Neues von Håkan Nesser
„Eines jungen Mannes Reise in die Nacht“ ist der Titel des neuen Romans von Håkan Nesser. Es ist der 9. Band in der Gunnar-Barbarotti-Reihe. Das Buch ist am 10. September 2025 im btb Verlag erschienen. Paul Berf übersetzte es aus dem Schwedischen.
Zwei Morde und kein Motiv
Im Mai 2022 wird der zweiundfünfzigjährige Sportlehrer Allan Fremling in seiner Wohnung im Viertel Kvarnbo der Stadt Kymlinge mit drei Schüssen ermordet. Fremling war einmal Zehnkampf-Meister und unterrichtete Sport und Mathematik an der Kvarnbo-Schule. Kriminal-Inspektor Lars Borgsen übernimmt die Leitung der Ermittlungen, er wohnt in Kvarnbo. Borgsen, von seinen Kollegen Sorgsen genannt, leidet am Post-COVID-Syndrom und ist nur eingeschränkt belastbar. Die Kommissare Gunnar Barbarotti und Eva Backmann werden zu dem Fall hinzugezogen.
Einen Monat später tappen die Ermittler noch immer im Dunkeln. Da wird der Fitness- und Personal-Trainer Birger Leonard Svensson ebenfalls in Kvarnbo erschossen aufgefunden. Er besuchte Emma Burman, die er aus seinem Fitness-Studio kennt und mit der er ein Verhältnis hat. Emma Burman ist geschieden und hat eine Tochter, Ester, und einen Sohn, Erik, der auf die Kvarnbo-Schule geht. Die Familie kann keine Hinweise auf einen Täter oder eine Täterin geben. Sorgsen, Barbarotti und Backmann sondieren das Umfeld, führen Zeugenbefragungen durch und kommen keinen Schritt weiter. Fremling und Svensson kannten sich nicht. Es gibt kein Motiv für die Morde. Derweil macht die Familie Burman Urlaub, allerdings jeder für sich. Erik Burman reist zu seinem Vater in den Norden Schwedens nach Luleå. Auf der Fahrt lernt er das Mädchen Malin kennen und verschwindet später mit ihr.
Ganz allmählich können die Ermittler in Kymlinge einen Tatverdächtigen herausfiltern. Dann wird auch noch Evert Ceder im nordschwedischen Töre ermordet.
Håkan Nesser erzählt einen Krimi entspannt spannend
Und auch im neunten Band der Reihe um die Kommissare Barbarotti und Backmann behält die Serie ihren Charme, ohne dass es ihr an der nötigen Krimispannung mangelt. Håkan Nesser erzählt den Krimi um zwei Mordfälle in der fiktiven schwedischen Stadt Kymlinge entspannt spannend. Dabei ragen die Figurenzeichnungen besonders hervor. Nesser nimmt sich Zeit, sie und ihr Umfeld genau zu beschreiben. Er begleitet Barbarotti, Backmann und ihr Team akribisch in ihrer Ermittlungsarbeit. Nesser führt sukzessive weitere Figuren ein, und lässt manche Überraschung oder Wendung zu. Als Leserin tue ich gut daran, genau und konzentriert zu lesen, denn die Hinweise auf eine Lösung des Falls oder auf die Täterin bzw. den Täter stecken im Detail.
Und immer fließt eine Portion Humor oder Witz in seine Erzählung ein. Meist offenbart er sich in den Dialogen zwischen Barbarotti und Backmann, aber auch in den Zwiegesprächen des Kommissars mit „unserem Herrn“.
Sowohl die Ermittler als auch die Täter in Nessers Krimis sind Menschen wie du und ich. Da sind keine grausamen Psychopathen oder durchgeknallten Terroristen am Werk, sondern scheinbar ganz „normale“ Leute, denen man jederzeit selber auf der Straße begegnen könnte. Und trotzdem schafft Håkan Nesser es, Dramatik, Spannung und Unterhaltung in bester Erzählkunst zu vereinen.
Gut, dass es die Krimis von Håkan Nesser gibt und „Eines jungen Mannes Reise in die Nacht“ ist da keine Ausnahme. Bitte lesen!
Weitere Besprechungen zu den Krimis von Håkan Nesser unter:
„Barbarotti und der schwermütige Busfahrer“
Håkan Nesser: Eines jungen Mannes Reise in die Nacht. Ein Fall für Gunnar Barbarotti.
Aus dem Schwedischen von Paul Berf.
btb Verlag, 10. September 2025.
352 Seiten, Hardcover, 25,- Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.