Anuschka Roshani: Truboy: Mein Sommer mit Truman Capote

In diesem Buch dreht sich alles um Truman Capote, das geniale, schillernde Enfant terrible der amerikanischen Literaturszene. Anuschka Roshani hat bereits Truman Capotes Gesamtwerke beim Verlag Kein & Aber herausgegeben und schreibt ihre Dissertation über Capote. Roshani hat Verhaltensbiologie studiert und war viele Jahre Reporterin und Redakteurin beim Spiegel.

Truman Capote lebte von 1924 bis 1984. Schon früh wurde er als literarisches Ausnahmetalent und Sensation gefeiert. Mit neunzehn Jahren erhielt Capote den „O.-Henry-Preis“ für seine Kurzgeschichte „Miriam“. Sein Roman aus dem Jahr 1948 Andere Stimmen, andere Räume  machten ihn zum umworbenen Debütautor der USA. Auch „Frühstück bei Tiffany“ oder der Tatsachenroman „Kaltblütig“ stammen, wie viele weitere Klassiker, aus Capotes Feder. Hier darf angemerkt werden, dass es sich unbedingt lohnt, Truman Capote zu lesen. Seinen Zeilen haftet eine Aura an, der man sich schwerlich wieder entziehen kann.

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J. D. Vance: Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

J.D. Vance ist Jahrgang 1984. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Middletown/Ohio und in den Appalachen von Kentucky. Heute, 2024, ist er der Vizepräsidentschaftskandidat von Donald Trump. Doch dieses Buch ist in keinster Weise politisch geprägt. Vielmehr ist es eine Art Dokumentarbericht über eine schon viele Jahre abgehängte, vergessene Bevölkerungsschicht Amerikas, in der J. D. Vance aufgewachsen ist. Gleichzeitig ist es seine persönliche und die Geschichte seiner Familie.

Im Jahr 2016 wurde die Hillbilly Elegy erstmals in den USA aufgelegt und avancierte schnell zum Bestseller. Dieser Erfolg darf mit Donald Trumps erfolgreicher Präsidentschaftskandidatur in Zusammenhang gebracht werden. – Auch durch die Hillbilly Elegy von dem damals erst einunddreißigjährigen J. D. Vance, der in seinem Buch genau jene vergessenen Gesellschaftsschichten des „Rustbelts“ in den deindustrialisierten US-Bundesstaaten thematisierte, schien sich der damalige Wahlsieg Trumps erklären zu lassen. Weiterlesen

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Benedict Wells: Die Geschichten in uns: Vom Schreiben und vom Leben

Wie eine private Begegnung mit einem Autor, der aufschlussreich und insprierend über sich und sein Schreiben spricht.

Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Mit nur 23 Jahren wurde er vom Schweizer Verlag Diogenes unter Vertrag genommen. Seine Bücher sind bislang in 38 Sprachen erschienen.

In unserem Leselust-Portal sind verschiedene Rezensionen von Benedict Wells‘ Büchern zu finden:
hard-land
die-wahrheit-ueber-das-luegen-zehn-geschichten
vom-ende-der-einsamkeit
Fast genial
Spinner

Das neue Buch von Benedict Wells nun ist zum einen ein sehr ehrlich und persönlich gehaltener Text, zum anderen ist es ein Schreibratgeber, in dem er über seine Schultern beim Arbeiten blicken lässt. Der Weg zum erfolgreichen Autor kann steinig und lang sein. Auch Benedict Wells‘ Weg war lange nicht von Erfolg gekrönt. Eingehend führt er Misserfolge und Fehler aus und macht Mut für Ausdauer und Disziplin. Weiterlesen

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Ingo Scheel: Schlussakkord: Wie Musiklegenden für immer verstummten

„Schlussakkord“ wird beworben als Buch für „Musikliebhaber und True-Crime-Fans“. Ich bin beides nicht und trotzdem fand ich das Buch großartig. Das liegt vor allem daran, dass man von den meisten beschriebenen Künstlern schon mal irgendwie was gehört hat, aber auch an Ingo Scheels mitreißendem Schreibstil. Trotz des morbiden Themas machte es einfach Spaß, ihm durch die Jahrzehnte zu folgen. Es geht natürlich um den „Forever 27 Club“, aber auch um Musiker, die ein paar Jahre mehr geschafft haben oder auch weniger. Beschrieben sind die letzten Tage oder auch Stunden von Brian Jones, Cathy Wayne, Bobby Fuller, Alexandra, Cliff Burton, Eddie Cochran, Buddy Holly, Otis Redding, Sam Cooke, Darrell Banks, Marvin Gaye, Christina Grimmie, John Lennon, Sid & Nancy, Kurt Cobain, Jimi Hendrix, Janis Joplin, »Mama« Cass Elliot, Keith Moon, Nick Drake, Amy Winehouse, Joe Meek, Mal Evans, GG Allin, Michael Hutchence , Whitney Houston, Jim Morrison, Bob Marley, Nico und Scott Weiland.

Am Anfang mancher Kapitel gibt es Illustrationen der Musiker von Oliver Schmitt, die die besprochenen Musiker zeigen. Einige kannte ich, von anderen hatte ich noch nie gehört. Ein Tipp: Am Ende des Buches gibt es einen Link zu einer Spotify-Playlist. Leute, so was gehört an den Anfang eines Buches, damit der Leser sich nicht mühsam jeden angesprochenen Song bei Spotify heraussucht, um am Ende festzustellen, dass das schon jemand getan hat. Denkt doch auch mal an die E-Book-Leser, die nicht zuerst einfach mal durchblättern. Ingo Scheel beschreibt das Wirken und Sterben der Künstler nämlich interessant genug, dass man neugierig wird und eben sucht.

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Annie Ernaux: Eine Leidenschaft

Im Jahr 2022 wurde Annie Ernaux der Literaturnobelpreis verliehen.

Ihre zweiundzwanzig Bücher sind autobiografisch geprägt und in über sechzig Sprachen übersetzt.

In Eine Leidenschaft beschreibt sie das bedingungslose Verzehren nach einem Mann, einer Affäre, die über zwei Jahre andauerte und an Selbstaufgabe grenzte. Alles bündelt sich für wenige Stunden, an unbestimmten Tagen, im gegenseitigen körperlichen Begehren. Die Tage dazwischen lechzt die Ich-Erzählerin unter Sehnsuchtsängsten und seelischen Qualen dem nächsten Treffen entgegen.

Es ist keine Verbindung für eine gemeinsame Zukunft. Ihr Liebhaber ist verheiratet, lebt in Osteuropa und kommt nur geschäftlich gelegentlich nach Paris. Ein kurzer Aufenthalt, bei dem sie sich treffen. Ihre Unterhaltungen sind unbedeutend, eher oberflächlich. Ihr Treffen ist die Erfüllung ihrer Sehnsucht und bedingungslose Hingabe. Die Zeit dazwischen nichts als schmerzhafte Entbehrung. Nichts in der Welt hat noch irgendeine Bedeutung außer ihrer Zweisamkeit. Ihr gesamtes Leben ist nur auf diesen Mann fixiert. Nichts außer ihrer überbordenden Liebe für ihren Liebhaber hat noch irgendeine Bedeutung. Ihr Leben ist in einem Kokon gefangen, aus dem es kein Entkommen gibt.

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Leonie Schöler: Beklaute Frauen

Haben Sie schon mal was von Clara Immerwahr, Cécile Vogt, Mileva Maric gehört? Wahrscheinlich eher nicht. Schade eigentlich, denn diese und eine Unzahl anderer Frauen sollten eigentlich mindestens so bekannt sein wie die Männer, mit denen oder für die sie gearbeitet, geforscht haben oder künstlerisch tätig waren. Bis zum 20. Jahrhundert wurden Frauen leider in der Regel belächelt und nicht für fähig gehalten, eigenständig zu denken, geschweige denn Großes zu leisten.

Weder in der Wissenschaft, noch in der Kunst. Pablo Picasso z.B. sprach den Frauen dieses Können ganz offen ab, ließ sich aber gerne von ihnen inspirieren oder nutzte sie als Muse. Ebenso Karl Marx, der seine Familie entsprechend „ausnutzte“. Bertolt Brecht arbeitete intensiv mit Elisabeth Hauptmann zusammen, einer jungen Schriftstellerin, die als seine Assistentin arbeitete und ihn auf die „Beggar’s Opera“ aufmerksam machte und die sie dann für ihn übersetzte. Auf der Übersetzung dieser Gesellschaftssatire basierte dann die „Dreigroschenoper“.  Elisabeth Hauptmann erhielt für ihre Mitarbeit ein Honorar, ihre inhaltliche Mitarbeit wurde nie erwähnt. Oder Mileva Maric, die in Zürich Mathematik und Physik studierte, gemeinsam mit Albert Einstein.

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Eric Pfeil: Ciao Amore, Ciao

Musikalischer Reiseführer der besonderen Art

Sehnsuchtsland Italien. Ein Land mit 1000 Widersprüchen, denen Eric Pfeil auch mit seinem zweiten Buch nach „Azzurro“ auf musikalischem Wegen nachgeht. Ob die Liebe für Bars, Essen und Mode, der Hang zu großen Gesten, permanentem Hupen oder lautstarker Kommunikation, Italien steht für überschäumende Lebensfreude. Genauso wie für unliebsame Geschichtskapitel vom Faschismus über linksradikale Anschläge bis zu umstrittenen Persönlichkeiten wie Silvio Berlusconi oder Georgia Meloni. Von Mafia bis Gelato, von Sanremo bis Palermo, von Adriano Celentano über Ennio Morriconeund Jovanottibis Calcutta, dieses Buch ist für jeden Italienfan ein Muss! Was sich hier auf Musikfestivals und im TV tut, würden Sie nicht für möglich halten! Stets auf dem Drahtseil des guten Geschmacks tänzelnd, sind manche Darbietungen des Italo-Pop nicht nur Nostalgie, sondern Kult. Die Süße im literarischen Espresso dieses Werkes liegt zweifelsohne in Pfeils humorvoller, lautmalerischer Fabulierkunst. Wer Italien verstehen will, sollte seine Musik verstehen. Eric Pfeil erweist sich hier als überragender Guide und geleitet mit 100 alten und neuen Songs durch Italien.

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Bonnie Leben: Eine Bonnie kommt niemals allein: Meine Leben mit dissoziativer Identitätsstörung

Es ist nur so: Die eine Welt möchte von der anderen nichts wissen.

„Wir sind nicht gefährlich oder krank. Wir sind viele, weil andere Menschen gefährlich und krank uns gegenüber waren.” (S. 158 | Delia)

Bonnies Geschichte hat mich sofort berührt, emotional gepackt. Aufgerüttelt.

„Manchmal ist die Gefahr zu verteilt, um sie an der Wurzel vernichten zu können.” (S. 48 | 46)

Sie offenbart faszinierende, erschreckende und vielschichtige Lebensrealitäten. Ihr Werk lässt uns alle tiefe Einblicke in eine Diagnose gewinnen, die für viele nur in schemenhaften Umrissen existiert. Absolut beeindruckend, wie die Bonnies aus all ihren Perspektiven ein tiefschürfendes Verständnis für diese Thematik vermitteln.

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Elke Heidenreich: Altern

Alle wollen alt werden. Niemand will es sein. Ist das nicht absurd?

Heute ist die Sicht auf das Alter nicht mehr ein Warten mehr auf den Tod. Menschen werden nun dank medizinischer und hygienischer Fortschritte immer älter. Andererseits kann dies im negativen Fall natürlich aber auch einen länger zu ertragenden Verfall mit sich bringen.

Elke Heidenreichs Essay über das Alter und das Altern ist sehr persönlich gehalten, indem sie über ihr eigenes Leben nachdenkt. Gleichzeitig verweist sie aber auch auf viele Lebensweisheiten über das Alter(n) von Prominenten oder auch längst Verstorbenen und stellt so weitere Verbindungen zur Literatur- und Kulturgeschichte her.

Im Alter trage man die Konsequenzen für sein gelebtes Leben, sagt die Autorin. Das Gute dabei sei: Man habe alles hinter sich. Das Alter bedeute aber auch, Gelassenheit walten zu lassen. Man müsse alles nicht mehr so ernst nehmen, das meiste sollte man als völlig bedeutungslos betrachten.

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Heike Specht: Die Frauen der Familie Feuchtwanger

310 eng bedruckte Seiten geballtes Wissen und akribische Recherche über „Die Frauen der Familie Feuchtwanger“, rund 200 Jahre Geschichte der Familie hat Heike Specht in diesem umfangreichen Werk, das sie selbst „eine unerzählte Geschichte“ nennt, aufgearbeitet. Biografisch, aber keine Biografie. Wie gewohnt bestens recherchiert, historisch fundiert und dennoch flüssig zu lesen. Die Faszination für die Familie, von der den meistens wahrscheinlich spontan nur der Name „Lion Feuchtwanger“ etwas sagt, spürt man in jedem Kapitel. Die fundierten Kenntnisse entstammen nicht zuletzt der Tatsache, dass Leben und Wirken von vier Generationen dieser deutsch-jüdischen Familie – wie die Autorin sie beschreibt: ein bisschen bayerische Buddenbrooks, ein bisschen Löwengrube, ein bisschen Shitsel – Thema ihrer Dissertation gewesen sind. Das besondere Augenmerk liegt hier allerdings auf den Frauen, die die Familie über Generationen hinweg geprägt und zusammengehalten haben. Mit Frömmigkeit und Geschäftssinn, Pioniergeist und Wagemut.

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