch Verbrecher waren, die einfach nur weitermachten, Tag für Tag, um sich und ihre Familien zu schützen. Von Menschen, die aus lauter Scham ihr Leben lang nicht über jene Zeit reden wollten. „All die Ämter und Funktionen, die einzunehmen, die Ehrenauszeichnungen, die zu erreichen waren, all die Verdienste für das deutsche Volk. Sie hatten sich alle davon blenden lassen – und nun saßen sie in verdunkelten Häusern. Längst ging es nur noch um das nackte Überleben und nicht mehr um das, was irgendwann einmal nach dem Versprechen einer wunderbaren Zukunft geklungen hatte.“ (S.295)

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Gina LaManna: Drei Freundinnen

Unterhaltsamer Popcorn-Psychothriller

Geheimnisse wogen schwer.

Sie waren lebende, atmende Wesen, die wuchsen und sich mit der Zeit veränderten. Sie erstickten und erdrückten ihre Bewahrer; blähten sich vor Wut auf und sanken vor Depression in sich zusammen.“ (S. 96)

Die Autorin zaubert in ihrem Psychothriller „Drei Freundinnen“ pure Spannung aufs Papier – voller unerwarteter Wendungen, die einen regelrecht an die Seiten fesseln. Ich war gebannt darauf, wie sich die Geschichte entwickelt, daher habe ich das Buch nicht nur in Rekordgeschwindigkeit inhaliert. Nein, ich habe wirklich jeden Satz intensivst gelesen; buchstäblich, um nichts zu verpassen – und das ist bei mir eine Seltenheit! Denn wenn mich die Faszination nicht packt, was leider zu oft der Fall ist, verfalle ich automatisch ins Speed Reading.

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Tanja Schwarz: Vaters Stimme

Die deutsche Schriftstellerin Tanja Schwarz (Jahrgang 1970) schrieb 2021 die vielversprechenden Erzählungen „In neuem Licht“. Die Frauenfiguren darin mühen sich im Alltag ab: mit ihren Kindern, ihren Partnern, ihren Eltern, mit fremden Menschen. Und immer wieder bringen sie sich in noch anstrengendere Situationen. Und so ergeht es auch ihrer Hauptfigur in dem neuen Roman „Vaters Stimme“, der am 21. August bei hanserblau im Carl Hanser Verlag erschienen ist.

Nina ist Ende vierzig. Sie lebt in Hamburg getrennt von Ron, dem Vater ihres Sohnes Lenny. Beruflich ist sie viel unterwegs. Lenny wächst bei seinem Vater auf. Ninas psychisch kranke Mutter lebt in Süddeutschland, auf der Schwäbischen Alb. Ihren Vater hat sie vor 25 Jahren das letzte Mal gesehen. Sie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Eines Tages schlägt Lenny vor, den ihm unbekannten Opa anzurufen.

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Anne Weiss: Der beste Platz zum Leben

Wohnen bedeutet nicht nur, seine Sachen für eine gewisse Zeit irgendwo unterzustellen und abends immer an die selbe Stelle zum Schlafen zu kommen. Wir alle wissen, wohnen ist enorm wichtig für unser psychisches Wohlbefinden, kann krank machen oder glücklich, definiert unseren sozialen Status, zeigt uns und anderen, wer wir sind. Es trifft uns ins Mark, wenn wir wohnungslos werden. Aber gerade davon sind aktuell viele Menschen bedroht, weil sie sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten können.

Anne Weiss ist knapp fünfzig und zweiundzwanzig Mal umgezogen. Es gab unterschiedliche Gründe, warum sie ihr Zuhause so oft gewechselt hat. Am Beginn des Buches lebt sie in einer Substandardwohnung in Berlin, unendlich heiß im Sommer, eiskalt im Winter, mit einem Loch in der Decke, durch das es bei Regenwetter tropft. Auf der Suche nach dem idealen Lebensort für die Zukunft probiert sie unterschiedliche Wohnformen aus und schreibt darüber dieses Buch.

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Michiko Aoyama: Frau Komachi empfiehlt ein Buch

Fünf einzelne Geschichten um Menschen, denen ein Buch aus der Misere hilft

Die Beschreibung dieses Buches erinnerte mich ein wenig an „Kleine Wunder nach Mitternacht“ von Keigo Higashino, ein Buch, das ich sehr geliebt habe. Weshalb ich mit entsprechenden Erwartungen an das Buch von Michiko Aoyama heranging, die sich leider nicht erfüllten.

Denn am Ende ließ mich das Buch – einen Roman möchte ich es fast nicht nennen, denn es sind einzelne Geschichten, die nur durch die Bibliothekarin Komachi miteinander verbunden sind – etwas ratlos zurück.

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Lara Elena Donnelly: Amberlough: Stadt der Sünde

Willkommen in Amberlough, einer Metropole in einem Reich, in dem es gärt. Ein Reich, das aus vier selbständigen Provinzen besteht, ein Reich, in dem eine Einheitspartei anstrebt, die Macht an sich zu reißen.

Doch bevor die Nationalisten, die mit allen Mitteln, seien sie legal oder nicht ganz koscher, ihr Ziel zu erreichen suchen, wird noch einmal gefeiert. Im Bumble Bee Cabaret, dem angesagtesten Nachtclub der Stadt, treffen sich alle, die Rang und Namen, Einfluss oder Vermögen haben. Hier vergisst man für ein paar Stunden die drohende Machtübernahme der Faschisten, hier ist die freie Liebe noch wirklich frei, denkt sich niemand etwas bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

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