Ann Leckie: Der Rabengott

Willkommen im Königreich Iraden. Hier sind die Büger sicher, werden sie doch von dem Rabengott und seinem menschlichen Statthalter geschützt. Stirbt der Rabe – nicht der Gott, das versteht sich ja von selbst, sondern seine Personifizierung – dann muss der Statthalter ebenso sterben und sein Nachfolger übernimmt zusammen mit einem neuen Raben das Amt. Man kann sich vorstellen, dass die Bewerbungen für das Amt nicht eben deren viele sind, zumeist rekrutieren sich die Statthalter aus einer Familie, die Nachfolger werden zeit ihres Lebens auf ihre Tätigkeit vorbereitet.

Mawat ist der nächste Nachfolger. Zunächst verdiente er sich an der Grenzen zum aggressiven Nachbarreich Meriten, jetzt kehrt er, begleitet von seinem Freund Eolo, in die Hauptstadt Vastai zurück – nur um zu sehen, dass sein Vater verschwunden und sein Oheim auf seinem Platz sitzt!

Das ist etwas, das er weder begreifen noch akzeptieren kann. Als Eolo dann im Turm der Raben noch auf ein Geheimnis stößt, wird es so richtig interessant …

Ann Leckie hat sich im Bereich der Science Fiction einen Namen gemacht. Mit ihrer Maschinen-Trilogie hat sie so gut wie jeden Preis, den die SF zu vergeben hat, gewonnen – auch, weil sie sich erfolgreich bemüht hat, sprachlich als Erste andere, neue Wege zu beschreiten. Ich Banause muss zugeben, dass ich mit ihrer geschlechtsneutralen und auf künstliche Wesen zugeschnittenen Sprache wenig anfangen konnte.

Nun legt Klett-Cotta ihren ersten High Fantasy Roman auf. Auch hier ist die Erzählweise der beiden zeitlich versetzten Handlungsstränge ungewöhnlich. Erzählt wird der Plot in der „Du-Perspektive“ – scheinbar erzählt oder schreibt ein Gott Eolo die Geschehnisse.

Das wirkt, gerade zu Beginn ungewöhnlich, störend, zumal sich der Beginn recht zäh anlässt.

Die Ingredienzien für einen durchaus packenden, interessanten High Fantasy Roman sind vorhanden. Götter, die direkt in die Geschehnisse der Welt eingreifen, Auseinandersetzungen um die Herrschaft im Reich, ein drohender Krieg mit dem Nachbarreich – das passt so weit. Nur die Erzählweise – Miss Leckie und ich werden, was ihre Art stilistisch neue Wege zu gehen anbetrifft, wohl keine Freunde werden. Ich muss zugeben, dass ich den Roman nach knapp der Hälfte abgebrochen habe – zu störend empfand ich die stilistische Besonderheit, die anderen Leserinnen und Leser durchaus gefallen mögen.

Ann Leckie: Der Rabengott
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Pfingstl
Klett-Cotta Verlag, März 2024
360 Seiten, gebundene Ausgabe, Euro 26,00

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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