Iny Lorentz: Ein verhängnisvolles Testament

Wieder einmal gelingt es dem Autorenduo Iny Klocke und Elmar Wohlrath, uns für eine kurze Zeit in eine andere Epoche zu entführen und uns intensiv am Leben der Menschen, denen wir dabei begegnen, teilhaben zu lassen. Wieder wird deutlich, wie wenig eine Frau im 16. Jahrhundert und danach bedeutet hat, wie wenige Rechte sie hatte, dafür aber umso mehr Pflichten. Das galt nicht nur für die Bediensteten oder Bauern, auch die Frauen von Stand mussten sich den gesellschaftlich vorgegebenen Konventionen und den Männern jederzeit unterordnen. Jedenfalls wurde das von ihnen erwartet.
Elisabeth von Thannberg ist gerade Witwe geworden als zwei Abgesandte des Kurfürsten von Trier im Schloss auftauchen und die Übergabe allen Besitzes an den Kurfürsten fordern.

Grundlage dieser Forderung ist ein uralter Vertrag, in dem festgeschrieben steht, dass der Besitz dann übergeht, wenn nach der sechsten Generation auf Thannberg kein männlicher Nachfolger die Erbfolge sichert. Da Elisabeth bei ihrem Erscheinen allerdings schwanger ist und es ja sein könnte, dass sie einen gesunden Sohn zur Welt bringt, müssen die beiden „Edlen“ sich gedulden bis zur Niederkunft. Das verschafft Elisabeth und ihren Vertrauten Zeit, in allen verfügbaren Dokumenten zu forschen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, diesen alten Vertrag für nichtig zu erklären.

Anna, Elisabeths Base, sichtet gemeinsam mit Philippa, Elisabeths Tochter die auf dem Schloss verwahrten Schriftstücke und Stammbäume, ohne jedoch Erfolg zu haben. Doch sie geben nicht auf. Zusammen mit Mathilde, der Tante von Elisabeths verstorbenem Mann, reist Anna nach Maria Laach, wo die Aufzeichnungen über die Familie von Thannberg in alten Kirchenbüchern aufbewahrt werden. Hier stoßen sie tatsächlich auf eine Seitenlinie, deren letzter Vertreter in Frage kommt, das Erbe auf Thannberg anzutreten. Alles besser als den Besitz an den Kurfürsten zu verlieren. Doch der entfernte Verwandte erweist sich zunächst als eher unzugänglich, eigenbrötlerisch und verschroben. Dennoch erklärt er sich bereit, Elisabeth zu helfen, was die Abgesandten aus Trier mit allen Mitteln zu verhindern suchen.

Es entspinnt sich eine gut geschriebene Geschichte in jeweils relativ kurzen Kapiteln um einen Erbstreit, der aus heutiger Sicht recht absurd erscheint. Spannend aufbereitet, mit gut gezeichneten Figuren, die man sehr bald vor sich sieht. Starke Frauen, die mit Intelligenz und List für ihre Sache eintreten und beweisen, dass auch Frauen in der Lage sind nicht nur mit Worten zu kämpfen.

Iny Lorentz: Ein verhängnisvolles Testament
Knaur, Juli 2025
478 Seiten, Taschenbuch, 12 Euro 99

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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