Die Schwedin Jenny Jägerfeld hat mit ihrer Trilogie viele geniale Schachzüge gemacht. Im Zentrum der Geschichte befindet sich Sigge Wilde und seine Familie, bestehend aus der jungen Mutter Hannah und den beiden selbstbewussten Schwestern Bobo und Majken. Sigge glaubte, wenn sie in Großmutters Hotel zögen, könnte er seine Probleme mit unangenehmen Klassenkameraden hinter sich lassen.
Nach ihrer Eingewöhnungsphase scheint Sigges Plan aufzugehen. Die neuen Klassenkameraden haben ihn freundschaftlich aufgenommen, er wird akzeptiert und das Beste, Adrian, einer von ihnen, geht Sigge nicht mehr aus dem Kopf. Er spürt, dass seine Gefühle für Adrian immer stärker werden und so ganz anders sind als die Gefühle, die er sonst für seine Freunde hat.
Dies muss auch Hugo, ein weiterer Klassenkamerad, gespürt haben. Nachdem er Sigge und Adrian in inniger Eintracht zusammen gesehen hat, beginnt er Sigge bei jeder Gelegenheit anzugreifen.
Abgesehen davon steht in diesem Schuljahr eine Klassenfahrt auf dem Programm. Theoretisch könnte sich Sigge darauf freuen, mehr Zeit mit Adrian zu verbringen. Doch tatsächlich hat er vor Hugo eine lähmende Angst.
„… Ich hatte schon immer einer dieser coolen Jungs sein wollen, die sich nicht darum scheren, was die anderen sagen oder denken. Wie oft hatte ich mir ausgemalt, wie es wäre, eines Tages als richtig taffer Typ aufzuwachen und vor nichts und niemandem Angst zu haben.“ (S. 362)
Die geniale Autorin Jenny Jägerfeld hat 2022 für den ersten Teil ihrer Trilogie, Mein geniales Leben, viel Aufmerksamkeit erfahren, nachdem dieses Buch für den Deutschen Jugendpreis nominiert worden ist. Auch in diesem Jahr wurde eines ihrer Bücher, Best Bro Ever, erneut nominiert.
Ihre feinfühligen Romane kann man wie folgt zusammenfassen: beste Unterhaltung mit Tiefgang und dem Gespür, schwierige Themen mit einer Portion Alltagskomik zu verpacken. All diese Elemente machen aus der Lektüre pures Lesevergnügen, bei dem man originellen Charakterköpfen bei ihren Heldentaten begleiten darf. Wenn zum Beispiel Sigges jüngste Schwester, die vierjährige Bobo beschließt, mit dem Kindergarten aufzuhören und die Familie dies trotz aller organisatorischen Schwierigkeiten akzeptiert, dann wird ein großes Herz für die Belange von Kindern und Jugendlichen sichtbar und erinnert an die selbstbewussten Kinder in den Romanen von Astrid Lindgren. Ihre Sorgen und Nöte lösen sich auf abenteuerliche Weise auf und zeigen dabei ihre heilende Wirkung.
Liebe und Toleranz kann man literarisch nicht besser verarbeiten.
Jenny Jägerfeld: Meine geniale Liebe
Aus dem Schweischen übersetzt von Birgitta Kicherer
Urachhaus, Februar 2024
399 Seiten, gebunden, 21,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.