Siân James: Ein Nachmittag im Mai

Die Waliserin Siân James (1930-2021) veröffentlichte 1975 ihr preisgekröntes Erstlingswerk, den Roman Ein Nachmittag im Mai. Darin geht es um die sechsunddreißigjährige Anna. Sie ist seit vier Jahren Witwe, Mutter von drei Töchtern und lebt in der walisischen Countryside. Seit dem Tod ihres Mannes Giles steht sie in einer Art Sackgasse. Nur mit viel Mühe kann sie aus den Einkünften eines kleinen Vermögens ihre Familie finanzieren. Und seit die Jüngste das Schulalter erreicht hat, glaubt sie an einen Ausweg: Sie will im kommenden Herbstsemester ihr Studium wieder aufnehmen. Es wird Zeit nach vorn zu schauen, denkt Anna. Als Lehrerin kann sie ihr eigenes Geld verdienen und damit leichter Rechnungen bezahlen.

An einem Tag im Mai geraten Annas Pläne und Gedanken durcheinander, als sie dem gutaussehenden Schauspieler Charlie wieder begegnet. Der jüngere Mann küsst sie spontan und ausgiebig bei der Begrüßung, als wären sie bereits ein Liebespaar. Auch sonst sind seine Umgangsformen einnehmend.

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Katherine Mansfield: In der Bucht

Die neuseeländisch-britische Schriftstellerin Katherine Mansfield wurde 1888 in Wellington/Neuseeland geboren und starb im Alter von nur 34 Jahren an Tuberkulose in Fontainebleau/Frankreich. Während ihrer schriftstellerischen Schaffensphase hat sie keinen Roman veröffentlicht, sondern ihren Bekanntheitsgrad durch 73 kurze Erzählungen erlangt. „In der Bucht“ ist eine ihrer bekanntesten und längsten Geschichten, die in Neuseeland angesiedelt sind. Der kleine, schmale Erzählband gehört zum Quartett aus Klassikerbänden mit ausschließlich weiblichen Autoren aus dem Verlag Mare.

Katherine Mansfields Vorbild war Anton Čechow, der ihr eigenes Schreiben geprägt hat.

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Jeremias Gotthelf: Die Käserei in der Vehfreude

In dem beschaulichen Dorf Vehfreude wollen die Männer Veränderungen einführen. Statt dem Dekret zu folgen, bauen sie keine größere Schule, sondern ihr eigenes Käsehaus. Es wird mit viel Aufwand ausgerüstet und ein Senn eingestellt, der den Käse fachmännisch herstellen soll. Bildung ist für sie nicht so wichtig, zumal viele kaum lesen, schreiben und rechnen können. Sie sind Bauern und kennen sich mit Kühen aus. Seit Generationen leben sie von der Milchwirtschaft. Und was sie nicht verkaufen können, gilt als verloren.

Inzwischen wissen auch die Vehfreudener Männer, guten Käse kann man nicht nur aus Almmilch herstellen. Früher galt ihre Milch als minderwertig, weil ihre Kühe nicht auf der Alm grasen. Doch dies hat sich geändert. Denn die Nachfrage nach Käse ist gewachsen.

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Angelika Mechtel: Das gläserne Paradies

Die Autorin Angelika Mechtel lässt uns durch eine Glasscheibe in das Innere einer gutbürgerlichen Familie blicken. Von 1971 bis 1972 geht die Zeitreise zu einer „ehrenwerten Gesellschaft“. Den Rahmen bildet die opulente Feier zum 60. Geburtstag von Amelie Born, der Ehefrau eines bekannten Professors.

„Jedes Mitglied ausgestattet mit einer weißen Weste, die untadelig bleibt, solange barmherzig abgedeckte Ungeheuerlichkeiten nicht an die Öffentlichkeit gelangen.“ (S. 10)

Abzudecken gibt es reichlich: Herzlosigkeit, Grausamkeit gegenüber ärmeren Mitmenschen, routinierter Mord, Drogenschmuggel, Lügen, Betrügen und das Vertuschen vergangener Schandtaten.

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Mary Downing Hahn: Meine Freundin Helen: Eine Geistergeschichte

Unheimlich gut: Grusel-Nostalgie aus den 80ern

Könntest du nachts schlafen, wenn direkt vor deinem Fenster ein Friedhof liegen würde?

Zum Inhalt:

Heather ist die nervigste kleine Göre, die man sich vorstellen kann – die neue Stiefschwester ist ein wahrer Quälgeist für Molly und Michael in ihrer neuen Patchwork-Familie. Doch als ob das nicht schon genug Drama wäre, beginnt der eigentliche Albtraum, als Heather auf dem düsteren Friedhof hinter ihrem neuen Zuhause, einer unheimlichen alten Kirche, eine neue »Freundin« findet: Helen.

Kein gewöhnliches Mädchen, sondern ein ruheloser Geist, der dort seit über hundert Jahren lauert – verborgen im Schatten der Grabsteine, mit einem finsteren Plan…

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Joseph Conrad: Herz der Finsternis (1899)

Des Menschen Gier ist unersättlich. Davon zeugt diese 1899 erstmals erschienene und nun bei Diogenes deluxe Verlag neu aufgelegte Geschichte von Joseph Conrad. Forscher, Goldsucher, Händler, Abenteurer – im Text beschönigend als „Pilger“ bezeichnet – ziehen in die Schwärze des afrikanischen Kontinents, immer weiter am Fluss Kongo entlang. Dort bringen sie nicht etwa den vermeintlichen Fortschritt, sondern schröpfen den Kontinent bis aufs Blut. Von Bodenschätzen über Elfenbein bis hin zu den Menschen, den Sklaven. Entrechtet, ausgebeutet, gefoltert, getötet: Diese von Conrad beschriebenen Szenen wirken bisweilen wie ein Fiebertraum, wie ein Delirium, erschreckend nah und distanziert-abgeklärt zugleich.

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Ross Macdonald: Schwarzgeld (1965)

Man sieht Lew Archer an, dass er nicht zum mondänen Tennisclub Montevista gehört. Dies liegt unter anderem an seinem einfachen Anzug und den direkten Fragen, die er Angestellten und Mitgliedern über Francis Mantel stellt.

Sein Mandant, ein junger reicher Mann, erklärt, Francis Mantel sei seit zwei Monaten hier, und plötzlich stünde seine ehemalige Verlobte unter Mantels Einfluss. Es sei keine normale, keine gesunde Beziehung. Er mache sich schreckliche Sorgen um sie.

Für den Detektiv Archer aus Los Angeles scheint es ein ganz normaler Fall zu sein, bis er auf Ungereimtheiten stößt. Dieser Mantel bringt auf der einen Seite alles mit, was ein reicher Mann unter seinesgleichen braucht: Arroganz, Geld und den Anspruch, nur das Beste sei gerade gut genug für ihn. Doch auf der anderen Seite hat er die Angewohnheit, genauso schnell zu verschwinden, wie er gekommen ist. Nur dieses Mal will er die Exverlobte des Mandanten mitnehmen.

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Liesbet Dill: Tagebuch einer Mutter (1943)

Olivias Leben beginnt märchenhaft. Sie darf behütet und beschützt ihren Neigungen folgen. Von allem ist genug da, so dass sie mühelos in die Rolle der Ballkönigin schlüpft und als gute Partie gilt. Und wie im Märchen verliebt sie sich in den schönsten Mann, der wiederum sie liebt.

Auf das reale Leben ist sie jedoch nicht vorbereitet. Ihr Mann stirbt im Ersten Weltkrieg. Von jetzt auf gleich steht Olivia mit ihren vier Kindern alleine da. In Zeiten großer Unsicherheit ist für sie und ihre Kinder der soziale Abstieg sicher. Ohne Eltern, mit der geldvernichtenden Inflation und der geringen Witwenrente wird ihr Alltag mühselig. Auf die harte Tour lernt Olivia den Pfennig umdrehen und vieles mehr.

Die Autorin Liesbet Dill (1877-1962) wurde im Saarland geboren. Ähnlich wie Olivia wuchs sie in begüterten Verhältnissen auf. Neunzehnjährig wurde sie mit einem 36-jährigen Mann verheiratet. Die arrangierte Ehe machte sie so unglücklich, dass sie Mann und zwei Söhne verließ. Nach der Scheidung verdiente sie ihr tägliches Brot mit dem Schreiben. Sie schrieb über 100 Romane, die häufig die unfairen Lebensbedingungen der Frauen thematisieren. Ihre letzten Romane wurden der Kategorie trivial zugeordnet, so dass ihr Gesamtwerk, teilweise international veröffentlicht, herabgestuft worden ist. Liesbet Dill geriet in Vergessenheit. Weiterlesen

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Ursula Parrott: Ex-Wife (1929)

Eine köstliche Zeitkapsel? »Sex and the City« meets »The Great Gatsby«?

Als dieser Roman vor 100 Jahren, 1929, anonym erschien, wurde er sofort zum Bestseller – eine skandalöse Scheidungsgeschichte aus der Zeit des Jazz.

Doch wo steckt der Glamour und die wilden Partys à la »The Great Gatsby«? Wo der freche, moderne Geist von »Sex and the City«?

Du bekommst eine spritzige, schnelle Lektüre über Patricia, 24 und frisch verlassen, die das wilde Manhattan der Roaring Twenties unsicher macht. Zwischen Barbesuchen, Partys, Musicals, zu viel Alkohol, Zigaretten, Flirts und unpassenden Affären reflektiert sie über die Vergangenheit mit ihrem Ex-Mann, einem egozentrischen Arsch, und kämpft voller Selbstzweifel und nostalgischer Sehnsüchte mit dem Wunsch, wieder mit ihm zusammenzukommen. Weiterlesen

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Stella Benson: Zauberhafte Aussichten (1919)

1918, während des Ersten Weltkriegs, wird London von den Deutschen bombardiert. Die Menschen (Lebende und Verstorbene) suchen Schutz, unter anderem in unterirdischen Bunkern. In diesem Klima der Angst und Unsicherheit soll jeder in der Bevölkerung seinen Beitrag leisten. Die Hexe Angela gibt ihr gesamtes Geld für Kriegsanleihen her. Als sie später hungert, sieht sie sich gezwungen, ein Brötchen zu stehlen. Auf ihre ganz persönliche Weise kämpft sie auch über den Wolken mit einer gegnerischen Hexe, während unter ihr die Kampfflieger über London kreisen.

Auch Sarah Brown leistet ihren Beitrag, in dem sie für eine Wohltätigkeitsorganisation arbeitet. Die unerwartete Begegnung mit der Hexe verzaubert nicht nur sie, sondern verändert auch das Leben der anderen Damen und des Vorsitzenden im Wohltätigkeitskomitee. Und damit sind die „zauberhaften“ Aussichten noch lange nicht vorbei.

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