Fentje Jakobsen ist Anwältin und betreibt eine Kanzlei auf dem Bauernhof ihrer Großeltern auf der Halbinsel Eiderstedt. Eines Nachts bekommt sie einen Anruf von einem gewissen Sascha. Der flüstert ins Telefon, er glaube, er habe jemanden umgebracht. Sie solle kommen. Er habe gehört, sie sei die beste Anwältin. Bevor Fentje nähere Details erfragen kann, legt der Anrufer auf. Am nächsten Tag findet sie heraus, dass im Dorf Helenendeich zwei Männer gestorben sind. Einem wurde der Kopf eingeschlagen, der andere hat sich am Treppengeländer im Haus des Opfers erhängt.
Es handelt sich bei den Toten um den Restaurantbesitzer Sascha Janssen, er hat sich umgebracht, und seinen Koch Eike Harms. Fentje will Licht in die Sache bringen, denn die Polizei lässt durchscheinen, auch Sascha Janssen ist nicht durch einen Suizid gestorben, sondern wurde ermordet. Unterstützt wird Fentjevon ihrem alten Bekannten, dem Journalisten Niklas John. Sie fragt schon mal in Helenendeich jeden, der nicht schnell genug davonläuft, ob er/sie etwas weiß oder gesehen hat. Jeder Vorwand ist ihr recht, um vorstellig zu werden.
Eine Nachbarin von Eike Harms hat sie vor Jahren bei einer Hochzeit getroffen, den Pastor kennt sie entfernt vom Konfirmandenunterricht, bei einer Schneiderin lässt sie die Eiderstädter Tracht ihrer Oma umändern. Von dieser Schneiderin wird sie sogar aus dem Haus geworfen. Die Putzfrau steckt ihr dann geschwätzig Informationen. Man möchte sich als Leser für Fentje Jakobsen fremdschämen. Kein Wunder, dass sie es mit einem „schweigenden Dorf“ zu tun hat. Nicht ganz so peinlich führt Niklas John sich auf. Er geht etwas subtiler vor. Insgeheim sind Fentje und Niklas ineinander verliebt. Sie rücken allerdings nie mit der Sprache heraus und dann kommt es zu Szenen wie der, dass Niklas mit der betrunkene Witwe Janssen heftig knutschen muss, damit die Polizei inzwischen in ihrer Suite Kameras anbringen kann.
Wer biegt genau da um die Ecke? Richtig. Fentje. Aber sie tut so, als mache ihr das gar nichts aus. Sie hat einen anderen Verehrer; Onno den Tierarzt. Mit ihm verbringt sie eine Nacht. Er will eine dauerhafte Beziehung, sie kann sich mit ihm keine vorstellen. Fentje fährt schließlich zu ihm, sagt ihm, es wird nichts mit ihnen beiden und er serviert ihr daraufhin ein Gulasch, weil sie hungrig ist, bevor sie gemeinsam zum Showdown ausrücken. Daneben gibt es noch viele weitere Figuren, die irgendwann im weiteren Handlungsverlauf dann doch noch Sinn ergeben und einige Nebenhandlungen wie die, dass die Oma Fentje andauernd verheiraten will. Ein Happy End ist Fentje und Niklas nicht vergönnt. Das umeinander Herumschleichen ohne die Fakten ehrlich auf den Tisch zu legen, geht weiter. Frau Almstädt plant wohl noch Fortsetzungen der Story. „Das schweigende Dorf“ ist der dritte Band der „Akte Nordsee“.
Fazit: Ein leider wenig plausibler Krimi mit Figuren, die in sich nicht schlüssig handeln.
Eva Almstädt: Akte Nordsee. Das schweigende Dorf. Fentje Jakobsen und Niklas John ermitteln, Band drei.
Lübbe, Mai 2024.
380 Seiten, Paperback, 14,40 €.
Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.