Adrienne Brodeur: Treibgut

Eigentlich sollte man sich dessen bewusst sein: Eine Familie ist stark und zerbrechlich zugleich. Alles hängt von aneinander ab und verändert sich. Unter anderem auch weil Familienmitglieder hinzukommen, während andere alt werden und irgendwann gehen.

Im zweiten Roman von Adrienne Brodeur steht die Familie Gardner gerade an einem Wendepunkt. Jeder von ihnen will auf seiner eigenen Spur bleiben und riskiert die immer größer werdende Distanz zu den anderen. Vielleicht wäre auch eine erneute Annäherung möglich. Hierfür müssten der alt gewordene Adam, sein Sohn Ken, der eine politische Karriere anstrebt und die Tochter Abby, die nie heiraten wollte und nun schwanger ist, jeweils ihre Perspektive und Gewohnheiten infrage stellen.

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Julja Linhof: Krummes Holz

Inzwischen ist Georg volljährig und verlässt das Internat, das die letzten fünf Jahre sein Zuhause war. Es war eine Zeit der Abstinenz von seinem Vater Georg, seiner Schwester Malene, der Großmutter Agnes und von Leander, dem Sohn des Hofverwalters. Georgs Ziel ist der elterliche Hof. Er trägt den Namen Krummes Holz und steht unter anderem für den nicht so ertragreichen Boden.

Schon vor Monaten hat Malene ihn gebeten, zurückzukommen, weil sie seine Hilfe braucht. Und kaum ist er angekommen, prallen Fremdheit und Vertrautes aufeinander. Der abgewirtschaftete Betrieb, die Abwesenheit des Vaters und eine demente Großmutter passen nicht zu einer Heimkehr, die ein Willkommen widerspiegeln sollte. Ohne darauf vorbereitet zu sein, spürt Georg die Narben auf seiner Seele. Sie wollen aufbrechen, während er krampfhaft versucht, sie mit Macht zusammenhalten.

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Lilly Bernstein: Sturmmädchen

Die Freundinnen Elli, Margot und Käthe schwören sich am Perlbach, eine für alle, alle für eine. Doch im Laufe der nächsten Jahre verändert sich ihr Leben. Aus den Schulmädchen sind junge Frauen geworden, die ihren Platz noch finden müssen. Während Elli mit ihrer Mutter in einer kleinen Kate auf dem Hof des reichsten Bauern der Umgebung lebt, muss Käthe in der Fabrik arbeiten und ihren Eltern dabei helfen, ihre notleidende Familie durchzubringen. Nur bei Margot scheint es gut zu laufen. Sie heiratet und will mit ihrem Mann den florierenden Familienbetrieb in Aachen weiterführen.

Die eigentliche Geschichte der drei jungen Frauen beginnt im Oktober 1938 und endet im Mai 1940. Es ist eine Zeit, in der die Nationalsozialisten mit brachialen Methoden das gesellschaftliche Miteinander auch in der verarmten Eifel nach ihren Regeln festlegen. Elli ist schockiert, als eine geistig behinderte Frau aus ihrem Dorf abgeholt wird und nach dem „Hitlerschnitt“, der zwangsweisen Sterilisation, stirbt. Diese Umstände passen nicht zu ihrem Menschenbild. Auch Margot und ihre Eltern erleben Sanktionen, weil sie Juden sind. Als Elli endlich das Ausmaß der Gefahren erkennt, dem ihre inzwischen schwangere Freundin und deren Eltern ausgesetzt sind, riskiert sie für eine Rettungsaktion ihr eigenes Leben, das ihrer Mutter und der heimlichen Helfer.

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Sven Petter Naess: Glut

Harinder Singh und seine Kollegin Rachel Hauge von der Kripo Oslo werden nach Elvestad geschickt, um die Ermordung eines jungen, prominenten Mannes aufzuklären. Er muss sich anhören, der Beste für diesen Job zu sein, weil er früher dort gewohnt habe und die Besonderheiten des Ortes kenne. Dies sieht Harinder natürlich anders. Wie kann man Bewohner befragen, die ihn heute vermutlich genauso ablehnen werden, wie sie es früher getan haben?

Die Ermittlungen erweisen sich gerade in diesem Fall als besonders schwierig. Hass und Ignoranz helfen einfach nicht dabei, die Mauer des Schweigens und der Lügen zu durchbrechen. Zeugen flüchten, werden entführt oder ermordet. Doch dann beginnen zwei Frauen, von ihren Erlebnissen zu erzählen und geben der Ermittlung eine neue Richtung.

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Diane Oliver: Nachbarn: Storys

Die amerikanische Autorin Diane Oliver (1943–1966) gewann während ihres Studiums an der University of North Carolina ein Stipendium und wechselte daraufhin zu der University of Iowa. Dort schrieb sie sich in den Schreibkurs ein. Während ihres Studiums veröffentlichte sie die Kurzgeschichte Nachbarn und drei weitere. Ihre schriftstellerische Karriere hätte nun weitergehen können, wenn nicht ein tödlicher Verkehrsunfall kurz vor ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag gewesen wäre. Was danach geschah, spricht für das Talent der jungen Autorin. Posthum erhielt sie den MFA-Abschluss und eine Auszeichnung für ihre literarischen Leistungen.

Der wechselfreudige Literaturmarkt ließ Diane Oliver zurück: Die Gesellschaft veränderte sich. Im Laufe der Jahre entdeckten Verlage und Literaturagenturen für sich immer mehr Autorinnen und später auch schwarze Autorinnen. Nachdem die Britin Elise Dillsworth bei Diane Olivers Schwester und deren Nichte einen Stapel Manuskripte fand, darf sich die Leserschaft auf neue Erstveröffentlichungen freuen. Die Professorin und Autorin Tayari Jones erklärt in ihrem Nachwort, wie Diane Oliver ihr Denken beeinflusst habe und die Autorin aus diesem Grund eine literarische Vorgängerin sei.

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Scott Alexander Howard: Das andere Tal

Der kanadische Autor und promovierte Philosoph Scott Alexander Howard erklärt in seinem Interview, sein Debütroman sei in erster Linie eine Meditation über die Vergangenheit und ihre Präsenz in unserem Leben. Es geht ihm dabei um kausale Zusammenhänge: Weil früher etwas Bestimmtes geschah, entwickeln sich durch eine Kettenreaktion folgenreiche Veränderungen, die den Lebenslauf eines Menschen festlegen.

In seinem Roman erfährt die kluge Schülerin Odile Ozanne, dass sie durch das strikte Befolgen von Regeln nicht nur in Gewissenskonflikte gerät, sondern auch rückblickend durch ihren Gehorsam einen gravierenden Fehler gemacht hat. Ihre Verzweiflung ist so groß, dass sie tiefgreifende Entscheidungen trifft, die ihre Biografie in eine Abwärtsspirale katapultiert.

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Kiran Millwood Hargrave: Leila und der blaue Fuchs

Auf einmal ist es so weit: Leila soll in den Sommerferien zu ihrer Mutter Amani nach Norwegen reisen, die dort seit sechs Jahren lebt und als Wissenschaftlerin in einem Forschungsinstitut arbeitet. In dieser Zeit ist ihre Mutter zu einer Fremden geworden, der alles wichtiger zu sein scheint als die Familie in London.

Die inzwischen zwölfjährige Leila erlebte ihre Mutter bisher nur auf dem Bildschirm. Seit sechs Jahren lebt Leila bei Verwandten in London. Sie sind ihre neue Familie und ihr neues Zuhause geworden, nachdem sie gemeinsam aus Damaskus geflohen sind und viel Leid hinter sich gelassen haben. Diese Erlebnisse haben sie eng miteinander verbunden und im zunächst fremden London zusammenrücken lassen.

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Fritz Fassbinder: Die Wärme der Wölfe

Auf der Homepage des Autors Fritz Fassbinder ist zu lesen: „Bis vor kurzem habe ich im Polizeiumfeld gearbeitet, das mich zu meinen Kinderbüchern mit Krimihandlung motivierte.“ Zum Thema Wutbürger beteiligte er sich an der Anthologie Wut, die 2019 beim Loewe Verlag erschienen ist. Als logische Konsequenz ist nun der Jugendroman über Fremdenhass und Radikalisierung von Fußballfans zu verstehen.

Der sechzehnjährige Ich-Erzähler Manuel ist einer der wenigen in seiner Klasse, der die zehnte Klasse schaffen will. Zurzeit hat er Pech und Glück zugleich. Er sitzt vorne, in der gleichen Reihe wie die attraktive Caro. In der letzten Reihe sitzen die tonangebenden Jungen, die Löwen, denen ein verletzender Spruch oder eine Handgreiflichkeit leichter fallen als gute Schulnoten.

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Rebecca Maria Salentin: Iron Woman

Der Begriff Iron Woman wird meistens mit dem Triathlon verbunden, bei dem man zum Beispiel auf Hawaii unter schwierigsten Bedingungen so schnell wie möglich schwimmt, läuft und Fahrrad fährt. In Anlehnung an diesen Wettkampf bräuchte man für die herausragende Leistung der Leipziger Autorin Rebecca Maria Salentin einen neuen Begriff. Geplagt von diversen Erkrankungen und der fehlenden Fähigkeit, ein Fahrrad zu reparieren, gelingt ihr eine extreme Tour. In ihrer Einleitung schreibt sie, bisher habe nur ein Mann offiziell die gesamte Strecke des Iron Curtain Trails an einem Stück bezwungen.

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Tessa Duncan: Wer das Vergessen stört: Die Canterbury-Fälle 01

Noch vor kurzem hat Lily Brown für die Polizei alte Fälle analysiert. Dann kam das plötzliche Ende ihrer Beziehung zu einem Kollegen und ihr fluchtartiger Ausstieg. Inzwischen sieht ihr Arbeitsalltag ganz anders aus. In einer privaten Praxisgemeinschaft arbeitet sie als Psychologin. Vielleicht will der Neuanfang nicht so recht klappen, weil in ihr noch immer die Herangehensweise einer Polizistin aktiv ist. Ihr analytischer Blick hat schon immer mehr erkannt als ihre früheren Kollegen. Als ihre Patientin Vera angeblich den Freitod gewählt hat, erkennt Lily  – wie schon bei anderen Gelegenheiten – mehr als die Ermittler. Und wie in der Vergangenheit verbittet sich der Ermittlungsleiter jede Einmischung. Denn von einer Frau wie Lily will er aus Prinzip nichts annehmen.

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