Helene Bockhorst: Der Supergaul

Und es ist doch ein Pferderoman und eine Liebesgeschichte und ein Krimi und …

Bei dieser Geschichte, die die für ihre Kurzgeschichten mehrfach ausgezeichnete Autorin hier erzählt, weiß man manchmal nicht, ob man lachen soll oder den Kopf schütteln.

Berenice nennt sich selbst Tierkommunikatorin und kann – angeblich – insbesondere mit Pferden sprechen. Oder vielmehr deren Gedanken lesen. Das lässt sie sich gut entlohnen von all jenen Pferdebesitzern, die sich um ihre Tiere sorgen und nicht mehr weiter wissen, wenn das Pferd nicht mehr laufen möchte, nichts mehr frisst oder ansonsten irgendwie bockig ist oder traurig guckt oder ähnliches.

Natürlich ist das alles irgendwie Betrug, was ihr der örtliche Tierarzt auch ständig unter die Nase reibt. Und genauso natürlich ist es dieser Tierarzt, der Berenice ständig im Kopf herumgeht, weil er nun mal sehr gut aussieht und sehr nett und sympathisch ist.

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Sharon Gosling: Forgotten Garden

Ein Garten als Allheilmittel – etwas simpel gestrickter, aber netter Roman

Auch wenn der Roman arg klischeelastig ist und die Figuren vor allem altbekannte Archetypen, so kann er doch fesseln, denn er entwickelt auf gewisse Art eine rechte Spannung. Allerdings hält sie sich dennoch in Grenzen, ahnt man doch den Ausgang eigentlich von Anfang an und dieser kann nur ein rundes Happy End sein.

Es ist bereits der dritte Roman von Sharon Gosling, den ich gelesen habe. Der erste „Fishergirl’s Luck“ konnte mich nicht überzeugen, der zweite dagegen „The LighthouseBookshop“ war ein schönes Leseerlebnis, er hatte mich sehr berührt. Nun also ein weiteres Buch aus der Feder der britischen Journalistin und Autorin.

Diesmal steht Luisa im Mittelpunkt. Sie ist seit mehr als 10 Jahren verwitwet, ihr Mann starb bei einem Unfall. Mit ihm zusammen hatte sie Gartenarchitektur studiert, sie hatten viele Pläne, unter anderem für Gemeinschaftsgärten, vor allem in Problemvierteln von Städten. Doch seit seinem Tod arbeitet Luisa nicht mehr selbständig, sondern als schikanierte Assistentin einer boshaften Chefin.

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Margaret Kennedy: Die englische Scheidung

Die gute Gesellschaft unter dem Brennglas – unterhaltsam und typisch englisch

Einen Klassiker zu rezensieren, ist zweischneidig. Würde man ihn doch in der Zeit, als er erschien, ganz anders gelesen, anders rezipiert haben als heute. Heute blickt man mit der aktuellen Brille auf den Roman, beeinflusst von dem heute üblichen Stil, dem Duktus und den Handlungstypen, die man gewöhnt ist, die man täglich liest.

Daher kann die Besprechung eines Romans, der im Original zuerst im Jahr 1936 erschien, nur mit Vorsicht und Bedacht formuliert werden. So ist schon allein die damals gebräuchliche auktoriale Erzählperspektive heute eher ungewöhnlich. Im vorliegenden Roman der 1896 geborenen Autorin, die mit mehr als 15 Romanen erfolgreich war, passt dieser Erzählstil aber perfekt, erlaubt er doch einen Blick in die Gedankenwelt aller Protagonisten.

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Liz Nugent: Seltsame Sally Diamond

Roman einer ganz besonderen Frauenfigur – ein neues Juwel aus der Feder einer genialen Autorin

Sally Diamond wächst bei Adoptiveltern auf. Die Mutter ist bereits verstorben, nun erliegt auch der Adoptivvater seiner Krankheit. So wie er es gewünscht hat, verfrachtet sie seine Leiche in die Mülltonne und verbrennt ihn.

So beginnt dieser Roman, der einen dermaßen in seinen Bann zieht, dass man ihn geradezu verschlingt und vor allem diese beeindruckende Figur der Sally, die sich selbst als „sozial defizitär“ bezeichnet, so schnell nicht wieder vergessen wird.

Natürlich sorgt dieses Vorgehen der ohnehin im Ort bereits als extrem verschroben geltenden Frau für ziemliches Aufsehen, die Polizei ermittelt und Sallys Leben wird nicht einfacher. Sie ist Anfang vierzig, wurde zu Hause von den Eltern beschult und hat noch nie gearbeitet. Im Ort galt sie als taub, das half ihr, so zu tun, als höre sie nicht, was die Menschen über sie sagten.

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Romy Fölck: Das Licht in den Birken

Stilistisch und inhaltlich gescheiterter Roman, der keine Erwartungen erfüllt

Was laut Klappentext wie die vielversprechende Geschichte dreier Menschen klingt, die sich gegenseitig bei der Lösung ihrer Probleme helfen, entpuppt sich leider als schlecht geschriebener, schlecht konstruierter und schlecht ausgearbeiteter Roman.

Thea kehrt, zusammen mit zwei Ziegen, nach über zwanzig Jahren, die sie in Portugal verbrachte, nach Deutschland zurück. Dorthin, wo sie herkam, einem Ort in der Lüneburger Heide. Sie mietet sich bei Benno ein, der wie sie Mitte oder Ende Fünfzig ist und seinen Hof, auf dem er viele ausgemusterte Tiere betreut, allein betreibt. Benno kämpft mit einem Schuldenberg, mit seiner Einsamkeit und der ebenfalls seit zwanzig Jahren bestehenden Trennung von seinem Sohn. Während Thea ihrer Ziehtochter Annika nachtrauert, der Tochter ihres früheren Lebensgefährten, mit der sie seit der damaligen Trennung von ihm keinen Kontakt mehr hatte.

Als Dritte taucht schließlich auf dem Hof die junge Juli auf, die allein von zu Hause nach Amsterdam laufen wollte, durch einen Unfall aber erst einmal nicht weiter kann. Sie wiederum hat Probleme mit ihrer Mutter, deren Ursache aber irgendwie nie so richtig herauskommt.

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Trude Teige: Das Haus der Lügen

Solider Krimi aus Norwegen um verzwickt miteinander verbundene Fälle

Die norwegische Autorin, die ich bisher nur aus ihren eher psychologischen Romanen über Ereignisse im Zweiten Weltkrieg kenne, legt mit diesem Buch einen weiteren Krimi mit der Journalistin Kajsa Coren im Mittelpunkt vor. Die Vorgängerbände kenne ich daher nicht, das braucht es auch nicht zum Verständnis dieses in sich abgeschlossenen Kriminalromans.

Es ist ein konventionell gestrickter Krimi, der sich insbesondere mit mehreren Fällen von Vergewaltigung beschäftigt. Kajsa frühere Freundin Anki wurde nachts in ihrem eigenen Haus überfallen und ist seither traumatisiert. Dabei war sie bereits vorher durch verschiedene Ereignisse in ihrer Vergangenheit, die nach und nach zutage treten, psychisch und physisch sehr stark beeinträchtigt.

Kajsa beginnt auf Ankis Wunsch, einen Dokumentarfilm über diese zu drehen und fängt dadurch immer mehr an, an deren bisherigen Erzählungen über ihre Familie und ihr Leben zu zweifeln.

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Ann Patchett: Der Sommer zu Hause

Ein Wohlfühlroman der Meisterklasse – ohne Drama, ohne Action, aber wunderschön

Er ist nicht spannend, er zeigt keine Action, keine Dramatik, es gibt keine romantische Liebe und kein Happy End. Aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist dieser Roman etwas ganz Besonderes, etwas ganz besonders Schönes.

Ann Patchett erzählt behutsam, mit Humor und Melancholie, mit Einfühlsamkeit und Präzision von einem Sommer auf dem Land, auf einer Kirschplantage in Michigan, während der Pandemie. Und sie erzählt von einer toxischen Beziehung, von Schauspielern. Von Freundschaft und Familienglück, von Ehrlichkeit und von Träumen, von solchen, die wahr werden und anderen, die verborgen bleiben.

Im Sommer der Pandemie kommen die drei Töchter von Lara nach Hause auf die Kirschfarm der Eltern. Abgeschieden von anderen Menschen und ohne die sonst üblichen Hilfskräfte muss die Familie nahezu allein die Kirschernte bewältigen. Unterbrochen wird die viele und harte Arbeit durch Laras Erzählung ihres Lebens. Die Töchter, Emily, die Älteste, die einmal den Hof übernehmen wird, Maisie, die Mittlere, angehende Tierärztin, und Nell, das Nesthäkchen, das davon träumt, Schauspielerin zu werden. So wie ihre Mutter das einmal war.

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Jo Leevers: In den Augen meiner Mutter

Etwas überfrachtetes Familiendrama um Geheimnisse und Missverständnisse

Wieder einmal ein Roman um die Beziehung von Müttern zu Töchtern, von Kindern zu Eltern, ein Roman um eine Familie voller Probleme, voller Drama.

Der erste Roman, den ich von Jo Leevers gelesen habe, hat mir ausgenommen gut gefallen. Er war gefühlvoll ohne rührselig zu sein, er zeigte einen leisen Humor und die Figuren waren authentisch und sympathisch. Vor allem war er optimistisch und hell.

Leider hat mich dieser neuer Roman dagegen etwas enttäuscht. Er ist eher düster und zäh, die Handlung ist überfrachtet und die Charaktere haben kein Mitempfinden wecken können.

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Martina Bogdahn: Mühlensommer

Wenig mitreißender Roman um das Leben auf einem Bauernhof

In einer Mischung aus aktueller Handlung und ständigen Rückblicken scheint hier eine Autorin ihre Kindheit aufzuarbeiten. Ein Roman, den es nicht braucht.

Im Stil eines Schulaufsatzes der fünften Klasse zum Thema „Mein schönstes Ferienerlebnis“ erzählt Martina Bogdahn von einer Kindheit auf einem Bauernhof. Da, laut Vita im Buch, sie selbst auf einem solchen aufwuchs, liegt die Annahme nahe, dass sie hier ihre eigenen Erlebnisse schildert.

Maria, Mutter zweier Töchter – einen Vater scheint es nicht zu geben – wird in ihr Elternhaus gerufen, als ihr Vater einen schweren Unfall hat. Sie muss einspringen, die Tiere versorgen und auf die demente Oma aufpassen. Es ist ein heißer Sommer und eigentlich wollte sie sich mit Freunden zu einem langen Wochenende treffen. Nun kommen diese Freunde stattdessen zu ihr auf den Bauernhof und wirken dort dann ziemlich fehl am Platz.

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Graham Norton: Ein Ort für immer

Für diesen Roman stellen wir Ihnen eine Doppelrezension vor.  Zwei unserer Rezensentinnen haben das Buch gelesen. Ihre Besprechungen fallen gar nicht so unterschiedlich aus. Doch während Renate Müller die absurden Komponenten des Romans als vergnüglich und unbedingt empfehlenswert einstuft,  bewertet Annegret Glock genau diese Skurrilität als zu trivial:

Renate Müllers Rezension:

Berührender und humorvoller Roman um die Frage: Sind wir da zu Hause, wo wir wohnen?

Ein Schicksal, das heutzutage sicher öfter vorkommt, als man glaubt. Plötzlich sitzt ein Partner auf der Straße, weil der andere keine Vorsorge getroffen hat.

In dem Roman des irischen Autors Graham Norton, des ersten, den ich von ihm las, geht es vor allem um das, was unser Zuhause ausmacht. Für fast alle der wunderbar ausgearbeiteten Figuren stellt sich diese Frage, nicht alle finden eine Antwort.

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