Brenda Heijnis: Skaterherz

Die Autorin Brenda Heijnis hat sich in ihrem ersten Jugendroman dem Thema Organtransplantation gewidmet, das nichts für sensible Gemüter und selten in der Jugendliteratur zu finden ist. Ihre Geschichte beginnt mit zwei Jugendlichen. Während der 13-jährige Elias seit längerem sterbenskrank im Krankenhaus liegt, hat der etwa gleichartige Boyd nur Abenteuer und Spannung im Sinn. Am liebsten rast Boyd auf seinem Skateboard durch die Gegend, bis dann etwas schief läuft. Den Sturz von einem Brückengeländer überlebt er nur für eine kurze Weile. Als er „wach“ wird, verfolgt er eine Operation, bei der Elias ein neues Herz erhält. Dass es sich hierbei um Boyds eigenes Herz handelt, ist nur einer von vielen Schocks.

Mit Ausnahme von Elias kann ihn niemand sehen und hören. Und aus irgendeinem Grund muss der freiheitsliebende Boyd in Elias Nähe bleiben, als gäbe es noch ein paar Aufgaben zu bewältigen. Ob die beiden wollen oder nicht, der ängstliche Elias und der wilde Boyd müssen lernen, miteinander klarzukommen.

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Julia Schoch: Das Liebespaar des Jahrhunderts

Die deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin Julia Schoch (Jahrgang 1974) erhielt kürzlich den Schubart-Preis 2023 für ihr Buch „Das Vorkommnis“ aus dem Jahre 2022. Es ist das erste Buch einer Trilogie, die den Untertitel „Biographie einer Frau“ trägt. Am 16. Februar 2023 ist der zweite Teil „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ bei dtv erschienen.

Darin beschließt die Ich-Erzählerin nach dreißig Jahren Beziehung: „Ich verlasse dich.“

Sie denkt diesen Satz mit den drei Worten, spricht ihn jedoch nicht aus. Vielmehr gerät sie ins Erinnern: was ist aus dem „Ich liebe dich“ des Anfangs geworden?

Dabei wandelt sie auf den Spuren der Vergangenheit. Geht zurück zum ersten Kennenlernen, zum ersten Vanilletee. Schoch beschreibt die große, aufregende Liebe zwischen ihren Figuren während des Studiums, während der Auslandsaufenthalte in Paris und Bukarest und die langsame, aber stetige Ernüchterung im schnöden Alltagsleben zwischen Geld verdienen, Kinder kriegen und Verantwortung tragen:

„Ich habe einen Wimpernschlag gebraucht, mich in dich zu verlieben, und dreißig Jahre, um Gründe dagegen zu sammeln.“ (S. 65)

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Leah Konen: Gib mir deine Angst

Der perfekte Wochenendtrip von Sam, Margaret und Diana endet in einem unvergesslichen Thriller von Leah Konen, „Gib mir deine Angst“, tödlich. Als eine der drei Freundinnen nach einer durchzechten Nacht nicht ins Ferienhaus zurückkehrt, enthüllt die Suche nach ihr, wie wenig sie über ihre Freundin wissen. Als sich unheimliche Zufälle und Geheimnisse häufen, erkennen die Frauen, dass alles doch kein Zufall ist.

„Gib mir deine Angst“ hat mich tatsächlich verblüfft, denn ich finde dieses Werk überraschend gut. Dieser aufregend-wilde, süchtig machende Trip ist definitiv ein Genuss für jeden Psychothriller-Fan. Auch wenn die Spannung nicht durchweg gehalten werden konnte und sie sich hin und wieder in ein paar Loops verfangen hat, besticht das Buch durch einen intelligenten Handlungsstrang, fesselndes Tempo und köstlichen, unvorhersehbaren Wendungen.

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Weltfrauentag-Special

Frauen können alles schaffen. In jedem Beruf arbeiten, ein selbstbestimmtes Leben führen, ihre eigenen Meinungen entwickeln und ihre Werte vertreten. Schon als kleines Kind wusste ich das. Woher? Nun: Meine Heldinnen in Büchern konnten es doch auch! Gut, es wird auch meine Erziehung gewesen sein – aber was, wenn die Erziehung es eben nicht hergibt? Wenn ein kleines Mädchen in ihrem Leben keine Vorbilder hat, die ihr all diese Dinge vermitteln können? Literatur ist mit ihren Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Eine starke Heldin, die sich keine Ungerechtigkeiten bieten lässt, wird einen Leser beeinflussen – man kann es gut finden, schlecht und irgendwann ist es eben einfach nur das: Normal.

Frauen sind aus der Literatur nicht wegzudenken. Auch wenn ein Kanon der wichtigsten Werke, egal welcher Sprache, vornehmlich männlich besetzt ist, gab es schon immer Frauen, die herausgestochen sind und heute haben sie einen Großteil des Buchmarktes eingenommen.

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Richard Swan: Im Namen des Wolfes: Die Chroniken von Sova 01

Helena ist eine Kanalratte aus den Straßen Muldas. Nach dem Tod ihrer Mutter – den Vater hat sie nie gekannt – lebte sie vom Diebstahl und vom Betteln. Dann kam Junker Konrad Vonvalt, gefürchtetes Mitglied des unbestechlichen Ordens der Richter, vor dessen Auge alle gleich sind und der den Kaiser selbst vertritt, und nahm sie zu sich. Er bildete sie als seine Schreiberin aus – drei Sprachen spricht sie inzwischen, trägt feine Kleider und selbst Adelige, Männer von Rang und Herkunft erschrecken, wenn sie der Beamtin der Krone begegnen.

Seit nunmehr zwei Jahren sind sie, begleitet von einem versierten Kämpfer, unterwegs im Reich, um Recht zu sprechen. Dass sich ihnen einige Zeit ein verbohrter Kleriker angeschlossen hat, erweist sich im Nachhinein als Krux.

Während sie noch in einer abgelegenen Stadt den Mord an der Ehefrau eines einflussreichen Händlers untersuchen, mehren sich im Reich die Zeichen dafür, dass die Macht neu verteilt wird.

Der Richterorden, der bislang alleine das Wissen um die Magie hütete, wurde verraten. Templerorden und Kleriker schließen mit machtgierigen Adeligen eine unheilvolle Allianz. Ihr Ziel – die Entmachtung der Richter, die Übernahme der Macht und die Errichtung einer klerikalen Herrschaftsordnung.

Zwischen ihnen und dem Erreichen ihres Ziels stehen nur Richter Konrad und seine Begleiter …

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Marina Neumeier: Mit jedem deiner Blicke: Script of Love 02

Orlando und Sofia kennen sich seit ihrer Kindheit. Mit ihren Brüdern und Freunden tobten sie früher durch die Gassen von Venedig, bis sie Teenager wurden und tiefere Gefühle füreinander empfanden. Recht schnell wurden sie füreinander nicht nur beste Freunde sondern auch ihre erste große Liebe. Beide glaubten, in dem anderen ihren Partner für ihr ganzes Leben gefunden zu haben. Doch dann veränderte sich alles von einem Tag auf den anderen. Orlando verschwand ohne Abschiedsworte, und Sofia beschloss, nun auch ihren eigenen Traum wahrwerden zu lassen. Sie reiste nach Los Angeles und arbeitete hart für ihre Schauspielkarriere. Über die sozialen Medien verfolgte sie Orlandos Durchbruch in der Filmbranche.

Was bei Orlando aus der Ferne so spielerisch leicht aussieht, entwickelt sich für Sofia zu einem Horrortrip. Schockiert und verunsichert wohnt sie wieder in Venedig und will nie mehr vor einer Kamera stehen. Zwei lange Jahre gelingt ihr eine Pseudokarriere in einem heruntergekommenen Theater, bis auf einmal Orlando und sein Regisseur in Venedig aufkreuzen und Sofia eine Rolle in einem Film anbieten, bei der eine erneute Annäherung zwischen Sofia und Orlando unvermeidbar sind.

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Dmitry Glukhovsky: Geschichten aus der Heimat

Im Angesicht des einjährigen Krieges zwischen Russland und der Ukraine trifft „Geschichten aus der Heimat“ von Dmitry Glukhovsky direkt ins Schwarze. Ein russland­kritisches Buch, ein Autor, der sein Heimatland verlassen musste, um nicht in die Fänge der Regierung zu geraten, um weiterschreiben zu können, und dann ist es auch noch jener Autor, den wir seit seiner Metro-Trilogie kennen, lieben und verehren.

Dass dieses Buch in Kürze Popularität erlangte, ist unter diesen Umständen nicht verwunderlich. Bereits das Zitat des Autors vorne auf dem Cover „Russland muss die Möglichkeit haben, wieder ein freies Land zu sein.“ zieht eine Leserschaft an, die sich in dem Leid jenes Landes laben will, das vor genau einem Jahr ein anderes angriff. Verständlich. Und doch etwas populistisch. Nun, ich denke, diese Art des Kapitalismus ist nichts Besonderes und dem Werk nicht zur Last zu legen. Und doch frage ich mich, was steckt hinter dem Buchdeckel? Sind es nur die Umstände, die hier zum lesen und jubilieren anregen oder zeigt Glukhovsky ein weiteres Mal, dass er als einer der hellsten Sterne des russischen Literaturhimmels leuchtet?

Das Buch aufgeschlagen finden wir uns in einer russischen Geschichtensammlung wieder, fast einem Märchenbuch gleich. Nur dass diese Märchen nichts mit Kindlichkeit zu tun haben, sondern zum Schauern anregen. In Murakami-Art zählt Glukhovsky hier auf das Unver­ständliche, Kuriose, lässt Aliens mitten in Moskau landen und die Regierung mit dem Teufel zusammenarbeiten, lässt hier und da jemanden sterben und Maschinen das Richterurteil sprechen. Aus den losen Fäden aller Geschichten webt er Russlands Leichentuch und die Grabesinschrift könnte lauten: Россия (Russland), geliebte Mutter: Gefallen für Korruption und Machtmissbrauch, erstickt an Habgier und Gleichgültigkeit, ertrunken in Wodka und Propaganda, Herzversagen durch die Perspektivlosigkeit unerreichbarer Träume und nicht zuletzt erschlagen durch sibirische Einsamkeit.

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Smriti Halls, David Litchfield: Regenbogentage

Im Roman „Regenbogentage“ von Smriti Halls und David Litchfield haben ein kleines Mädchen und ihr Freund, der Fuchs, eine schwere Reise vor sich. Sie müssen über hohe Berge steigen, zwischen Flutwellen segeln und ihre inneren Drachen besiegen. Es ist dunkel, kalt und voller Regen, bis sie schließlich dem Hoffnungsstrahl folgen können und in den Sonnenschein gelangen.

Die Autorin hat das Buch entwickelt, um dabei zu helfen, Trauer und Verlust zu verarbeiten. Das kommt auch herrlich zum Ausdruck, allerdings vor allem durch die Bilder. Diese sind wunderschön und voller Fantasie gemalt, großartig und ausdrucksstark und mit Abstand die schönsten Illustrationen, die ich seit einer Weile in einem aktuellen Kinderbuch gesehen habe. Sie führen den Leser durch die ganze Geschichte. Mehr noch: Sie sind es, die die Geschichte erzählen. Die geschriebenen Worte werden hier zur Nebensache – es sind auch nicht sonderlich viele und auch nicht direkt ausdrucksstarke. Wer nach einem literarischen Kinderbuch sucht, sollte sich anderswo hinwenden.

Es ist allerdings einen spannendes Konzept, die Worte quasi als Illustration der Bilder zu verwenden; als Ergänzung neben der Hauptsache. Und die Bilder sind wie gesagt so wunderschön, dass sich ein Blick in dieses Buch auf jeden Fall lohnt! Gerade für Kinder, die stark in den bildlichen Ausdruckskräften leben und auf Farben reagieren, ist dieses Buch genial und kann in schweren Zeiten Trost spenden. Selbst wenn niemand da ist, der das Buch vorlesen kann, wirkt es in seiner Aussage. Das Kind kann alleine darin blättern und den Weg von dunkel zu hell durchgehen. Den Text würden Kinder ehrlich gesagt vermutlich eh nicht verstehen, umso wichtiger ist die Dominanz der Bildsprache in diesem Konzept.

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Claire Keegan:  Das dritte Licht

Den Roman „Das dritte Licht“ von Claire Keegan zu beschreiben ist gar nicht einfach. Denn er ist so  kurz und doch so übervoll an Gefühl. Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein kleines Mädchen, welches in der gesamten Erzählung namenlos bleibt, wird vom Vater zu Verwandten gebracht. Die Mutter ist schon wieder schwanger, ein weiterer Mund wird zu stopfen sein und bis zur Geburt soll das Mädchen nun bei dem kinderlosen Ehepaar bleiben.

Der Unterschied zwischen den beiden Welten könnte wohl größer kaum sein. Dort eine große Kinderschar, Armut und Gefühlskälte, hier Zuwendung, Humor, liebevolle Sorge und Obhut und ausreichend zu essen.

Die in Ich-Form erzählte Geschichte dieser Zeit, die das Mädchen dort verbringt, vermittelt mit im Grunde dürren, dafür aber umso wirkungsvolleren Worten die ganze Atmosphäre, die Gefühle, die in dem Kind streiten. Sie ist hin- und hergerissen, will sie heim oder lieber bleiben, ist es recht, sich hier so wohlzufühlen. Und dann gibt es offensichtlich ein Geheimnis der Pflegeeltern, welches sie zu behüten verspricht, nachdem sie es, ungewollt, erfuhr.

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Frank Goosen: Spiel ab!

In seinem neuen Roman „Spiel ab!“ widmet sich der Bochumer Ruhrpott-Romantiker und -Nostalgiker Frank Goosen dem Jugendfußball.

Die Freunde Fränge, Förster und Brocki, die eifrige Goosen-Leser schon aus früheren Romanen kennen, verschlägt es in die C-Jugend. Als Trainerteam übernehmen sie eine schwächelnde Truppe, die gegen den Abstieg aus der Kreisliga A kämpft.

Und alle Leser, die jemals mit dem Amateur-Fußball in kleineren Vereinen zu tun hatten, werden beim Lesen gleich mehrere Wiedererkennungseffekte erleben. Da gibt es üble Treter-Truppen, unfähige Trainer, vereiste Plätze, die Würstchenbude, den verbissenen Vater, der von seinem Sohn den Sprung in den Profi-Fußball erwartet, oder auch den Ball, der nach einem missratenen Schuss in die benachbarte Kleingarten-Anlage fliegt.

In der wohl lustigsten Szene des Romans muss der Kapitän mitten im alles entscheidenden Spiel mal kurz das Feld verlassen, weil er seiner Mutter einen Haustürschlüssel aushändigen muss.

Man spürt, dass Frank Goosen selbst früher einmal eine solche Jugend-Mannschaft trainiert hat. Das alles wirkt glaubhaft.

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