William Hjortsberg: Gray Matters (1971)

Der Tod – er droht uns allen. Reiche Menschen versuchen durch Transplantationen, innovative Seren und die abstrusen Versprechen sogenannter Wunderdoktoren, den körperlichen Verfall hinauszuzögern. Ganz Ängstliche lassen ihren Körper einfrieren, um in einer zukünftigen Welt vielleicht wieder zum Leben erweckt zu werden.

Alles ändert sich, als ein Wissenschaftler eine Methode entwickelt, das Gehirn aus dem Körper zu extrahieren und lebend in sogenannten Nährbanken weiterexistieren zu lassen. Umhegt von Robotern, überwacht von einer anonymen Kontrollinstanz, leben die ihrer Körper beraubten Gehirne so in einer eigenen, virtuellen Welt. Dass sie dabei gegängelt und überwacht werden, dass ihr stromlinienförmiges Verhalten gefördert und letztlich mit der Zuteilung eines neuen Kunstkörpers belohnt wird, ahnen die meisten dieser unfreiwillig Inhaftierten nicht.

Dies ist die Geschichte dreier dieser Gehirne – des ersten Probanden, eines 12-jährigen Jungen, einer alternden Filmdiva und eines aufsässigen, überaus neugierigen Rebellen …

Im Vorwort ordnet der Verfasser sein Werk, einschließlich dieser Geschichte, selbst ein. Er habe die Erzählungen aus Freude am Fabulieren verfasst – ohne Rücksicht auf Zeitgeschmack, Erfolgsrezepte oder gar die Anforderungen des Literaturbetriebs.

Entsprechend bietet sich die Novelle, die trotz – oder gerade wegen – ihrer Entstehung als „Literatur“ gilt und beispielsweise von der New York Times besprochen wurde, etwas chaotisch zu lesen an.

Ja, der rudimentäre Waschzettel hat mit dem Zitat recht. Der Verfasser besitzt eine überbordende Phantasie, stellt interessante Charaktere in den Mittelpunkt seiner Novelle und überrascht immer wieder mit unvorhersehbaren Ideen und Wendungen. Stilistisch vorzüglich verfasst, konnte mich der Text letztlich jedoch nicht ganz abholen und einfangen. Zu ungeordnet blieb der Plot, zu distanziert empfand ich die drei Protagonisten. Es ist sicherlich ein beeindruckendes Stück Prosa – vielleicht einfach nicht mein Geschmack?

William Hjortsberg: Gray Matters (Gray Matters – 1971)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ingrid Herrmann-Nytko
Wandler Verlag Juli 2025
192 Seiten, Paperback, Euro 22,00

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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