Der Autor Jens-Philipp Gründler ist ein Könner auf dem Gebiet der Kurzprosa, wobei er die stillen Töne liebt, heftige Wendungen aber ebenso einsetzt.
Die erste Kurzgeschichte, „Der heilige Name“, erzählt von der Begegnung des Ich-Erzählers mit dem römischen Klerus: „Meine Vorliebe für diese vorzugsweise reptilienartig gealterten, nach Flieder duftenden Greise…“. Sorgfältig beobachtet und mit hintergründiger Komik („Wo hat der Edelmann den Prospekt an sich genommen?“) lässt Gründler es zu der Begegnung mit einer Bettlerin kommen.
In „Hart Island“ begegnet uns ein Thema, das sich durch die meisten Texte begleitet, dem Traum („Luzide Träume waren für Anna Rosensteins Arbeit immer schon eine unbedingte Notwendigkeit gewesen“). Horrorelemente und aktuelle Bezüge (Corona) machen diesen Text für mich zu einem der Highlights des Buches. Die Kurzgeschichte könnte seht gut die Inspiration zu einem Roman sein, Figuren, Setting und Handlung würden auch einen längeren Text tragen.
Weiterlesen