Liane Mars: Selbst ist die Fee

Die Märchenfee hat im Roman „Selbst ist die Fee“ von Liane Mars nur eine Aufgabe: Ihren Schützling Cinderella zum großen Glück verhelfen. Das große Glück ist in Cindys Fall natürlich die Hochzeit mit dem Prinzen. Nur ist sie weinerlich, tollpatschig und alles in allem absolut nicht zur Märchenprinzessin geeignet. Oben drein will sie den Prinzen nicht einmal heiraten.

Obwohl das vorkommt und schon einige Cinderellas den Antrag eines Schweinehirten angenommen haben, will die Fee das nicht auf sich sitzen lassen. Immerhin hängen ihre große Prüfung und ihre Zukunft als Märchenfee davon ab, wie erfolgreich sie in Cinderellas Fall ist. Also greift sie zu drastischen Mitteln: Als ihr Schützling sich weigert, auf den Ball zu gehen, verwandelt sie sich in einen Menschen und begleitet sie. Blöd nur, dass der Prinz von diesem Moment an nur Augen für sie hat!

Natürlich versucht die Märchenfee – jetzt Märri genannt – alles, um den Schlamassel wieder gerade zu beigen, denn sie weiß: Nichts ist gefährlicher als ein Märchen, das von seinen Mustern abweicht. Also folgt sie zwanghaft ihren Regeln: Cindy mit dem Prinzen verkuppeln und sich auf keinen – auf gar keinen Fall – selbst verlieben.

Sehr unterhaltsam

Lange wurde kein so unterhaltsames Buch mehr geschrieben, wie „Selbst ist die Fee“ von Liane Mars. Da das Märchen bekannt ist, kommt der Leser natürlich sofort in die Geschichte rein und wird überrollt von einer Welle Witz und Situationskomik, während er dabei zusehen darf, wie Märri als Fee kläglich versagt. Alles ist anders, als es sein sollte: Die Fee ist ungeduldig und gemein, Stiefschwester Anna pflegt das Grab von Cindys Mutter und Stiefmutter Lucilla läge nichts ferner, als eins ihrer Kinder ungerecht zu behandeln.

Das Wundervolle an diesem Buch ist jedoch, dass es schnell zu etwas anderem, Neuem umschwingt. Genau wie sich das neue Märchen durch die Abweichungen zu entwickeln droht, entwickelt sich eine komplett neue und unheimlich spannende Geschichte, die einen mit viel Humor und überraschender Tiefe fesselt. Auf einmal ist es keine klamaukige Adaption eines bekannten Märchenklassikers mehr, sondern ein tiefgründiger Roman, der widerspiegelt, dass es so etwas wie Gut und Böse nicht gibt, sondern viele graue Abstufungen dazwischen. Das macht „Selbst ist die Fee“ zu einem der ansprechendsten Fantasy-Jugend-Romane, die ich seit langem gelesen habe!

Eine klare Empfehlung an alle, die wieder von einem alten Märchen verzaubert werden und sehr viel lachen möchten.

Liane Mars: Selbst ist die Fee.
Piper, April 2023.
336 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

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Ein Kommentar zu “Liane Mars: Selbst ist die Fee

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