Jule Ronstedt: Menomorphosen

„Heute sterbe ich noch nicht“. Dieser Satz wird zu Yvonnes Mantra, nachdem sie die Diagnose Krebs bekommen hat und sich mit dem Gedanken vertraut machen muss, nur noch wenige Monate zu leben zu haben. Der Vorschlag, einen Palliativdienst in Anspruch zu nehmen, klingt für sie zunächst zu sehr nach Sterbebegleitung, soweit ist sie noch nicht! Dennoch setzt sie sich mit einem Dienst in Verbindung und lernt eine Frau kennen, die ihr Mut macht, die sie zu ihrem neuen Mantra, „Heute sterbe ich noch nicht“, animiert und mit ihr positiv denkt. Yvonne nimmt die Krankheit an, sie macht Pläne, unterzieht sich einer OP, die eigentlich kaum Aussicht auf Heilung hat und stellt fest: es geht ihr gut. Sie wird wieder aktiv, reist, begeistert sich für lange Spaziergänge in der Natur, fängt wieder an zu arbeiten und erlebt nicht nur die Geburt ihres ersten Enkelkindes, sondern auch die eines zweiten. Yvonne hat es geschafft. Sie lebt weiter. Vielleicht auch, weil sie sich nie aufgegeben hat. Das ist eine der Geschichten aus dem Band mit insgesamt 26 Geschichten von ganz unterschiedlichen Frauen, die „an einem Wendepunkt im Leben“ stehen. Kurz vor oder mitten in den Wechseljahren.

So optimistisch und positiv wie Yvonne gehen nicht alle damit um. Die meisten jammern und bemitleiden sich oft selbst, sind der Verzweiflung nahe, erleben Trennung und Männer, die anscheinend mit dem Altern kein Problem haben.  Die im Gegenteil vielleicht manchmal sogar nochmal ganz neu anfangen. Neu anfangen, das ist auch für viele der Frauen in dem Büchlein eine Option, aber in der Regel eher gezwungenermaßen und negativ besetzt.

Wir lernen auch Verena kennen, die Gynäkologin, der es selbst nicht vergönnt war, Mutter zu werden und die es eines Tages einfach nicht mehr schafft, sich mit den Frauen zu freuen, die zu ihr in die Praxis kommen, strahlend vor Mutterglück. Sie kann nicht mehr. Spätestens seit ihre Freundin Quendolin mit Mitte vierzig doch noch, nach vielen erfolglosen Versuchen und auch vielen Ehejahren, schwanger wurde. Die Freundschaft ist daran zerbrochen. Positiv auch die Geschichte von Zoe, die am Vorabend ihres fünfzigsten Geburtstag vom heulenden Elend gepackt wird und der ihre Mutter dann die Geschichte vom Menopossel erzählt – sollte man kennen! – und die danach bereit ist, die „Welt nach 50“ nochmal neu zu betrachten.

26 kurze Geschichten, die meist sehr vorhersehbar sind, die wir in abgewandelter Form auch schon mal gehört oder gelesen haben, ein bisschen enttäuschend.

Jule Ronstedt: Menomorphosen
Eisele, September 2025
256 Seiten, Hardcover, 23,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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