Soviel gleich vorweg: so richtig begeistert war ich nicht von diesem neuen Thriller, der als Auftakt einer New Orleans-Trilogie gilt und angekündigt war als „schlafraubender Pageturner“. Schade. Ich hatte mich auf die über 760 Seiten gefreut, einfach weil es mal ein Thriller sein sollte, den man nicht in ein paar Stunden ausgelesen hätte.
Die Figuren sind alle gut dargestellt, Gabe, den jungen Starkoch, um dessen Vater es vor allem geht und Molly, die Ermittlerin an seiner Seite, sieht man rasch vor sich, auch ihre Unterstützer und Freunde – alles sehr plastisch, aber auch ein bisschen zu viel des Guten, vor allem auf der Seite „der Bösen“ sind es einfach zu viele Namen, die da auftauchen, eine kurze Rolle spielen – das kann man alles kaum sortieren.
Die Story ist eigentlich spannend, auch gut erzählt, leider manchmal etwas langatmig und eben überbordend.
Gabe kann nicht glauben, dass sein Vater, ein ehemaliger erfolgreicher und angesehener Polizist wirklich Selbstmord begangen haben soll, wie man ihm gesagt hat. Gabe hat Zweifel und wendet sich an Burke, einen ehemaligen Kollegen und Freund seines Vaters, der mittlerweile als Privatermittler erfolgreich ist und über ein Team aus hervorragend ausgebildeten Leuten verfügt, außerdem nach wie vor gut vernetzt ist und an Informationen kommt, die nicht so leicht zugänglich sind. Burke stellt ihm Molly zur Seite, die selbst weiß, was es heißt, den Vater auf tragische Weise verloren zu haben. Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auf Xavier, einen jungen Mann, den Gabes Vater offenbar unterstützt hat und mit dem er in den letzten Wochen in Kontakt gestanden haben muss – früher nicht. Was verbindet Rocky und Xavier? Nachdem sie Xavier ausfindig gemacht haben, ist sehr bald klar, dass auch er in Lebensgefahr ist.
In der Nacht des Hurrikan Katrina hat der damals fünfjährige im Nachbarhaus einen Mord beobachtet, von dem er Rocky erzählt hat, als dieser den Jungen vom Dach des Hauses gerettet hat, auf das seine Mutter ihn noch hatte bringen können, bevor sie selbst in den Fluten ums Leben gekommen ist. Rocky hat die Leiche auch gesehen, zweifelt also nicht an Xaviers Erzählung, aber als er sie später bergen wollte, war sie verschwunden. Offizielle Ermittlungen hat es nicht gegeben -einfach ein weiteres Hurrikan-Opfer! Doch Xavier hat den Mörder damals ebenfalls gesehen, das könnte ihm jetzt zum Verhängnis werden, da Rocky in seinen Ermittlungen offenbar in etwas geraten ist, was größer und mächtiger ist als die Wahrheit. Leute mit Macht und Einfluss sind offenbar in ein Netz aus Lügen, Gewalt und Morden verstrickt, in Bestechung und Vertuschung. Rocky ist offenbar diesen Menschen ein gutes Stück zu nah gekommen. Auch Gabe, Molly, ihre Freunde und Familien sind nicht mehr sicher. Es beginnt ein – manchmal recht verwirrender – Albtraum und ein Wettlauf gegen die Zeit.
Ja, spannend, aber leider (mir) zu überbordend und oft auch zu langatmig.
Karen Rose: Dunkelste Nacht
Knaur, Mai 2025
768 Seiten, Paperback, 19 Euro 99
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.