Jennifer Lynn Barnes: Der letzte Schachzug: Inheritance Games 03

Im inzwischen letzten Band der Trilogie von Jennifer Lynn Barnes, „Der letzte Schachzug“, ist Avery nur noch wenige Wochen davon entfernt, wirklich die Millionenerbin zu sein. Sie musste dazu ein Jahr ununterbrochen im Anwesen des verstorbenen Tobias Hawthorne verbringen. Seine komplizierten Rätsel zu lösen war dabei nicht Teil der Bedingung, ergab sich aber trotzdem. So fand sie im zweiten Band den verschollenen Sohn Toby, im dritten Band taucht jetzt dessen Tochter Eve auf. Und noch sind längst nicht alle Rätsel des riesigen Hawthorne-Anwesens gelöst (echt, ich liebe dieses Haus). Gemeinsam mit den 4 männlichen Enkeln, die sie seit Band 1 begleiten, versucht Avery die komplizierte Familiengeschichte der Hawthornes zu entwirren.

Aber nicht nur Eve taucht auf (und sieht aus wie die verstorbene Emely, deren Rätsel es in Band 1 zu lösen galt), sondern auch ein alter Gegner von Tobias. Ihre Feindschaft geht zurück bis in die Anfänge des Hawthorne-Imperiums, aber was ist damals geschehen?

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Jodi Taylor: Miss Maxwells waghalsiger Zeitbetrug

Wir wissen es ja alle – Zeitreisen sind unmöglich, ein Hirngespinst, etwas, an das nur Verrückte glauben. Nur, einfach einmal so ins Blaue hinein, was wäre, wenn Zeitreisen doch irgendwie denkbar wären? Könnte die Zeitlinie durch Handlungen der Reisenden verändert werden, die Welt danach eine ganz andere sein? Dürften die Forschenden – und mal ehrlich, Tourismus in die Vergangenheit scheint doch mehr als weit hergeholt zu sein – denn überhaupt ihre Zeitreisemaschine verlassen, mit den ortsansässigen Menschen interagieren?

Fragen, deren Beantwortung uns, den Historikern von St. Mary’s, dem Institut, das eben jene undenkbaren Zeitreisen zu Forschungszwecken durchführt, in Fleisch und Blut übergegangen sind.

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Kaelo Michael Janßen, Thomas Nicolai: Nackt auf Usedom

Dem Roman „Nackt auf Usedom“ des Dortmunders Kaelo Michael Janßen und des gebürtigen Leipzigers Thomas Nicolai liegt eine interessante Fragestellung zugrunde: Wie unterschiedlich war es eigentlich, in den 80er-Jahren in der Bundesrepublik beziehungsweise in der DDR aufzuwachsen?
Torsten aus dem Ruhrpott wird von seiner Lehrerin genötigt, eine Brieffreundschaft mit einem Jugendlichen aus der DDR aufzunehmen. Er soll aus erster Hand etwas aus dem anderen Deutschland erfahren.

Etwas widerwillig macht er sich ans Werk, schließlich hat er mit Bier trinken, den Mädchen nachsteigen und dem Versuch, eine Band zu gründen, genug zu tun. Andreas aus Leipzig trinkt zwar kein Bier, macht aber ebenfalls gerade die ersten Erfahrungen mit Mädchen und steigt auch in eine Band ein.

„Nackt auf Usedom“ spielt gekonnt mit den bekannten Ost-West-Klischees, um sie dann genauso geschickt wieder aufzulösen. Vor allem sprachlich ist der Roman ein humoristischer Hochgenuss, bei dem man aus dem Grinsen nicht mehr herauskommt. 

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Holly Jackson: Good Girl, Bad Blood

Im ersten Band der Serie von Holly Jackson wurde aus Pips Hausaufgabe eine echte Mordermittlung und jetzt hat sie einen professionellen Podcast draus gemacht. Eigentlich wollte sie nur mit dem Fall Andie Bell abschließen, ihre Erkenntnisse publik machen und nie wieder etwas mit irgendwelchen Mordermittlungen zu tun haben. Denn es war nicht jedem recht, dass sie der Wahrheit näher und näher kam, sie wurde bedroht und ihr Hund wurde getötet (vielleicht versehentlich, aber ich habe es der Autorin immer noch nicht wirklich verziehen).

Jetzt in „Good Girl, Bad Blood“ ist Pip in ihrer Stadt eine Berühmtheit, bekannt für erfolgreiche Ermittlungen und es dauert nicht lange, da meldet sich ein Schulfreund, dessen Bruder verschwunden ist. Pip will nicht ermitteln, will sich nicht wieder in den Strudel von Schuld und Angst hineinziehen lassen, aber die Polizei lehnt Ermittlungen ab, da der Junge volljährig ist und sich auch nicht zum ersten Mal nicht zu Hause meldet. Die Mutter bittet, sie hätte doch Erfahrung. Und schon ist sie wieder mittendrin in den Ermittlungen, dieses Mal mit einem Live-Podcast.

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Raphaela Edelbauer: Die Inkommensurablen

Wie in einen fiebrigen Traum treibt uns die Autorin Raffaela Edelbauer durch eine Wiener Nacht. Aber nicht irgendeine: Es ist der 30. Juli 1914. Die letzte Nacht vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Menschenmassen feiern, taumeln, wissen nicht wohin mit sich und ihren Gefühlen. Alles ist auf den Beinen, alles ist im Umbruch. Meisterlich beschreibt die österreichische Schriftstellerin, was hinter den erhitzten Gemütern lodert, was die Stimmung explodieren lässt, was eine Zeitenwende einleitet. Es ist nicht nur der Konflikt zwischen Nationen. Es sind mannigfaltige Brennpunkte. Proletarier gegen Aristokratie, Tradition gegen Moderne, Männern gegen Frauen, Wissenschaft gegen Spiritualität. Drei junge Menschen stehen sinnbildlich für die Tragödie dieser Nacht. Eine Generation voller Hoffnungen, voller Hunger – zum Scheitern aufs Schlachtfeld geführt.

Der 17-jährige Tiroler Hans flüchtet in einer Nacht- und Nebelaktion von dem Bauernhof, auf dem er seit Jahren als Pferdeknecht geschuftet hat. Der uneheliche Sohn eines Holzexporteurs ist belesen. Sein Wissen findet durch seine prekären Umstände allerdings kaum Anwendung. Er denkt, da muss noch mehr kommen im Leben. Er weiß nur noch nicht was. Da er bei sich eine seltene Gabe vermutet, sucht er die Psychoanalytikerin Helene Cheresch auf, die sich mit Phänomen wie Traumdeutung und kollektivem Unterbewusstsein befasst.

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Micky Neilson: Auroboros: Die Windungen der Schlange

Haben Sie jemals in Ihrem Leben ein Fantasy-Rollenspiel gespielt? Die Faszination einer Kampagne durch fiktive Fantasy-Welten erlebt, sind in eine Figur geschlüpft und haben mit dieser Abenteuer be- und überstanden? Wenn sie diese Fragen mit Ja beantworten können, dann hätte ich einen munteren, unterhaltsamen Roman für sie: Micky Neilson: Auroboros: Die Windungen der Schlange.

Micky Neilson wurde von den früheren Spielern und Entwicklern damit betraut, aus deren einstiger Kampagne einen Roman zu machen. Etwa 1992 begannen die Spieler eine neue Kampagne zu starten, die in ihrer kleinen Welt Drastnia spielen sollte. Sie siedelten die Handlung chronologisch ein paar Hundert Jahre nach den Ereignissen ihres ersten Abenteuers an und schufen ein neues Reich namens Rechtbrand – ein bodenständiges Setting mit einer autoritären Kirche, die im ganzen Land für Recht und Ordnung sorgt. Trotz der starren Strukturen gab es in Rechtbrand auch Elemente, die widerspiegelten, wo sie sich zu dieser Zeit in ihrem Leben befanden: wilde Musikfestivals, Hippie-Druiden, sprechende Tiere und rauschgeschwängerte lange Nächte. Autoritäten werden herausgefordert, Mythologie entworfen und eine Queste entwickelt.

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Frank Vorpahl: Aufbruch im Licht der Sterne: Wie Tupaia, Maheine und Mai Captain Cook den Weg durch die Südsee erschlossen

Es ist noch gar nicht so lange her – es war 2018 -, da legte der Historiker Frank Vorpahl eine wunderschöne und erkenntnisreiche Monografie über Georg Forster vor, jenen faszinierenden Forscher und Freidenker, der in jungen Jahren das Privileg hatte, als Assistent seines Vaters eine der Reisen des berühmten Captain James Cook begleiten zu dürfen. Forster schrieb seine unvergleichliche „Reise um die Welt“ und Vorpahl würdigte sein Schaffen in einem von Galiani Berlin großartig gestalteten Band (Der Welterkunder. Auf der Suche nach Georg Forster. Galiani Berlin 2018).

Nun legen Autor und Verlag nach: Mit „Aufbruch im Licht der Sterne“ holen sie drei verdienstvolle Polynesier, ohne die Cook wohl nie aus der Südsee zurückgefunden hätte, aus dem Reich des Vergessens – eben jene Tupaia, Maheine und Mai. Alle haben eine faszinierende individuelle Geschichte und stehen doch für eine beeindruckende Kultur, die man als exotisches Beiwerk der großen Taten Cooks gerne mitrezepiert, deren Bedeutung aber in der eurozentrischen Perspektive oft vernachlässigt wird.

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Frank Goldammer: Die Verbrechen der anderen

Wir schreiben das Jahr 1990 in Dresden. Auch Tobias kommt das erste Mal nach Westberlin und betrachtet staunend, aber auch abweisend die Verlockungen des Westens. Im Krimi „Die Verbrechen der anderen“ von Frank Goldammer geht es um Kunstfälschungen, mit denen die DDR Devisen ins Land holen wollte, es geht um die immer noch akute Angst vor der Stasi, es geht um einen ehemaligen Grenzschützer, der am Todesstreifen einen jungen Mann erschossen hat und darum, was das mit den beiden Familien gemacht hat. Vielleicht ist das alles ein wenig zu viel für nur einen Roman, denn Spannung kommt nicht wirklich auf.

Da Frank Goldammer viel vom Schreiben versteht, kann man trotz der vielfachen Verschachtelungen der Geschichte noch folgen, aber für meinen Geschmack springt die Geschichte zu häufig hin und her zwischen den einzelnen Fällen und dann sind da auch noch Tobias private Probleme und seine für ihn neuen Erfahrungen mit dem Kapitalismus, mir war das insgesamt viel zu viel in einem Buch. Ich fand es interessant, mit Tobias Augen in den Westen zu reisen und auch die Verzweiflung der beiden Familien und ihr Umfeld um den Todesschützen fand ich passend und wichtig. Wie viel Angst die Menschen in der dann ehemaligen DDR noch vor dem Staat hatten und wie Künstler missbraucht wurden ist auch eine Geschichte, die ein eigenes Buch wert wären. Trotzdem kann mich bislang der Kriminaldauerdienst Ost West nicht so fesseln und faszinieren, wie es Goldammers Heller meistens konnte.

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Nick Martell: Das Königreich der Lügen

Willkommen in Kessel, einem Stadtstaat, einem Königreich, dem Heim vieler Menschen. Dass hier die Ungerechtigkeit Blüten treibt, dass der Adel in Saus und Braus lebt, dass intrigiert und manipuliert, gelogen und verraten wird, wissen alle.

Einst, bei Gründung des Königreiches, hat man ganz bewusst neben dem Herrscher einen Königmann gestellt. Eine Person, die den Arbeitern, Händlern und denen, denen es nicht so gut geht, ein Sprachrohr sein sollte, aber auch ein Freund und Leibwächter des Herrschenden.

Früher war mein Vater eben jener Königmann, bis er den Kronprinzen erschoss. Gestatten, dass ich mich vorstelle? Mikael Königmann der Name, seit der Tat meines Vaters als Verräter gebrandmarkt, gemieden und geschnitten. Dass ich weiß, dass mein Vater unschuldig war, hilft nicht viel, hat er doch vor Gericht auf schuldig plädiert. Seitdem versuchen meine Geschwister und ich nur eines – nicht aufzufallen, zu überleben. Gar nicht einfach in einer belagerten Stadt, die von Rebellen mit Terror überzogen wird.

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Sarah Crossan: Toffee

Dieser Roman zieht einem den Boden unter den Füßen weg, nur um einem dann sofort eine Hand zu reichen. Er ist so intensiv und gleichzeitig schrecklich und so wunderschön, dass man lachen und weinen möchte, gleichzeitig und parallel. Er ist furchtbar traurig und gleichzeitig voller Hoffnung.

Wenn man dieses Buch aufschlägt, irritiert es, denn zuerst weckt es den Anschein, als handele es sich um einen Gedichtband. Die Zeilen sind kurz, brechen mitten im Satz um, manche Kapitel bestehen nur aus ein oder zwei Sätzen. Doch wenn man sich einliest, fallen lässt in diese Erzählung, dann packt sie, hält einen fest und lässt auch nicht los, wenn die letzte Seite umgeblättert ist.

Die junge Allison, 15 und mutterlos, läuft von zu Hause weg. Sie hält es nicht mehr aus, ihr Vater ist ein Schläger, der wenig braucht, um voller Wut über sie herzufallen. Nachdem die bisherige Freundin des Vaters, Kelly-Ann, mit der sich Allison ganz wunderbar verstand und die ihr Halt gab, sie und den Vater verlassen hat, hält es das Mädchen nicht mehr aus und geht. Auf der Suche nach Kelly-Ann landet sie im Haus von Marla, einer dementen alten Frau, die Allison für ihre lange verschwundene Freundin Toffee hält.

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