Solider Krimi aus Norwegen um verzwickt miteinander verbundene Fälle
Die norwegische Autorin, die ich bisher nur aus ihren eher psychologischen Romanen über Ereignisse im Zweiten Weltkrieg kenne, legt mit diesem Buch einen weiteren Krimi mit der Journalistin Kajsa Coren im Mittelpunkt vor. Die Vorgängerbände kenne ich daher nicht, das braucht es auch nicht zum Verständnis dieses in sich abgeschlossenen Kriminalromans.
Es ist ein konventionell gestrickter Krimi, der sich insbesondere mit mehreren Fällen von Vergewaltigung beschäftigt. Kajsa frühere Freundin Anki wurde nachts in ihrem eigenen Haus überfallen und ist seither traumatisiert. Dabei war sie bereits vorher durch verschiedene Ereignisse in ihrer Vergangenheit, die nach und nach zutage treten, psychisch und physisch sehr stark beeinträchtigt.
Kajsa beginnt auf Ankis Wunsch, einen Dokumentarfilm über diese zu drehen und fängt dadurch immer mehr an, an deren bisherigen Erzählungen über ihre Familie und ihr Leben zu zweifeln.
Kajsas Lebensgefährte Karsten ist zufälligerweise in diesen Fällen der leitende Ermittler. Zu seinem Team gehören noch Beth Ross und Tom Lohne, deren Privatleben nur nebenbei erwähnt wird und so nicht das eigentliche Thema des Romans überdeckt, was mir wiederum ganz gut gefiel. Doch das ändert sich gewissermaßen, als auch Toms Freundin nachts überfallen und vergewaltigt wird. Dazu kommen noch zwei Vermisstenfälle, die plötzlich wieder akut werden, als man in einer Gegend eine bereits skelettierte Leiche findet.
Dass diese Fälle irgendwie zusammenhängen könnten, beschäftigt dann die Ermittler und auch Kajsa bei ihren Recherchen. Zwischen die Szenen aus Sicht von Kajsa oder Karsten oder auch Beth sind leider wieder einmal einzelne Gedankenszenen aus Sicht des Täters eingefügt. Wie immer hätte ich auf diese gerne verzichtet, lassen sie doch leider arg früh Rückschlüsse zu und bremsen so ein wenig die Spannung. Daher sollte man diese Abschnitte eventuell nur überfliegen.
Der Roman liest sich flott, der Handlungsaufbau ist konventionell mit dem üblichen Spannungshöhepunkt gegen Ende, der allerdings eher ein wenig flach ausfällt, da sich hier alles etwas arg schnell und geschmeidig aufklärt. Die Figuren sind einigermaßen ausgefeilt, mit dem nötigen Hintergrund und ihre Emotionen kommen gut rüber, vor allem Anki ist präzise geschildert. Dass sie dennoch eher auf Distanz bleiben, liegt wohl eher am Genre generell und auch am grundsätzlich etwas distanzierten Schreibstil von Trude Teige.
Trude Teige – Das Haus der Lügen
aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann
aufbau Taschenbuch, Mai 2024
Taschenbuch, 284 Seiten, 12,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Rena Müller.