Lesenswertes fürs Handgepäck

Der große Sommerurlaub steht an, die Koffer sind gepackt und platzen aus allen Nähten – aber ein Buch muss trotzdem noch mit, oder? Am besten eines, das bequem ins Handgepäck passt, aber trotzdem genug Inhalt für einen ganzen Urlaub bietet – wer weiß, vielleicht hat man genau die eine Regenwoche in Italien erwischt. Flug, Zug und Bus haben Verspätung. Oder man braucht auch von den besten Mitreisenden mal eine halbe Stunde Abstand. Klar: Ein Buch hilft in all diesen Situation und noch in viel mehr. Aber wohin damit? Man kann ja unmöglich das dritte Ersatzhandtuch daheim lassen und wer weiß, wann man mal einen Wasserkocher braucht. Deshalb haben wir hier ein paar Bücher zusammengesucht, die klein, aber voller Inhalt sind; außerdem leicht und biegsam genug, um noch in letzter Minute ins Handgepäck gestopft zu werden. Viel Spaß damit und gute Reise!

Kerstin Gier: Silber
Als ich im Buchladen auf diese schnuckelige Mini-Ausgabe stieß, bereute ich fast ein bisschen, die Bücher bereits als normale gebundene Ausgabe zu besitzen. In „Silber“ von Kerstin Gier muss sich Liv nicht nur in ihrer neuen Heimat London, sondern auch in einer düsteren Traumwelt zurechtfinden. Eine Trilogie voller Magie, Humor und Alltagssituationen eines Teenagerlebens (auch für solche Leser, die im Herzen junggeblieben sind). Regina Lindeman hat Band 2 und 3 bei uns rezensiert:
Kerstin Gier: Silber – Das dritte Buch der Träume
Kerstin Gier: Silber – Das zweite Buch der Träume

Im Fischer Verlag erscheinen die Bücher auch in einem perfekten Mini-Format, das sich in jeder Tasche unterbringen lässt! Übrigens: Der Verlag hat eine ganze Sammlung von Büchern in der sogenannten Taschenbibliothek. Das Stöbern lohnt sich!

Liane Mars: Selbst ist die Fee
Eine klare Empfehlung an alle, die wieder von einem alten Märchen verzaubert werden und sehr viel lachen möchten:  Märchenfee Märri greift zu drastischen Mitteln: Als ihr Schützling sich weigert, auf den Ball zu gehen, verwandelt sie sich in einen Menschen und begleitet sie. Blöd nur, dass der Prinz von diesem Moment an nur Augen für sie hat! Eine große Geschichte in einem dünnen Taschenbuch.

Kasie West: Neun Chancen für die Liebe
Ein sommerlicher Liebesroman. Leichte Lektüre ohne viel Gewicht, aber mit großartiger Unterhaltung!

Gisa Pauly: Lachmöwe
Der Klassiker für einen Urlaub am Meer: Mamma Charlotta bekommt als Schwiegermutter eines Kommissars auf Sylt immer ein bisschen mehr mit, als sie eigentlich sollte. Klar, dass sie sich nicht zurückhalten kann und auf eigene Faust ermitteln muss! Die Bände der Krimireihe lassen sich unabhängig voneinander ohne Vorwissen lesen.

Agatha Christie: Mord mit verteilten Rollen (1954)
Noch klassischer, aber auch Krimi: Die Bücher von Agatha Christie bieten mit ihren ausgeklügelten, komplexen Geschichten die perfekte Urlaubslektüre. Weil sie so dünn und leicht sind, können sich Vielleser auch direkt zwei oder drei einpacken – Auswahl ist da! Meine persönlichen Favoriten: „Alibi“, „Das unvollendete Bildnis“ und „Die Morde des Herrn ABC“. Im Atlantik Verlag als praktisches, kleinformatiges Taschenbuch erschienen.

Giorgio Vasari: Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten
Einige machen Strandurlaub, andere fahren an andere Orte, um sich zu bilden. Warum nicht beides? Dieses wegweisende Werk der Kunstgeschichte ist im Manesse Verlag als Miniaturausgabe erschienen und passt garantiert in jede Tasche!

Auch Sabine Bovenkerk-Müller hat eine Sachbuch-Empfehlung für den wissbegierigen Reisenden:
Schnell glaubt man, das Reisen sei ein Alleinstellungsmerkmal für Menschen. Wer sich umschaut, stellt fest, dass es viele Reisende gibt: zum Beispiel Tiere auf Futtersuche, Zugvögel und was die wenigsten vermuten – auch Pflanzen können reisen – durch die Lüfte (Samenflug), zu Wasser oder auch mit (un-)freiwillige Hilfe. In sechs spannenden Kapiteln erfährt man viel über die Intelligenz von Pflanzen.
Stefano Mancuso: Die unglaubliche Reise der Pflanzen

Michael Kothe reiht sich mit seiner Empfehlung in die Reihe des humorvollen Krimis ein:
Die Entführung Ihres Ermittlungsassistenten und ein Mord im Katzenumfeld rufen die eremitierte Katzendetektivin Miez Marple wieder auf den Plan. Ein kurzweiliger Krimi aus tierischer Perspektive, bei der sich die Protagonisten oft genug durch ihren angeborenen Gewohnheiten selbst ein Bein stellen. Trotz unterschwelligen Appells an Tierliebe und Respekt ein Buch, das zur kurzweiligen Unterhaltung mehr als geeignet ist. Ironische Seitenhiebe auf bekannte oder weniger bekannte Persönlichkeiten erhöhen dabei den Lesespaß.
Fabian Navarro: Miez Marple und die Kralle des Bösen

Karina Luger empfiehlt ein paar Hardcover, dafür aber ganz dünne:
Robert Seethaler: Das Café ohne Namen
Robert Simon eröffnet im Wien der 1960-er Jahre ein Café, in dem sich die unterschiedlichsten Charaktere treffen und sich allerlei Zwischenmenschliches ereignet. Robert Seethaler zeichnet seine Figuren so liebevoll, dass man sich selbst in eine stille Ecke setzen und am Geschehen teilhaben möchte.

Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister: Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland
Deutscher Sachbuchpreis 2023.
Vor unser aller Augen hat sich in den letzten Jahrzehnten eine fundamentale gesellschaftliche Umwälzung ereignet und außer den Betroffenen hat das kaum jemand mitbekommen. Mit diesem Buch wird endlich der Fokus gelegt auf das Sterben der bäuerlichen Kultur. Ewald Frie beschreibt die tief einschneidenden Veränderungen in der Landwirtschaft in Deutschland – und ganz Westeuropa – anhand seiner Familiengeschichte.

Ursel Braun: Künstlerinnen und ihre Kleider
Provokation, Distanzierung vom Mainstream, Rüstung gegen Unbill von außen – all das kann Kleidung für ihre Träger*innen sein. Ursel Braun beschreibt exzellent, wie sich sieben Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts über ihre Garderobe definieren, abgrenzen, inszenieren und ihr Leben bestreiten.

Sommerliche Empfehlungen von Renate Müller:
Claire Keegan:  Das dritte Licht
Auf wenigen Seiten erzählt die wunderbare Autorin von einem Mädchen, das erst, als es vorübergehend bei Verwandten unterkommt, wahres Familienleben, Zuneigung und Fürsorge erfährt. Ein wunderbar berührender Roman.

Robert Habeck & Andrea Paluch: Sommergig
Die perfekte Sommerlektüre. Der junge Tom chauffiert eine Mädchenband nach Kopenhagen und wird dort in die Flucht eines Asylbewerbers hineingezogen. Ein Roman voll flirrender Hitze und hitziger erster Liebe.

Christoph Heubner: Als wir die Maikäfer waren
Keine leichte Lektüre, die Geschichten von Überlebenden der Konzentrationslager. Erschütternd, aufrüttelnd und wichtig. Berührend, ohne rührselig zu sein.

Annika Büsing: Nordstadt
Zwei Außenseiter, de kämpferische Bademeisterin Nene und der zurückhaltende Boris bilden ein ganz besonderes Liebespaar. Ihre Geschichte und warum sie zu Außenseitern wurden erzählt die Autorin in ungewöhnlicher und ungewohnter Weise, trotzdem oder deswegen besonders fesselnd.

Marcel Huwyler: Frau Morgenstern und die Verschwörung
Marcel Huwyler: Frau Morgenstern und die Flucht
Diese wie alle Romane des Schweizer Autors sind einfach nur genial. Genial spannend, genial witzig, genial geschrieben. Frau Morgenstern, die Auftragsmörderin einer Geheimorganisation, deckt Verschwörungen auf und muss schließlich selbst fliehen. Uneingeschränkt empfehlenswert.

Abschließende Empfehlungen von Andreas Schröter:
Christian Handel/Andreas Suchanek: Spiegelstadt
Weil es ein Taschenbuch ist, kann man das prima mit in den Urlaub nehmen. Auch inhaltlich kommt es nicht allzu schwer daher, sodass man der spannenden Handlung auch an halb verdösten Nachmittagen auf dem Liegestuhl unter dem Sonnenschirm folgen kann. In einem gespiegelten Berlin, das in den 1920er-Jahren stehen geblieben ist, treffen wir märchenhafte Gestalten und erleben eine Reihe von Abenteuern mit verschiedenen Feenwesen.

Juno Dawson: Der Hexenzirkel Ihrer Majestät
Wussten Sie, dass es echte Hexen gibt, die fliegen können und in England ganz offiziell mit der Regierung und dem Königshaus zusammenarbeiten? Blöd ist nur, dass sich einige von ihnen mit bösen Dämonen zusammentun. Auch eine leichte Lektüre im Taschenbuchformat, die sich für den Strand eignet.

Kaelo Michael Janßen, Thomas Nicolai: Nackt auf Usedom
West trifft Ost in den 80er-Jahren: Torsten aus dem Ruhrpott wird von seiner Lehrerin genötigt, eine Brieffreundschaft mit einem Jugendlichen aus der DDR aufzunehmen. Witzig ist vor allem die schnöde Umgangssprache des West-Jungen, der vor allem an Bier und Mädchen denkt. Ganz nebenbei erfährt man viel über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden deutschen Staaten.

Ein Special von Isabella M. Banger mit Beiträgen von Sabine Bovenkerk-Müller, Michael Kothe, Karina Luger, Renate Müller und Andreas Schröter.

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