Matthew Blake: Anna O

Vier Jahre hat Anna ihre Augen nicht mehr geöffnet – nicht seit jener Nacht auf der Farm, in der man sie im Tiefschlaf neben den Leichen ihrer Freunde fand. Die einen halten das Mädchen für unschuldig, die anderen für kaltblütig. Bisher hat sie niemand aufwecken können. Bis jetzt.

Der Start in das Buch ist etwas schleppend, doch schon bald konnte ich es kaum aus der Hand legen. Gut platzierte Twists machten es fast unmöglich, an gewissen Stellen aufzuhören – allerdings war deren Auflösung manchmal weniger spannend, als ich erwartet hatte. Auch an den Aufbau des Buches muss man sich erst gewöhnen: Die Geschichte wird im Präsens aus mehreren Perspektiven erzählt, wodurch man eine gewaltige Ladung an Informationen erhält. Erzählt Ben die Geschichte, wechselt die Erzählweise plötzlich und sie spricht aus der Ich-Perspektive. Es dauerte eine Weile, bis ich damit klargekommen bin. Richtig in der Geschichte angekommen war ich eigentlich erst ab der Hälfte des Buches. Im Verlauf erfährt man viel Neues über Schlafforensik, Neurologie und Psychologie – das gefiel mir sehr gut, einiges davon war mir bisher unbekannt.

Ein verworrenes Spiel ist es, das hier gespielt wird. Nicht alle Opfer sind wirklich welche.

Insgesamt lässt sich das Buch gut lesen, und der Schreibstil von Matthew Blake ist passend und flüssig. An manchen Stellen wirkte die Geschichte jedoch etwas künstlich in die Länge gezogen. Besonders gegen Ende wurde es noch einmal unnötig ausführlich, auch wenn das Ende dann doch recht unerwartet kam.

Die Charaktere blieben mir zwar emotional auf Distanz, fügten sich aber gut in die Handlung ein.

Ich tue mich ein bisschen schwer, eine eindeutige Bewertung zu finden. Einerseits mochte ich die Spannung, die an vielen Stellen gut aufgebaut wurde, andererseits zog sich die Geschichte gelegentlich. Es ist also eher ein Buch, das ich wohl kein zweites Mal lesen würde, das mir aber dennoch im Gedächtnis bleiben wird – vor allem, weil das Ende mich völlig überrascht hat. Jemand spielt nämlich eine weit größere Rolle, als man zunächst ahnt.

Matthew Blake: Anna O
Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Fischer.
Fischer Verlag, 27. August 2025.
478 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Katja Plattner.

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