Wenn zwei ihre Hochzeit feiern, hört man häufig den Satz vom schönsten Tag im Leben. Kann es danach nur noch weniger schön werden, wenn das junge Ehepaar nach vorne schaut? Bei dem ungleichen Paar Celine und Luke gab es in der dreijährigen Beziehung schöne und glückliche Momente. Der bindungsscheue Luke glaubt, inzwischen sei er so weit, ein Verlobter und Bräutigam zu werden. Und Celine glaubt, in ihrem Pianistinnenleben könne es auch einen Platz für Luke geben.
Die irische Autorin Naoise Dolan studierte in Dublin und Oxford englische Literatur. Ihr Debüt „Aufregende Zeiten“ wurde international ein Erfolg und für diverse Preise nominiert. Mit ihrem zweiten Roman spielt die inzwischen in Berlin wohnende Autorin mit dem Thema Beziehung zwischen zwei Menschen. Kann ein glückliches Paar in der heutigen Zeit funktionieren, wenn alte Rollenbilder nicht passen wollen und das verbindlich Unverbindliche den Alltag bestimmt? Das alte Model Mann – Frau, Patriarch – Mutter steht für ein Abhängigkeitsverhältnis, das der freien Entfaltung und Karriere entgegenwirkt.
Als Celine noch ein Kind war, wollte sie nie heiraten. Sie spielte am liebsten den ganzen Tag Klavier und wurde deshalb Pianistin. Auch Luke hatte klare Vorstellungen: nach dem Studium ein fester Job und privat amouröse Abenteuer. Auf einer Party lernen sich Celine und Luke kennen. Beide haben irische Wurzeln und sind bisexuell. Sie beginnen eine Beziehung. Bald machen sie Zugeständnisse, von denen sie nie dachten, hierzu fähig zu sein.
Sehr modern schreibt Naoise Dolan über das Verlieben und die daraus entstehenden Hoffnungen. In sechs gelungenen Kapiteln erzählen Celine, Luke und andere, wie sie Braut und Bräutigam vor ihrer Hochzeit wahrnehmen. Die Autorin vertieft das Thema Mann/Frau, indem sie Luke Raum für philosophische Gedankengänge schenkt, die überraschen:
„… Das Patriarchat entwürdigt Männer viel mehr, als es Frauen je entwürdigen könnte. Es entwürdigt beide, es schadet beiden; Frauen schadet es mehr, und Männer werden stärker entwürdigt.“ (S. 169)
Luke und Celine wollten nie eine Beziehung, aber sie wollen sich auch nicht verlieren. Luke glaubt: „Traditionell beurteilen wir ein Ehepaar danach, wie stark es vorherigen Paaren ähnelt. Nicht mal echten Ehepaaren. Sondern unseren Vorstellungen von Ehepaaren. Wir haben Erwartungen verinnerlicht, die keiner von uns selbst formuliert hat.“ (S. 207)
Für die wendungsreiche Dramaturgie und dem Spiel mit Traditionen agieren Trauzeugen, Familie und Freunde. Celine lädt ihre Expartnerin Maria zu ihrer Hochzeit ein, während Luke Archie, seinen Ex-Liebhaber aus Studienzeiten, zu seinem Trauzeugen macht. Celines Schwester kann Luke nicht leiden, und Vivian, Lukes alte WG-Freundin, hat andere Vorbehalte als Archie.
Celine und Luke gehen ihren Weg, ohne konkret zu wissen, wohin er sie führen wird. Das glückliche Paar hat keinen Kinderwunsch, sie wollen miteinander glücklich sein.
Naoise Dolan: Das glückliche Paar
Aus dem Englischen übersetzt von Anke Caroline Burger
Rowohlt Buchverlag, April 2024
304 Seiten, gebundene Ausgabe, 14,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.