Ein sehr atmosphärischer, gut geschriebener Roman über das Schweigen eines Dorfes, Vergessen, Verdrängen, über Schuld und Wahrheit.
Gut gezeichnete Figuren, die einem recht bald vertraut und sympathisch sind. Authentisch und stellenweise düster, emotional und durchaus humorvoll.
Hauptkommissarin Jana Vecera will eigentlich mal nur raus – aus dem Alltag, dem Hamsterrad, der Großstadt München. Sie will einfach nur mal ein paar Tage Ruhe genießen, lange Spaziergänge machen, mit Freunden zusammensitzen und ein schönes Glas Wein genießen, was im Badischen, wohin sie fährt, ja nun keiner großen Anstrengung bedarf. Jana fährt zu Freunden nach Stopfingen, die dort, am Fuße des Tüllinger Berges einen Hof betreiben.
Aus dem beschaulichen Urlaub wird allerdings nicht wirklich was. Schon bei ihrer ersten morgendlichen Joggingrunde mit Melitta, dem Hund der Familie, „stolpert“ Jana über eine Leiche. Alles erinnert an zwei Morde im Dorf, die dreißig und sechzig Jahre zurückliegen und eigentlich nie endgültig aufgeklärt wurden. Jana ist nicht im Dienst und schon überhaupt nicht zuständig, aber der Fall weckt natürlich ihr Interesse. Die Familie ihrer Freunde gehört zu den Alteingesessenen im Dorf und kann also einiges erzählen, was Jana in ihren (privaten) Nachforschungen weiterbringt. Auch wenn der ortsansässige Kommissar zunächst nicht begeistert ist von der ungebetenen Unterstützung, muss er doch rasch erkennen, dass Jana und er sich recht gut ergänzen.
Jana revidiert ihr Vorurteil gegenüber dem „Schnösel“, als der der junge Kommissar auftritt, nachdem sie ihn ein bisschen näher kennengelernt hat. Der „Schnösel“ wiederum ist nach anfänglichen Schwierigkeiten bereit, Tipps von Jana anzunehmen und sein Auftreten zu überdenken. Gemeinsam tauchen sie ein in die verdrängte Nazivergangenheit des Dorfes, decken das ein oder andere Geheimnis auf und wecken auf jeden Fall unliebsame Erinnerungen. Gemeinsam gelingt es ihnen, den aktuellen Fall, genau wie die beiden lang zurückliegenden Morde aufzuklären.
Emotional, authentisch und sehr atmosphärisch vor der Kulisse der Gegend um Freiburg. 180 Seiten, die man gerne liest und eine Geschichte, an der man gerne dranbleibt.
T.M. Glaw: Die Hexen vom Tüllinger
Mediathougths-Verlag, Oktober 2025
180 Seiten, Paperback, 14 Euro 50
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.
