Erin A. Craig: Das dreizehnte Kind

Als Hazel geboren wird, haben ihre Eltern bereits zwölf Kinder, die sie kaum ernähren können. Traditionell wird das dreizehnte Kind einem Gott geweiht. Merrick, der Gott des Todes, erscheint auch zu ihrer Geburt und nimmt die Patenschaft an. Dann jedoch hört sie nichts mehr von ihm. Zwölf Jahre lang scheint er sie einfach zu ignorieren, dann taucht er plötzlich auf und nimmt sie mit in ein Zwischenreich. Dort lässt er sie mit einem Haufen Bücher über Heilkunst zurück und wieder vergeht ein Jahr.

Hazel ist inzwischen eine gut belesene Heilerin und noch etwas kommt ihr zugute: Wenn sie einen kranken Menschen berührt, kann sie erkennen, womit sie ihn heilen kann. Allerdings kann sie auch erkennen, wenn er nicht mehr geheilt werden kann oder soll und dagegen darf sie sich niemals auflehnen, wie sie sehr schmerzhaft erfahren muss.

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Tricia Levenseller: The Darkness Within Us

Was tut man, wenn man zwar aus adeligem, aber verarmtem Hause stammt und die jüngere, fiese Schwester sich niemand Geringeren als den König als Gemahl geangelt hat?

Richtig, man – in unserem Fall Chrysantha Stathos – angelt sich einen altersschwachen Herzog ohne Erben. Sobald selbiger das Zeitliche gesegnet hat, kann das Leben endlich beginnen. Und wenn der alte Grabscher nicht von selbst abtritt, kann ja mit einem Kissen nachgeholfen werden.

Gesagt, getan. Die ersten Wochen stehen ganz im Zeichen der Umgestaltung des hochherrschaftlichen Anwesens, dann werden die käuflichen Galane der Stadt ausprobiert – gilt es doch, die darbende Zeit der nicht vollzogenen Ehe aufzuholen.

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Danielle Valentine: Two Sides to Every Murder

Vor sechzehn Jahren ereignete sich in Camp Lost Lake eine furchtbare Mordnacht. Seitdem verfällt das Lager, und niemand wagt sich dorthin, da gemunkelt wird, der Mörder streife noch immer durch die verfallenen Hütten. Nun beschließt die Tochter der damaligen Campleitung, das Gelände wiederzubeleben. Für ihre kleine Schwester Olivia ergibt sich damit endlich die Gelegenheit, nach Hinweisen auf ihren leiblichen Vater zu suchen – ohne zu ahnen, was sie dabei aufdecken, wem sie begegnen und in welche Gefahr sie sich begeben wird.

„Traue niemandem“ – dieses Motto prägt den Thriller, in dem sich im Verlauf zahlreiche Verdächtige offenbaren.

Allerdings brauchte ich recht lange, um in die Geschichte hineinzufinden, zumal zu Beginn sehr viele Charaktere gleichzeitig eingeführt werden. Auch die Spannung ließ zeitweise nach. Die eingestreute Liebesgeschichte empfand ich als störend und nicht ganz nachvollziehbar. Das Ende hingegen hat mich schockiert und positiv überrascht.

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Tom Hillenbrand: Verhängnisvoller Champagner: Xavier Kieffer ermittelt 08

Mal sind es Oliven, mal Honig, jetzt Champagner, Essen und Trinken spielt auf jeden Fall immer eine wesentliche Rolle in den kulinarischen Krimis von Tom Hillenbrand. Klar, immerhin ist Xavier Kieffer, der immer wieder über die sonderbarsten Verbrechen stolpert, ein leidenschaftlicher Koch, der der Haute Cuisine abgeschworen und auf einen Stern verzichtet hat, um seine Stamm- und andere Gäste mit bodenständigen aber durchaus raffiniert und modern zubereiteten Gerichten zu verwöhnen. Sein renommiertes Restaurant „Deux Eglises“ in der Luxemburger Unterstadt hat nicht nur bei den Einheimischen einen Namen oder bei den Beamten der Europäischen Behörden auf dem unmittelbar benachbarten Kirchberg, auch Touristen kommen gerne, um Xaviers regionale Küche zu genießen. Dank seiner Sous-Chefin Claudine und seinen übrigen langjährigen Angestellten „läuft der Laden“ auch, wenn Xavier selbst mal wieder unterwegs ist, was nicht grade selten der Fall ist. Sei es, dass er sich mit seiner Freundin Valérie Gabin bei irgendwelchen wichtigen Gastro-Events tummelt, immerhin ist Valérie die letzte Vertreterin und Mitinhaberin des edlen Gastroführers „Gabin“ und daher in aller Welt unterwegs, sei es, dass er mal wieder irgendeinen mysteriösen Mord oder Ähnliches aufklären muss. Diesmal ist er dazu in der Champagne unterwegs.

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Robert Jackson Bennett: The Tainted Cup

Robert Jackson Bennet nimmt uns mit in die Welt von Dinios Kol, der am Rande seines Universums als Assistent einer berühmten Ermittlerin arbeitet. Seine Welt wird regiert durch das Imperium und immer wieder bedroht durch Leviathane, die sich aus dem Meer erheben von den Menschen blutig bekämpft werden müssen. Ihre Überreste liegen im ganzen Imperium verstreut und von ihnen geht auch nach ihrem Tod noch etwas aus. Dins Vorgesetzte Ana Dolabra gilt als brillante Ermittlerin, aber sie ist auch mehr als exzentrisch. Din arbeitet mit ihr, weil sein Gedächtnis so verändert wurde, dass er alles, was er erlebt, zu 100 % detailgetreu wiedergeben kann – und weil ihm keine andere Wahl bleibt.

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Line Baugstø: Evil Grandma

Nicht jede Frau wird gern Großmutter – nicht ganz so bitterböse Geschichte

Dies ist mal wieder so ein Roman, dessen Klappentext ziemlich in die Irre führt, weil er nämlich nicht das beschreibt, was wirklich erzählt wird. Der Einstieg passt, aber was dann daraus führt, ist nicht vollkommen überzeugend.

Mona, nur noch wenige Jahre von der Rente entfernt, wird mit der Nachricht überrascht, dass ihr Sohn und dessen Freundin Eltern werden. Sie ist aber überhaupt noch nicht dazu bereit, Großmutter zu werden. Im Gegenteil, gerne würde sie endlich zu leben beginnen, würde eine neue Beziehung wünschen, wäre gerne wirklich frei.

Doch stattdessen ziehen Thomas und Alma auch noch für etliche Wochen zu ihr in ihre winzige Wohnung, weil ihre eigene durch einen Wasserschaden angeblich unbewohnbar ist. Nun muss Mona nicht nur ihr Bett abtreten, sondern hat auch noch ständig die beiden in ihre Handys versunkenen jungen Leute auf dem Sofa sitzen. Während Mona damit beschäftigt ist, hinter den unerwünschten Mitbewohnern aufzuräumen.

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Kai Wiesinger: Zurück zu ihr

Das Romandebüt des Schauspielers Kai Wiesinger („Kleine Haie), „Zurück zu ihr“, bleibt erzählerisch kraftlos. Der 50-jährige Jan fährt zum Klassentreffen nach Hannover – ein Setting voller Möglichkeiten für Selbstbefragung, Umwege und Brüche. Doch statt psychologischer Tiefe bietet der Roman vor allem Alltagsbanalitäten. Jans Rückblick auf Ehe, verpasste Chancen und Jugendliebe wird zu einem breiten Bewusstseinsstrom, der mehr wiederholt als enthüllt.

Wiesinger schildert Staus, Routinen und Klassentreffen-Anekdoten in ausufernder Detailfreude, ohne sie dramaturgisch zu schärfen. Die Figuren bleiben blass: Ehefrau Svenja und Jugendliebe Anja wirken eher wie Folien für Jans Selbstbespiegelung als wie eigenständige Charaktere. Nur eine Autopanne sorgt für Witz und Tempo – ein Hinweis darauf, dass der Autor durchaus Sinn für Situationskomik hat.

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Callan Wink: Bärenzähne

Der US-Amerikaner Callan Wink (Jahrgang 1984) arbeitet als Fly Fishing Guide auf dem Yellowstone River in Montana. Im Winter schreibt er. Nach seinem Debütroman „Big Sky Country“ (2021), der sehr gut besprochen wurde, ist am 13. Oktober 2025 der Roman „Bärenzähne“ in einer Übersetzung von Hannes Meyer im Suhrkamp Verlag erschienen.

„Bärenzähne“ von Callan Wink: das sind zwei Brüder, ein Schotte, Bären, Hirsche und das liebe Geld

Die Brüder Thad und Hazen leben auf einer Farm am Fusse der Beartooth-Mountains in Montana. Der Vater ist gestorben, die Mutter hat die Familie lange zuvor verlassen. Die Beiden wildern Bären im Yellowstone Nationalpark, angeln im Fluss, fällen Bäume und verkaufen das Holz. Aber das Geld wird immer knapper, Rechnungen und Mahnungen lassen den Briefkasten überquellen, das Haus verfällt und es wird bald Winter. Thad, der ältere der beiden Brüder, ist der Vernünftige. Er versucht alles, um seinen jüngeren Bruder Hazen zu beschützen. Hazen denkt nicht viel nach und verursacht jede Menge Schwierigkeiten. Und ihre Mutter Sacajawea steht auch noch eines Tages mit ihrem Schrott-Van wieder vor der Tür ihrer Farm.

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Katja Früh: Vielleicht ist die Liebe so

Dieser Roman ist ganz schön makaber, geht es doch um einen assistierten Suizid. Dennoch liest sich die Geschichte locker-flockig. Eine ernste Thematik mit einer solchen Leichtigkeit umzusetzen, das muss man erst einmal hinbekommen! Der Drehbuchautorin und Regisseurin Katja Früh ist dies wunderbar gelungen. Umso erstaunlicher, dass es sich hierbei um ihren Debütroman handelt.

Zum Inhalt:

Die Protagonistin Anja steckt voller Schuldgefühle, was auf der problematischen Beziehung zu ihrer Mutter beruht. Die beiden standen sich nie besonders nah. Doch nun stellt die Mutter ihre Tochter vor eine vollendete Tatsache: Ihr Todestag steht unumstößlich fest. Sie hat bereits alle notwendigen Vorkehrungen von der Gästeliste über den Leichenschmaus bis zum Grabstein getroffen. Anja soll anwesend sein, was nicht zu viel verlangt sei, denn letztlich müsse Anja sogar froh sein, dass sie die Mutter einmal nicht zu pflegen brauche. Anja würde diese Rolle sowieso nicht übernehmen wollen, und  wenn, dann höchst widerwillig, unterstellt sie der Tochter.

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Anne Stern: Fräulein Gold 08: Der Preis der Freiheit

Auch diesmal wieder gelingt es Anne Stern, ein Stück Zeitgeschichte in einen spannenden Roman zu verpacken und einem nicht das Gefühl zu geben, dass man grade eine Geschichtsstunde erlebt. Hervorragend recherchiert, fundiert und kompetent erzählt, fesselnd geschrieben. Die Personen sind denen, die die Reihe um „Hulda Gold – die Hebamme von Berlin“ kennen und verfolgen, gut bekannt, immerhin ist „Der Preis der Freiheit“ bereits der achte Band der Serie.

Wir schreiben das Jahr 1932. Die politischen Kräfte in Deutschland radikalisieren sich immer stärker, die Nationalsozialisten sind immer präsenter, tätliche Gewalt und völlig unvermittelte Angriffe werden immer häufiger. Auch Hulda kann davor die Augen nicht verschließen. Auch ihre Freunde, ihre Familie bleiben nicht verschont. Ihr Vater, der Künstler Benjamin Gold wird ebenso überfallen wie ihr Freund vom Kiosk auf dem Winterfeldtplatz Bert, der nachts, gemeinsam mit seinem Freund zusammengeschlagen wird. Der Hass auf Juden und Homosexuelle, auf alles „Andersartige“ wird immer offenkundiger.

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