Einst, eigentlich ist es so lange nun auch wieder nicht her, war ich ein kleiner, unauffälliger Ladeninhaber für Zauberei in Camden. Den Touristen verkaufte ich wertlosen Tand, den Magiern, so sie sich denn in meinen Shop verirrten, gerne auch einmal etwas Wirksameres.
Ich war froh, nach einer traumatischen Jugend, als mein Schwarzmagischer Meister mich missbraucht hatte, endlich ein wenig Frieden, ja Freude gefunden zu haben. Ich hatte Freunde und übte mein Talent, Ereignisse vorherzusehen, kaum aus.
Alles änderte sich, als ich wieder in Kontakt mit dem Magier Establishment kam. Der Rat nahm mich zähneknirschend auf, ich hatte sogar eigene Lehrlinge, wurde dann, nachdem mein alter Meister mich wieder unter seine Knute gezwungen hatte, auf dessen Veranlassung hin, in den Rat selbst aufgenommen.
Jetzt ist alles den sprichwörtlichen Bach runtergegangen. Anne, meine einzige Liebe ist von einem Djinn besessen und dabei, sich zum Allein-Herrscher der Welt aufzuschwingen, mein alter Meister treibt seine eigenen finsteren Pläne voran und der Rat ersucht das Unglück irgendwie aufzuhalten – wahrscheinlich vergebens, sind die befreiten Djinn, die sich in den Körpern von Magiern einnisten Legion und lassen uns ganz, ganz schlecht aussehen.
Mein einziger Plan ist, alle gegeneinander auszuspielen, mich selbst zu opfern, um Anne und die Welt zu retten – den Preis, mein Leben, gebe ich dafür gerne hin – nur wirklich gut stehen meine Chancen trotzdem nicht …
„Der Retter von London“ von Benedict Jacka ist der mitreißende Abschluss der Urban Fantasy-Reihe um Alex Verus, die die Leser auch bei uns nun seit einigen Jahren begeistert. In diesem letzten Band bringt Jacka die Geschichte des Magiers zu einem ebenso fulminanten, wie befriedigenden Ende.
Jacka ist dabei inhaltlich wie stilistisch einen weiten Weg gegangen. Zu Beginn der Reihe nahm er soziale Ungerechtigkeiten ins Visier, punktete mit Humor und etwas anderen Figuren.
Später dann wandelte sich die Reihe. Statt Gesellschaftskritik und eines Filous, der uns ans Herz wuchs, stand plötzlich die große Action ganz im Zentrum. Es wurde gewalttätig, rasant und dramatisch.
Seit ein paar Büchern nun wurde das große Finale vorbereitet. Und Jacka brennt in eben diesem ein wahres Feuerwerk von Gefechten und Intrigen ab. Ebenso tempo- wie abwechslungsreich führt er seine Handlungsstränge zusammen – wobei das große Finale dann in einem mehr als 10 Seiten umfassenden Dialog zwischen Alex und seinem ehemaligen Meister und Widersacher gipfelt. Hier wäre eine Straffung, mehr show, don´t tell sicherlich angebracht gewesen.
Ansonsten endet der Band und die Reihe in sich stimmig, lässt noch einmal viele bekannte Figuren im finalen, verlustreichen Kampf auftreten und bietet uns final eine Weiterentwicklung des Charakters unseres Protagonisten an. Dessen innerer Kampf und moralisches Dilemma wird tiefgründig und nachvollziehbar dargestellt.
Neben Alex glänzen auch die Nebencharaktere wie Luna, Anne und Variam, deren Beziehungen zu Alex im Laufe der Serie immer komplexer und emotionaler geworden sind. Jacka schafft es, den Charakteren zusätzliche Tiefe und Authentizität zu verleihen, was uns letztlich noch stärker in die Geschichte zieht. Dabei geht es auch um Themen wie Macht, Verantwortung, Freundschaft und Opferbereitschaft. Jacka beleuchtet die Konsequenzen von Machtmissbrauch und die Bedeutung von persönlichen Entscheidungen, was dem Buch eine zusätzliche Tiefe und Relevanz verleiht.
So ist dies ein würdiger Abschluss der „Alex Verus“-Reihe und bietet Fans alles, was sie sich von einem Finale erhoffen können: Spannung, Emotionen, überraschende Wendungen und eine befriedigende Auflösung der zentralen Handlungsstränge.
Benedict Jacka: Der Retter von London – Alex Verus Band 12
aus dem britischen Englisch übersetzt von Michella Gyo
Blanvalet Verlag, Juli 2024
511 Seiten, Taschenbuch, Euro 12,00
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.