Salma El-Wardany: Alles, was wir uns nicht sagen

Drei junge Frauen auf dem Weg zu sich selbst – empathisch, aber auch langatmig und schwülstig

Kees, Malak und Jenna sind seit der Schulzeit befreundet. Die Musliminnen leben in England nicht immer nach den Regeln ihrer Religion. Malak und Kees haben beide weiße Freunde, die sie vor ihren Familien verheimlichen, Jenna lebt ihr Leben freizügig, ohne jedoch gewisse Grenzen zu überschreiten.

Malak liebt Jakob, bricht jedoch mit ihm, weil er kein Moslem ist und sie unbedingt mit einem solchen verheiratet sein will. Sie geht nach Kairo, der Heimat ihrer Familie.

Kees liebt Harry, einen Katholiken. Sie steht zu ihm und riskiert damit den Bruch mit ihrer gesamten Familie.

Jenna lässt sich von Männern sexuell stimulieren, jedoch nur bis zu einer gewissen Grenze. Sie taumelt von einer losen Beziehung zur anderen und verliert sich dabei selbst.

Ein Streit entzweit die Freundinnen und so geht jede ihren Weg allein. Jede gibt sich dabei auf ihre Art einem Mann hin und verliert mehr oder weniger ihre eigene Identität. Dazu belastet der Verlust der Freundinnen jede von ihnen schwer und erst spät merken sie, dass sie einander brauchen.

Bei aller kulturellen Vielfalt, die dieser Roman bietet, allein schon durch die unterschiedlichen Lebenswege der drei Frauen, ist mir die Geschichte zu bemüht, zu schwülstig und schwerfällig geraten. Die Lebensgeschichten erreichen mich nicht, überzeugen mich nicht. Auch wegen der wechselnden Perspektiven, die es nicht leicht machen, einem Handlungslauf zu folgen, der abbricht und an anderer Stelle zu anderer Zeit wieder einsetzt.

So empathisch die Autorin schreibt, die wie ihre Figuren Halb-Ägypterin ist, so dick trägt sie meiner Meinung nach auf. Vielleicht fällt es aber auch nur schwer, sich hineinzufühlen in die Figuren, wenn man ihre Welt, ihre Probleme und ihre Sehnsüchte so nicht kennt.

Ein Roman, der mich nicht ganz überzeugen konnte.

Salma El-Wardany: Alles, was wir uns nicht sagen
aus dem Englischen von MelikeKaramustafa und Bettina Hengesbach
Penguin, Mai 2023
Paperback, 475 Seiten, 18,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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