Jeremias Gotthelf: Die Käserei in der Vehfreude

In dem beschaulichen Dorf Vehfreude wollen die Männer Veränderungen einführen. Statt dem Dekret zu folgen, bauen sie keine größere Schule, sondern ihr eigenes Käsehaus. Es wird mit viel Aufwand ausgerüstet und ein Senn eingestellt, der den Käse fachmännisch herstellen soll. Bildung ist für sie nicht so wichtig, zumal viele kaum lesen, schreiben und rechnen können. Sie sind Bauern und kennen sich mit Kühen aus. Seit Generationen leben sie von der Milchwirtschaft. Und was sie nicht verkaufen können, gilt als verloren.

Inzwischen wissen auch die Vehfreudener Männer, guten Käse kann man nicht nur aus Almmilch herstellen. Früher galt ihre Milch als minderwertig, weil ihre Kühe nicht auf der Alm grasen. Doch dies hat sich geändert. Denn die Nachfrage nach Käse ist gewachsen.

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Anne Stern: Fräulein Gold: Nacht über der Havel: Die Hebamme von Berlin 07

Anne Stern ist promovierte Germanistin und Historikerin. 2020 veröffentlichte sie ihren ersten Band mit der jungen Hebamme Hulda Gold, die im Berlin der 1920er Jahre ein auffälliges Leben führt. Als alleinstehende Dame wohnt sie zur Untermiete. Ständig wird sie in die Armenviertel gerufen, um bei Hausgeburten unter schwierigsten Umständen zu helfen. In Berlin kennt sie fast jeder. Trotz allem ist die Bezahlung schlecht. Häufig arbeitet sie umsonst, sodass ihre eigene wirtschaftliche Situation ähnlich schwierig ist wie bei ihrer armen Kundschaft. Im Laufe der Jahre hat Hulda die Stufen der Not und des wirtschaftlichen Aufstiegs miterlebt.

Der siebente Band beginnt im Sommer von 1930, kurz vor der Wahl. Aktuell stehen die traditionellen Jugendgruppen im Fokus der Nazis. Sie sollen zu jungen Soldaten erzogen werden. Die neue ‚Hitlerjugend‘ fällt nicht nur mit Lärm und Pöbeleien auf. Ihre Kleidung ähnelt einer Uniform.

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Angelika Mechtel: Das gläserne Paradies

Die Autorin Angelika Mechtel lässt uns durch eine Glasscheibe in das Innere einer gutbürgerlichen Familie blicken. Von 1971 bis 1972 geht die Zeitreise zu einer „ehrenwerten Gesellschaft“. Den Rahmen bildet die opulente Feier zum 60. Geburtstag von Amelie Born, der Ehefrau eines bekannten Professors.

„Jedes Mitglied ausgestattet mit einer weißen Weste, die untadelig bleibt, solange barmherzig abgedeckte Ungeheuerlichkeiten nicht an die Öffentlichkeit gelangen.“ (S. 10)

Abzudecken gibt es reichlich: Herzlosigkeit, Grausamkeit gegenüber ärmeren Mitmenschen, routinierter Mord, Drogenschmuggel, Lügen, Betrügen und das Vertuschen vergangener Schandtaten.

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Silvesterspecial 2024

Wie in jedem Jahr gab es auch 2024 wieder Bücher, die uns Rezensentinnen und Rezensenten besonders gut gefielen. Bücher, die aus dem Üblichen hervortreten, weil sie berühren, weil sie unterhalten, weil sie ausgesprochen spannend sind oder sehr witzig, ausnehmend gut geschrieben oder schlicht etwas Besonderes.

Diese Bücher, die uns mehr als andere beeindruckten, sind es, die wir am Ende des Jahres immer noch in guter Erinnerung haben. Aus diesem Grund stellen wir sie im Special zu Silvester noch einmal vor.

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Yanis Varoufakis: Technofeudalismus

„Ich weiß noch, wie ich … sagte: „Wir erleben etwas, das in eklatantem Widerspruch zu allen Formen des Kapitalismus steht.“ (S. 113)

In den Augen des Wirtschaftswissenschaftlers, Politikers und Autoren Yanis Varoufakis hat der Technofeudalismus den Kapitalismus getötet. Unter Technofeudalismus versteht er unter anderem ein riesiges, digitales Finanzsystem, das systematisch Gebühren („Renten“) von Internetnutzern einfordert, ohne hierfür tatsächlich eine Gegenleistung zu erbringen.

Die Natur einer Rente erklärt der Autor wie folgt: „Eine Rente fließt aus dem privilegierten Zugang zu Dingen mit fixem Angebot wie fruchtbaren Boden oder Land, in dem fossile Brennstoffe lagern. Man kann nicht mehr von diesen Ressourcen produzieren …“ (S. 145) Im Gegensatz hierzu steht der Profit, der durch unternehmerisches Handeln entsteht und durch Wettbewerb gefährdet ist.

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Judith Mohr: Cole und die Sache mit Charlie

In der Großfamilie Neumann kann man schon mal im üblichen Trubel an den Rand rutschen. So ist es Charlie, Coles jüngeren Schwester, passiert. Sie ist sein absoluter Lieblingsmensch und hat offensichtlich Probleme. Zunächst glaubt Cole, sie versucht ebenfalls, mit der Schwangerschaft ihrer Mutter klarzukommen.

Jeder Tag verläuft laut und turbulent. Cole und Charlie reden immer weniger miteinander. Es scheint, als würde Cole seine Schwester aus den Augen verlieren, bis es für Charlie fast zu spät ist.

Die Autorin Judith Mohr hat mit ihrem ersten Jugendroman ein schwieriges Thema verarbeitet. Was kann mit Jugendlichen passieren, die sich alleingelassen fühlen, Angst haben und sich nicht trauen, darüber zu reden?

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Ben Pastor: Stürzende Feuer: Martin-Bora-Roman 03

Am 09. Juli 1944 unterbricht Oberstleutnant Martin von Bora seinen Fronteinsatz in Italien, um in Berlin seinen Onkel zu beerdigen. Angeblich starb der renommierte Kinderarzt freiwillig.

Am gleichen Tag wird Bora zu später Stunde mit der Aufklärung des Mordes an einen bekannten Hellseher beauftragt, für den es bereits vier Verdächtige gibt. Theoretisch könnte sich Bora über die Vorarbeit freuen, zumal ihm für die Ermittlung nur eine Woche gegeben wird. Trotzdem ist Bora der gesamte Kontext verdächtig. Warum soll er und nicht die dafür zuständige Kriminalpolizei ermitteln? Und warum werden ihm irritierende Andeutungen und Gerüchte zugetragen? Bora sieht sich in der Rolle des Sündenbocks, während um ihn herum Berlin systematisch durch Bomben oder die SS zerstört wird.

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Timon Krause: Sei deiner Zeit voraus: 13 Denkprinzipien für die Welt von morgen

In seinem Nachwort schreibt der Autor Timon Krause: „In meiner Überheblichkeit hatte ich mir einen philosophischen Theoriebrocken ausgesucht, den es jetzt in ein praktisches System zur Lebensverbesserung umzuformen galt. Ich kann nur hoffen, dass ich, wenn du’s bis hierher geschafft hast, dieser Aufgabe halbwegs gerecht geworden bin.“ (S. 269)

Ja, dies hast du. Nun stellt sich mir die Frage, wie ich ein so komplexes Buch rezensieren soll.

Hier ist der Versuch mit der einleitenden Frage: Wie soll es mit dem eigenen Erleben in der großen, weiten Welt weitergehen?

„Wenn alles relativ ist, ist gefühlt nichts mehr wahr oder bedeutend.“ (S. 146)

Dies ist einer der Denkansätze des Philosophen und Mentalisten Timon Krause.

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Ralf Langroth: Mauern und Lügen: Die Philipp-Gerber-Romane 04

In seiner Danksagung schreibt der Autor Ralf Langroth: „Als ich vor ein paar Jahren das Konzept für eine Reihe von Thrillern entwarf, in denen die Geschichte der jungen Bundesrepublik erzählt werden sollte, habe ich … vier konkrete Geschichten in Kurzform entwickelt.“ (S. 413)

Der aktuelle Thriller Mauern und Lügen ist das vierte Buch in der Philipp-Gerber-Reihe. Hier ist der Mauerbau in Berlin und das Spiel von Spionage und Gegenspionage der politische Hintergrund, vor dem Hauptkommissar Gerber mehrfach in Lebensgefahr gerät.

Es beginnt ganz harmlos mit einem geplanten Treffen zwischen Gerber und dem im Ruhestand befindlichen General Anderson. Dieser erhielt als ehemaliger Chef beim US-Militärgeheimdienst Informationen, die er unbedingt Gerber zuspielen will. Denn die Amerikaner glauben, beim deutschen Geheimdienst könne ein Verräter sein.

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Kristina Gorcheva-Newberry: Das Leben vor uns

„Man hat uns das Leben gestohlen, Lopatin … und in fünfzig Jahren weiß keiner mehr, dass es uns gab.“ (S. 340)

Anja und Milka wachsen hinter dem Eisernen Vorhang auf. Schon in jungen Jahren spüren sie in einem Randgebiet von Moskau eine Enge. Alles sieht ähnlich aus. Die Kleidung, die Wohnungen, die Möbel, überall herrschen die Töne grau-braun. Auch in den Köpfen sollen die gleichen Gedanken sein. Während Anjas Eltern zu Hause politische Diskussionen führen, bevorzugen Milkas Mutter und ihr Schwiegervater Ausschweifungen. Aus diesem Grund ist Milka überwiegend bei Anja. Und die Sommerferien verbringen sie in der Datscha von Anjas Eltern.

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