Charlotte Jacobi: Blütenweiße Träume

„Onkel Hugo hat mir erzählt, dass ihr an etwas forscht, das meiner Oma beim Waschen hilft. Damit sie nicht mehr so schrumpelige Hände hat.“ …. „Es heißt Natriumperborat, zusammen mit dem Natriumsilikat, das ist das Wasserglas, das Fritz Henkel senior früher verkauft und damit seine Firma begründet hat, sowie Soda und Seife entsteht eine Mischung, die dafür sorgt, dass die Wäsche ganz von selbst sauber wird.“
„Wasserglas“ das war für mich bisher ein Glas, aus dem man Wasser trinkt.

Dass das auch ein Begriff in der Chemie ist, habe ich in diesem Roman über die Familie Henkel und die Entstehung des  Waschmittels „Persil“ erfahren. Genau wie ich einiges gelernt habt über die Herkunft des ein oder anderen Begriffs, zum Beispiel: blaumachen. „Blaumachen“ ist ein Begriff, der beim Stoffe färben entstanden ist. Damit die Stoffe, die vorher mit möglichst alkoholhaltigem Urin gefärbt worden waren (ja, wirklich mit Urin! Der übrigens auch zum Waschen genutzt wurde), blau wurden, mussten sie in der Sonne trocknen. In dieser Zeit hatten die Färber Pause und konnten „blaumachen“.

Lotte Frowein ist schon als Kind an allem interessiert, was in der Fabrik ihres Patenonkels Hugo Henkel passiert. Die Entwicklung eines neuen Waschmittels, das den Frauen das beschwerliche Schrubben auf dem Waschbrett abnehmen, die Arbeit wesentlich erleichtern könnte, fasziniert sie ungeheuer. Lotte möchte alles tun für den Erfolg dieser revolutionären Errungenschaft. Der Chemiker Hugo Henkel ist der beste Freund und Studienkollege von Lottes Vater Fabian, gemeinsam arbeiten sie an der Forschung für dieses neue Waschmittel. Lotte wird quasi in der Firma und der Familie Henkel groß. Sie interessiert sich vor allem brennend für die Werbekampagne, die Persil bekannt machen soll und arbeitet später zusammen mit Hugos Schwester in der Reklameabteilung.

Der Ausbruch des 1. Weltkriegs verändert Lottes Welt drastisch. Ihr Vater an der Front, die Beschränkungen, mit denen die Firma zurechtkommen muss, die Entbehrungen und Rückschläge lassen sie sehr schnell erwachsen werden. Sie engagiert sich, bringt sich ein und hilft, wo sie kann.

Später dann kann sie endlich ihren Traum verwirklichen und eine erfolgreiche Reklamefotografin werden.
Lottes Leben, das ihrer Großmutter und ihres Vaters bilden den Rahmen für die Geschichte um die Familie Henkel und den Siegeszug von „Persil“. Wenn auch nicht in allen Teilen historisch belegt, so sind doch die wesentlichen Figuren und Daten real. Ein Anhang macht deutlich, was Fakt ist und was Fiktion. Charlotte Jacobi – alias Eva-Maria Bast und Jorn Precht – haben einen wunderbar leichten, fesselnden Roman geschaffen um eine Sache, die uns allen total selbstverständlich ist und über die sich sicher die Wenigsten Gedanken machen. Persil wird eben hergestellt und wir kaufen es.

Wie es dazu kam, welche Anstrengungen, Widrigkeiten, Kampagnen und Ideen damit verbunden waren, es auf den Markt zu bringen, das interessiert eigentlich nur selten. Ein wirklich interessanter Roman um eine, wenn auch fiktive, erfolgreiche Frau und eine Selbstverständlichkeit. Unterhaltsam, packend und durchaus lehrreich, wenn man will.

Charlotte Jacobi: Blütenweiße Träume: Die Persil-Saga
Piper, April 2024
444 Seiten, 14,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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