Jordan Ifueko: Raybearer 01: Die Masken der Aiyetoro

Kronprinz Dayo kann nicht mehr getötet werden, sobald er seine elf Vertrauten erwählt hat, die ihn gegen jeden Anschlag immun machen. Eine von ihnen ist Tarisai, die seit frühster Kindheit auf nur eine einzige Aufgabe vorbereitet wurde: Den Prinzen zu ermorden. Von ihrer manipulativen Mutter wurde sie zur Waffe gemacht und durch Magie an diesen einen Auftrag gebunden. Sie hat keine Wahl und doch lernt sie in Dayos Kreisen zum ersten Mal, wie es ist, eine Familie zu haben und geliebt zu werden. Tarisai weiß, dass sie ihn auf keinen Fall töten will, aber ist sie stark genug, ihrer eigenen Bestimmung zu widerstehen?

In ihren Jahren am Hof versteht Tarisai außerdem, wer ihre Mutter wirklich ist und dass Dinge nicht immer so schwarz und weiß sind, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Sie muss sich entscheiden, woran sie glaubt, nachdem sie ihr Leben lang nur manipuliert wurde.

Jordan Ifueko schafft mit Raybearer eine fantastische Welt, die sich durch ihre westafrikanische Inspiration wunderbar von anderen Büchern des Genres abhebt. Die Beschreibungen sind magisch und so lebendig, dass man das Gefühl hat, beim Lesen Wüsten- und Savannenluft einzuatmen, und die Figuren lebendig vor sich zu sehen. Es ist ein Fantasy-Roman, aber mit einem ganz anderen kulturellen Fokus, der überzeugt und begeistert. Es ist sehr spannend, einmal zu sehen, dass magische Wesen nicht immer gleich Zwerge oder Drachen sein müssen und obwohl es natürlich eine fantastische Auslegung ist, bringt der Fokus auch eine gewisse Bildungschance mit sich und motiviert, seinen Vorstellungshorizont zu erweitern.

Abgesehen von diesem Aspekt ist das Buch aber auch einfach spannend aufgebaut und spricht mit seinen feministischen und politischen Themen auf eine unterhaltende Art den aktuellen Zeitgeist an. Wer magische Welten mag, wird dieses Buch lieben!

Der zweite Band erscheint im Oktober und Netflix arbeitet wohl gerade an einer Adaption (die Nachricht ist allerdings schon etwas älter, vielleicht wurde das Projekt auch abgesetzt, dafür gibt es von mir keine Garantie) – es spricht also alles dafür, sich in diese Welt einzulesen und wenn man sie liebt, gibt es mehr davon!

Jordan Ifueko: Raybearer 01: Die Masken der Aiyetoro
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Judith C. Vogt
Piper, Mai 2024
480 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

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Paul Harding: Sein Garten Eden

„Sein Garten Eden“ – Ein Buch besser als jede Geschichtsstunde

Der US-amerikanische Schriftsteller und Musiker Paul Harding (Jahrgang 1967) erhielt 2010 für seinen ersten Roman „Tinkers“ den renommierten Pulitzer Prize for Fiction. Mit seinem neuen Roman „Sein Garten Eden“, der am 28. August 2024 im Luchterhand Literaturverlag erschienen ist, wurde er für weitere Literaturpreise nominiert. Silvia Morawetz übersetzte den Roman ins Deutsche.

Wie in der Bibel: Eine Geschichte über die Vertreibung aus dem Paradies

Paul Hardings „Sein Garten Eden“ basiert auf einer wahren, historischen Begebenheit: auf Malaga-Island vor der Küste des US-Bundesstaates Maine lebte von ca. 1750 bis 1911 eine gemischtrassige Gruppe von Menschen, die sich überwiegend vom Fischfang und der Landwirtschaft ernährten. Mit der Einmischung des Staates und der Kirche, die das Treiben auf der Insel als „unrein“ einstufte, wurden die Bewohner und Bewohnerinnen 1912 gewaltsam vertrieben.

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Micaela Jary: Die Lindenterrasse: Ein Juwel am Elbstrand

„Der unangefochtene Lieblingsort im Louis C. Jacob ist und bleibt unsere wunderschöne Lindenterrasse. Die Schiffe auf der Elbe beobachten, Kaffee und Kuchen genießen oder später am Abend einen Sundowner trinken und der Sonne dabei zusehen, wie sie langsam untergeht. Hier erleben Sie Hamburg von seiner schönsten Seite.“

Unter anderem diesen Eintrag können Sie heute lesen, wenn Sie „Lindenterrasse“ bei Google eingeben. Die Lindenterrasse, um die es im gleichnamigen Roman geht, ist der Ursprungsort der hier angepriesenen Terrasse eines Nobelhotels an der Elbchaussee im heutigen Hamburg. Damals noch weit vor den Toren Hamburgs, in Nienstedten im Herzogtum Holstein-Pinneberg, Königreich Dänemark gelegen und Teil der Konditorei von Paridom Burmester, der allerdings weit über das kleine Dorf hinaus für seine Pâtisserien und Zuckerbäckereien berühmt gewesen sein soll. Micaela Jary hat auch hier, wie schon in der Trilogie um „Das Kino am Jungfernstieg“ wieder einen Blick auf die Geschichte ihrer Heimatstadt und die Entwicklung eines besonderen Stadtteils geworfen.

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Jane Campbell: Bei aller Liebe

Drei Menschen, miteinander in Liebe verstrickt, blicken auf ihr Leben zurück

In ihrer Kurzgeschichtensammlung „Kleine Kratzer“ brachte Jane Campbell vieles genial auf den Punkt, blickte in menschliche Seelen, in Frauenseelen, die mit ihren bisherigen Leben hadern. Diese Kurzgeschichten haben mich sehr beeindruckt.

Hier nun legt die Autorin einen Roman vor, der sich ähnlich mit dem vergangenen Leben der Protagonisten beschäftigt. Mit Lebenslügen, mit Geheimnissen, Verschweigen, mit falschen Wahrheiten und falschen Gefühlen.

Es geht um Agnes, deren Tochter kurz vor ihrer Hochzeit steht. Eingeladen zur Feier ist auch Agnes‘ Onkel, der sie nach dem Tod ihrer Eltern aufzog, der mehr über sie und ihren wahren Vater wusste, als er ihr je verriet. Eingeladen ist auch Joseph, Agnes‘ Therapeut, der sie mehr liebt, als zwischen Arzt und Patientin erlaubt ist.

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Kate Dramis: The Curse of Saints

Mögen Sie Geschichten über rivalisierende Königreiche, Spione in einem archaischen Umfeld, mächtige sich aufopfernde Götter, jede Menge religiöse oder politische Intrigen, viele Affinitäten (magische Gaben) und eine Prophezeiung darf naturgemäß auch nicht fehlen?

Nun, dann offeriert der Piper-Verlag ihnen einen entsprechenden Auftaktband einer neuen Fantasy-Trilogie.

Kate Dramis Debütroman startet mit Aya, unserer weiblichen Hauptfigur – die Dritte der Königin, ihre Augen, wie sie als Spionin im Auftrag der Krone genannt wird, die plötzlich und unerwartet etwas Besonderes an sich entdeckt. Eigentlich haben die Götter entschieden, dass ein jeder ihrer Untertanen nur eine Affinität ihr oder sein Eigen nennen darf, doch dann werden in unserer Protagonistin Kräfte geweckt, die gar unerhört sind.

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Christina Henry: Das flüsternde Haus

Die US-amerikanische Autorin Christina Henry ist bekannt für ihre dunklen Märchen-Adaptionen aus „Peter Pan“, „Rotkäppchen“, „Rapunzel“ oder „Alice im Wunderland“.

Nun schickt sie ihre Protagonistin Harry in ein Spukhaus. Es gehört dem berühmten Horrorfilm-Regisseur Javier Castello, der allerlei Requisiten aus seinen alten Filmen sammelt. Harry arbeitet dort als Putzhilfe. Schon bald beginnt eines der dort ausgestellten Kostüme ein Eigenleben zu führen …

„Das flüsternde Haus“ – so heißt dieser Gespenster-Roman – beginnt als durchaus interessante flockig-leichte Unterhaltung, die sich leicht runterlesen lässt, weist aber im weiteren Verlauf deutliche Längen auf.

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Lauren Asher: Love Unwritten: Lakefront Billionaires 02

Im zweiten Band dieser Reihe geht es um Milliardär Rafael Lopes und dessen Kindermädchen Ellie Sinclair. Die Beiden verbindet nur eines und das ist der Sohn von Rafael. Im Alltag gehen sich die Beiden seit acht Monaten aus dem Weg, doch dies geht nicht mehr, nachdem sie in einem gemeinsamen Urlaub notgedrungen miteinander Zeit verbringen müssen. Die schon lange dagewesenen Gefühle kochen langsam über, aber Ellie ist der Meinung, es geht nicht eine Beziehung mit ihrem Chef einzugehen und außerdem hat Rafael sich nach der unschönen Scheidung geschworen, sein Herz um jeden Preis zu schützen …

Das Buch kann unabhängig von dem ersten Buch dieser Reihe gelesen werden, genauso habe ich es auch gemacht. Es erwartet einen hier eine herzerwärmende Liebesgeschichte, durch die man förmlich fliegt.

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Uli Breé: Klapperstorch: Liesl von der Post 02

Im zweiten Band der „Liesl von der Post“ -Reihe mit dem Titel „Klapperstorch“ verwickelt Autor Uli Breé die Postbeamtin Liesl wieder in dubiose Kriminalfälle, die auf den ersten Blick gar keine zu sein scheinen. Der Schlagerstar und Volksmusiktycoon Adam Möschl feiert seinen fünfundsechzigsten Geburtstag. Liesl arbeitet bei der Party in seinem Fertigteil-Schlösschen als Kellnerin und folgt ihm in seine Privatgemächer, weil er ihr etwas zeigen will. Als sie aus diesen wieder auftaucht, wundert sich ihre Freundin Barbara, dass Liesl plötzlich die Haare anders trägt. Haben Adam und Liesel etwa … ??

Barbara ist fassungslos. Liesl will sich zu diesem Vorfall, der vielleicht einer ist oder auch nicht, ihrer Freundin gegenüber nicht äußern. Dastut ihrer Freundschaft nicht gut, weil Barbara sich bezüglich ihrer Beziehung zum feschen Postenkommandanten Liesl gegenüber bedeckt hält. Adams Frau jedenfalls wirft ihren Gatten wegen des vermuteten Techtelmechtels mit Liesl aus dem Haus. Der wohnt darauf in seinem alten Wohnmobil in einem Steinbruch. Dort stürzt er samt Fahrzeug über einen Abgrund und verbrennt.

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Theres Lundén, Johannes Wätterbäck: Mit Kaltanbau zu grünen Wundern

Mit der Übernahme eines Landstücks, beschlossen Theres Lundén und Johannes Wätterbäck, es mit der Selbstversorgung zu probieren – und das so umweltfreundlich wie möglich. Für die Selbstversorgung muss jedoch das ganze Jahr über geerntet werden können, was nur mit teuren beheizten Gewächshäusern möglich ist, die viel Strom fressen und Wärme ausstoßen – oder so zumindest könnte man denken, bevor man dieses Buch gelesen hat.

Unterstützt von inspirierenden Bildern und leicht verständlichen Praxistipps, erläutern die Autoren in diesem Buch, wie man seinen Garten das ganze Jahr über nutzen kann und das komplett ohne Heizsystem. Dabei wird sich an der Natur orientiert, Setzkästen mit Schnee bedeckt und Kohl erst bei eisigen Temperaturen geerntet. Der Einklang mit der Natur scheint für die Autoren am Ende sogar so ergiebig zu sein, dass die vierköpfige Familie mit zwei Kindern aus dem eigenen Garten leben kann. Was als Hobbyprojekt begann, ist heute für sie ein Lebensinhalt.

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Otto Jägersberg: Abendblätter

Kurz und knackig auf den Punkt gebracht, aber mit viel Tiefgang. Abendblätter ist eine Mischung von Kurzgeschichten und Alltagsbeobachtungen, die bisweilen bis auf die Größe von Aphorismen verdichtet sind. In 134 Kapiteln verpackt Otto Jägersberg Buchtipps und Dichter, historische Anekdoten, Einblicke in seine Heimat im Schwarzwald und Kurioses aus dem Bereich des Zwischenmenschlichen. Keine Lust auf fette Schmöker? Dann ist diese Kürzest-Literatur, die Ihr Gehirnschmalz auf Trab hält und Ihnen dabei so manches Grinsen entlocken wird, genau das Richtige!

Die Zahnpasta als Metapher fürs Leben

Morgens beim Zähneputzen geht es los. Protagonistin Brigitte vergleicht ihr Leben mit der wurmartigen Geschmeidigkeit, mit welcher die Zahnpasta aus der Tube gedrückt wird. „So ist mein Leben, dachte sie. Da dreht einer, und ich gehe auf, ich gleite in den Tag. Wer aber dreht an ihr? Ihr Mann, die Kinder, Gott?“. Mit solchen Gedanken wird selbst ein bloßes Bad zum Blick in den Abgrund des Alltags. Mit nur sieben Sätzen schafft Jägersberg Szenen, die sich beim Lesen festsetzen. Sie muten harmlos an, bis sich der bittersüße Beigeschmack an die Oberfläche bahnt.

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