Ferdinand von Schirach: Der stille Freund

Version 1.0.0

Unaufgeregt und sachlich, wie wir das bereits aus seinen anderen kleinen Bänden kennen, schafft es von Schirach auch hier wieder, den Leser mitzunehmen in eine scheinbar andere Welt. Fast meint man, in einem der typischen tiefen cognacfarbenen oder rotbraunen Ledersessel einer Hotelbar oder -lobby zu versinken und der warmen, sonoren Stimme eines Erzählers zu lauschen, der von Begebenheiten, Ereignissen oder Anekdoten berichtet, die wir uns so kaum vorstellen können.

Sei es Massimo, der einen eigentlich ganz unspektakulären alltäglichen Moment seinen „stillen Freund“ nennt oder Cynthia, die sich in Mateo verliebt, der sie vielleicht zunächst vergöttert, aber -dennoch misshandelt und quält, bis sie ihn verlässt, um später mit dem wesentlich älteren Nicco glücklich zu werden. Nicco, der sie beschützen will, für den sie das Kostbarste und Wichtigste in seinem Leben ist, und der – mit der Macht und den Möglichkeiten einer seit Jahrhunderten einflussreichen Familie in Rom – in oder mit Cynthias Vergangenheit „aufräumt“. Weiterlesen

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Katharina Herzog: A Taste of Cornwall: Eine Prise Liebe

Ein unterhaltsamer, stimmungsvoller Roman vor der traumhaften Kulisse Cornwalls. Wenn Sie noch nicht dort gewesen sind, macht das Buch auf jeden Fall Lust, mal hinzufahren. Die Charaktere des Buches kann man sich herrlich in dieser Gegend vorstellen. Ein bisschen knurrig, verschroben und schroff, Fremden gegenüber erst einmal abweisend – oder abwartend? -, aber dann entdeckt man durchaus einen herzlichen Menschen unter der rauen Schale.

Diese Erfahrung macht auch Sophie, gefeierte Restaurantkritikerin aus London, die „es vermasselt“ hat. Mit einer echt bösen Kritik über ein neu eröffnetes Restaurant eines berühmten Models, einem harschen Verriss, hat sie im Netz einen Shitstorm ausgelöst, dessen Konsequenzen sie jetzt tragen muss. Harry, ihr Chef bei „Food Network“, der zunächst noch meinte: super! Die Klicks für den Sender gehen durch die Decke, rudert schnell zurück und ändert seine Meinung in „was hast du dir dabei nur gedacht?“ Wenn Sophie das nur noch so genau wüsste! Weiterlesen

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Michael Römling: Die Stadt der Auserwählten

Ein historisch fundierter, fesselnd geschriebener Roman über eine Zeitspanne von weniger als zwei Jahren, in denen die Stadt Münster das wohl willkürlich gewählte Zentrum der sogenannten Wiedertäufer war, eine eigentlich von der Grundeinstellung friedliche religiöse Gemeinschaft, die in Münster „das neue Jerusalem“ errichten wollten, in dem sie das nahende Ende der Welt erwarten wollten. Die Zahl ihrer Anhänger wuchs stetig und bald kam es in der Stadt zu Konflikten, die später nicht mehr gewaltlos waren. Aus Bürgern, die bisher friedlich zusammengelebt und gearbeitet hatten, wurden recht schnell Konkurrenten – im Glauben wie im alltäglichen Leben. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen, zur Belagerung der Stadt durch den Bischof und seine Truppen, zur Verteidigung im Innern.

Das ist das Setting für Michael Römlings neuen Roman. Jakob, Vertrauter der Brüsseler Statthalterin Maria, der Schwester des Kaisers, bekommt von ihr den Auftrag, ein junges adliges Mädchen nach Hause zurückzuholen, das sich – man könnte sagen aus Übermut oder Langeweile – dem wohl charismatischen Anführer der Wiedertäufer angeschlossen hat und mit ihm aus den Niederlanden verschwunden ist. Weiterlesen

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Nina George: Die geheime Sehnsucht der Bücher

„Im Prinzip, dachte Francoise, im Prinzip sind Menschen ein Hochhaus mit ganz vielen Klingelschildern. Und dann kommt ein Buch und drückt vielleicht drei oder vier von hundert möglichen Klingeln. Beim mir bimmelt’s im Oberstübchen und bei anderen im siebten, also gehen Bücher durch ganz andere Türen bei Leuten rein und raus, wieso soll ich denen was vom 24. Stock erzählen, wenn die gar nicht wissen, was da los ist?“ Ich finde, Francoise hat recht. Unbedingt.

Nicht jedes Buch kommt bei jedem gleich gut an, löst die gleichen Gefühle aus, lässt die gleichen Bilder im Kopf entstehen. Sie kennen das sicher auch, dass Sie einfach im Moment nicht in Stimmung sind für ein bestimmtes Buch, in ein paar Tagen oder Wochen kann das ganz anders sein. Und eben das ist die Idee hinter der „Pharmacie Littéraire“, die der Buchhändler Jean Perdu auf einer einfachen „péniche“ eingerichtet hat. Eine Apotheke „für alle Gefühle, für die es sonst keine Arzneien gibt. Heimweh zum Beispiel. Er meint, es gäbe da unterschiedliche Arten. Geborgenheitsverlangen, Familiennostalgie, Abschiedsangst oder Liebessehnsucht“. Und das ist nur eins von x-tausend verschiedenen. Weiterlesen

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Corinna Kastner: Fischland-Verschwörung

Man sollte die gesamte Reihe der Küsten-Krimis kennen, wenn man hier, im zehnten Fall der Hobby-Ermittler Kassandra, Paul und Heinz, unterstützt von ihrem Freund, Kriminalhauptkommissar Kay Dietrich, der kein „Fischländer“ ist, gleich mitkommen möchte.

Die Fischland-Verschwörung knüpft nahtlos an an den vorherigen Fall, Fischland-Falle, in dem es darum ging, einem Escape-Room der besonderen Art lebend zu entkommen und einen Fall zu lösen, der wiederum sehr viel Bezug hatte zu früheren Fällen und Ereignissen aus der Reihe. Bei ihren Ermittlungen zum Hintergrund der Morde auf der alten Stinne, die jetzt als Event-Location ihren Dienst tun soll und dazu aufwändig restauriert und modernisiert worden ist, sind die Fischländer auf einen möglichen illegalen Handel mit Diamanten gestoßen, waren aber aufgrund der aktuellen Ermittlungen zu beschäftigt, um dem genauer nachzugehen. Das ist jetzt Thema im neuen Fall. Weiterlesen

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Markus Orths: Crazy Family: Die Hackebarts drehen durch

Wer die verrückte Familie Hackebart kennt, der weiß, Chaos ist vorprogrammiert! Band vier ist allerdings, wie ich finde, nicht unbedingt der optimale Einstieg für Leser, die die ersten Bände nicht gelesen haben. Man sollte schon wissen, mit wem man es hier zu tun hat, sonst fällt es ein bisschen schwer, den richtigen Zugang zu finden.
Wieder mal geht es, wenn auch nicht vordergründig, um die Finanzen der Familie, um die es chronisch schlecht bestellt ist, insbesondere aber, seit Vater Hackebart diese völlig heruntergekommene Doppelhaushälfte „blind“ ersteigert hat, die den größten Teil der Million verschlungen hat, die die komplette Familie bei einer Sonderausgabe von Jauchs „Wer wird Millionär“ gewonnen hatte.

Inzwischen ist zwar alles renoviert und bewohnbar gemacht, alle fühlen sich wohl, aber das Geld ist eben alle. Da kommt der Gedanke, seinen wertvollsten Besitz zu verkaufen, gerade recht. Papa Hackebart hat bei den Renovierungsarbeiten eine wertvolle Klobürste gewonnen, die seitdem seine Sammlung dieser historischen Gebrauchsgegenstände ziert. Eine Klobürste aus dem Mittelalter, die einst der Königin Clothilde aus dem Geschlecht der Merowinger gehört haben und sehr wertvoll sein soll. Bei einem Besuch in einem Museum hat Walter den Grafen Sauberbart kennengelernt, der dieses seltene Hobby mit ihm teilt und ihm seine Klobürste gerne für 100.000 Euro abkaufen würde. Viel Geld. Das klingt zwar verlockend, aber reichen würde es wohl nicht. Weiterlesen

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Gabriela Kasperski: Bretonisch mit Wind und Wellen

Stürmisch, wie es Titel und Cover versprechen, geht es im sechsten Fall für Tereza Berger zu, die vor längerer Zeit auf der bretonischen Halbinsel Crozon „gestrandet“ ist, nachdem sie ein altes, leicht verfallenes Häuschen mit Charakter geerbt hat, in das sie sich schnell verliebt. Buchhandlung und Lebensmittelpunkt verlegt sie kurzerhand in die Bretagne und wird schnell heimisch. Mit ihrer zugewandten, offenen und freundlichen Art findet sie schnell Anschluss und ist rasch integriert. Ihre angeborene Neugier, oder besser: ihr Interesse an ihren Mitmenschen und dem, was um sie rum so passiert, ist schuld, dass sie ihre Nase eben auch immer wieder in die kleinen und größeren Verbrechen steckt, die das Leben auf der Insel erschüttern. Nicht immer zur Freude der Polizei, aber doch immer erfolgreich und vor allem unbelehrbar. Tereza lässt sich nicht aufhalten, wenn sie einmal angefangen hat, sich einzumischen. Dass sie inzwischen mit Kommissar Gabriel Mahon liiert ist, macht es nicht einfacher. Mehr als einmal war sie mit ihren Recherchen ja auch durchaus erfolgreich und hat zur Aufklärung der Fälle beigetragen. Weiterlesen

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Charlotte Jacobi: Heldin der Gezeiten: Eine Schwimmerin. Ein Ziel. Ein weltweiter Erfolg

Mercedes Gleitze hat sich und allen anderen als junge Frau bewiesen, was man mit Zähigkeit, unbedingtem Willen, hartem Training und Ausdauer erreichen kann! Ihr größter Wunsch, ihr erklärtes Ziel war es schon als junges Mädchen, eines Tages den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Ihre ersten Schwimmversuche machte sie als Kind mit ihren beiden älteren Schwestern in Brighton, von Stund an war das Wasser ihr Element.

Bevor sie aber anfangen konnte, ihren Wunsch in die Tat umzusetzen und täglich hart zu trainieren, machte sie eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin, trat eine Stelle in einer Reederei in London an und bewies auch dort, dass sie gut war in dem, was sie machte. Sie hatte das Glück, dass ihr Chef ihre Ambitionen, das Schwimmen betreffend, unterstützte und es ihr ermöglichte, bald täglich am sehr frühen Morgen unter fachmännischer Anleitung und Betreuung ihre Trainingseinheiten zu absolvieren. Oft unter widrigsten Bedingungen, aber immer mit ihrem erklärten Ziel vor Augen, unerbittlich und ausdauernd. Die ersten Versuche, den Kanal zu überqueren, scheitern. Oft wegen der Wetterbedingungen, manchmal auch, weil Mercedes‘ Körper Warnsignale sendet. Weiterlesen

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Gabriela Kasperski: Zürcher Verrat

Auch der sechste der Zürich-Krimis besticht wieder durch akribische Recherche, historisch fundierte Fakten, Charaktere, die sympathisch (oder eben auch nicht) und lebensecht gezeichnet werden, in die man sich leicht hineinversetzen kann, durch eine Story, die in ihrer Authentizität besticht und auch wieder durch die Liebe der Autorin zu der Stadt, in der sie lebt und den Menschen dort.

Wer die vorherigen Bände der Reihe um Schnyder und Meier nicht gelesen hat, braucht keine Scheu zu haben. Die Story um den Toten im Orchestergraben, der eine Open-Air-Aufführung des Zürcher Opernhauses zu einem jähen Ende bringt, ist durchaus unabhängig zu lesen. Die Beziehung zwischen den Ermittlern, Zita Schnyder und Werner Meier spielt zwar auch hier wieder eine Rolle, aber man kommt durchaus zurecht mit dem Familiengeflecht und den Beziehungen Meiers zu den Kollegen von der Polizei. Da Meier zufällig vor Ort ist, wird er mit den Ermittlungen zum Fall beauftragt. Recht schnell steht Lou Müller, die Chorleiterin im Verdacht, das Opfer gestoßen und damit seinen Sturz über eine Brüstung verursacht zu haben. Zeugen haben einen Streit zwischen beiden beobachtet. Lou ist flüchtig. Es beginnt eine Verfolgungsjagd, die nicht nur durch die Schweiz, sondern auch über Deutschland nach Frankreich und England führt und – wie sich später herausstellt – viel tiefergehende Ursachen hat als den Sturz des Mannes in den Orchestergraben. Weiterlesen

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Marie Pierre, Maria W. Peter: Der Weg der Frauen: Das Pensionat an der Mosel 03

Auch im dritten Teil der Reihe um „Das Pensionat an der Mosel“ ist wieder in jeder Zeile die Liebe der Autorin zu der Region zu spüren, in der sie ihre Geschichte um Pauline Martin, Leiterin der eher kleinen, aber elitären Einrichtung in Diedenhofen, angesiedelt hat. Wie gewohnt hervorragend und akribisch recherchiert nimmt Maria W. Peter – alias Marie Pierre – uns mit ins Jahr 1912, ins Reichsland Elsass-Lothringen.

Nach den Problemen, die sie mit ihrer Schülerin Suzette, die aus der Provence an die Mosel gekommen war, und mit dem gefährlichen Geheimnis der irischen Lehrerin Rhona O’Malley hatte, die sie – leider nur kurze Zeit – an ihrem Institut beschäftigen konnte, sehr zum Bedauern ihrer Schülerinnen, die die Irin rasch ins Herz geschlossen hatten, hatte Pauline gehofft, jetzt einmal ein bisschen Ruhe und Frieden an der Schule genießen zu können. Dieser Wunsch wird ihr jedoch nicht erfüllt. Eine ihrer Schülerinnen wird in Metz verhaftet, nachdem sie sich unter einem Vorwand im Pensionat für einige Tage hatte beurlauben lassen. Sophie hat an einer Demonstration für die Rechte der Frauen teilgenommen, gemeinsam mit ihrer Cousine, die der Verhaftung allerdings entgehen konnte. Sophie wird zurückgebracht nach Luxemburg, zu ihrer Familie, die Pauline die Schuld gibt an der Verfehlung ihrer Tochter und ihr vorwirft, ihrer Aufgabe als Leiterin des Mädchenpensionats nicht gerecht zu werden. Pauline gelingt es, Sophie an die Schule zurückzuholen, muss aber feststellen, dass das Mädchen weit größere Probleme halt als den Einsatz für die Rechte der Frauen.

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