Pascale Lacelle: Curious Tides

Emory besucht das renommierte Aldryn College für Mondmagie, doch in ihrer Magie-Ausrichtung, der Heilung, ist sie höchstes mittelmäßig. Ganz anders als ihre beste Freundin Romie, die als Traum-Magierin die beste ihres Faches ist. Und nicht nur das: Romie ist begabt, hübsch, witzig, abenteuerlustig und erweckt in jedem den Wunsch, ganz genau so zu sein wie sie.

Aber nun ist Romie tot. Ertrunken bei einer leichtsinnigen Mutprobe, zusammen mit sieben anderen Studenten. Nur Emory hat überlebt. Nun muss sie mit den Folgen leben, und zwar nicht nur mit dem Trauma: Auch ihre Magie hat sich seit jener Nacht verändert und ist zu etwas Größerem geworden, das Emory nicht begreifen kann. Nur Baz kann ihr helfen, diese Magie unter Kontrolle zu bringen, aber Baz ist nicht nur der Bruder der verstorbenen Romie, sondern auch im Zeichen der Eklipse geboren. Diese Magier werden von der Gesellschaft für ihre Macht geächtet, die keinen Einschränkungen folgt und bei einem Kontrollverlust tödlich enden kann.

Gleichzeitig scheint auch der mysteriöse Keiran hinter Emorys Geheimnis zu kommen. Kann sie ihm vertrauen, nur weil er ihr Herz höherschlagen lässt?

Was für ein Buch! Das ganze magische Ambiente von Meerwasser und Mondphasen lässt einen beim Lesen förmlich das Salz in der Luft schmecken und das Rauschen von Wellen hören! Eine neue, kreative Fantasy-Welt, die sich nicht an alten Mustern orientiert.

Eine Kürzung hätte der Geschichte allerdings streckenweise nicht geschadet, diese neue Welt wird etwas zu ausführlich etabliert, obwohl dem Leser spätestens ab der Hälfte des Buches klar ist, dass sie genauso wieder zusammenbrechen muss, wenn die Figuren hinter ihre Geheimnisse kommen. Dann auf den letzten 200 Seiten wird es aber so spannend, dass sich das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. Es geht nicht mehr nur um Themen der klassischen Fantasy, um Magie und Auserwählte, sondern auch um die Ausgrenzung Andersartiger und eine Verschwörung, die hier nicht näher erläutert werden soll. Nur so viel: Es lohnt sich! Wer am Anfang Schwierigkeiten hat, in die Geschichte zu finden: Unbedingt dranbleiben! Das ist eines der atmosphärischsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe und ich werde ernsthafte Probleme damit haben, bis 2025 auf den zweiten Band zu warten!

Mit der Atmosphäre geholfen, hat sicher auch das Geschenkpaket, in dem mich das Buch vom Verlag erreicht hat. Ein passendes Lesezeichen, ein Meersalzpäckchen, ein schillernder Handschmeichler-Stein und eine kurze Vorgeschichte zum Roman. Und was mich ehrlich gesagt am meisten beeindruckt hat: Polstermaterial in exakt dem richtigen Farbton. Also hier zur Transparenz: Bin ich käuflich? Nein. Bei so einem tollen Paket? Eventuell schon. Aber ist es trotzdem und ganz ehrlich eines der besten Fantasy-Bücher auf dem aktuellen Markt? Auf jeden Fall!

Ich persönlich hätte den Titel „Lied der ertrunkenen Götter“ ansprechender gefunden als „Curious Tides“; im Englischen gibt der Zusatztitel „The Drowned Gods Duology“ hier mehr von der Atmosphäre wieder. Vielleicht hätte sich das in der jugendlichen Zielgruppe aufgrund besorgter Eltern schlechter verkauft, aber am Rande: die Handlung ist auch wirklich heftig und nichts für zu junge Leser.

Pascale Lacelle: Curious Tides
Aus dem Englischen übersetzt von Bea Reiter
Fischer KJB, März 2024
656 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,90 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.

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