Marie Pierre, Maria W. Peter: Der Weg der Frauen: Das Pensionat an der Mosel 03

Auch im dritten Teil der Reihe um „Das Pensionat an der Mosel“ ist wieder in jeder Zeile die Liebe der Autorin zu der Region zu spüren, in der sie ihre Geschichte um Pauline Martin, Leiterin der eher kleinen, aber elitären Einrichtung in Diedenhofen, angesiedelt hat. Wie gewohnt hervorragend und akribisch recherchiert nimmt Maria W. Peter – alias Marie Pierre – uns mit ins Jahr 1912, ins Reichsland Elsass-Lothringen.

Nach den Problemen, die sie mit ihrer Schülerin Suzette, die aus der Provence an die Mosel gekommen war, und mit dem gefährlichen Geheimnis der irischen Lehrerin Rhona O’Malley hatte, die sie – leider nur kurze Zeit – an ihrem Institut beschäftigen konnte, sehr zum Bedauern ihrer Schülerinnen, die die Irin rasch ins Herz geschlossen hatten, hatte Pauline gehofft, jetzt einmal ein bisschen Ruhe und Frieden an der Schule genießen zu können. Dieser Wunsch wird ihr jedoch nicht erfüllt. Eine ihrer Schülerinnen wird in Metz verhaftet, nachdem sie sich unter einem Vorwand im Pensionat für einige Tage hatte beurlauben lassen. Sophie hat an einer Demonstration für die Rechte der Frauen teilgenommen, gemeinsam mit ihrer Cousine, die der Verhaftung allerdings entgehen konnte. Sophie wird zurückgebracht nach Luxemburg, zu ihrer Familie, die Pauline die Schuld gibt an der Verfehlung ihrer Tochter und ihr vorwirft, ihrer Aufgabe als Leiterin des Mädchenpensionats nicht gerecht zu werden. Pauline gelingt es, Sophie an die Schule zurückzuholen, muss aber feststellen, dass das Mädchen weit größere Probleme halt als den Einsatz für die Rechte der Frauen.

Gleichzeitig hat die Schule mit einer Verleumdungskampagne zu kämpfen, die dazu führt, dass Eltern ihre Töchter abmelden und so den Fortbestand des Pensionats in Frage stellen. Aufmerksame Mitschülerinnen können die Urheberin der diskreditierenden Schreiben allerdings ausfindig machen, ein weiteres Problem, mit dem Pauline sich konfrontiert sieht. Auch privat ist es grade nicht einfach für sie als Lehrerin, taucht doch nach Jahren ohne Kontakt, plötzlich ihr ehemaliger Verlobter Roland wieder auf und möchte Pauline erneut für sich gewinnen. Ein Konflikt, der sie nicht nur beruflich in die Bredouille bringt, da sie als Leiterin des Pensionats einen gewissen Ruf zu verteidigen hat, sondern auch emotional. Paulines Herz gehört, wenn sie sich ganz ehrlich fragt, inzwischen dem preußischen Hauptmann von Pliesnitz, der ihr schon mehrfach hilfreich zur Seite gestanden hat, wenn es Probleme gegeben hat.

Auch diesmal packt die Autorin wieder für die Zeit brisante Themen geschickt in die Handlung um das Pensionat, zum Beispiel eben den Kampf um die Rechte der Frauen, die damals eigentlich nicht existent waren, das staatlich verordnete Zölibat für Lehrerinnen, die ihren Pensionsanspruch und ihren guten Ruf verloren, wenn sie heiraten sollten, aber auch Drogenprobleme oder den Umgang mit Frauen, die ein uneheliches Kind hatten. All das wird sehr anschaulich eingewoben in die Handlung des Romans, der wieder gut erzählt ist, uns einen hervorragenden Einblick in die Gegebenheiten der Zeit um den Beginn des 20. Jahrhunderts gibt und in die Zerrissenheit einer geografischen Region, die immer wieder unter wechselnden Herrschaftsansprüchen zu leiden hatte. Gut geschrieben, hervorragend recherchiert und ergänzt durch einen umfangreichen Anhang, der Geschehnisse und Zeit einordnet und Begriffe erklärt, wie auch Tipps bereithält für einen Ausflug nach Lothringen, Luxemburg, ins Saarland oder nach Rheinland-Pfalz. Gut zu lesen und dennoch hat man manchmal den Eindruck, die Autorin könne mehr. Mehr Enthusiasmus, Emotionalität – weniger „angezogene Handbremse“.

Marie Pierre, Maria W. Peter: Der Weg der Frauen: Das Pensionat an der Mosel
Heyne, Juni 2025
560 Seiten, 16,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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