Max Berry: Die 22 Tode der Madison May

Eigentlich schreibt Felicity nur Artikel über Politik. Dass sie den Fall Madison May übernimmt, liegt lediglich an der Mittagspause ihres zuständigen Kollegen. Mordfälle sind nicht ihr Ding. Trotzdem wird sie neugierig und ist geradezu versessen darauf, den Fall aufzuklären, nachdem sie den verwirrenden Tatort gesehen hat: Ein kleines, hässliches Haus, das die Immobilienmaklerin verkaufen wollte, bevor sie von einem Kunden am helllichten Tag mitten in New York ermordet wurde. Ein merkwürdiges Zeichen an der Wand. Und das größte Rätsel: Ein Täter, der nicht versucht, seine Spuren zu verwischen.

Dazu hat er aber auch keinen Grund. Das erfährt Felicity kurz darauf, als vor eine einfahrende U-Bahn gestoßen wird und in einer Welt aufwacht, die ihrer zum Verwechseln ähnlich sieht – nur eben mit kleinen Unterschieden. Zum Beispiel ist Madison May hier noch lebendig und wohlauf und Felicity muss an ihrem Verstand zweifeln. Bis sie begreift: Sie befindet sich in einem Paralleluniversum und auch der Mörder hat die Grenze von Zeit und Raum überschritten – um Madison May einmal mehr umzubringen. Felicity muss sich entscheiden: Lässt sie den Dingen ihren Lauf oder bringt sie ihr eigenes Leben wieder und wieder in Gefahr, um eine fremde Frau zu retten?

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Kelly Canby: Klein-Lichtstadt

Der Bürgermeister von Klein-Lichtstadt ist in Aufruhr: Jemand klaut Steine aus der Stadtmauer! Der Dieb muss sofort gefunden und aufgehalten werden. Schließlich schützt die Mauer die Stadt und all ihre Bewohner vor den gefährlichen Einflüssen von draußen!

Auch die Bürger von Klein-Lichtstadt sind besorgt und folgen dem Bürgermeister auf seine Diebesjagd. Als sich schließlich herausstellt, dass ein kleines Mädchen hinter den verschwundenen Steinen steckt, haben viele Bewohner im Vorbeigehen einen Blick nach draußen werfen können. Wie spannend, denn zum ersten Mal kann man sehen, wer da so wohnt, außerhalb der Stadt. Und so zeigt sich: Das kleine Mädchen wollte gar nichts stehlen, sondern den Menschen Fenster schenken!

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Garth Nix: Ashblood:  Die Herrin der Engel

Kennen sie die Geschichte um Kardinal Richelieu und die drei Musketiere? Alexandre Dumas hat mit den Romanen um die rauf- und lebenslustigen Kämpfer des Königs einige der erfolgreichsten Abenteuer-Romane der Weltliteratur verfasst.

Nun stellen sie sich diese Welt vor – nur ein klein wenig anders. Frauen sind hier gleichberechtigt, ja ihren männlichen Kollegen mit scharfem Stahl und brennender Lunte oftmals überlegen. Richelieu, Rochefort und Dartagnan stehen als Frauen der Königin, wenn auch untereinander verfeindet, dennoch treu zur Seite. Dass Begabte, und von diesen gibt es viele, wahrhaftige Engeln beschwören und für ihre Zwecke einsetzen können, fordert zwar jeweils seinen Preis in Lebenszeit, führt aber dazu, dass Wunderheilungen oder gar überwältigende Schöpfungen allgegenwärtig sind.

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Flynn Berry: Northern Spy: Die Jagd

Wenn Tessa in Belfast unterwegs ist, schaut sie nach Menschen, die sich verdächtig benehmen. Ständig rechnet sie mit einem terroristischen Angriff. Und bevor sie mit ihrem Auto fahren will, sucht sie den Unterboden nach Bomben ab. Wie Tessa leben alle Nordiren in ständiger Angst. Schon immer hat sie sich für Politik interessiert und wurde aus diesem Grund Journalistin, die bei der BBC politische Sendungen macht. Nach Feierabend kümmert sich die Alleinerziehende um ihren Säugling. Ihr Kampf im Alltag bedeutet neben der ständigen Sorge um ihren Sohn Finn viel Organisation und die Angst vor Fehlinterpretation.

Völlig unerwartet bricht ihr fragiles Leben auseinander, als ihre „unpolitische“ Schwester Marian bei einem Anschlag gefilmt wird und die IRA sich hierfür bekennt. Allein der Gedanke, dass „… Meine Schwester weiß, wie man eine Waffe lädt, wie man Sprengstoffe transportiert und wie man mit bloßen Händen kämpft.“ (S. 181) macht Tessa fassungslos. Wie konnte sie nur so blind gewesen sein?

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Alison Bechdel: Das Geheimnis meiner Superkraft

Alison Bechdel, geboren 1960, ist eine US-amerikanische Comic-Zeichnerin, die 2006 mit ihrer gezeichneten Autobiografie „Fun Home“ den Durchbruch schaffte. Auch ihr neuestes Werk „Das Geheimnis meiner Superkraft“ ist wieder eine autobiografische „Grapfic Novel“, was Lesern, die weniger Erfahrungen mit diesem Genre haben, ein ungewohntes Lese-(Seh-)Erlebnis verschafft. Man hat gleich die Bilder zum Text – und umgekehrt.

Vordergründig geht‘s um die Erfahrungen der Autorin mit Sport: Krafttraining, radfahren, joggen, Berge besteigen und einiges mehr. Etwas hintergründiger handelt dieses Buch vom gesamten Leben Alison Bechdels von 60er- bis in die 2010er-Jahre. Dazu gehören ihr problematisches Elternhaus mit einem verdeckt homosexuellen Vater sowie ihr eigenes Coming Out und ihre Erlebnisse mit wechselnden Partnerinnen.

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Ian Rankin: Das Erbe der Toten

Am 12. April 2023 ist der 24. Band (!) der John-Rebus-Reihe von Ian Rankin im Wilhelm Goldmann Verlag erschienen. Conny Lösch hat den Kriminalroman mit dem Titel „Das Erbe der Toten“ aus dem Englischen übersetzt. Der Schotte Ian Rankin (Jahrgang 1960) liefert damit seit den späten 1980er Jahren regelmäßig  und sehr erfolgreich einen neuen Fall für seinen Detective Inspector John Rebus. Inzwischen ist seine Hauptfigur im Ruhestand, hält aber weiterhin engen Kontakt zu seiner ehemaligen Kollegin Siobhan Clarke und auch zu der inzwischen im Rollstuhl sitzenden Unterweltgröße Big Ger Cafferty.

In „Das Erbe der Toten“ steht John Rebus das erste Mal in seinem Leben als Angeklagter vor Gericht. Wie es dazu kommen konnte, erzählt Ian Rankin in gewohnt spannender und unterhaltsamer Weise:

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Kristina Sanders: Nachts ist man am besten wach

Ich möchte nicht viele Worte verlieren, aber „Nachts ist man am besten wach“ von Kristina Sanders ist ein Buch, das sich definitiv zu lesen lohnt. Es geht unter die Haut und bleibt im Gedächtnis. Die Geschichte von Sophia und ihren neuen Freundinnen Margarete, Klara und Katharina ist unterhaltsam, erfrischend und tiefgründig zugleich.

Sanders hat es geschafft, die Schwere von Sophias Leben – die Trennung vom Ehemann, der Tod der Mutter und die damit einhergehende Einsamkeit und Schlaflosigkeit – mit einer Leichtigkeit und Wärme zu erzählen, die einfach begeistert.

Die Begegnungen der vier Frauen in der Nacht, ihre Gespräche und das Teilen ihrer Befürchtungen und Sehnsüchte sind dabei so authentisch und einfühlsam herzerwärmend beschrieben, dass man sich wünscht, selbst ein Teil dieser Freundschaft zu sein.

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David Schalko: Was der Tag bringt

Der in Wien lebende Autor David Schalko zeigt den tiefen Fall seines Protagonisten Felix, dessen nachhaltige Firma „Wastefood“ die Coronazeit nicht überlebt hat. Mit dem Verlust seiner Arbeit verliert Felix seinen Platz in der Gesellschaft, seine Struktur, seinen Tagesablauf. Doch die Probleme des 38-Jährigen haben bereits vor der Pandemie begonnen: seine soziale Isolation, sein Nomadentum, die Getriebenheit, die mangelnde Empathie für die Bedürfnisse anderer. Dazu das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, die Fragen nach dem Sein, Schein und Status. Felix ist immer auf der Suche nach Berührung und hält sich die Welt doch stets auf Distanz.

Kompromisslose Metaphern und Zitate

Radikal lässt Schalko seine Figur an den Rand der Existenz und darüber hinaus taumeln. Surreale Ereignisse, verworrene Gedanken und Wegbegleiter, die selber straucheln – der Autor erspart seiner Figur nichts. Im Gegenteil: Er dekonstruiert sie mit Genuss. Das alles liest sich ebenso faszinierend wie erschreckend. Und setzt gleichzeitig der Gesellschaft einen Spiegel aus Scherben vor. Daneben schafft der Autor Sätze und Metaphern, die so kompromisslos schön sind, dass man nicht weiß, ob man sie übers Bett hängen oder auf eine öffentliche Toilette kritzeln soll. Beispiele: „Liebe ist, wenn man den anderen mit sich selbst verwechselt.“ (S. 120)oder „Wer bei sich selbst ankommt, fährt in einen leeren Bahnhof ein.“ (S. 267)

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Richard Russo: Mohawk

„Mohawk“ ist eine fiktive Kleinstadt im Hinterland New Yorks. Und „Mohawk“ heißt auch der erste Roman des US-amerikanischen Bestsellerautors Richard Russo aus dem Jahr 1986. Nun ist er auf Deutsch erschienen.

Es ist ein tristes Kaff in den 60er- und 70er-Jahren, in dem die Krebsrate wegen der Gerbereien, von denen viele Menschen leben, deutlich höher ist als im Landesdurchschnitt. Wir lernen einige Bewohner dieses Städtchens kennen. Sie alle sind durch Hass aufeinander, geheime Liebschaften oder dunkle Geheimnisse, die in der Vergangenheit schlummern, miteinander verbunden. Wie der zurückgebliebene Bill, der vernarrt in Anne ist, die ihrerseits aber den Rollstuhlfahrer Dan liebt – oder Dallas, einen unzuverlässigen Loser, oder den gewaltbereiten Rory.

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Richard Kadrey: Höllenthron

Hallo, ich bin James Stark. Einst, so lange ist das noch gar nicht her, war ich die ersten lebende Seele, die in die Hölle versetzt wurde – als Nephilim – Sohn eines Engels und einer Frau – bringt einen das nicht um. In der Unterwelt habe ich mir einen Namen gemacht – Sandman Slim hieß ich, habe in der Arena im Kampf gegen jede Menge Höllengezücht ein wenig aufgeräumt mit den Einwohnern. Dann gelang mir als Erstem die Flucht zurück. Jetzt bin ich wieder in Los Angeles – der Stadt der Engel.

Dumm dann, dass Luzifer – ja, der, der umgangssprachlich immer als Teufel beschrieben wird – wieder an der Seite Gottes weilt und ausgerechnet mein Todfeind, Verursacher meines damaligen Absturzes in die Unterwelt, sich zum Herrn der Hölle aufgeschwungen hat. Und er hat einen Plan – er will den Himmel angreifen und Gott durch sich selbst ersetzen.

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