Kästner und Kästner: Die letzte Fähre nach Dockland

Der dritte „Tatort Hafen“. Wieder ein Hamburg-Krimi mit sehr viel Liebe zur Stadt und zum Hafen, mit viel Lokalkolorit – vor allem vom Wasser aus – und vielen interessanten Tipps für alle, die Hamburg und / oder den Hafen eben nicht so gut kennen. Sympathische, authentische Ermittler, die wir aus den beiden ersten Bänden schon kennen. Hauptkommissarin Jonna Jacobi, ihre Freundin, die Polizeipsychologin Charlotte und Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei ermitteln wieder gemeinsam in einem Fall, der viele Rätsel aufgibt und zunächst in eine völlig falsche Richtung weist.

Melanie Cullmanns Leiche wird an den Strand der Elbe gespült. Zuletzt war sie unterwegs auf der Fähre nach Dockland, auf dem Heimweg von ihrem Arbeitsplatz im Containerhafen, wo sie eine verantwortungsvolle Aufgabe hat, die sie – wie Chef und Kollegen bestätigen – äußerst gewissenhaft und sorgfältig erledigte. „Melanie war meine beste Kraft“, lobt ihr Chef, als er erfährt, dass sie tot ist. Wie konnte das passieren? Ist sie freiwillig von der Fähre gesprungen? Gefallen? Oder wurde sie über die Reling gestoßen? Aber warum hat von den anderen Passagieren keiner etwas mitbekommen? Melanie hatte ein komisches Gefühl an dem Abend auf dem Heimweg. Deshalb hat sie von unterwegs ihren Mann angerufen und ihn gebeten, sie am Anleger abzuholen. Doch dort ist sie nie angekommen. Ausgerechnet „Schrotti“, ein väterlicher Freund und Nachbar muss die Tote finden! Aber viel mehr als „sie war was ganz Besonderes“ ist zunächst aus ihm nicht herauszubekommen.

In Verdacht gerät – natürlich – der Ehemann. Der hat allerdings ein Alibi. Doch im Zuge ihrer Nachforschungen stoßen die Ermittler auf recht dunkle Seiten in der Vergangenheit des Fred Cullmann. Was davon hat seine Frau gewusst? Wusste sie, mit wem sie verheiratet war, und war ihr Mann immer noch in dubiose Geschäfte verwickelt? Hatte er noch Kontakt zu den alten „Freunden“, zu seiner Familie? Bis die Ermittler allerdings diese Fragen stellen, muss einiges passieren. Schrotti, der Melanie offenbar wesentlich besser kannte als ihr Mann, kann einiges zu den Ermittlungen und zur Aufklärung beitragen. Melanies Job im Containerhafen war unter anderem die Logistik. Wohin mit den ankommenden Containern, wie und wo werden sie gelagert bis zum Weitertransport auf dem Wasser, der Schiene oder der Straße. Hat sie bei ihrer Arbeit irgendwelche Unregelmäßigkeiten aufgedeckt? Ist sie jemandem zu nahe gekommen, der krumme Geschäfte im Hafen macht? Als ihr Mitarbeiter eines Nachts im Hafen überfahren wird, bekommt dieser Gedanke eine neue Dimension. Was passiert da im Hafen? Ein Foto, das zufällig auftaucht, gibt einen neuen Anstoß und schafft eine Verbindung zu einem aktuellen Fall, in dem Tom und sein Kollege „Quetsche“ grade ermitteln. Nach und nach fallen die Puzzle-Teile an die richtige Stelle und lassen Melanies Tod in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Spannend, klar – immerhin haben zwei „Insider“ diesen Krimi geschrieben. Authentisch, gut gezeichnete Charaktere, diesmal insbesondere Johann „Schrotti“ Hansen, den man bildhaft vor sich sieht und Situationen, in die man sich gut reindenken kann.
Kein Problem reinzukommen, wenn man die ersten beiden Bände der Reihe nicht gelesen hat.

Kästner und Kästner: Die letzte Fähre nach Dockland
Knaur, Oktober 2025
384 Seiten, Taschenbuch, 12 Euro 99

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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