Blaise Hofmann: Die Kuh im Dorf lassen

Blaise Hofmann wurde 1978 in der französischsprachigen Schweiz geboren. Seine Eltern waren Bauern. Er hat über zehn Bücher geschrieben und unterrichtet am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel, aber immer wieder zieht es ihn zurück in die Landwirtschaft. In seinem neuesten Werk „Die Kuh im Dorf lassen oder die Herausforderungen einer nachhaltigen Landwirtschaft in der Schweiz“ macht er sich Gedanken darüber, was sich in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Oftmals nicht zum Guten. In Hofmanns Buch steckt viel Herzblut. Er lässt keinen wunden Punkt unerwähnt, lässt kein kritisches Thema aus. Die Verschuldung der Bauern wird skizziert, ihr Faible für riesige Landmaschinen, die man nur schwer reparieren kann. Die Einsamkeit der Bauern wird angesprochen. Es gibt nur mehr wenig von ihnen in den Dörfern und die sitzen tagelang alleine auf dem Traktor.

Oft sind sie nicht verheiratet, weil keine Frau Bäuerin werden wollte. Alle Plackerei ist umsonst, keiner wird in ihre Fußstapfen treten und jahrhundertealte Höfe weiterführen. Hofmann schildert die Umstände der Lebensmittelproduktion, beleuchtet die Agro-Industrie und die Drahtzieher dahinter und lässt auch die psychischen Erkrankungen der Bauern nicht unerwähnt, die oft in einen Suizid münden. Blaise Hofmann legt ein wichtiges Buch vor, das schmerzliche Wahrheiten anspricht. Es gibt auch kein „Happy End“, kein „So müsst ihr es machen und alles wird gut.“ Dazu ist das Problem Bauernsterben, Dörfersterben, Untergang der bäuerlichen Kultur, Klimawandel, Agro-Multis, Preisdumping, EU-Auflagen, soziales Elend, Verschuldung, usw., usf. zu komplex.

Dennoch hofft der Autor am Ende seines Buches auf die nächste Generation, die sich hoffentlich traut, mit Mut und Elan Höfe fortzuführen oder stillgelegte Betriebe wieder hochzufahren. Es wäre schön, würde aus seinem Traum vom florierenden Landleben Realität werden.

Blaise Hofmann: Die Kuh im Dorf lassen oder die Herausforderungen einer nachhaltigen Landwirtschaft in der Schweiz.
Aus dem Französischen übersetzt von Yves Raeber.
Atlantis, März 2024.
184 Seiten, Taschenbuch, 22,60 €.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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