Terry Pratchett: Spitzer Stift schlägt stumpfes Schwert

Es ist nun doch schon einige Zeit her, dass der große Erfinder der Scheibenwelt, Sir Terry Pratchett – genannt TPerry –, unsere Sphäre verlassen hat und sich – hoffentlich – gen Discworld aufgemacht hat, um dort seinen Wort- und Geisteswitz sprühen zu lassen.

Seine Romane und Erzählungen stehen nach wie vor bei der Leserschaft hoch im Kurs. Seine Erben stoßen immer wieder auf unbekannte Texte aus seiner Feder. Bekannt ist, dass er lange vor seiner Karriere als Fantasy-Autor als Journalist unter Pseudonym Kurzgeschichten in Zeitungen veröffentlichte. Unter dem Namen „Patrick Kearns“ erschienen so diverse Kurzgeschichten, die nun aufgefunden wurden und der breiten Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden sollen.

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Eric Stehfest: 9 Jahre Wahn: Mein Leben mit paranoider Schizophrenie

„Überlebensmodus galore, 24/7 Stresslevel am Anschlag“

„Ich heiße Mackie. Und Eric. Welche Szenen zu wem gehören, was wahr ist und was erfunden, das überlasse ich ganz Ihnen und Ihrer Fantasie. Am Ende ist es auch völlig egal, was echt ist und was nicht. Denn erlebt habe ich alles.“ (S. 36)

– Selten hat jemand so radikal direkt gezeigt, wie zerfließend die Grenzen zwischen Realität, Wahn und Kunstfigur werden können.

Ich schaue kein Fernsehen, verfolge keinerlei Promi-Stories und habe auch Eric Stehfests frühere Bücher „9 Tage wach“ oder „Rebellen lieben laut“ nicht gelesen. „9 Jahre Wahn“ habe ich mir allein aus psychologischem Interesse vorgenommen – und war überrascht, wie nah, roh und zugleich poetisch mich diese Erzählung an die Erfahrung von Schizophrenie heranführt. Chapeau auch an den Lektor Carsten Tergast.

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Piper Rayne: The one I left behind

Ben Noughton ist der Golden Boy seiner Familie. Doch nach dem Ende seiner Footballkarriere steht der Ex-NFL-Spieler an einem Scheideweg. Obwohl zu Hause seine Brüder und die Ranch auf ihn warten, fällt ihm die Rückkehr in die alte Heimat nicht leicht. Als er mit siebzehn die Kleinstadt in Nebraska verließ, ließ er auch seine erste Liebe Gillian zurück. Diese reagiert alles andere als erfreut, als sich ausgerechnet Ben als neuer Footballcoach ihres Sohnes entpuppt. Die alleinerziehende Mutter würde ihrem Exfreund am liebsten aus dem Weg gehen – zu sehr reißt seine Gegenwart alte Wunden auf. Doch Ben ist entschlossen, alles zu tun, damit ihre Liebe eine zweite Chance bekommt.

Es gibt viele Charaktere, doch keiner von ihnen ist wirklich tiefgründig oder konnte mich besonders berühren. Stattdessen wirken sie alle recht oberflächlich, und ich fand keinen Zugang zu ihnen – genauso wenig wie zur Geschichte selbst. Auch diese blieb flach, vorhersehbar und bot kaum Überraschungen. Immer wieder wird zwar betont, wie harmonisch die Beziehung der beiden sei, doch gespürt habe ich davon nicht viel. Tiefgehende Gespräche fehlen fast völlig; stattdessen dreht sich vieles nur um das Körperliche. Vielleicht habe ich mich deshalb auch nie wirklich wohl mit dem Buch gefühlt.

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Susana Monsó: Das Schweigen der Schimpansen: Wie Tiere den Tod verstehen

Können Tiere den Tod verstehen, wenn schon wir Menschen den Tod nicht verstehen?
Im Grunde wollen Menschen den Tod weder akzeptieren noch ans Sterben denken. „Wir sehen den eigenen Tod als bloßes entferntes Ereignis in einer noch unbestimmten Zukunft“ (eBook S. 8).
Die Autorin und Philosophin Susana Monsó liefert uns in diesem Buch triftige Argumente zum besseren Verständnis vom Tod.
Hierzu greift sie viele Beispiele vom Trauerverhalten unterschiedlichster Tiere auf. Darin beschreibt sie, welche Reaktionen Tiere in Bezug auf verstorbene Artgenossen aufzeigen und was ihr Verhalten über ihren jeweiligen Geisteszustand aussagt. Die zahlreichen Studien handeln von Affen und Menschenaffen, von Elefanten, Walen, Pferden, Krähen oder Insekten.

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Michael Tsokos: Mit kalter Hand

Nichts für schwache Nerven. Aber Tsokos-Fans wissen, dass der schreibgewandte Prof. für Rechtsmedizin keine Rücksicht auf die nimmt, denen beim Anblick von Blut oder schon beim Lesen detaillierter Beschreibungen von Wunden, Sektionen oder Auffindsituationen schlecht zu werden droht. Schon ein Blick auf die Innenseite des Covers lässt einen ganz schnell entscheiden, ob man wohl weiterlesen möchte oder lieber doch nicht. Wie immer präzise, sachlich, kompetent und realistisch werden auch im dritten Band um die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, seit Kurzem stellvertretende Leiterin der rechtsmedizinischen Spezialeinheit „Extremdelikte“ beim BKA, die Vorgänge im Seziersaal beschrieben. Schon die meist mehrzeiligen Kapitel-Überschriften verdeutlichen den Stil, in dem hier mehr berichtet als erzählt wird. Kurz und knapp, informativ, strukturiert, präzise und (fast) emotionslos.

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Caryl Lewis: Wilder Honig

Caryl Lewis (Jahrgang 1978) lebt in Wales, sie ist Autorin und Dramaturgin. Für die BBC schreibt sie Drehbücher. Ihr Roman „Wilder Honig“ ist am 13. September 2025 in einer Übersetzung von Monika Köpfer bei Klett-Cotta erschienen.

„Wilder Honig“ ist eine Geschichte von Bienen und Menschen

Im Buch lernen wir zuerst Hannah kennen, deren Ehemann John gerade verstorben ist. Hannah lebt in ihrem Elternhaus in dem kleinen walisischen Ort Berllan-Deg, den sie noch nie verlassen hat. John war Linguist und Imker. Sein Leben bestand aus Büchern und Bienen. Er hinterlässt Hannah elf Briefe. Hannahs Haus ist von einem alten Obstbaumgarten umgeben, der zusehends verwildert. Zu Johns Beerdigung besucht Hannahs jüngere Schwester Sadie sie in Berllan-Deg. Die Schwestern haben sich lange nicht mehr gesehen. Hannah zieht sich in ihrer Trauer zurück, Sadie ordnet Johns Nachlass und lebt sich nur langsam wieder in ihrem alten Zuhause ein. Johns Testament enthüllt, dass er eine Tochter hat. Hannah, die sich vergeblich ein Kind gewünscht hat, ist entsetzt. Sie fühlt sich um ihre Liebe und ihr Leben mit John betrogen. Trotzdem will Hannah die junge Frau namens Megan kennenlernen. Also reist Megan auf Einladung von Sadie nach Berllan-Deg. Hannah empfängt sie kühl. Sadie hat nach der Trennung von ihrem Mann endlich zu sich selbst gefunden und sich eingestanden, dass sie Frauen liebt. Allerdings hat sie ihre Freundin Anne vor den Kopf gestossen und wurde von ihr verlassen.

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I. V. Marie: Immortal Consequences: Die Blackwood Academy Trials 01

Was passiert mit uns, wenn wir gestorben sind?

Eine Frage, die früher oder später alle Menschen umtreibt – und die Wren, eine der Erzählerinnen dieses Debütromans, beantworten kann.

Statt auf die „andere Seite“ zu wechseln, gelangen manche Verstorbene nach ihrem Tod in ein Zwischenreich. Hier, an der legendären Blackwood Academy, studieren sie – und gehen als „Nebenjob“ auf Seelenfang.

Alle paar Jahrzehnte kommt normalerweise Nachschub: Jene, die nicht aufsteigen – das heißt, entweder in den Lehrkörper aufgenommen werden oder weiterziehen –, verlieren in der sogenannten Übergangsphase im Laufe der Jahrhunderte ihre Erinnerungen. Oder sie schließen sich den Schatten an und geben ihre Menschlichkeit auf.

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Ian Raine: Save My Drowning Dreams

Adair versus Amelie.
Ein Workaholic, der sich selbst im Weg steht und nicht über seine Probleme spricht. Eine Filmstudentin, die unter einem Schicksalsschlag leidet. Die Protagonist*innen aus „Save My Drowning Dreams“ von Ian Rain sind komplette Gegensätze. Dieser Gegensatz spielt von Anfang an die Hauptrolle und bildet den roten Faden des New-Adult-Romans.

Weitere Themen, die der Autor meiner Meinung nach gleichwertig in die Geschichte eingeflochten hat, sind Sonne, Kleinstadt, Freundschaft, persönliche Träume und der eigene Lebensweg. Besonders das Kleinstadtfeeling hat mich schnell gepackt und wurde realitätsnah beschrieben – ich habe mich als Leserin dort sofort wohlgefühlt. Außerdem vermittelte mir der Roman ein angenehmes Urlaubsgefühl, das sich hoffentlich auch für einen der Protagonisten eingestellt hat. Ein zentrales Thema ist zudem die mentale Gesundheit und die Frage, warum bestimmte Dinge offener angesprochen werden sollten.

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Josi Wismar: Fractured Fates

„Liebe muss mehr sein als nur die Wahl zwischen Vernunft und Gefühl.“ (~Fractured Fates)

Isabelle bleiben drei Monate, um zu beweisen, dass ihre Schwester Vee unschuldig ist, und herauszufinden, wer wirklich hinter dem Mord an Maxwell Davenport – dem einflussreichen Sprössling der Londoner High Society – steckt. Als Holly begibt sie sich in eine Welt, in der Macht und Geld alles bestimmen. Dort trifft sie auf Carter, den Bruder von Max – ihr perfekter Zugang zu der Familie, die Vee vernichten will. Je näher sie ihm kommt, desto schwieriger wird es für Holly, zwischen vorgetäuschten Gefühlen und echter Zuneigung zu unterscheiden. Zwischen Lügen, Verrat und Liebe muss Holly sich fragen, was sie bereit ist zu opfern. Vor allem, wenn die Wahrheit tödlich ist.

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Freida McFadden: Die Kollegin

Dawn Schiff ist seltsam, darin sind sich alle Kollegen einig. Sie sagt nie das Richtige, hat keine Freunde, liebt Schildkröten. Aber sie hat einen gut strukturierten Tag, deshalb weiß jeder, dass sie pünktlich um 8:45 Uhr an ihrem Platz sitzt. Bis sie eines Morgens nicht auftaucht. Dawns Kollegin Natalie wundert sich und nachdem sie einen anonymen Anruf erhalten hat, fährt sie zu Daws Wohnung, um nach dem Rechten zu sehen, doch stattdessen bietet sich dort ein Bild des Grauens. Eins ist klar: Jemand muss sie so sehr gehasst haben, dass er nicht mal vom Töten zurückschreckt …

Freida McFadden hat einen sehr guten Schreibstil, er gefällt mir. Sie weiß, wie man Spannung richtig aufbaut, und macht dies in kurzen Kapiteln, die meist so spannend enden, dass man weiterlesen will. Das führte dazu, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit beendet hatte.

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