Stilistisch und inhaltlich gescheiterter Roman, der keine Erwartungen erfüllt
Was laut Klappentext wie die vielversprechende Geschichte dreier Menschen klingt, die sich gegenseitig bei der Lösung ihrer Probleme helfen, entpuppt sich leider als schlecht geschriebener, schlecht konstruierter und schlecht ausgearbeiteter Roman.
Thea kehrt, zusammen mit zwei Ziegen, nach über zwanzig Jahren, die sie in Portugal verbrachte, nach Deutschland zurück. Dorthin, wo sie herkam, einem Ort in der Lüneburger Heide. Sie mietet sich bei Benno ein, der wie sie Mitte oder Ende Fünfzig ist und seinen Hof, auf dem er viele ausgemusterte Tiere betreut, allein betreibt. Benno kämpft mit einem Schuldenberg, mit seiner Einsamkeit und der ebenfalls seit zwanzig Jahren bestehenden Trennung von seinem Sohn. Während Thea ihrer Ziehtochter Annika nachtrauert, der Tochter ihres früheren Lebensgefährten, mit der sie seit der damaligen Trennung von ihm keinen Kontakt mehr hatte.
Als Dritte taucht schließlich auf dem Hof die junge Juli auf, die allein von zu Hause nach Amsterdam laufen wollte, durch einen Unfall aber erst einmal nicht weiter kann. Sie wiederum hat Probleme mit ihrer Mutter, deren Ursache aber irgendwie nie so richtig herauskommt.
Natürlich raufen sich die drei mit der Zeit zusammen, trotz Übergriffigkeit von Thea, über die sich Benno immer wieder ärgert. Und natürlich lösen sich die allseitigen Probleme relativ schnell auf, alles findet sich und am Ende haben sich alle ganz lieb.
Alle Ereignisse werden wechselweise mal aus Theas, mal aus Bennos und mal aus Julis Perspektive geschildert.
Das hätte eine sehr schöne, stimmungsvolle Geschichte werden können, wenn sie gut erzählt worden wäre. Aber die Figuren stimmen einfach nicht. Zuerst ist Thea eine traurige Seele, kaum kommt sie auf Bennos Hof an, wird aus ihr plötzlich eine tatkräftige Zupackerin. Dann plötzlich besäuft sie sich besinnungslos, weil Annika sie nicht wiedererkennt. Da passt nichts zusammen.
Benno ist ein schlechtgelaunter Einzelgänger, der niemanden an sich heranlässt. Sehr schnell aber wandelt er sich zum freundlichen Vermieter und lässt Thea und Juli seine Probleme lösen.
Man wird auch mit den Figuren nicht warm, kann nicht mitfühlen, denn die Beschreibungen, die Schilderungen ihrer Gedanken, Gefühle und Probleme sind so schwülstig überbeschrieben, werden so oft wiederholt, dass man eher genervt davon ist. Zumal all diese angeblichen Probleme recht alltäglich sind und recht einfach zu lösen wären.
Dazu kommt ein nahezu unterirdischer, dilettantischer Schreibstil. Hier ein paar Kostproben: „Die Stimme der Sängerin streifte sie wie der Hauch des Abendwindes, der vom Meer kommend über die trockenen Wiesen strich.“ (S. 7 und damit der erste Satz des Buches überhaupt); „Die Nacht verlor spürbar an Kraft. Der neue Tag schickte ein schwaches Lichtband voraus.“ (S. 16, erster Satz des zweiten Kapitels). Das mag Geschmacksache sein, aber mir ist das einfach zu schwülstig. Und schließlich noch solches: „Juli hob den Blick und blickte durch die Baumriesen.“ (S. 40 und erster Satz der ersten Szene aus Julis Perspektive) oder „Später saßen sie in Theas Küche, die am Herd stand und den Eintopf aufwärmte.“ (S. 107) Nicht nur bei diesen letzten beiden Beispielen fragt man sich, ob dieser Roman überhaupt ein Lektorat durchlaufen hat.
So und so ähnlich geht es durch das ganze Buch. Viele Kapitel beginnen mit einer Art Wetterbericht, die Beschreibungen der Natur, der Handlungen sind schwülstig, kitschig. Die Dialoge sind eher unnatürlich, die Reaktionen der Figuren aufeinander und auf die Ereignisse unglaubwürdig. Insgesamt ist dieser Roman eine arge Enttäuschung. Er war der Erste, den ich von dieser Autorin las, und vermutlich auch der Letzte.
Romy Fölck – Das Licht in den Birken
Wunderlich, Mai 2024
Gebundene Ausgabe, 376 Seiten, 24,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Rena Müller.