Eric Stehfest: 9 Jahre Wahn: Mein Leben mit paranoider Schizophrenie

„Überlebensmodus galore, 24/7 Stresslevel am Anschlag“

„Ich heiße Mackie. Und Eric. Welche Szenen zu wem gehören, was wahr ist und was erfunden, das überlasse ich ganz Ihnen und Ihrer Fantasie. Am Ende ist es auch völlig egal, was echt ist und was nicht. Denn erlebt habe ich alles.“ (S. 36)

– Selten hat jemand so radikal direkt gezeigt, wie zerfließend die Grenzen zwischen Realität, Wahn und Kunstfigur werden können.

Ich schaue kein Fernsehen, verfolge keinerlei Promi-Stories und habe auch Eric Stehfests frühere Bücher „9 Tage wach“ oder „Rebellen lieben laut“ nicht gelesen. „9 Jahre Wahn“ habe ich mir allein aus psychologischem Interesse vorgenommen – und war überrascht, wie nah, roh und zugleich poetisch mich diese Erzählung an die Erfahrung von Schizophrenie heranführt. Chapeau auch an den Lektor Carsten Tergast.

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Susana Monsó: Das Schweigen der Schimpansen: Wie Tiere den Tod verstehen

Können Tiere den Tod verstehen, wenn schon wir Menschen den Tod nicht verstehen?
Im Grunde wollen Menschen den Tod weder akzeptieren noch ans Sterben denken. „Wir sehen den eigenen Tod als bloßes entferntes Ereignis in einer noch unbestimmten Zukunft“ (eBook S. 8).
Die Autorin und Philosophin Susana Monsó liefert uns in diesem Buch triftige Argumente zum besseren Verständnis vom Tod.
Hierzu greift sie viele Beispiele vom Trauerverhalten unterschiedlichster Tiere auf. Darin beschreibt sie, welche Reaktionen Tiere in Bezug auf verstorbene Artgenossen aufzeigen und was ihr Verhalten über ihren jeweiligen Geisteszustand aussagt. Die zahlreichen Studien handeln von Affen und Menschenaffen, von Elefanten, Walen, Pferden, Krähen oder Insekten.

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Marie-Luise von der Leyen: Die Skandalösen: Frauen, die sich ihre Freiheit genommen haben

„„Skandalös“ ist ein deutsches Adjektiv, das etwas beschreibt, das Empörung und Aufsehen erregt und als empörend, unerhört oder ungeheuerlich empfunden wird. Es bezieht sich auf Situationen, Handlungen oder Verhaltensweisen, die schockieren oder Anlass zu großer Kritik geben.“ Soweit die offizielle Definition des Wortes „skandalös“. Seine Bedeutung ist allerdings einem ständigen Wandel unterworfen, es kommt eben immer darauf an, welche gesellschaftlichen Werte und Normen gelten. Was als „akzeptiert“ oder eben als „anstößig“ galt oder gilt, ist heute etwas ganz Anderes als vor hundert oder zweihundert Jahren.

Marie-Luise von der Leyen hat sich die Mühe gemacht, uns die Biographien von neun Frauen aus der Zeit von Mitte des 17. Jahrhunderts bis Ende des 20. Jahrhunderts zu schildern und darzulegen, warum sie in ihrer Zeit als „skandalös“ gegolten haben. Manche der Namen, die hier auftauchen, sind sicher den meisten bekannt, von anderen haben Sie vielleicht noch nicht oder nur mal am Rande gehört. Zu den bekannten „mutigen, starken Frauen, die die Welt veränderten, Schranken durchbrachen, sich gegen starre Normen stellten und Risiken in Kauf nahmen“ gehören sicher Coco Chanel, Prinzessin Diana, George Sand und Lola Montez, vielleicht noch Franziska Gräfin zu Reventlow.  Aber es lohnt sich durchaus, auch die anderen Kurz-Biografien zu lesen. Immer etwa 20, 30 Seiten – allzu nicht allzu lange, gut zu lesen und mit häufig interessanten Erkenntnissen. Weiterlesen

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Elsemarie Maletzke: Jane Austen

Was für ein wunderbares, erfreuliches und erfreuendes Buch, eine Biografie, die sich genauso spannend und so leichtfüßig, aber doch gehaltvoll liest wie die unvergleichlichen Romane von Jane Austen.

Elsemarie Maletzke gelingt es, ein Sachbuch so zu schreiben, dass man meint, einen fesselnden Roman zu lesen. Einen Roman voller sympathischer, natürlicher und vor allem interessanter Figuren.

Nahezu chronologisch erzählt Maletzke von Austens Leben, ein Leben, das im 18. Jahrhundert beginnt und nach nur 42 Jahren im Jahr 1817 endet. In diesem Leben, welches sie nur in wenigen Bereichen selbstbestimmt leben durfte, waren die von ihr verfassten Romane sicher nicht nur Beschäftigung, nicht nur Beweis ihrer genialen schriftstellerischen Fähigkeiten, sondern möglicherweise auch eine Art Flucht aus eben diesem Leben.

Denn Frauen zu dieser Zeit, zumal unverheiratete, hatten wenig Möglichkeiten. Meist verbrachten sie ihr Leben als mehr oder weniger geduldete Tanten, die den Vätern, Brüdern, Schwägern auf der Tasche lagen. Jane Austen blieb ihr Leben lang unverheiratet, wohnte die meiste Zeit zusammen mit ihrer ebenfalls ledigen Schwester Cassandra und ihrer verwitweten Mutter, finanziell unterstützt von ihren älteren Brüdern. Weiterlesen

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Amélie Nothomb: Psychopompos

In diesem Werk, einer Mischung aus Autobiografie, spirituellen Erkenntnissen und Schreibfindungsprozess, gewährt uns die vielfach prämierte Autorin Amélie Nothomb faszinierende Einblicke in ihr Leben. Als Diplomatentochter lebte sie in ihrer Kindheit unter anderem in Japan, China, New York, Bhutan und Bangladesch. Amélie Nothomb, die ständig Entwurzelte, findet in den Vögeln ihre Seelentiere. Sie identifiziert sich mit ihrem Wesen, auch und gerade nach einem persönlichen Trauma zu Beginn ihrer Pubertät. Doch hinter ihrer Passion für Vögel steckt weit mehr als ornithologische Hingabe. Ihre Faszination gilt Psychopomp, einem Wesen, das die Seelen der Toten ins Jenseits begleitet. Mal kann dies ein Götterbote wie Hermes sein, mal ein Vogel wie die Taube in der Bibel als Symbol des Heiligen Geistes. Poetisch, mit leisem Humor, aber auch düster und abstrakt ist der Autorin ein faszinierendes Konglomerat an Stilen gelungen, das der Begriff Biografie allein nicht zu fassen vermag. Wer sich auf dieses ungewöhnliche Leseerlebnis einlassen kann, wird nicht enttäuscht. Denn dies ist keine Biografie im herkömmlichen Sinn. Weiterlesen

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Katrin Böhning-Gaese et al.: Rettet die Vielfalt: Manifest für eine biodiverse Gesellschaft

Das Thema Biodiversitätsverlust wird gegenüber dem Klimawandel häufig übersehen. Zu Unrecht. Intakte Ökosysteme stellen uns Nahrung, Energie, Lebensraum, Luft zum Atmen, sauberes Wasser, Schutz vor Umweltkatastrophen, Erholung, Ästhetik und Gesundheit bereit (Beispiel: rund 70 Prozent aller Krebsmedikamente gehen auf Naturwirkstoffe zurück!). Die Botschaft des Buches ist knackig: „Während der Klimawandel darüber bestimmt, WIE wir in Zukunft leben werden, entscheiden das globale Artensterben und die globale Vernichtung von Ökosystemen darüber, OB wir Menschen auf diesem Planeten überleben werden.“ (S. 161). Doch das Buch schürt keine Panik, sondern beschreibt viele Lösungsvorschläge. Was bereits möglich ist und in anderen Ländern erfolgreich umgesetzt wird. Das Autoren-Trio aus den Bereichen Wissenschaft, Juristik und Geschichte veranschaulicht das Thema äußerst umfassend, praxisnah, hinterlegt mit erstaunlichen Zahlen und Fakten.

Wirtschaftsfaktor Natur: Ökonomischer Wert der Artenvielfalt!
Schon gewusst: Die Hälfte aller Wirtschaftsleistungen weltweit geht auf Leistungen der Natur zurück!  Und sogar kostenlos. Genau darin liegt laut den Autoren das Problem. Was nichts kostet, ist nichts wert. Was nichts wert ist, wird nicht geschützt, hat im Diskurs zwischen wirtschaftlichen und sozialen Fragen stets das Nachsehen. Dabei hat eine 2024 veröffentlichte Studie erstmals den Wert der von der Natur bereitgestellten Leistungen berechnet. Weiterlesen

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Sira Huwiler-Flamm: Hinter dem Tellerrand: Warum uns erst Essen zu Menschen macht

Der Untertitel, Warum uns erst Essen zu Menschen macht, ist grammatisch betrachtet das kühne Ergebnis intensiver Recherchen. Die Journalistin und Autorin Sira Huwiler-Flamm hat diese in 20 Thesen zerlegt und beschreibt informativ und kurzweilig, warum Essen für uns so essenziell ist. Weil bekanntlich alles einen Anfang haben muss, beginnt sie mit den scheinbar einfachen Fragen. Sind wir Menschen beziehungsweise menschlich, weil wir eine Speise zubereiten, um sie im besten Fall mit anderen zu teilen? Und darüber hinaus: Entwickeln wir eine Esskultur, wenn Essen höheren Zielen dient als dem schlichten Erhalt des Körpers? Diesem Körper könnte es egal sein, ob er beim geistigen Austausch mit anderen eine genussreiche Nahrungsaufnahme erfährt oder mit irgendetwas den Magen gefüllt bekommt. Sättigung und guter Geschmack reichen auch dann nicht, wenn fehlende Nährstoffe, Vitamine und anderes zu einer Mangelernährung führen.

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Henning Sußebach: Anna oder: Was von einem Leben bleibt

Der Prozess des Erinnerns ist eine Gratwanderung zwischen der „Wahrheit“ und dem Bild, das man erschaffen hat. Wer erinnert sich schon genau an seinen gestrigen Tag, an die Ereignisse der näheren Umgebung, innenpolitisch und außenpolitisch? Und welches Ereignis wird nachhaltig das eigene Leben beeinflussen? Ein genauer Rückblick könnte bei der Beantwortung dieser Fragen helfen.

Der Autor und Journalist Henning Sußebach versucht einen Rückblick, der weit über 100 Jahre in die Vergangenheit reicht, um seiner Urgroßmutter Anna einen festen Platz in den familiären Erinnerungen zu geben. Er versprach seiner betagten Mutter, Annas jüngster Enkelin, sie werde das Buch über ihre Großmutter rechtzeitig in den Händen halten, denn Anna „… kam auf die Welt und verließ sie wieder. Ihr Nachlass ist winzig.“ (S. 9) Biografien über Frauen wurden – wenn überhaupt – über das Kirchenregister festgehalten. Geboren, getauft, verheiratet, Taufen der Kinder … gestorben. Das arbeitsreiche Leben schenkte wenig Freiräume, um ein Tagebuch zu führen. Die täglichen Aufgaben nahmen so viel Zeit in Anspruch, dass eine schriftlich fixierte Reflexion ein kühner Gedanke blieb. Anna führte – wie damals üblich – ein Poesiealbum, das unterschiedliche Personen mit Reimen und Botschaften füllten.

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Fabian Ritter: Wir Wale

Wenn wir Geschichten aus den Genres Fantasy und Science-Fiction lesen, baut die Unterhaltungsindustrie auf sympathische Helden, die gegen das gigantisch Böse kämpfen, beziehungsweise den drohenden Untergang bestimmter Menschengruppen verhindern. Die Geschichte David gegen Goliath findet viele Kleider. Niemand scheint müde zu werden, sie in all ihren Facetten zu lesen, weil das Gute eben siegen muss.

Eine nicht so gängige, utopische Geschichte könnte so gehen: Ein Volk lebt friedlich miteinander, weil es nur ein Wir gibt. Wer die Führung der Gruppe übernimmt, hat hierfür die beste Qualifikation und nutzt diese ausschließlich zum Allgemeinwohl. In der Regel werden diese Fähigkeiten über Jahrzehnte hinweg geschult. Uraltes Wissen geht von der Mutter auf die Tochter über und später auf deren Tochter. Es scheint, als gäbe es hier schon von Anfang an das Matriarchat. Man stelle sich ein harmonisches Miteinander vor, in dem jeder lernen darf, was er will und seinen Platz in der Gesellschaft hat. Die hochentwickelte Kultur ist genauso komplex und effizient wie die Kommunikation untereinander. Sie produziert keinen Müll und braucht kein Handy, um sich über weite Strecken miteinander auszutauschen.

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Hubert Messner, Lenz Koppelstätter: Unser Südtirol

Der Titel des Buches erzählt seinen Lesern wohl schon, um was es in ihm geht. In 26 Kapiteln erzählen Lenz und Hubert abwechselnd von den verschiedensten Aspekten, Besonderheiten, aber auch den ein oder anderen Skurrilität ihrer Heimat/Wahlheimat Südtirol.

Man lernt Unikate, besondere Menschen und besondere Orte kennen während dem Lesen. Taucht ein in Anekdoten und Memoiren der Familiengeschichte Messer, erfährt spannendes, entdeckt abgelegene Orte und begibt sich auf Ötzis Spuren. In Szene gesetzt wird das ganze durch unzählige, beeindruckende Fotos des Südtiroler Fotografen Peter Unterhurner.

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