Paris 1918. Der schreckliche Krieg ist vorüber, so nach und nach normalisiert sich das Leben in der Stadt, die Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf, die Menschen blicken zuversichtlich in die Zukunft. Auch die Familie Cartier erhofft sich, ihr Unternehmen zu neuem Glanz erblühen zu sehen. Jeanne Toussaint, der Louis, der älteste der drei Brüder, „La Maison“ in Paris anvertraut hatte, in der Hoffnung, nein, Gewissheit, dass sie alles Menschenmögliche tun würde, das Geschäft durch den Krieg zu bringen und am Leben zu erhalten, hat erfolgreich bewiesen, dass Louis‘ Vertrauen in sie nicht enttäuscht wurde. Zu Recht hofft sie jetzt natürlich auf entsprechende Anerkennung, auf ihr privates Glück mit Louis, dessen Geliebte sie schon so lange ist. Sehr zum Missfallen seiner Familie in London und New York zwar, aber auch die Brüder und ihre Ehefrauen müssen anerkennen, was Jeanne für das Unternehmen geleistet hat. Jeanne bekommt Anerkennung, aber nicht in Form des so sehnlich erhofften Rings am Finger, sondern in Form einer Beförderung. Sie wird in Zukunft die Silber-Abteilung des Unternehmens leiten.
sabine-ertz
Karen Rose: Dunkelste Nacht
Soviel gleich vorweg: so richtig begeistert war ich nicht von diesem neuen Thriller, der als Auftakt einer New Orleans-Trilogie gilt und angekündigt war als „schlafraubender Pageturner“. Schade. Ich hatte mich auf die über 760 Seiten gefreut, einfach weil es mal ein Thriller sein sollte, den man nicht in ein paar Stunden ausgelesen hätte.
Die Figuren sind alle gut dargestellt, Gabe, den jungen Starkoch, um dessen Vater es vor allem geht und Molly, die Ermittlerin an seiner Seite, sieht man rasch vor sich, auch ihre Unterstützer und Freunde – alles sehr plastisch, aber auch ein bisschen zu viel des Guten, vor allem auf der Seite „der Bösen“ sind es einfach zu viele Namen, die da auftauchen, eine kurze Rolle spielen – das kann man alles kaum sortieren.
Die Story ist eigentlich spannend, auch gut erzählt, leider manchmal etwas langatmig und eben überbordend.
Iny Lorentz: Ein verhängnisvolles Testament
Wieder einmal gelingt es dem Autorenduo Iny Klocke und Elmar Wohlrath, uns für eine kurze Zeit in eine andere Epoche zu entführen und uns intensiv am Leben der Menschen, denen wir dabei begegnen, teilhaben zu lassen. Wieder wird deutlich, wie wenig eine Frau im 16. Jahrhundert und danach bedeutet hat, wie wenige Rechte sie hatte, dafür aber umso mehr Pflichten. Das galt nicht nur für die Bediensteten oder Bauern, auch die Frauen von Stand mussten sich den gesellschaftlich vorgegebenen Konventionen und den Männern jederzeit unterordnen. Jedenfalls wurde das von ihnen erwartet.
Elisabeth von Thannberg ist gerade Witwe geworden als zwei Abgesandte des Kurfürsten von Trier im Schloss auftauchen und die Übergabe allen Besitzes an den Kurfürsten fordern.
Melanie Fischer: Die Werbefrauen: Wir schaffen eine neue Welt
Ein Roman, der sehr anschaulich das Leben zweier junger Frauen in der DDR beschreibt, die einen Traum haben, den sie dort so nicht verwirklichen können und die Vieles auf sich nehmen, um ihr Leben so leben zu können, wie sie es möchten.
Margot und Lotte kennen sich seit Kindertagen. Sie verbringen jede freie Minute miteinander und träumen davon, einmal in der Werbung erfolgreich zu sein, sich einen Namen zu machen. Margot hat eine Begabung fürs Texten, Lotte mehr für die Präsentation, sie möchte ein bekanntes Mannequin werden. Nach ihrem Schulabschluss beginnt Margot eine Lehre bei der Deutschen Werbe- und Anzeigengesellschaft, DEWAG, muss aber erkennen, dass sie als Frau kaum die Chance hat, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Sie wird zur Schreibkraft ausgebildet. Einzig Tim, ein junger Texter in der Agentur erkennt ihr Potenzial und nutzt ihre Begeisterung schamlos aus, um seine Texte aufzuwerten. Dass Margot einen großen Anteil an seinem Erfolg hat, behält er allerdings für sich.
Lily Martin: Sommernächte unter dem Eiffelturm

Ein wunderbarer Wohlfühlroman, gemacht zum Lesen auf der Terrasse oder auf dem Balkon oder im Urlaub unter dem Sonnenschirm. Der Duft von Croissants, café au lait, frischem Baguette und Käse mit einem schönen Glas Wein … das Treiben in den kleinen Sträßchen und Gassen des Montmartre, die Bistros und Boutiquen, kleinen Buchhandlungen und Flohmärkte, all das wird lebendig beim Lesen und Sich-nach Paris-Träumen. Der dritte dieser Sommerromane von Lilly Martin, alias Anne Stern, spielt diesmal zwar nicht im Quartier Latin, aber den einen oder die andere Bekannte aus den früheren Romanen treffen wir dennoch wieder. Jaobine, die alternde Schauspielerin, die immer einen guten Rat parat hat, oder den Lebkuchenverkäufer, der seine Backwaren mit kleinen philosophischen Weisheiten schmückt und jetzt auch mal ein anderes Quartier beglückt. Im Mittelpunkt steht Aurélie, eine junge Schriftstellerin, die vom Verlag gedrängt wird, einen locker-leichten Liebesroman zu schreiben, am besten mit Pool und so, was so grade en vogue ist und auf fast allen Covern zu finden, doch Aurélie hat eine Schreibblockade.
Tim Pieper: Die Mündung
Es braucht grade mal etwa 70 Seiten, bis dieser Thriller mit der ersten überraschenden Wendung aufwartet, die alles, was man bisher gelesen hatte, in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Hat man bisher etwa alles einfach falsch verstanden? Lena, eigentlich Hauptkommissarin beim LKA Niedersachsen, nimmt sich eine Auszeit. Sie muss die Ermordung ihrer Schwester verarbeiten, deren Leiche bisher allerdings nicht gefunden wurde. Jette ist wohl Opfer des sogenannten Gezeitenmörders geworden, der inzwischen neun Frauen ermordet haben soll. Als Umweltpraktikantin auf der Vogelinsel Scharhörn will sie Abstand gewinnen, doch immer wieder hat sie Albträume, außerdem lässt sie der Gedanke nicht los, dass bei den Ermittlungen zum Tod ihrer Schwester und der anderen Frauen geschlampt wurde. Nach einem Unwetter findet Lena in den Dünen der Insel eine männliche Leiche, in den Taschen der Jacke des offenbar Ermordeten findet sie Schmuck. Genau jene Schmuckstücke, die der Gezeitenmörder seinen Opfern abgenommen hat. Eindeutig: eine Kette, die ihrer Schwester Jette gehört hat. Für Lena der Moment, sich wieder aktiv an den Ermittlungen zu beteiligen, wieder Teil der Soko oder wenigstens des Teams zu werden. Doch stattdessen findet sich Lena in einer psychiatrischen Klinik wieder – angeblich hat sie Wahnvorstellungen! Lena beginnt, an sich selbst zu zweifeln, gleichzeitig aber auch nach wie vor an den Ermittlungen. Was wird hier gespielt?
Kristina Hortenbach: Als im Hotel Messmer der Tee ausging
Ein schöner leichter Roman, der uns ins damals schon mondäne Baden-Baden der 1880-er Jahre entführt. Viel Polit-Prominenz, der deutsche Kaiser und Kaiserin Augusta weilen dort ebenso zur Kur wie die österreichische Kaiserin Elisabeth, Sisi, oder der britische Thronfolger Edward und andere erlauchte Persönlichkeiten. Sie alle genießen die ruhige, beschauliche und wohltuende Atmosphäre des relativ kleinen, aber berühmten Kurortes. Ein Roman, geschrieben von einer Autorin, die sich täglich mit den Prominenten der heutigen Zeit beschäftigt, seien es Royals der europäischen Königshäuser oder Stars und Sternchen der Filmbranche.
WeiterlesenAnja Marschall: Hotel Vier Jahreszeiten: Der Glanz des neuen Morgens
Auch der zweite Teil dieser Dilogie um das heute noch existierende Hamburger Luxushotel „Vier Jahreszeiten“ ist wieder historisch fundiert, gut recherchiert und fesselnd geschrieben. Ohne Pathos oder Schwülstigkeit, ohne auf die Tränendrüse zu drücken, erzählt die Autorin hier von der Zeit nach dem Ersten und vor dem / während des Zweiten Weltkrieges.
Die Nationalsozialisten übernehmen nach und nach die Macht, das Leben derer, die diese Ideologie nicht unterstützen oder sich gar offen dagegen aussprechen, wird immer schwerer. So auch für den jungen Hoteldirektor Fritz Haerlin, der inzwischen die Leitung des Hauses von seinem Vater übernommen hat und so weit er kann, versucht, dem Druck von außen standzuhalten. In Luise, der „Göre aus der Gosse“, als die sie (von der missgünstigen Ziehmutter verächtlich so genannt) vor Jahren als Aushilfe in der Wäscherei der Hotels angefangen hat, findet er eine loyale Mitarbeiterin und Freundin, die sich Anerkennung und Respekt der Familie Haerlin und auch der Angestellten im Hotel redlich erarbeitet hat. Luise ist zur zunächst stellvertretenden Hausdame avanciert, als alle männlichen Angestellten des Hauses eingezogen werden, überträgt Fritz ihr die Verantwortung, das Hotel, gemeinsam mit einem weiteren Vertrauten, zu führen.
WeiterlesenEmily Henry: Great Big Beautiful Life
Für Alice Scott ist es ein Traum schlechthin! Schon so ungefähr seit sie lesen kann, schwärmt sie für Margaret Ives und Cosmo Sinclair, deren Ehemann, dessen Platten ihr Vater rauf und runter dudelte. Außerdem hat ihr Vater ihr ein Buch geschenkt, das sich mit dem mondänen Leben der beiden Promis beschäftigt. Alice ist Promi-Reporterin und will unbedingt wirklich bekannt werden. Eine Biografie über Margaret Ives zu schreiben, wäre genau, was ihr dazu verhelfen könnte. Immerhin entstammt Margaret einer der superreichen und ebenso skandalträchtigen amerikanischen Familien. Das Ives-Imperium war im 20. Jahrhundert in allen Schlagzeilen. Dumm nur, dass sie offenbar völlig von der Bildfläche verschwunden ist. Margaret ist abgetaucht und will auch wohl nicht gefunden werden. Das ist Alice völlig gleich. Wozu ist sie Journalistin? Sie wird die Dame schon aufstöbern!
WeiterlesenBeate Maly: Die Trümmerschule: Zeit der Hoffnung
Stella, eine junge Jüdin, kommt 1946 zurück nach Wien, in ihre alte Heimat. Voller Hoffnung und Zuversicht, dort wieder ein Zuhause zu finden, wieder heimisch zu werden und beim Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Stadt mitwirken zu können. Nicht nur mit ihrer Hände Arbeit, viel mehr mit ihrem Wissen und ihren pädagogischen Fähigkeiten. Stella will als Lehrerin den jungen Leuten Wissen vermitteln, sie lehren, frei zu denken und ihre Vorstellungen zu verwirklichen.
Stella hat als einzige aus ihrer Familie den Krieg überlebt. Ihre Eltern sind in Auschwitz ums Leben gekommen, auch Simon, ihr Verlobter, hat den Krieg nicht überlebt. Stella hatte das Glück, das sie manchmal aber im Nachhinein auch als Unglück empfindet, in trübsinnigen Momenten glaubt sie, ihre Familie im Stich gelassen zu haben, dank der Hilfe einer Bekannten, rechtzeitig aus Wien fliehen und in London im Exil leben zu können. Jetzt glaubt sie, es sei an der Zeit und gut, nach Wien zurückzukommen. Bei ihrer Freundin Feli kann sie erst einmal wohnen. Eine eigene Wohnung zu finden, wäre wohl kaum realistisch. Feli ist es auch, die ihr eine Anstellung als Lehrerin am Lindengymnasium verschafft, wo sie selbst als Schulsekretärin arbeitet. Englisch und Deutsch soll Stella unterrichten.
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