Nichts für schwache Nerven. Aber Tsokos-Fans wissen, dass der schreibgewandte Prof. für Rechtsmedizin keine Rücksicht auf die nimmt, denen beim Anblick von Blut oder schon beim Lesen detaillierter Beschreibungen von Wunden, Sektionen oder Auffindsituationen schlecht zu werden droht. Schon ein Blick auf die Innenseite des Covers lässt einen ganz schnell entscheiden, ob man wohl weiterlesen möchte oder lieber doch nicht. Wie immer präzise, sachlich, kompetent und realistisch werden auch im dritten Band um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, seit Kurzem stellvertretende Leiterin der rechtsmedizinischen Spezialeinheit „Extremdelikte“ beim BKA, die Vorgänge im Seziersaal beschrieben. Schon die meist mehrzeiligen Kapitel-Überschriften verdeutlichen den Stil, in dem hier mehr berichtet als erzählt wird. Kurz und knapp, informativ, strukturiert, präzise und (fast) emotionslos.
WeiterlesenKrimi & Thriller
Freida McFadden: Die Kollegin
Dawn Schiff ist seltsam, darin sind sich alle Kollegen einig. Sie sagt nie das Richtige, hat keine Freunde, liebt Schildkröten. Aber sie hat einen gut strukturierten Tag, deshalb weiß jeder, dass sie pünktlich um 8:45 Uhr an ihrem Platz sitzt. Bis sie eines Morgens nicht auftaucht. Dawns Kollegin Natalie wundert sich und nachdem sie einen anonymen Anruf erhalten hat, fährt sie zu Daws Wohnung, um nach dem Rechten zu sehen, doch stattdessen bietet sich dort ein Bild des Grauens. Eins ist klar: Jemand muss sie so sehr gehasst haben, dass er nicht mal vom Töten zurückschreckt …
Freida McFadden hat einen sehr guten Schreibstil, er gefällt mir. Sie weiß, wie man Spannung richtig aufbaut, und macht dies in kurzen Kapiteln, die meist so spannend enden, dass man weiterlesen will. Das führte dazu, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit beendet hatte.
WeiterlesenHåkan Nesser: Eines jungen Mannes Reise in die Nacht
Neues von Håkan Nesser
„Eines jungen Mannes Reise in die Nacht“ ist der Titel des neuen Romans von Håkan Nesser. Es ist der 9. Band in der Gunnar-Barbarotti-Reihe. Das Buch ist am 10. September 2025 im btb Verlag erschienen. Paul Berf übersetzte es aus dem Schwedischen.
Zwei Morde und kein Motiv
Im Mai 2022 wird der zweiundfünfzigjährige Sportlehrer Allan Fremling in seiner Wohnung im Viertel Kvarnbo der Stadt Kymlinge mit drei Schüssen ermordet. Fremling war einmal Zehnkampf-Meister und unterrichtete Sport und Mathematik an der Kvarnbo-Schule. Kriminal-Inspektor Lars Borgsen übernimmt die Leitung der Ermittlungen, er wohnt in Kvarnbo. Borgsen, von seinen Kollegen Sorgsen genannt, leidet am Post-COVID-Syndrom und ist nur eingeschränkt belastbar. Die Kommissare Gunnar Barbarotti und Eva Backmann werden zu dem Fall hinzugezogen.
WeiterlesenFrank Goldammer: Bruch: Am Abgrund
Wer Felix Bruch nicht kennt, wird möglicherweise im „finalen Fall für Bruch und Schauer“, wie es auf dem Cover heißt, Probleme haben, diesen sonderbaren, eigenbrötlerischen, wortkargen Hauptkommissar aus Dresden zu mögen. Keiner kennt ihn so richtig, keiner weiß Konkretes über den privaten Felix Bruch. Grade mal, dass er in einem Waisenhaus, einem Heim aufgewachsen ist, das in diesem vierten Fall eine besondere Rolle spielt.
Diese Vergangenheit lässt Bruch nicht los, er leidet offensichtlich noch immer unter dem, was damals in dem Heim passiert sein muss. Er redet nicht darüber, mit niemandem, auch nicht mit seiner Partnerin Nicole Schauer, die eigentlich einen ganz guten Draht zu ihm hat. In diesem letzten Band spielt seine Vergangenheit eine zentrale Rolle. Im Zuge anderer Ermittlungen stößt Nicole immer wieder auf Verbindungen, auf Indizien, die sie zu Bruch und seinem ehemaligen Freund und Partner Bartko führen, dessen Unfalltod vor einiger Zeit noch immer nicht zur Gänze aufgeklärt ist. Weiterlesen
Benjamin Cors: Aschesommer
Dieses Buch ist der zweite Band der Reihe, und ich würde wärmstens empfehlen, zuvor den Vorgänger „Krähentage“ zu lesen. So findet man wesentlich leichter in die Geschichte hinein und versteht auch die Charaktere besser.
Zwei Leichen werden im Hochsommer in einem Kühlhaus entdeckt – und das ist erst der Beginn einer Mordserie. Die Sonderermittlungsgruppe Vier muss nun all ihre Kräfte mobilisieren, um das Sterben zu stoppen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Hauptverdächtige in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt sitzt.
Das Buch hat mich sofort gefesselt. Es ist eine gelungene Mischung aus berührenden Momenten und packender Spannung. Von Beginn an geht es rasant los, man ist als Leser sofort mittendrin und hat keine Chance, dem Sog der Geschichte zu entkommen. Einmal angefangen, kann man es kaum mehr aus der Hand legen. Weiterlesen
Anne Holt: Zwölf ungezähmte Pferde
Wer Hanne Wilhelmsen nicht aus den früheren Bänden der Reihe kennt, dürfte versucht sein, sie als echt unsympathisch und schwierig abzustempeln. Kein Wunder, ist sie doch extrem sarkastisch, kompromisslos und unhöflich zu ihrer Frau und Tochter, zu den beiden gemeinsamen jungen Freunden, die zum Abendessen eingeladen sind. Noch bevor das Essen richtig begonnen hat, ist der Abend zu Ende. Eskaliert wegen Hannes mangelnden Einfühlungsvermögens, ihrer sehr speziellen eigenen Art, mit Leuten umzuspringen, in der Annahme, sich alles erlauben zu können. Diesmal nicht. Nefis, ihre Frau, verlässt gemeinsam mit Tochter Ida noch am selben Abend die gemeinsame Wohnung. Henrik, ein junger Hauptkommissar und Hannes einzig noch verbliebene Verbindung zur Polizei, wie auch Ebba, eine junge Lektorin, sind ebenfalls richtig sauer wegen Hannes Benehmen und gehen. Hanne findet sich alleine in der großen Wohnung wieder.
WeiterlesenKat Menschik/Volker Kutscher: Westend
Die Geschichte um den Kriminalkommissar Gereon Rath, der Ende der 20er und während der 30er Jahre in Berlin ermittelte, ist nach dem 10. Band endgültig und noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zu Ende gewesen. Aber wie hat Gereon, wie hat Charlie, wie haben all die anderen diese Zeit überstanden?
Volker Kutscher lässt das in diesem Band Gereon selber erzählen. Dieser ist inzwischen ein alter Mann. Aber er erinnert sich noch sehr genau, auch wenn er das vor diesem Journalisten mit den vielen Fragen nicht immer zugeben mag. Obwohl es ihn selbst in den Westen verschlagen hatte, hatte er doch so einiges in Ostberlin zu erledigen. Dinge, über die er offenbar nicht gerne spricht. Und Dinge, die ganz grauenhaft schiefgelaufen sind, ob mit oder ohne seine Beteiligung. Denn seine Ex-Frau Charlie hatte sich in Ostberlin ein neues Leben aufgebaut, mit Mann und Sohn. Konnte er sich da wirklich so sehr raushalten wie er behauptet, oder ist er an der Verhaftung ihres Mannes in den 50ern doch beteiligt gewesen? Wie gesagt, er spricht nicht gerne darüber. Weiterlesen
Jill Johnson : Nachtschattengewächse
Stilistisch ist an diesem Roman nicht wirklich etwas auszusetzen, er liest sich recht flüssig, die Beschreibungen sind bildhaft, die Figuren scharf profiliert und das Erzähltempo ziemlich hoch. Dennoch hatte ich Probleme mit der Geschichte, der Plot schien reichlich wirr, die Protagonistin arg überzeichnet und Auflösung sowie Ende nicht so ganz schlüssig.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Ich-Erzählerin Eustacia Amelia Rose, Professorin der Botanik. Momentan ist die Spezialistin für toxische Pflanzen allerdings beurlaubt oder entlassen, das wird nicht so ganz klar, wegen eines Vorfalls im Labor der Universität, für den sie verantwortlich gewesen sein soll. Dieser Vorfall wird immer wieder erwähnt im Laufe der Geschichte, allerdings erst ganz am Ende wird erklärt, was damals geschah.
Wie überhaupt die Handlung durchzogen ist von Andeutungen und Anspielungen auf Vergangenes, was aufgrund der gewählten Ich-Erzählform einigermaßen unrealistisch erscheint, da die Erzählerin die jeweiligen Vorkommnisse, ihre eigenen Erinnerungen und Erlebnisse ja am allerbesten kennt. Weiterlesen
Lia Middleton: Confession Room
Das Internet macht süchtig und es ist meistens ein schlechter Gedanke, dort seine intimsten Geheimnisse auszubreiten. Trotzdem erfreut sich der „Confession Room“ großer Beliebtheit, auch bei Emilia. Seit dem gewaltsamen Tod ihrer Schwester arbeitet sie nicht mehr als Polizistin, aber als im Raum der Mord eines Mannes und einer Frau angekündigt wird, kann sie nicht anders, als zu ermitteln. Nur kommt sie zu spät, denn der Mord ist bereits geschehen.
Der Leser bewegt sich zwischen Emilias Schuldgefühlen, den Mord an ihrer eigenen Schwester nicht verhindert zu haben und ihrem Wunsch, auch als eine Art Wiedergutmachung, weitere Morde zu verhindern. Denn die Geschichte wiederholt sich. Bis es sogar Emilia selbst ist, deren Name als Opfer auftaucht. Aber was kann sie vor wie langer Zeit in diesem Raum gestanden haben, das den Rächer – als solcher sieht sich der Täter selbst – auf den Plan ruft? Weiterlesen
Henri Faber: Locked In
In Heidelberg verschwinden Menschen. Die Hoffnung, sie lebend wiederzusehen, schwindet von Tag zu Tag. Als Kommissar Paul Maertens endlich eine Spur entdeckt, kommt es bei der Festnahme zu einem fatalen Unfall: Der Täter fällt ins Wachkoma – und die Opfer scheinen verloren. Um sie zu retten, bleibt nur eine letzte Chance: Der berühmte Neurologe Linde hat eine Methode entwickelt, mit der er die Gedanken von Komapatienten lesen kann. Gemeinsam dringen sie in das Bewusstsein des Täters ein, um das Versteck der Entführten zu finden.
Henri Faber gelingt es, ein Buch zu schreiben, das durchweg fesselt und interessante Themen aufgreift. Spannungsgeladen fliegt man von Kapitel zu Kapitel und wird immer wieder geschickt auf falsche Fährten geführt.