Sabine Steck: Mord nach Rezept: Der zweite Fall für Emma Ferrari

Viel italienisches Flair vor ur-bayerischer Dorfkulisse. Schon das Cover veranschaulicht die Stimmung, die einen im Buch erwartet. Emma, Italienerin, die vor über zwanzig Jahren der Liebe wegen nach Himmelsricht gekommen ist, ist seit Kurzem stolze Besitzerin, nicht mehr nur Mieterin, des Hauses, in dem ihr „Alimentari“, ihr exquisiter Feinkostladen mit italienischen Köstlichkeiten Einwohner wie Touristen anlockt und in dem sie mittlerweile auch wohnt. Im Dorf ist sie integriert und angesehen, nicht nur wegen ihres Ladens, auch wegen ihres freundlichen Wesens und ihrer offenen Art. Ihre Freundinnen kommen zum Klönen, Einkaufen, Essen und auch zum Ermitteln, wenn es wieder mal was aufzuklären gibt. Dieser Fall ist schon der zweite, der in Himmelsricht für Aufsehen sorgt und in dem Emma und „ihr Team“ ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können. Sozusagen vor laufender Kamera ist die Freifrau Isadora von Hohenfels während eines Koch-Events tot umgefallen.

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Lou Bihl: Nicht tot zu sein, ist noch kein Leben

Lou Bihl ist selbst Ärztin und hat sich lange intensiv der Betreuung von Krebspatienten gewidmet. Sie weiß also, wovon sie schreibt, wie auch schon in ihren bisherigen Romanen, besonders „Ypsilons Rache“, wo auch das Thema Krebserkrankung eine zentrale Rolle spielte. „Nicht tot zu sein, ist noch kein Leben“ ist für mich der bisher intensivste Roman der Autorin. Emotional, berührend, dennoch sachlich und klar, fundiert, konsequent und kompetent in der Argumentation. Klar und definiert in der Sprache, niemals oberflächlich oder respektlos.

„Nicht tot zu sein, ist noch kein Leben“, sagt Antonia, Marlenes Zwillingsschwester, in einem Gespräch mit Marlene über ihren Entschluss, sich dem Schweizer Sterbehilfeverein Dignitas anzuschließen, um selbst bestimmen zu können, wann sie ihrem Leben ein Ende setzen möchte. Antonia leidet an einer unheilbaren Nervenkrankheit und möchte die Kontrolle über ihr Leben behalten können, solange es geht. Für Marlene ist die Vorstellung, Antonia in die Schweiz zum Sterben zu begleiten, unendlich grausam, auch wenn sie Tonis Entscheidung nachvollziehen kann.

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Michelle Marly: Die Villa in Weimar

Von Marie Seebach hatte ich nichts gehört, bevor ich diesen Roman gelesen habe. Das muss ich zugeben. Dass sie Mitte des 19. Jahrhunderts Deutschlands berühmteste Schauspielerin gewesen ist, wusste ich bis dahin nicht. Als Marie Seebach am 12. August 1897 beerdigt wurde, ließen der deutsche Kaiser und andere Hoheiten Kränze niederlegen, als Beweis ihrer Wertschätzung. Brilliert hat sie wohl vor allem in der Rolle des „Gretchen“ in Goethes Faust. Marie Seebach war über die Grenzen Deutschlands bekannt und berühmt, hatte Engagements an allen wichtigen Theatern, dennoch scheint ihr Ruhm vergänglich.

Ihre Ehe mit dem damals ebenfalls berühmten Tenor und Wagnersänger Albert Niemann dauert nur wenige Jahre. Ihr gemeinsamer Sohn Oscar wird nur 31 Jahre alt, er stirbt an der Schwindsucht. Geblieben ist von Marie Seebach ihre Stiftung, die sie als Heim für alte und mittellose Bühnenkünstler in einer Villa in Weimar eingerichtet hat. Eingeweiht im Oktober 1895, existiert diese Stiftung noch heute. Nicht mehr nur offen für Bühnenkünstler, auch Vertreter anderer Kunstrichtungen sind inzwischen willkommen. Die „Villa in Weimar“ war das erste und wohl noch immer einzige Altersheim dieser Art, das in Deutschland gegründet wurde. Ähnliche Einrichtungen, die bis heute bestehen, sind das Casa Verdi, das in Italien von Giuseppe Verdi für alternde Musiker geschaffen wurde und das Maison des Artistes, das allerdings erst 1952 in Paris gegründet wurde. Die Person der Marie Seebacher und ihre Stiftung sind also historisch belegt, ebenso wie die Vorkommnisse im Stift, die Geschichten der ehemals nur sechs Bewohner.

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Vera Zischke: Ava liebt noch

„Ich bin gerade mal 43 Jahre alt. Die letzten zwölf davon war ich eingefroren“. Das ist ein zentraler Satz aus dem Roman über Ava, eine „ganz normale“ Hausfrau und Mutter von drei Kindern im Alten von 12, 10 und 5 Jahren. Ihren Beruf als Lektorin hat Ava aufgegeben, um sich zunächst um die Kinder zu kümmern. Bis sie aus dem Gröbsten raus sind, wie man sich das so vorstellt. Ihr Mann Ralf macht währenddessen Karriere als renommierter Anwalt. Ava fühlt sich nicht mehr gesehen, nicht mehr begehrt und eher wie ein Möbelstück. Dann lernt sie Kieran kennen. Student, neunzehn Jahre jünger als Ava, verdient sich mit Nebenjobs sein Auskommen und bringt Avas Tochter das Schwimmen bei.

Als er Mia vorm Ertrinken rettet, kommen sie sich näher. Auf dem Krankenhausflur gesteht Ava Kieran, dass sie selbst nicht in der Lage gewesen wäre, ihre Tochter zu retten, sie kann nicht schwimmen. Kieran bietet an, ihr Schwimmunterricht zu geben, vormittags, wenn im Hallenbad kaum Betrieb ist. Aus dem Schwimmunterricht wird bald mehr. Ava und Kieran verlieben sich, stürzen sich in eine Affäre, die – wie sie sich beide bewusst sind – keine Zukunft haben kann. Der Altersunterschied! Das Gerede im Ort! Die Hänseleien, denen die Kinder ausgesetzt wären. Ava will nicht, dass Kieran sich die Chance verbaut, eine jüngere, passende Frau kennenzulernen, eine eigene Familie zu gründen. Sie unterstützt ihn bei seiner Abschlussarbeit in Literaturwissenschaften, mit der er sich schwertut. Kieran wird an einer renommierten Journalistenschule angenommen, ihre Wege trennen sich.

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David Safier: Die Liebe sucht ein Zimmer

Bei einem Film würde man vorab lesen: dieser Film beruht auf wahren Begebenheiten. Hier ist es ein Theaterstück, das diesem bewegenden Roman zu Grunde liegt. Bei Recherchen für sein Buch „28 Tage“, ist David Safier auf dieses Theaterstück gestoßen, das im Januar 1942 im Warschauer Ghetto aufgeführt worden ist. Danach nicht mehr. Das Manuskript war in die Versenkung geraten. Safier hat dieses Manuskript leicht bearbeitet und das Theaterstück zur Handlung seines Romans gemacht.

Im Mittelpunkt steht das Ensemble des Femina-Theaters, das damals eines von insgesamt fünf Theatern im Warschauer Ghetto gewesen ist. Im Stück geht es um zwei junge Paare, die vom Wohnungsamt dasselbe Zimmer zugewiesen bekommen haben und nun sehen müssen, wie sie damit klarkommen. Wohnungsnot – etwas anderes zu finden, war ausgeschlossen. Damals lebten rund 460.000 Menschen auf etwa drei Quadratkilometern zusammengepfercht, umgeben von einer hohen Mauer mit Stacheldraht. Krankheiten wie Typhus waren an der Tagesordnung, der Tod gehörte zum Leben, nicht nur durch die Nazis, die wahllos Menschen erschossen, die sich ihnen in den Weg stellten. Hunger und Leid gehörten ebenso zum Alltag wie die Angst vor der nächsten grundlosen Kontrolle durch die Nazis. Die Schauspieler versuchten, den Menschen ein bisschen Freude im Alltag zu bereiten, sie zum Lachen zu bringen und sie für ein paar Stunden, die Angst vergessen zu lassen.

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Henrike Engel: Elbnächte: Die Lichter über St. Pauli

Ein gelungener Auftakt zu einer neuen Dilogie, der uns ins Hamburg des Jahres 1913 führt und uns drei Menschen begleiten lässt, die völlig unterschiedlich sind und dennoch einiges gemeinsam haben. Nicht zuletzt, ein neues, selbstbestimmtes Leben zu beginnen.

Louise, die an der Seite ihres Mannes bislang ein unbeschwertes, sorgenfreies Leben geführt hat, muss plötzlich auf sich alleine gestellt zurechtkommen. In einem Hamburger Nobelhotel wird sie eines Morgens sehr unsanft geweckt mit der Nachricht, ihr Mann sei in der Nacht bei einem Duell ums Leben gekommen. Nach dem ersten Schock allerdings zweifelt Louise an der Wahrheit dieser Mitteilung. Das kann nicht sein. Viktor ist mit all seinen Papieren, Wertgegenständen und ihrem Bargeld verschwunden. Louise ist mittellos. Wie soll es für sie weitergehen? Es bleibt ihr nichts anderes übrig als ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Das ist ohne Geld und fremde Hilfe nicht einfach. Ein glücklicher Zufall lässt sie Ella kennenlernen, die in Hamburg „gestrandet“ ist, nachdem ihr eine waghalsige Flucht aus dem Bordell gelungen ist, in dem sie seit Jahren zur Prostitution gezwungen worden war.

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Francois Bégaudeau: Die Liebe

Dieser eher stille, unaufgeregte Roman hat grade mal etwas mehr als hundert Seiten – Lektüre für einen Nachmittag. Das Cover ist schwungvoll, fällt auf. Großzügig geschwungene Schreibschrift, Autorenname und Titel gleichermaßen hervorgehoben, macht neugierig.

Es passiert nicht viel in diesem kleinen Roman, der uns die tiefe Liebe zwischen Jeanne und Jacques schildert. Völlig unspektakulär eigentlich, ihr Leben verläuft wie das von Millionen anderer Paare, sie verlieben sich, heiraten, bekommen einen Sohn, der später sehr erfolgreich wird und auf den sie sehr stolz sind. Sie kommen nie weg aus dem Dorf, der Region, in der sie aufgewachsen sind, aber sie schaffen es, aus ihrem gemeinsamen und ihrer beider Leben was zu machen. Jeanne will nicht „in dem Kabuff hinter der Rezeption“ des kleinen Hotels, versauern, in dem sie arbeitet, als sie Jacques kennenlernt, der – nicht unbedingt der Hellste, offenbar – damals in der Firma seines Vaters mitarbeitet, die grade Umbauarbeiten am Hotel vornimmt. Jeanne schafft es bis zur Chefsekretärin bei Michelin, Jacques zu einem eigenen Unternehmen, mit dem er durchaus erfolgreich ist.

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Claire Winter: Die Erbin

Cosima Liefenstein wird Mitte der 1930er Jahre in eine ebenso wohlhabende wie einflussreiche Industriellenfamilie geboren. Ihre Kindheit ist zwar einigermaßen sorgenfrei und unbeschwert, aber auch geprägt von der Herrschaft der Nationalsozialisten, dem 2. Weltkrieg und den politischen Veränderungen. Ihr Vater, Edmund, der jüngste von drei Brüdern, beugt sich als einziger nur widerstrebend der Autorität seines Vaters, der als Unternehmer schon früh mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitet und von ihnen profitiert. Die Batteriewerke LIefenstein florieren und expandieren, die Familie lebt im Wohlstand. Theodor und Albert, Edmunds Brüder sind beide in die Firmenleitung eingebunden, Edmund nicht. Als einziger der Brüder wird er an die Front eingezogen, sein Vater hat es bewusst nicht verhindert. Er sieht in Edmund einen Schwächling, einen Feingeist, der im Krieg „endlich ein Mann werden“ soll. Die gesamte Familie lebt in Berlin in einer vornehmen Villa zusammen, später übersiedelt zunächst Albert mit seiner Frau nach Bonn, wo die Firma ein neues Werk gründet, das Albert leitet. Cosima wird betreut von einem Kindermädchen, zu dem sie eine enge, vertrauensvolle Bindung aufbaut und das später in ihrem Leben auch weiter eine Rolle spielen wird.

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Renée Rosen: Ein Leben für Barbie

„Ein Leben für Barbie“ trifft es wirklich exakt. Ruth Handler, die Frau hinter der Puppe, hat wirklich ihr komplettes Leben für diese Puppe „geopfert“. Obwohl, opfern ist nicht ganz der passende Ausdruck, sie hat ihr Leben ihrer Idee von einer Puppe untergeordnet. Einer Puppe, die kleine Mädchen dazu anregen sollte, sich nicht nur als Puppenmutter zu sehen, sondern den Blick zu weiten und vielleicht davon zu träumen, eines Tages eine unabhängige, erfolgreiche Frau mit eigenen Aufgaben und Zielen zu sein. Sich nicht mehr nur unterzuordnen und zufrieden zu sein mit der Rolle der Hausfrau und Mutter, die Ende der 1950-er Jahre und auch lange danach noch für Mädchen und junge Frauen einfach vorgegeben war. Die Idee zu dieser Puppe in Gestalt einer erwachsenen Frau kam Ruth bei einer Europareise mit ihrer Tochter, als sie die „Bild“ Puppe Lilli entdeckte. Zurück in den USA, ist Ruth davon überzeugt, dass ihre Firma, Mattel, unbedingt eine ähnliche Puppe auf den Markt bringen müsse. Die Widerstände sind groß. Weder ihr Mann Elliot noch ihr Chef-Ingenieur Jack Ryan können der Idee zunächst viel abgewinnen, aber Ruth bleibt hartnäckig. Sehr anschaulich wird hier geschildert, was es bedeutet, eine neue Sequenz einzuführen. Auf Puppen war Mattel bisher nicht spezialisiert.

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Ina Bach: Goldene Wege: Die Münchner Ärztinnen 03

Wir schreiben das Jahr 1905. Die Freundinnen Lulu, Elsa und Fanny haben es nach langen Mühen und viel Geduld und Ausdauer endlich geschafft, ganz offiziell an der Universität in München Medizin studieren zu können. Doch die männlichen Studienkollegen wie auch viele der Professoren machen es ihnen nicht leicht. Als Frauen werden sie einfach nicht ernst genommen. Man zweifelt daran, dass sie die gleichen kognitiven Fähigkeiten und Kompetenzen haben wie ihre männlichen Kollegen. Besonders Fanny, die ja bereits unter dem Namen ihres Bruders Anton ein komplettes Studium absolviert hat, leidet unter der demütigenden Situation. Dass ihr das alles sehr leicht zu fallen scheint und sie einfach immer die passenden Antworten hat, macht die Kommilitonen wie Dozenten misstrauisch. Aufgrund ihrer finanziellen Situation sieht Fanny sich gezwungen, nebenher als Assistentin einer der wenigen Münchner Ärztinnen zu arbeiten und den harten und entbehrungsreichen Alltag einer niedergelassenen Ärztin kennenzulernen. Das hält sie aber nicht davon ab, ihren Traum weiterzuverfolgen. Lulu und Elsa, beide aus „besserem Hause“ haben so ihre eigenen Probleme, unter anderem mit der gemeinsamen Freundin Änny, die droht in Schwermut zu versinken und der sie gerne helfen möchten.

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