Wer Felix Bruch nicht kennt, wird möglicherweise im „finalen Fall für Bruch und Schauer“, wie es auf dem Cover heißt, Probleme haben, diesen sonderbaren, eigenbrötlerischen, wortkargen Hauptkommissar aus Dresden zu mögen. Keiner kennt ihn so richtig, keiner weiß Konkretes über den privaten Felix Bruch. Grade mal, dass er in einem Waisenhaus, einem Heim aufgewachsen ist, das in diesem vierten Fall eine besondere Rolle spielt.
Diese Vergangenheit lässt Bruch nicht los, er leidet offensichtlich noch immer unter dem, was damals in dem Heim passiert sein muss. Er redet nicht darüber, mit niemandem, auch nicht mit seiner Partnerin Nicole Schauer, die eigentlich einen ganz guten Draht zu ihm hat. In diesem letzten Band spielt seine Vergangenheit eine zentrale Rolle. Im Zuge anderer Ermittlungen stößt Nicole immer wieder auf Verbindungen, auf Indizien, die sie zu Bruch und seinem ehemaligen Freund und Partner Bartko führen, dessen Unfalltod vor einiger Zeit noch immer nicht zur Gänze aufgeklärt ist.
Bartkos Leiche wurde nie gefunden. Das Unfallauto war total zerstört, eigentlich konnte niemand lebend rauskommen, und dennoch hat Bruch diesen dramatischen Unfall damals völlig unversehrt, zumindest körperlich, überstanden. Seitdem ist er aber wohl noch seltsamer als früher. Und diesmal ist alles noch viel seltsamer. Bruch agiert im Hinter-, um nicht zu sagen im Untergrund, ist immer über Nicoles Schritte informiert, kann aber nicht verhindern, dass sie immer tiefer gräbt und Dinge ans Licht bringt, die ihn, seine und Bartkos Vergangenheit im Heim, die Machenschaften und Experimente, die zu DDR-Zeiten dort getrieben wurden, aufzudecken.
Ein dramatischer Schluss einer gut geschriebenen Serie um einen ganz speziellen Menschen, einen hervorragenden Ermittler, der mit sich und dem Leben nicht wirklich zurechtkommt und sich oft selbst im Weg steht. Psychologisch raffiniert, düster und verworren, nicht einfach nachzuvollziehen und diesmal vielleicht ein bisschen zu überzogen.
Frank Goldammer: Bruch: Am Abgrund Rowohlt Wunderlich, Juli 2025 368 Seiten, Taschenbuch, 18,00 EuroDiese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.