Charlotte Roth: Die Stauffenbergs: Eine große Liebe in Zeiten des Krieges

Es ist ein bisschen, wie wenn man in einem Buch die letzte Seite zuerst liest.

Man kennt den Ausgang der Geschichte ja und weiß, es ist kein Happy End! Insofern ist dieser biografische Roman von Anfang an bedrückend. Das missglückte Attentat auf Hitler, am 20. Juli 1944, jährt sich zum 80. Mal, das Erscheinungsdatum des Buches ist also sicher nicht zufällig gewählt. Vielleicht sollte man im Geschichtsunterricht durchaus auch mal solche Bücher einsetzen, statt nur trockener Daten, Fakten und Namen, die sich die Wenigsten merken können oder wollen. Das ein oder andere „Geschichtsbuch“ dieser Art würde vielleicht einiges zum besseren Verständnis beitragen. Auch wenn die Autorin betont, dass die Handlungen ihres Romans fiktiv sind, dass der Roman vor allem eine Liebesgeschichte sei, orientiert sie sich doch eng an den historischen Personen und Ereignissen. Sie hatte nicht den Anspruch, eine Biographie zu schreiben, wohl aber den Wunsch, durch Erfundenes Wahres sichtbarer zu machen. Ich finde, dieser Wunsch wurde ihr erfüllt. Charlotte Roth erzählt uns eine wunderschöne und tieftraurige Liebesgeschichte. Die Geschichte von Nina, Tochter des fränkischen Generalkonsuls und einer baltischen Freifrau. Ihre Familie lebt in Bamberg.

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Melanie Metzenthin: Unsere kurze Ewigkeit: Margarethe und Fritz Krupp

Sie hatte kein einfaches Leben. Geboren als Margarethe, Freiin von Ende, viertes von zehn Kindern des preußischen Oberpräsidenten August Freiherr von Ende. Margarethe war die älteste Tochter. Sie wurde schon früh mit hausfraulichen Arbeiten betraut, besuchte lediglich für zwei Jahre eine höhere Töchterschule. Sie setzte sich gegen die strenge Mutter, zu der sie erst spät ein recht gutes Verhältnis entwickelte, durch, mit dem Wunsch, ein Lehrerinnenseminar zu besuchen und als Gouvernante zu arbeiten. Zunächst in England, danach am Hof von Sachsen-Anhalt, wo sie die Bekanntschaft der Prinzessin Maria-Anna machte, die später zu einer engen Freundin und Vertrauten wurde. Fritz Krupp lernte sie als junges Mädchen bei einem Besuch des Vaters in Essen, in der Villa Hügel kennen. Mit seiner Mutter verband sie von Anfang an eine freundschaftliche Beziehung. Fritz und Margarethe waren sich ebenfalls freundschaftlich verbunden. Sein Heiratsantrag, den er ihr in England machte, kam durchaus überraschend.

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Rebekka Eder: Hyazinthenschwestern

Alba Sonntag lebt mit ihren vier Schwestern, mit denen sie allerdings zerstritten ist, auf Gut Boxhagen, nicht weit von Berlin. Jede für sich mit eigenem Anwesen, inmitten riesiger Hyazinthenfelder. Die Familie lebt vom Verkauf der bunten Blumen, aber lediglich Alba lebt für die Anzucht und Veredelung der Blumen, das Gärtnern. Sie drückt sich gerne in der Sprache der Blumen aus, jede Blume und Pflanze hat eine ganz eigene Bedeutung, aber auch jede Farbe einer Blume kann etwas Besonderes ausdrücken. So sagen weiße Hyazinthen etwa: „Ich lieb allein die Gleichgesinnten“, die blauen: „Du bleibst mir ewig eine schmerzliche Erinnerung“, Eisenkraut meint: „Verzeih mir“, die Nelke bedeutet Liebe und Mut. Und so weiter und so fort.

Alba kennt alle Bedeutungen und nutzt sie intensiv zur Kommunikation – nicht nur mit ihren Schwestern. Die Bedeutung der Blumen spielt eine zentrale Rolle in diesem historischen Roman, der uns mitnimmt in eine schwierige, zerstrittene Familie mit einigen dunklen Geheimnissen, über die wir im Laufe der Erzählung dann mehr erfahren. Alba leidet ganz offensichtlich unter diesen

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Thomas Ziebula: Evas Rache

Evas Rache ist der vierte und leider auch der letzte Fall des Kriminalhauptkommissars Paul Stainer. Vor ein paar Jahren bekam der Kriegsheimkehrer bei der Leipziger Polizei, der Wächterburg, seine Chance, im Alltag Fuß zu fassen. Er ist einer von den vielen Soldaten, die von den Geschehnissen des Ersten Weltkriegs traumatisiert sind. Und jeder von ihnen muss seinen Platz in einer Gesellschaft finden, die unter der Wirtschaftskrise leidet. Die Inflation zerstört die Reichsmark und ist verantwortlich für die explodierenden Preise.

Recht schnell wird der Außenseiter Paul Stainer befördert, und neue Freundschaften geben ihm besonders nach der Ermordung seiner Frau Halt.

Ohne Widerstand verändern die Nationalsozialisten die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, die auch vor der Wächterburg keinen Halt machen. Kriminelle haben auch 1922 ein leichtes Spiel. In diesem Jahr werden im Raum Leipzig junge Blondinen ermordet, ohne dass Paul Stainer und seine Kollegen eine konkrete Spur zum brutalen Serienmörder finden.

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Anne Stern: Das Opernhaus: Rot das Feuer

Elise Jacobi, geborene Spielmann, hat sich in Dresden mittlerweile einen Namen als begnadete Violinistin gemacht. Ihr Wunsch nach Anerkennung ihres Könnens wurde also erfüllt. Nicht zuletzt hat sie das den Kontakten ihres wesentlich älteren Ehemannes, des Komponisten und Journalisten Adam Jacobi zu verdanken. Dessen ist sich Elise durchaus bewusst, was sie aber nicht daran hindert, auch immer mal wieder, im Rahmen einer Soirée oder eines Empfanges, im Gespräch, mit ihrer Meinung zur Kunst nicht hinter dem Berg zu halten. Sehr zum Missfallen ihres Ehemannes, der streng auf Etikette und Konventionen achtet und der Meinung ist, Frauen haben keine Meinung zu haben.

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Alexander Schwarz: Bertha Benz und die Straße der Träume

Wer den Namen „Bertha Benz“ hört, denkt sicher gleich an die erste Autofahrt der Welt. 1888 war es die Ehefrau des Erfinders und Ingenieurs Carl Benz, die dem ersten selbstfahrenden Wagen zum Durchbruch verhalf. Bertha hatte es einfach satt, dass ihr Mann über Jahre und Jahrzehnte an einem Projekt tüftelte und feilte, Zeit und damit auch wertvolles Geld investierte, ohne dass es je zu einem Ende kam. Carl war voller Ideen und machte viele Erfindungen, aber mit Geld konnte er nicht umgehen und an Unternehmergeist fehlte es ihm.

Ohne Bertha wäre seine Firma mehr als einmal pleite gegangen. Das Leben an Carls Seite ist für Bertha nicht leicht. Wäre ihre Liebe nicht so stark, wäre sie sicher verzweifelt. Bertha glaubt an den Erfolg ihres Mannes. Immer wieder steht sie ihm zur Seite, steht harte und entbehrungsreiche Zeiten mit ihm durch, bis hin zur Pfändung all seiner Maschinen und Werkzeuge durch den Gerichtsvollzieher. Carl steht wieder einmal vor dem Nichts, kann nur noch kleine Aufträge annehmen und muss alles von Hand machen. Bertha ermutigt ihn, weiterzumachen. Von nun an kümmert sich Bertha um alles Finanzielle. Mit zwei Geschäftsleuten, die an Carls gute Arbeit glauben und in seine Firma investieren, geht es wieder aufwärts. Allerdings sehen die beiden es nicht gerne, dass Carl viel Zeit auch weiterhin an die Entwicklung seiner selbstfahrenden Maschine verschwendet.

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Charlotte Jacobi: Blütenweiße Träume

„Onkel Hugo hat mir erzählt, dass ihr an etwas forscht, das meiner Oma beim Waschen hilft. Damit sie nicht mehr so schrumpelige Hände hat.“ …. „Es heißt Natriumperborat, zusammen mit dem Natriumsilikat, das ist das Wasserglas, das Fritz Henkel senior früher verkauft und damit seine Firma begründet hat, sowie Soda und Seife entsteht eine Mischung, die dafür sorgt, dass die Wäsche ganz von selbst sauber wird.“
„Wasserglas“ das war für mich bisher ein Glas, aus dem man Wasser trinkt.

Dass das auch ein Begriff in der Chemie ist, habe ich in diesem Roman über die Familie Henkel und die Entstehung des  Waschmittels „Persil“ erfahren. Genau wie ich einiges gelernt habt über die Herkunft des ein oder anderen Begriffs, zum Beispiel: blaumachen. „Blaumachen“ ist ein Begriff, der beim Stoffe färben entstanden ist. Damit die Stoffe, die vorher mit möglichst alkoholhaltigem Urin gefärbt worden waren (ja, wirklich mit Urin! Der übrigens auch zum Waschen genutzt wurde), blau wurden, mussten sie in der Sonne trocknen. In dieser Zeit hatten die Färber Pause und konnten „blaumachen“.

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Susanne Esser: Fräulein Liebe und das Glück der Bücher

Lassen Sie sich von Titel und Cover nicht irritieren. Auch wenn es nach seichtem Roman klingt, ganz so ist es nicht. Klar, es ist ein Roman, die Inhalte überwiegend fiktiv, aber dennoch basierend auf realem Hintergrund. Die Autorin selbst ist gelernte Buchhändlerin, was erklärt, dass eine Buchhandlung der wichtigste Ort des Geschehens ist. Mal ein ganz anderer Hintergrund für eine Geschichte, die mehr ist als die Romanze zwischen zwei jungen Leuten.

Geschildert wird das Schicksal einer jungen Frau, die bei einem Bombenangriff auf Berlin ihre komplette Familie verliert und plötzlich vor dem Nichts steht. Wenige Tage zuvor hatte sie sich verlobt, aber Alfred musste unmittelbar danach an die Front. Bei seiner Familie findet Eva zunächst eine Unterkunft. Als allerdings die Nachricht kommt, dass Alfred gefallen ist, setzt sein Vater Eva vor die Tür. Die Eltern wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben. Wohin jetzt? Die einzige Verwandtschaft, die Eva noch hat, kennt sie so gut wie gar nicht, sie weiß lediglich, dass Onkel August eine Buchhandlung in Andernach betreibt. Ganz auf sich allein gestellt macht Eva sich auf den gefährlichen Weg an den Rhein, vorsichtshalber in Männerkleidung und mit kurz geschnittenen Haaren.

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Elizabeth Wein: Code Name Verity 

Die gläserne Wand war überall. Maddie und Julie lebten auf der einen Seite, die eine in England, die andere auf einem schottischen Schloss. Trotzdem hatten sie etwas Gemeinsames: Sie sahen beide, was auf der anderen Seite der gläsernen Wand geschah. Sie sahen, wie Männer mit einer Selbstverständlichkeit ihre beruflichen Perspektiven ausloteten.

Dann kam der Zweite Weltkrieg. Die gläserne Wand öffnete sich für mutige Frauen. Die technik- und motorenbegeisterte Maddie durfte endlich ihren Traumberuf, den einer Pilotin, erlernen. Und Julie entdeckte für sich das Agentenleben. Sie liebte es, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Die beiden ungleichen jungen Frauen lernen sich während ihrer Ausbildung kennen und schätzen. Es folgten die ersten Einsatzbefehle. Aus der Theorie des Krieges wurde blutiger Ernst.

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Irene Vallejo: Elyssa, Königin von Karthago

Aeneas ist nach der Ilias und der Odyssee (beide werden Homer zugeschrieben) das wohl drittwichtigste Epos der antiken Mythologie. Geschaffen wurde das Werk von dem römischen Autor Vergil. Auf den titelgebenden Held Aeneas geht die Gründung des Römischen Reichs zurück. So weit, so gut. Wie der Name vermuten lässt, liegt die Perspektive ganz auf der männlichen Hauptfigur. Die spanische Autorin Irene Vellejo rückt in ihrem Werk eine Herrscherin der Aeneas-Sage in den Vordergrund, die es in puncto Bedeutung locker mit Aeneas aufnehmen kann: Elyssa, Gründerin und Königin von Karthago. Warum hat es diese nicht zu derartigem Weltruhm gebracht? Wie so oft, ereilt Herrscherinnen in der antiken Mythologie ein viel zu frühes, tragisches Ende. Irene Vellejo mag am Tod Elyssas nichts ändern, stellt aber bewährte Rollenklischees auf den Kopf. Dafür bedient sie sich einiger Stilmittel, wie ungewöhnlichen Erzählperspektiven und der Verschmelzung von Zeitebenen.

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