Wenig mitreißender Roman um das Leben auf einem Bauernhof
In einer Mischung aus aktueller Handlung und ständigen Rückblicken scheint hier eine Autorin ihre Kindheit aufzuarbeiten. Ein Roman, den es nicht braucht.
Im Stil eines Schulaufsatzes der fünften Klasse zum Thema „Mein schönstes Ferienerlebnis“ erzählt Martina Bogdahn von einer Kindheit auf einem Bauernhof. Da, laut Vita im Buch, sie selbst auf einem solchen aufwuchs, liegt die Annahme nahe, dass sie hier ihre eigenen Erlebnisse schildert.
Maria, Mutter zweier Töchter – einen Vater scheint es nicht zu geben – wird in ihr Elternhaus gerufen, als ihr Vater einen schweren Unfall hat. Sie muss einspringen, die Tiere versorgen und auf die demente Oma aufpassen. Es ist ein heißer Sommer und eigentlich wollte sie sich mit Freunden zu einem langen Wochenende treffen. Nun kommen diese Freunde stattdessen zu ihr auf den Bauernhof und wirken dort dann ziemlich fehl am Platz.
Maria schwelgt während ihres Aufenthalts ständig in Kindheitserinnerungen, die dann so abwechslungsreich sind, wie Alltag eben ist. Es gibt viele einzelne Anekdoten, die wir vermutlich alle so oder ähnlich erzählen könnten. Das Krippenspiel, in dem sie nicht die ersehnte Hauptrolle bekommt. Das gefundene Weihnachtsgeschenk lange vor dem Fest. Die Erlebnisse in der Schule, die Streitereien mit dem Bruder, die Eigenarten der Oma. Da kommen die Zeugen Jehovas und klingeln an der Tür, da gibt es die Katze im Stall mit ihrem Nachwuchs. Und so geht es das ganze Buch hindurch weiter.
Auch der in der Gegenwart spielende Part ist nicht spannender oder interessanter. Es gibt kein wirkliches Thema, keine rechte Handlung. Dazu sind die Figuren wie Holzschnitte, zweidimensional, hölzern und farblos. Die Kinder, Marias Töchter ebenso wie die kleineren Kinder der Freunde, sind wenig realistisch gezeichnet in ihrem Handeln oder ihren Dialogen.
Hinzu kommt das Manko, dass sowohl die aktuelle Handlung als auch die Rückblicke im Präsens geschrieben sind, sodass man immer erst nach einigen Sätzen erkennt, wo man sich nun gerade befindet.
Stilistisch ist der Roman in Gänze wenig überzeugend, eher auf dem Niveau eines Schüleraufsatzes, der Sätze aneinanderreiht, aber weder Stimmung noch Gefühle erzeugen kann. Stattdessen wird ein Idyll geschildert, ein Klischee an das andere gereiht und so entstand bei der Lektüre nichts als Langeweile. Sehr schade.
Martina Bogdahn – Mühlensommer
Kiepenheuer & Witsch, April 2024
Gebundene Ausgabe, 334 Seiten, 23,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.