Roxane Gay (Hrsg.): Halb so schlimm: 29 Essays über Rape Culture

29 Essays, die weh tun müssen: Hinschauen, wo es am schwersten fällt

»Das Mädchen, das ich früher war, haben diese Jungen getötet, aber sie haben mich nicht ganz getötet.« (S. 9)

Ich möchte nicht viele Worte verlieren, aber möglichst viele Menschen dazu bringen, dieses Buch über Rape Culture* zu lesen. Auch wenn es im Bauch brodelt, einem übel wird, die Kehle sich zuschnürt und man kaum atmen kann – diese Essays reißen auch Nichtbetroffene mit. Sie zwingen zum Hinschauen und Mitfühlen, was viele lieber verdrängen würden. »Halb so schlimm« ist ein ungeschöntes, kompromissloses Leseerlebnis, das dich nicht unverändert zurücklässt.

Roxane Gay zerreißt den Schleier des Schweigens über Rape Culture.

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Timon Krause: Sei deiner Zeit voraus: 13 Denkprinzipien für die Welt von morgen

In seinem Nachwort schreibt der Autor Timon Krause: „In meiner Überheblichkeit hatte ich mir einen philosophischen Theoriebrocken ausgesucht, den es jetzt in ein praktisches System zur Lebensverbesserung umzuformen galt. Ich kann nur hoffen, dass ich, wenn du’s bis hierher geschafft hast, dieser Aufgabe halbwegs gerecht geworden bin.“ (S. 269)

Ja, dies hast du. Nun stellt sich mir die Frage, wie ich ein so komplexes Buch rezensieren soll.

Hier ist der Versuch mit der einleitenden Frage: Wie soll es mit dem eigenen Erleben in der großen, weiten Welt weitergehen?

„Wenn alles relativ ist, ist gefühlt nichts mehr wahr oder bedeutend.“ (S. 146)

Dies ist einer der Denkansätze des Philosophen und Mentalisten Timon Krause.

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Christian Klar: Was ist los in unseren Schulen

Christian Klar ist Direktor einer „Brennpunkt“- Mittelschule in Wien. In seinem Buch berichtet er, wie es in seinem Haus zugeht, was sich in den Klassen abspielt. Er ist aus ganzem Herzen Lehrer und deswegen spricht er die Dinge glasklar an, die dem oft unglaublich ambitionierten Lehrpersonal die Ausübung des Berufes so schwer machen. Sehr, sehr oft ist der Umgang mit den Schülerinnen und Schülern ein schwieriger, weil sie in Österreich nicht integriert sind und manche das auch gar nicht ernsthaft wollen.

Er schreibt: „Der Staat hat die Aufgabe, einen Rahmen und für jeden und jede alle Möglichkeiten für ein erfolgreiches Leben zu bieten. Diese Möglichkeit zu nutzen, ist die Verantwortung jedes Einzelnen!“ (S. 14) Klar steht – wenn man so will – jeden Tag an der „Front“. Er weiß, was Sache ist. Immer mehr Kinder können dem Unterricht nicht folgen, weil sie kein Deutsch verstehen. Manche von ihnen sind infolge von Familienzusammenführungen erst seit kurzem in Österreich, andere sind bereits in dritter Generation im Land und sprechen die Landessprache nicht.

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Natalie Haynes: Goddesses: Die Macht der griechischen Göttinnen

Wie kommt es, dass die scheinbar rachsüchtige Hera so oft missverstanden wird? Warum wären Furien für die heutige Politiklandschaft wichtig? Was zeigt uns Athene über moderne Kriegstraumata? Warum galt ausgerechnet die jungfräuliche Artemis als eine Schutzgöttin der Geburt? Keine erzählt die jahrtausendealten Sagen der antiken Mythologie so neu, klug, gewitzt wie Natalie Haynes. Die englische Autorin, die in Cambridge Altphilologie studiert hat, lenkt den Blick auf die weibliche Perspektive. Auf Details, die Ihnen bislang entgangen sind. Sie legt uns eine andere Lesart des Geschriebenen aus der Feder von Homer, Ovid & Co nahe.

Ohne Ehemann tonangebend
Ihr immenses Wissen – gibt es eigentlich irgendwelche Statuen oder Bilder, welche Haynes nicht kennt? – paart sie mit persönlichen, ironischen Anmerkungen und transferiert den Kern von der Geschichte ins Hier und Heute. So folgen wir staunend den Göttinnen Hera (Götterkönigin), Aphrodite (Göttin der Schönheit, Lust und Liebe), Artemis (Göttin der Jagd, Waldtiere und des Mondes), Demeter (Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit), Hestia (Göttin des Herdfeuers), Athene (Göttin der Weisheit, Schutzgöttin Athens), den neun Musen (zuständig für die schönen Künste rund um Tanz, Musik, Theater und Dichtung) und den drei Furien (Rachegöttinnen) durch ihre Geschichten.

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Suzanne Heywood: Wavewalker

Die Welt auf einem Segelschiff zu umrunden, ist der große Lebenstraum ihrer Eltern. Für die siebenjährige Suzanne Heywood wird diese Exkursion zu einer jahrelangen entbehrungsvollen Reise auf Kosten ihrer Kindheit und Jugend.

Was sich nach dem ursprünglichen Plan wie ein verheißungsvolles Abenteuer auf Zeit anhört, entwickelt sich zu einer nimmer enden wollenden Reise mit unkalkulierbaren Herausforderungen in dieser autobiografischen Reisebeschreibung. Aus den ursprünglich vorgesehenen drei werden zehn Jahre auf See.

Das Segelschiff Wavewalker wird zum beengten Zuhause für die siebenjährige Sue, ihren jüngeren Bruder und deren Eltern. Anstatt eine unbeschwerte Kindheit zu verleben, sind die Kinder mit Überlebensängsten, Enttäuschungen und Einsamkeit konfrontiert. Keine Freunde, kein wirkliches Zuhause, keine Schule. Stattdessen immer wieder neue Crewmitglieder, lebensbedrohende Stürme, gerissene Segel, Schiffbruch, Unfälle, Operationen, von Wind und Salzwasser verfilzte Haare, wenig Trinkwasser, Dosenmahlzeiten, wenig Verständnis von den Eltern und keine Chance, diesem Leben zu entkommen. Nur zeitweise erhalten die Kinder Unterricht durch ihre von häufiger Seekrankheit geplagte Mutter.

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Jana Baumann, Anne Roth: Unsagbar

Alle kennen Gewaltbetroffene, niemand kennt Täterinnen und Täter

Wie wird man dieser Thematik gerecht? Indem man spricht – und liest.

»Unsagbar« ist nicht nur eine dringend benötigte biografische Geschichte, sondern eine kraftvolle Stimme für all jene, die im Verborgenen leiden und selbst nicht sprechen können.

»Ich war mir so sicher, dass ich die Situation wieder unter Kontrolle bekomme. Das habe ich aber nicht. Er hat kontrolliert.« (S. 19)

Dieses Buch greift ein zutiefst sensibles, oft verdrängtes Thema auf: sexualisierte Gewalt. In einer Welt des Schweigens und Verdrängens erhebt sich »Unsagbar« mit unerschütterlicher Kraft und erzählt Jana Baumanns Geschichte schmerzhaft ehrlich, aber auch inspirierend.

In seiner schonungslosen Ehrlichkeit ist das Buch sowohl eine offene Wunde als auch ein Heilmittel. Dabei ist es viel mehr als eine Anklage: Es ist eine ausgestreckte Hand, die dazu einlädt, an ihrer Seite zu kämpfen.

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Theres Lundén, Johannes Wätterbäck: Mit Kaltanbau zu grünen Wundern

Mit der Übernahme eines Landstücks, beschlossen Theres Lundén und Johannes Wätterbäck, es mit der Selbstversorgung zu probieren – und das so umweltfreundlich wie möglich. Für die Selbstversorgung muss jedoch das ganze Jahr über geerntet werden können, was nur mit teuren beheizten Gewächshäusern möglich ist, die viel Strom fressen und Wärme ausstoßen – oder so zumindest könnte man denken, bevor man dieses Buch gelesen hat.

Unterstützt von inspirierenden Bildern und leicht verständlichen Praxistipps, erläutern die Autoren in diesem Buch, wie man seinen Garten das ganze Jahr über nutzen kann und das komplett ohne Heizsystem. Dabei wird sich an der Natur orientiert, Setzkästen mit Schnee bedeckt und Kohl erst bei eisigen Temperaturen geerntet. Der Einklang mit der Natur scheint für die Autoren am Ende sogar so ergiebig zu sein, dass die vierköpfige Familie mit zwei Kindern aus dem eigenen Garten leben kann. Was als Hobbyprojekt begann, ist heute für sie ein Lebensinhalt.

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Anuschka Roshani: Truboy: Mein Sommer mit Truman Capote

In diesem Buch dreht sich alles um Truman Capote, das geniale, schillernde Enfant terrible der amerikanischen Literaturszene. Anuschka Roshani hat bereits Truman Capotes Gesamtwerke beim Verlag Kein & Aber herausgegeben und schreibt ihre Dissertation über Capote. Roshani hat Verhaltensbiologie studiert und war viele Jahre Reporterin und Redakteurin beim Spiegel.

Truman Capote lebte von 1924 bis 1984. Schon früh wurde er als literarisches Ausnahmetalent und Sensation gefeiert. Mit neunzehn Jahren erhielt Capote den „O.-Henry-Preis“ für seine Kurzgeschichte „Miriam“. Sein Roman aus dem Jahr 1948 Andere Stimmen, andere Räume  machten ihn zum umworbenen Debütautor der USA. Auch „Frühstück bei Tiffany“ oder der Tatsachenroman „Kaltblütig“ stammen, wie viele weitere Klassiker, aus Capotes Feder. Hier darf angemerkt werden, dass es sich unbedingt lohnt, Truman Capote zu lesen. Seinen Zeilen haftet eine Aura an, der man sich schwerlich wieder entziehen kann.

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J. D. Vance: Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

J.D. Vance ist Jahrgang 1984. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Middletown/Ohio und in den Appalachen von Kentucky. Heute, 2024, ist er der Vizepräsidentschaftskandidat von Donald Trump. Doch dieses Buch ist in keinster Weise politisch geprägt. Vielmehr ist es eine Art Dokumentarbericht über eine schon viele Jahre abgehängte, vergessene Bevölkerungsschicht Amerikas, in der J. D. Vance aufgewachsen ist. Gleichzeitig ist es seine persönliche und die Geschichte seiner Familie.

Im Jahr 2016 wurde die Hillbilly Elegy erstmals in den USA aufgelegt und avancierte schnell zum Bestseller. Dieser Erfolg darf mit Donald Trumps erfolgreicher Präsidentschaftskandidatur in Zusammenhang gebracht werden. – Auch durch die Hillbilly Elegy von dem damals erst einunddreißigjährigen J. D. Vance, der in seinem Buch genau jene vergessenen Gesellschaftsschichten des „Rustbelts“ in den deindustrialisierten US-Bundesstaaten thematisierte, schien sich der damalige Wahlsieg Trumps erklären zu lassen. Weiterlesen

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Benedict Wells: Die Geschichten in uns: Vom Schreiben und vom Leben

Wie eine private Begegnung mit einem Autor, der aufschlussreich und insprierend über sich und sein Schreiben spricht.

Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Mit nur 23 Jahren wurde er vom Schweizer Verlag Diogenes unter Vertrag genommen. Seine Bücher sind bislang in 38 Sprachen erschienen.

In unserem Leselust-Portal sind verschiedene Rezensionen von Benedict Wells‘ Büchern zu finden:
hard-land
die-wahrheit-ueber-das-luegen-zehn-geschichten
vom-ende-der-einsamkeit
Fast genial
Spinner

Das neue Buch von Benedict Wells nun ist zum einen ein sehr ehrlich und persönlich gehaltener Text, zum anderen ist es ein Schreibratgeber, in dem er über seine Schultern beim Arbeiten blicken lässt. Der Weg zum erfolgreichen Autor kann steinig und lang sein. Auch Benedict Wells‘ Weg war lange nicht von Erfolg gekrönt. Eingehend führt er Misserfolge und Fehler aus und macht Mut für Ausdauer und Disziplin. Weiterlesen

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