Nina George: Die geheime Sehnsucht der Bücher

„Im Prinzip, dachte Francoise, im Prinzip sind Menschen ein Hochhaus mit ganz vielen Klingelschildern. Und dann kommt ein Buch und drückt vielleicht drei oder vier von hundert möglichen Klingeln. Beim mir bimmelt’s im Oberstübchen und bei anderen im siebten, also gehen Bücher durch ganz andere Türen bei Leuten rein und raus, wieso soll ich denen was vom 24. Stock erzählen, wenn die gar nicht wissen, was da los ist?“ Ich finde, Francoise hat recht. Unbedingt.

Nicht jedes Buch kommt bei jedem gleich gut an, löst die gleichen Gefühle aus, lässt die gleichen Bilder im Kopf entstehen. Sie kennen das sicher auch, dass Sie einfach im Moment nicht in Stimmung sind für ein bestimmtes Buch, in ein paar Tagen oder Wochen kann das ganz anders sein. Und eben das ist die Idee hinter der „Pharmacie Littéraire“, die der Buchhändler Jean Perdu auf einer einfachen „péniche“ eingerichtet hat. Eine Apotheke „für alle Gefühle, für die es sonst keine Arzneien gibt. Heimweh zum Beispiel. Er meint, es gäbe da unterschiedliche Arten. Geborgenheitsverlangen, Familiennostalgie, Abschiedsangst oder Liebessehnsucht“. Und das ist nur eins von x-tausend verschiedenen. Weiterlesen

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Corinna Kastner: Fischland-Verschwörung

Man sollte die gesamte Reihe der Küsten-Krimis kennen, wenn man hier, im zehnten Fall der Hobby-Ermittler Kassandra, Paul und Heinz, unterstützt von ihrem Freund, Kriminalhauptkommissar Kay Dietrich, der kein „Fischländer“ ist, gleich mitkommen möchte.

Die Fischland-Verschwörung knüpft nahtlos an an den vorherigen Fall, Fischland-Falle, in dem es darum ging, einem Escape-Room der besonderen Art lebend zu entkommen und einen Fall zu lösen, der wiederum sehr viel Bezug hatte zu früheren Fällen und Ereignissen aus der Reihe. Bei ihren Ermittlungen zum Hintergrund der Morde auf der alten Stinne, die jetzt als Event-Location ihren Dienst tun soll und dazu aufwändig restauriert und modernisiert worden ist, sind die Fischländer auf einen möglichen illegalen Handel mit Diamanten gestoßen, waren aber aufgrund der aktuellen Ermittlungen zu beschäftigt, um dem genauer nachzugehen. Das ist jetzt Thema im neuen Fall. Weiterlesen

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Markus Orths: Crazy Family: Die Hackebarts drehen durch

Wer die verrückte Familie Hackebart kennt, der weiß, Chaos ist vorprogrammiert! Band vier ist allerdings, wie ich finde, nicht unbedingt der optimale Einstieg für Leser, die die ersten Bände nicht gelesen haben. Man sollte schon wissen, mit wem man es hier zu tun hat, sonst fällt es ein bisschen schwer, den richtigen Zugang zu finden.
Wieder mal geht es, wenn auch nicht vordergründig, um die Finanzen der Familie, um die es chronisch schlecht bestellt ist, insbesondere aber, seit Vater Hackebart diese völlig heruntergekommene Doppelhaushälfte „blind“ ersteigert hat, die den größten Teil der Million verschlungen hat, die die komplette Familie bei einer Sonderausgabe von Jauchs „Wer wird Millionär“ gewonnen hatte.

Inzwischen ist zwar alles renoviert und bewohnbar gemacht, alle fühlen sich wohl, aber das Geld ist eben alle. Da kommt der Gedanke, seinen wertvollsten Besitz zu verkaufen, gerade recht. Papa Hackebart hat bei den Renovierungsarbeiten eine wertvolle Klobürste gewonnen, die seitdem seine Sammlung dieser historischen Gebrauchsgegenstände ziert. Eine Klobürste aus dem Mittelalter, die einst der Königin Clothilde aus dem Geschlecht der Merowinger gehört haben und sehr wertvoll sein soll. Bei einem Besuch in einem Museum hat Walter den Grafen Sauberbart kennengelernt, der dieses seltene Hobby mit ihm teilt und ihm seine Klobürste gerne für 100.000 Euro abkaufen würde. Viel Geld. Das klingt zwar verlockend, aber reichen würde es wohl nicht. Weiterlesen

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Gabriela Kasperski: Bretonisch mit Wind und Wellen

Stürmisch, wie es Titel und Cover versprechen, geht es im sechsten Fall für Tereza Berger zu, die vor längerer Zeit auf der bretonischen Halbinsel Crozon „gestrandet“ ist, nachdem sie ein altes, leicht verfallenes Häuschen mit Charakter geerbt hat, in das sie sich schnell verliebt. Buchhandlung und Lebensmittelpunkt verlegt sie kurzerhand in die Bretagne und wird schnell heimisch. Mit ihrer zugewandten, offenen und freundlichen Art findet sie schnell Anschluss und ist rasch integriert. Ihre angeborene Neugier, oder besser: ihr Interesse an ihren Mitmenschen und dem, was um sie rum so passiert, ist schuld, dass sie ihre Nase eben auch immer wieder in die kleinen und größeren Verbrechen steckt, die das Leben auf der Insel erschüttern. Nicht immer zur Freude der Polizei, aber doch immer erfolgreich und vor allem unbelehrbar. Tereza lässt sich nicht aufhalten, wenn sie einmal angefangen hat, sich einzumischen. Dass sie inzwischen mit Kommissar Gabriel Mahon liiert ist, macht es nicht einfacher. Mehr als einmal war sie mit ihren Recherchen ja auch durchaus erfolgreich und hat zur Aufklärung der Fälle beigetragen. Weiterlesen

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Charlotte Jacobi: Heldin der Gezeiten: Eine Schwimmerin. Ein Ziel. Ein weltweiter Erfolg

Mercedes Gleitze hat sich und allen anderen als junge Frau bewiesen, was man mit Zähigkeit, unbedingtem Willen, hartem Training und Ausdauer erreichen kann! Ihr größter Wunsch, ihr erklärtes Ziel war es schon als junges Mädchen, eines Tages den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Ihre ersten Schwimmversuche machte sie als Kind mit ihren beiden älteren Schwestern in Brighton, von Stund an war das Wasser ihr Element.

Bevor sie aber anfangen konnte, ihren Wunsch in die Tat umzusetzen und täglich hart zu trainieren, machte sie eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin, trat eine Stelle in einer Reederei in London an und bewies auch dort, dass sie gut war in dem, was sie machte. Sie hatte das Glück, dass ihr Chef ihre Ambitionen, das Schwimmen betreffend, unterstützte und es ihr ermöglichte, bald täglich am sehr frühen Morgen unter fachmännischer Anleitung und Betreuung ihre Trainingseinheiten zu absolvieren. Oft unter widrigsten Bedingungen, aber immer mit ihrem erklärten Ziel vor Augen, unerbittlich und ausdauernd. Die ersten Versuche, den Kanal zu überqueren, scheitern. Oft wegen der Wetterbedingungen, manchmal auch, weil Mercedes‘ Körper Warnsignale sendet. Weiterlesen

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Gabriela Kasperski: Zürcher Verrat

Auch der sechste der Zürich-Krimis besticht wieder durch akribische Recherche, historisch fundierte Fakten, Charaktere, die sympathisch (oder eben auch nicht) und lebensecht gezeichnet werden, in die man sich leicht hineinversetzen kann, durch eine Story, die in ihrer Authentizität besticht und auch wieder durch die Liebe der Autorin zu der Stadt, in der sie lebt und den Menschen dort.

Wer die vorherigen Bände der Reihe um Schnyder und Meier nicht gelesen hat, braucht keine Scheu zu haben. Die Story um den Toten im Orchestergraben, der eine Open-Air-Aufführung des Zürcher Opernhauses zu einem jähen Ende bringt, ist durchaus unabhängig zu lesen. Die Beziehung zwischen den Ermittlern, Zita Schnyder und Werner Meier spielt zwar auch hier wieder eine Rolle, aber man kommt durchaus zurecht mit dem Familiengeflecht und den Beziehungen Meiers zu den Kollegen von der Polizei. Da Meier zufällig vor Ort ist, wird er mit den Ermittlungen zum Fall beauftragt. Recht schnell steht Lou Müller, die Chorleiterin im Verdacht, das Opfer gestoßen und damit seinen Sturz über eine Brüstung verursacht zu haben. Zeugen haben einen Streit zwischen beiden beobachtet. Lou ist flüchtig. Es beginnt eine Verfolgungsjagd, die nicht nur durch die Schweiz, sondern auch über Deutschland nach Frankreich und England führt und – wie sich später herausstellt – viel tiefergehende Ursachen hat als den Sturz des Mannes in den Orchestergraben. Weiterlesen

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Marie Pierre, Maria W. Peter: Der Weg der Frauen: Das Pensionat an der Mosel 03

Auch im dritten Teil der Reihe um „Das Pensionat an der Mosel“ ist wieder in jeder Zeile die Liebe der Autorin zu der Region zu spüren, in der sie ihre Geschichte um Pauline Martin, Leiterin der eher kleinen, aber elitären Einrichtung in Diedenhofen, angesiedelt hat. Wie gewohnt hervorragend und akribisch recherchiert nimmt Maria W. Peter – alias Marie Pierre – uns mit ins Jahr 1912, ins Reichsland Elsass-Lothringen.

Nach den Problemen, die sie mit ihrer Schülerin Suzette, die aus der Provence an die Mosel gekommen war, und mit dem gefährlichen Geheimnis der irischen Lehrerin Rhona O’Malley hatte, die sie – leider nur kurze Zeit – an ihrem Institut beschäftigen konnte, sehr zum Bedauern ihrer Schülerinnen, die die Irin rasch ins Herz geschlossen hatten, hatte Pauline gehofft, jetzt einmal ein bisschen Ruhe und Frieden an der Schule genießen zu können. Dieser Wunsch wird ihr jedoch nicht erfüllt. Eine ihrer Schülerinnen wird in Metz verhaftet, nachdem sie sich unter einem Vorwand im Pensionat für einige Tage hatte beurlauben lassen. Sophie hat an einer Demonstration für die Rechte der Frauen teilgenommen, gemeinsam mit ihrer Cousine, die der Verhaftung allerdings entgehen konnte. Sophie wird zurückgebracht nach Luxemburg, zu ihrer Familie, die Pauline die Schuld gibt an der Verfehlung ihrer Tochter und ihr vorwirft, ihrer Aufgabe als Leiterin des Mädchenpensionats nicht gerecht zu werden. Pauline gelingt es, Sophie an die Schule zurückzuholen, muss aber feststellen, dass das Mädchen weit größere Probleme halt als den Einsatz für die Rechte der Frauen.

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Sophie Villard: Cartier: Der Glanz von Gold

Paris 1918. Der schreckliche Krieg ist vorüber, so nach und nach normalisiert sich das Leben in der Stadt, die Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf, die Menschen blicken zuversichtlich in die Zukunft. Auch die Familie Cartier erhofft sich, ihr Unternehmen zu neuem Glanz erblühen zu sehen. Jeanne Toussaint, der Louis, der älteste der drei Brüder, „La Maison“ in Paris anvertraut hatte, in der Hoffnung, nein, Gewissheit, dass sie alles Menschenmögliche tun würde, das Geschäft durch den Krieg zu bringen und am Leben zu erhalten, hat erfolgreich bewiesen, dass Louis‘ Vertrauen in sie nicht enttäuscht wurde. Zu Recht hofft sie jetzt natürlich auf entsprechende Anerkennung, auf ihr privates Glück mit Louis, dessen Geliebte sie schon so lange ist. Sehr zum Missfallen seiner Familie in London und New York zwar, aber auch die Brüder und ihre Ehefrauen müssen anerkennen, was Jeanne für das Unternehmen geleistet hat. Jeanne bekommt Anerkennung, aber nicht in Form des so sehnlich erhofften Rings am Finger, sondern in Form einer Beförderung. Sie wird in Zukunft die Silber-Abteilung des Unternehmens leiten.

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Karen Rose: Dunkelste Nacht

Soviel gleich vorweg: so richtig begeistert war ich nicht von diesem neuen Thriller, der als Auftakt einer New Orleans-Trilogie gilt und angekündigt war als „schlafraubender Pageturner“. Schade. Ich hatte mich auf die über 760 Seiten gefreut, einfach weil es mal ein Thriller sein sollte, den man nicht in ein paar Stunden ausgelesen hätte.

Die Figuren sind alle gut dargestellt, Gabe, den jungen Starkoch, um dessen Vater es vor allem geht und Molly, die Ermittlerin an seiner Seite, sieht man rasch vor sich, auch ihre Unterstützer und Freunde – alles sehr plastisch, aber auch ein bisschen zu viel des Guten, vor allem auf der Seite „der Bösen“ sind es einfach zu viele Namen, die da auftauchen, eine kurze Rolle spielen – das kann man alles kaum sortieren.
Die Story ist eigentlich spannend, auch gut erzählt, leider manchmal etwas langatmig und eben überbordend.

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Iny Lorentz: Ein verhängnisvolles Testament

Wieder einmal gelingt es dem Autorenduo Iny Klocke und Elmar Wohlrath, uns für eine kurze Zeit in eine andere Epoche zu entführen und uns intensiv am Leben der Menschen, denen wir dabei begegnen, teilhaben zu lassen. Wieder wird deutlich, wie wenig eine Frau im 16. Jahrhundert und danach bedeutet hat, wie wenige Rechte sie hatte, dafür aber umso mehr Pflichten. Das galt nicht nur für die Bediensteten oder Bauern, auch die Frauen von Stand mussten sich den gesellschaftlich vorgegebenen Konventionen und den Männern jederzeit unterordnen. Jedenfalls wurde das von ihnen erwartet.
Elisabeth von Thannberg ist gerade Witwe geworden als zwei Abgesandte des Kurfürsten von Trier im Schloss auftauchen und die Übergabe allen Besitzes an den Kurfürsten fordern.

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