Henrike Engel: Elbnächte: Schatten über St. Pauli

Ein spannender, gut und flüssig geschriebener Roman über die Zeit in Hamburg um 1910. Keine leichte Zeit für zwei alleinstehende Frauen, die versuchen müssen, sich ein neues Leben aufzubauen.
Im zweiten Teil der Dilogie haben Louise und Ella ihren Weg offenbar gefunden. Louise, die von ihrem betrügerischen Ehemann vor Kurzem mitten in der Nacht völlig mittellos in einem Hamburger Nobelhotel zurückgelassen worden war und nicht mal die Hotelrechnung begleichen konnte und Ella, der es gelungen war, aus Lemberg zu fliehen und ihrem Dasein als Prostituierte zu entkommen, nachdem ihre Eltern sie, im Glauben, ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen, regelrecht verkauft hatten.

Die beiden jungen Frauen haben sich zufällig getroffen und sind beste Freundinnen geworden, die allerdings auch einiges verbindet, was man vielleicht nicht unbedingt publik machen sollte. Der Dritte im Bunde ist der ehemalige Polizist Paul, der die beiden ebenfalls zufällig getroffen und ihnen in einer prekären Situation geholfen hat. Inzwischen hat sich Louise eine Existenz als Besitzerin einer kleinen Bar auf St. Pauli eingerichtet, Ella arbeitet in einer Bäckerei und hilft aber auch abends in der „Bar fatal“ mit, in der Paul als Türsteher darauf achtet, dass den beiden Frauen nichts passiert.

Doch das liegt nicht immer in seiner Macht. Durch ihre Mithilfe ist es der Hamburger Polizei gelungen, Louises Ehemann zu verhaften. Jetzt wird ihm der Prozess gemacht. Viktor wird zum Tode verurteilt. Damit sollte für Louise ein Albtraum vorüber sein, doch es kommt anders. Viktor kann aus dem Gefängnis entkommen und droht mit Rache. Louise muss erneut um ihr Leben fürchten. Ella und Paul sind derweil auf der Suche nach einer verschwundenen jungen Frau und kommen damit wiederholt Leuten in die Quere, die mit dem derzeit gefährlichsten und meistgesuchten Verbrecher Hamburgs zu tun haben. Ausgerechnet Pauls lange verschwundener Bruder, wie er vor Kurzem feststellen musste. Wiederholt geraten beide in größte Gefahr, vor allem Ella, die immer wieder ihrem Bauchgefühl und ihrer Spontaneität nachgibt und nicht auf Warnungen achtet oder auf Unterstützung wartet.

Ein Roman um Freundschaft, Verrat, Liebe und Loyalität. Ein guter Einblick in die damalige Zeit und die Möglichkeiten, bzw. Beschränkungen für junge Frauen um 1910. Spannend geschrieben, authentisch, sympathische Protagonisten.

Henrike Engel: Elbnächte: Schatten über St. Pauli
Ullstein, Oktober 2025
400 Seiten, Paperback, 15 Euro 99

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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