Las Vegas, Nevada ist meine Heimat. Ja, das Zockerparadies, in dem Vermögen verspielt, Schicksale weggeworfen und Existenzen vernichtet werden ist für mich der Place to be.
Gestatten, dass ich mich vorstelle? Daniel Faust der Name, meine Profession: – Magier, zur Not auch noch Schnüffler, Gauner und Straßenzauberer, je nachdem, wie sehr ich mit der Miete im Rückstand bin.
Gerade bin ich schwer verliebt – in Caitlin, eine Dämonin, die auf Erden wandelt und dem letzten Engel, den man seit Jahrtausenden in allen Reichen gesehen hat, die Flügel im wahrsten Sinne des Wortes, gestutzt, wie in ausgerissen hat. Als Vollstreckerin des aktuellen Herrschers der Hölle vielleicht nicht unbedingt das, was man seinen Eltern vorstellen möchte, aber mein Ein und Alles.
Ihr Boss, dem wir so nebenbei sein Dasein gerettet haben – zusammen mit der Rettung der gesamten verfluchten Welt – will mich kennenlernen. Doch, statt eines Dankes, vielleicht gar eine Belohnung, stellt er mir eine Aufgabe – will ich seinen Segen für die Beziehung zu Caitlin soll ich einen unschuldigen Priester umbringen!
Nun habe ich grundsätzlich keine Probleme damit, jemanden, der es verdient, über den Jordan zu schicken, doch der Mann Gottes ist wirklich unschuldig. Er übersetzt einen antiken Text, der den Weg von der Erde in die Hölle und zurück beschreibt – hinter der Anweisung ist nicht nur der Höllenfürst selbst, sondern auch einige unangenehme nichtmenschliche Zeitgenossen in Vegas her. Und ich mittendrin – verfolgt von allen, inklusive einer Zauberin im Dienst des FBI stehen meine Chancen das Ganze zu überleben denkbar schlecht …
Craig Schaefer hat bei seinem Deutschen Hausverlag bereits den Urban Fantasy Zweiteiler um die „GEISTER VON NEW YORK“ vorgelegt. Nun, nachdem diese sich wohl recht ansprechend verkauft haben, beginnt Heyne mit der Herausgabe seines mittlerweile 11-teiligen Daniel-Faust-Zyklusses. Inwieweit der Verlag uns die Bände ab der Nummer drei noch anbieten wird, konnte ich bislang leider nicht in Erfahrung bringen – angekündigt ist der Folgeband zumindest derzeit nicht.
Craig Schaefer erfindet das Rad erneut nicht wirklich neu. Er räubert doch recht deutlich bei Richard Kadreys „Sandman Slim“. Die Verbindung des vorlauten, manches Mal brutalen Protagonisten mit den Abkömmlingen der Hölle, die Darstellung der sozialen Missstände im Everyday America erinnern an die kultige Reihe Kadreys, die bei uns, leider zum wiederholten Male, zuletzt bei Blanvalet gefloppt ist.
Nun hat der Verfasser im Auftaktband die Figuren eingeführt, kann sich dieses Mal daher ganz auf seine verschachtelte Handlung konzentrieren. Die läuft dann auch recht flüssig und durchaus kurzweilig ab – so man eine gewisse Gewaltdarstellung mag – besticht durch den schwarzen Humor, der den Plot durchzieht, endet dann aber leider nicht wirklich geschickt oder versiert erzählt.
Das Finale hält für uns einen Info-Drop bereit, den ich so massiv selten gelesen habe. Seitenweise wird uns da von den Beteiligten erklärt, warum sie wie geplant und agiert haben. Das sind Anfängerfehler, die ihm eigentlich eine Rüge von seinem US-amerikanischen Lektor hätte einbringen müssen. „Show, don´t tell“ heißt es so treffend – vorliegend ist es eher ein Tell, don´t show.
Dabei hat der Plot durchaus sein Potenzial. Die immer noch wenig genutzte Bühne der Glitzerstadt in Nevada, die Verquickungen von übernatürlichen Wesen und der Menschheit inklusive des organisierten Verbrechens – die Ingredienzien stimmen, der Text beginnt zunächst auch flüssig und packend – bis auf das Ende. Warten wir ab, ob Heyne die weiteren Bände publizieren wird und ob der Autor, mit der Zeit handwerklich reift. Ansätze für eine packende Unterhaltung sind da. Butcher, B. Jacka, M. Carey und Simon Green waren da doch noch ein wenig eigenständiger.
Craig Schaefer: Sophias Geister – Daniel Faust Band 2
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bernhard Kempen
Heyne Verlag, Juli 2024
398 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.