Anne Lück: Versprich mir morgen

Mit „Versprich mir morgen“ hat Anne Lück ihre sogenannte „Berlin-in-Love-Dilogie“ gestartet – und wie ich finde, durchaus erfolgreich.

Von Anfang an ist man mitten dabei, wenn Alica – die zentrale Figur in diesem New-adult-Roman  –  ziemlich hart auf dem Boden der Tatsachen landet, der keineswegs federt, sondern ihr alles abverlangt, was sie zu geben bereit ist. Alica steht das Leben offen, sie hat ihr Abitur in der Tasche, kommt aus einem Elternhaus, in dem Geld keine Rolle spielt, ein Studium an jeder renommierten Universität der Welt stünde ihr offen. Ihr Vater wünscht sich nichts mehr als sie in die Welt hinaus ziehen zu lassen und an einer Elite-Uni den Grundstein zu einer tollen Karriere legen zu sehen. Ihr Vater! Alica wünscht sich das alles nicht. Sie will eine Krankenpflege-Ausbildung machen und glücklich damit werden, Menschen zu helfen.

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Anne Pauly: Bevor ich es vergesse

Wer bei dem Titel und der Ankündigung einer Vater-Tochter-Geschichte über das Abschiednehmen an Demenz denkt, was vielleicht naheliegt, der irrt.

Annes Geschichte beginnt am Totenbett ihres Vaters, als sie – gemeinsam mit ihrem Bruder – ins Krankenhaus gerufen wird, nachdem der Vater verstorben ist. Zusammen mit Jean-Francois ist sie gekommen, um die wenigen Habseligkeiten ihres Vaters abzuholen und sich von ihm zu verabschieden. „Die Reusen einholen“, dieser Spruch kommt ihr in der Klinik in den Sinn. Das würde er jetzt wohl gesagt haben, wenn er sie so sähe. An dieser Stelle beginnt so etwas wie ein stummer Monolog, der uns durch diesen leisen, anrührenden Roman trägt. Handlung gibt es kaum, auch wenn man natürlich dabei ist, wenn Anne die Beerdigung vorbereitet, Gespräche mit dem Pfarrer oder Gemeindemitgliedern, mit Nachbarn im Dorf oder mit Verwandten führt, die Formalitäten erledigt, mit denen ihr Bruder sie alleine lässt, aber all das ist eher im Hintergrund. Anne arbeitet auf. Eine Vergangenheit mit ihrem Vater, von dem sie offensichtlich nicht viel weiß. Zen-Buddhismus, orientalische Philosophie, das hat ihn interessiert. Aber er war auch Alkoholiker, häufig gewalttätig.

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Tim Berger: Ein Häppchen Mord

Das Cover hat mich neugierig gemacht. Der Teller Spaghetti mit Tomatensauce, in dem senkrecht ein Messer steckt, rundum (Blut?)- dunkelrote Spritzer.

Blutrünstig ist dieser unterhaltsame, leichte Krimi allerdings überhaupt nicht. Gemordet wird hier mit Gift. Angeblich lässt diese Methode ja auf eine Frau als Täterin schließen, aber man soll ja keine voreiligen Schlüsse ziehen, schon gar nicht als Leser. Die einzig relevanten Frauen hier haben auch eigentlich überhaupt kein Motiv – sie würden sich nur selber schaden. Weder Gina, die Seniorchefin im „Salento“ noch Donatella, ihre Kellnerin, würden ja wohl einen Gast vergiften und so dem Ansehen der Trattoria Schaden zufügen. Und Camilla, Inhaberin und Küchenchefin im veganen Nobelrestaurant „Camilla’s“ hätte ja wohl schon überhaupt kein Interesse daran, ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen und den angestrebten ersten Stern, mit einem Giftmord leichtfertig aufzugeben. Pikantes Detail: in beiden Restaurants verstirbt am selben Abend und zur gleichen Zeit ein Gast, nachdem er Salsicce gegessen hatte.

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Julie Heiland: Schicksalsjahre: Die Frauen vom Neumarkt  

Zwei Frauen, zwei spannende Zeitpunkte in der jüngeren Geschichte, erzählt in zwei Zeitebenen. Ein gut geschriebener, emotionaler Roman, der zwei wichtige Abschnitte der jüngeren deutschen Geschichte durch die Geschichte dreier Frauen verbindet. Lotte, Hannah und später auch Marlene.
Erzählt wird in parallelen Strängen, zunächst nur aus der Sicht von Hannah und Lotte, später – allerdings erst gegen Ende des Romans– auch aus der Sicht von Marlene, Hannahs Mutter.

Hannah, eine junge Archäologin, arbeitet Anfang der 1990-er Jahre mit am Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche. Dabei findet sie ein Foto, auf dem eine junge Frau und ein junger Mann zu sehen sind, die sich anscheinend recht nahestehen. Das Foto ist für Hannah fast wie ein Schock. Die junge Frau hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. Könnte es ihre Großmutter sein, von der sie nichts weiß und zu der sie nie Kontakt hatte, weil ihre Mutter jede Verbindung schon vor Jahren gekappt hat? Das lässt Hannah nicht mehr los, sie beginnt nachzuforschen, wer die Frau auf dem Foto ist und wo sie jetzt wohl lebt. Und falls es wirklich ihre Großmutter ist, will sie endlich auch erfahren, warum sie keinen Kontakt zu ihrer Tochter und Enkelin hat.

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Lea Kampe: Beelitz Heilstätten

Erst in den 60-er Jahren wurde ein wirklicher medizinischer Fortschritt erreicht, was die Heilungschancen von Tuberkulose-Erkrankten betrifft. Ein wirksames Antibiotikum, das zuvor 1943 Hoffnungen gemacht hatte, hatte sich nur wenig später als nicht hilfreich erwiesen, da die für die Tuberkulose verantwortlichen Bakterien schnell eine Resistenz entwickelten.

Die Beelitz-Heilstätten, rund 40 Kilometer vor Berlin, waren in dieser Zeit in Deutschland eine der größten und modernsten Anlagen, in der Tuberkulose-Patienten behandelt wurden. Ohne Ansehen der Person wurden die Kranken in diesem Sanatorium nach den damals höchsten Standards und neuesten Erkenntnissen– mit reichhaltiger Ernährung, viel Ruhe und intensiver Pflege – behandelt. Im Nationalsozialismus wurde das mehr und mehr zum Problem. Die neuen Gesetze und Erlasse machten es den Verantwortlichen in Beelitz zunehmend schwer, die Kranken weiter nach ihren Vorstellungen zu behandeln. Schwer Erkrankte, die möglicherweise auch an einer Erbkrankheit litten, was lange Zeit auch für Tuberkulose angenommen wurde, sollten isoliert werden und so die Gefahr einer Ansteckung anderer Personen verringert werden.

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Marie Pierre: Töchter des Aufbruchs

Pensionate, in denen den sogenannten „höheren Töchtern“ eine fundierte Ausbildung und Vorbereitung auf ihre Zukunft als Ehefrau, Mutter und Vorstand eines Haushalts vermittelt wurde, gab es sicher reichlich in der Kaiserzeit. Eines wie das, das wir in diesem ersten Band einer Trilogie um das Pensionat an der Mosel, genauer in Diedenhofen – heute wieder Thionville – kennenlernen, bestimmt nicht so zahlreich. Schulleiterin Pauline Martin möchte ihren Schülerinnen nämlich einiges mehr vermitteln als gepflegte Konversation, ein bisschen Lektüre, Handarbeiten oder Klavier spielen. Sie, als Französin, mit klaren Vorstellungen und einem gesunden Selbstbewusstsein hat es eh nicht leicht in der preußischen Region Elsass-Lothringen um 1910.

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Johannes Mario Simmel: Es muss nicht immer Kaviar sein

Geheimagent und Gentleman – aus heutiger Sicht vielleicht ein bisschen antiquiert, aber nicht minder gut zu lesen wie vor Jahrzehnten. Immerhin ist das Buch, das jetzt zum 100. Geburtstag des Autors neu aufgelegt wurde, bereits 1960 erschienen. Viele werden den Bestseller damals gelesen und inzwischen vielleicht vergessen haben. Es lohnt sich, ihn mit dem Wissen von heute, vor dem Hintergrund der Entwicklungen, die Simmel damals ja nicht vorhersehen konnte, noch einmal zu lesen. Die Sprache mag ein bisschen seltsam anmuten, der damaligen Zeit entspricht sie ebenso wie die Rechtschreibung, die ja mittlerweile reformiert worden ist. Das mag zu Anfang ein bisschen seltsam wirken, aber nach ein paar Seiten, nimmt man das gar nicht mehr richtig wahr.

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Kristen Perrin: Das Mörderarchiv

Krimiermittlungen ein bisschen anders. Ein interessanter, mal ganz anderer Ansatz: das Opfer selbst sorgt dafür, dass sein Tod gründlich untersucht wird.

Seit Teenager-Zeiten wird Frances‘ Leben von der Prophezeiung einer Wahrsagerin beeinflusst, bei der sie mit 17 mal auf einem Jahrmarkt gemeinsam mit ihren Freundinnen Emily und Rose gewesen ist. Während Emiliy und Rose versuchen, die Weissagung als Jahrmarktstrick abzutun, nimmt Frances sehr ernst, was sie gehört hat. „…. bleiche Knochen in deiner Zukunft“. Von diesem Moment an ist Frances überzeugt, eines Tages ermordet zu werden. Und sie soll Recht behalten. Frances hat vorgesorgt. Ihr Tod soll nicht versehentlich als „natürliche Todesursache“ zu den Akten gelegt werden, nein, sie besteht darauf, dass gründlich untersucht und ermittelt wird.

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Elke Becker: Das Haus Kölln: Glänzende Zeiten

Charlotte Kölln ist eine strenge Frau. Ja – fast könnte man sagen „hart“. Disziplin geht über alles. Gefühle stehen hinten an, die erlaubt man sich in ihren Kreisen nicht. Anders geht es wohl aber auch nicht, wenn man wie Charlotte Kölln plötzlich alleine da steht mit der Verantwortung für eine Kornmühle, von deren Fortbestand nicht nur das Leben der Familie, auch der Arbeiter, die dort beschäftigt sind, abhängt. Durch einen tragischen Arbeitsunfall verliert Charlotte 1886 viel zu früh ihren Mann, den Unternehmer Peter Ferdinand Kölln. Als Frau alleine kann sie das Unternehmen nicht weiterführen.

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Patricia Grob: Lobster, Mord und Meeresrauschen: Tante Tilli ermittelt

Tante Tilli ist einem gleich sympathisch! Herrlich, wie sie ihren „um ihr Wohl besorgten“ Neffen abblitzen lässt. Er will sie ins Seniorenheim stecken? So ein Quatsch!! Tilli ist zwar schon 70, aber topfit und vor allem keineswegs tüddelig! Also: Tilli muss handeln! Der liebe Neffe kommt mit schöner Regelmäßigkeit an jedem letzten Sonntag im Monat – fällt ihm schwer genug, wie Tilli weiß! Sie hat also einen Monat Zeit. Eine Reise ist die Lösung! Schnell entschlossen, flott gebucht und morgen schon angetreten! Nur dumm, dass Tilli ins falsche Flugzeug steigt und in Aarhus landet, statt wie geplant in Las Vegas. So ein Mist aber auch! Okay, was soll’s – dann ist sie nun halt in Dänemark. Nur für eine Nacht!

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