Das Cover, diesmal in lila-Tönen mit entsprechendem Farbschnitt, stellt schon gleich eine schöne Stimmung her. Der Blick geht auf ein edles Hotel, auf den Strand der Ostsee und in einen Sonnenuntergangshimmel. So idyllisch wie das Cover es erwarten lässt, geht es im zweiten Band der Trilogie um das Grand Hotel Usedom allerdings nicht zu. Im Gegenteil. Private Ermittlungen, die die Umstände aufklären sollen, unter denen der Hotelier August-Wilhelm von Höveln beim Frühjahrsball im vornehmen „Ahlbecker Hof“ ums Leben gekommen ist, stehen im Zentrum. Die Schwestern Helene, die inzwischen mit viel Liebe und Geschick als Frau von Weigand das Literaturhotel „Atlantic“ leitet, und Sophie sind überzeugt, dass ihr Vater damals weder versehentlich vom Balkon seines Büros im Hotel gestürzt ist, noch dass es ein Unfall war. Sie sind überzeugt, jemand hat ihren Vater ermordet. Ihr Verdacht richtet sich zunächst auf ihren Schwager Friedrich Kaminski, dessen Ziel es schon länger gewesen ist, die Leitung der Hotels der Familie von Höveln zu übernehmen, doch sein Schwiegervater hat das nicht zugelassen. Er hat Friedrich nicht zugetraut, dieser Aufgabe gewachsen zu sein, obwohl er ebenfalls aus einer angesehenen und erfolgreichen Hoteliersfamilie stammt. In seinen Augen hatte Friedrich weder ein Gespür fürs Geschäftliche noch für den Umgang mit Gästen, sondern hatte nichts im Blick als den eigenen Vorteil, was sich deutlich darin zeigte, dass er dem Glücksspiel sehr zugetan war und das auch im Hotel.
Für August-Wilhelm ein Ding der Unmöglichkeit, nicht nur, weil verboten, sondern auch aus moralischen Gründen. Doch das zählt ja nun alles nicht mehr. Nach dem Tod des Seniors fällt Friedrich als dem einzigen männlichen Familienmitglied, wenn auch „nur“ Schwiegersohn, das Erbe zu und damit die Leitung der verbliebenen Hotels der Familie. Mit Entsetzen beobachten Helene und Sophie, wie auch ihre Tante Theodora, dass Friedrich die Existenz der vornehmen und renommierten Hotels mehr und mehr gefährdet und sich mit Leuten einlässt, die alles andere als seriös sind. Helene und Sophie engagieren einen Privatermittler, der den Tod ihres Vaters aufklären soll. Gleichzeitig setzen sie alles daran, den Machenschaften ihres Schwagers ein Ende zu bereiten und können hier auf Unterstützung eines alten Freundes der Familie zählen, der viel Einfluss in der Gesellschaft hat und es schafft, Friedrichs dunkle Geschäfte auffliegen zu lassen. Aufregende Zeiten für Helene und ihre Familie. Nicht nur im Hotel, auch privat bricht einiges über sie herein.
Eine gut geschriebene, spannende Geschichte, die uns viel Einblick gibt in die Möglichkeiten und Rechte von Frauen um 1900, wenn sie eben keinen Ehemann hatten, der sie in ihren Vorstellungen unterstützt hat. Sehr authentisch geschrieben, macht Lust, auf den dritten Band zu warten. Übrigens kann man „Wogende Wellen“ durchaus auch lesen, wenn man den ersten Band, „Stürmische Brise“, nicht gelesen hat. Im Lauf der Geschichte wird das Vorangegangene ganz gut aufgearbeitet.
Caren Benedikt: Wogende Wellen: Grand Hotel Usedom
Maximum Verlag, September 2025
468 Seiten, Paperback, 18,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.
