Andrea Paluch und Ihr Ehemann Robert Habeck (ja, genau der) schreiben ja schon eine ganze Weile zusammen Romane, vor allem Jugendbücher. Dieses, im Original bereits 2009 erschienen, war nun das erste, das ich von dem Autorenpaar las und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 17jährige Tom, der mit seinem Vater zusammenlebt. Seine Mutter ist vor Jahren gestorben, Vater und Sohn haben lange Zeit in Amerika gelebt. Als Tom nach Deutschland zurückkam und als Neuer in die Schule eintrat, begegnete er zum ersten Mal der Mädchenband Penny or Dime. Die vier Schülerinnen, Penny, Anna, Britt und Ilayda werden für ihn regelrecht zum Zentrum seines Lebens. Vor allem um Penny, die Sängerin der Band, drehen sich seine Gedanken. Zu dumm nur, dass diese ausgerechnet mit Aikal, Ilaydas Bruder, geht, der auch Toms bester Freund ist.
Die Band gewinnt eine Einladung auf ein Nachwuchsfestival in Kopenhagen und Tom darf die Mädchen dorthin chauffieren. Hitze, Alkohol, Eifersucht und Missverständnisse bringen die Gruppe fast zum Auseinanderbrechen. Als schließlich auch noch ein syrischer Flüchtling um ihre Hilfe bittet, eskaliert die Lage.
Es ist beeindruckend, wie gut es den Autoren gelingt, Sprache und Gefühl der Jugendlichen auszudrücken. Nichts wirkt künstlich, nichts wirkt aufgesetzt. Die Gedanken des Jungen, der von seinen Gefühlen verwirrt und von den Mädchen herausgefordert wird, sind lebendig, empathisch und mit leisem Humor gezeichnet. Die Figuren sind natürlich und authentisch. Auch ihre Aktionen und Reaktion sind aus ihren Charakteren, ihren Vorgeschichten und Beziehungen heraus nachvollziehbar und schlüssig.
Nur als Tom zu sehr ins Grübeln gerät, wird mir der Roman etwas zu philosophisch. Es drängt sich der Verdacht auf, dass dies die von Robert Habeck verfassten Abschnitte gewesen sein könnten … An diesen Stellen liest sich der Roman dann nicht so ganz flott wie im übrigen Teil, der wirklich flüssig, spannend und lebhaft geschrieben ist.
Eine leichte und doch auch nachdenkliche Sommerlektüre.
Robert Habeck & Andrea Paluch: Sommergig.
dtv, Juni 2022.
208 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.
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