Anna Maschik: Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten

Dieses Buch handelt von einem ungewöhnlichen Familienepos. Ungewöhnlich, weil die Autorin die Handlung auf wenige Seiten konzentriert und verdichtet. Es ist ein Konzentrat, das aufzeigt, wie gewisse Eigenheiten und Ausprägungen mancher Charaktere über Generationen hinweg in einer Familie erhalten bleiben und sich in denen, die nachkommen, offenbaren.

Die Geschichte beginnt mit der Zeit des Ersten Weltkrieges. Die Autorin schildert das harte bäuerliche Leben auf einem Hof in Norddeutschland. Hier lebt Almas Urgroßmutter Henrike, die im Alter von dreizehn Jahren ihre Mutter verliert. Von nun an kümmert sich Henrike um den Haushalt und die jüngeren Brüder. Henrike schlachtet Tiere, bepflanzt den Garten. Als sie eines Morgens bemerkt, dass das Gemüse in den Beeten eine milchig-weiße Farbe angenommen hat, weiß sie, dass der Vater im Krieg gefallen ist.

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Benedict Jacka: Haus Ashford – Magisches Erbe

Stephen Oakwood lebt, mehr schlecht als recht, zusammen mit seinem Kater in London. Seine Mutter, die aus begütertem Hause stammt, hat ihn und seinen Vater kurz nach seiner Geburt verlassen. Sein Dad ging vor einem Jahr und hinterließ ihm nur einen Brief, in dem stand, dass er gehen müsse – warum, das schrieb er nicht.

Inzwischen weiß Stephen, dass seine Mutter dem Haus Ashford entstammt – einem alten, sehr begüterten Magier-Adel – und dass weder sie noch seine Stiefgeschwister oder sein Großvater näheren Kontakt mit ihm wünschen. Dabei beherrscht er, und das ohne jegliche Schulung, Drucraft – so wird die Magie mittels Sigils genannt.

Als Stephen seinen Job, magische Quellen zu suchen, verliert, hat er ein Problem. Sein Kontostand tendiert massiv in Richtung Rot; da bleibt nur ein mehr als zwielichtiges Angebot, illegal Quellen abzuschöpfen.

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L. K. Steven: Silvercloak: Unter Feinden

Einst – sechs lange Jahre ist es mittlerweile her – war die Welt für die damals noch kindliche Saffron noch in Ordnung. Sie wuchs behütet in einem Heim voller elterlicher Liebe auf. Ihre Mutter, eine der begabtesten magischen Heilerinnen, und ihr Vater, ein Magier, der die seltene Verschleierungsmagie beherrschte, haben sie stets beschützt, umsorgt und unterrichtet. Dabei fiel ihnen auf, dass alle magischen Sprüche an ihrer Tochter abprallten – ein Kind, das immun gegen Magie ist? Wo gibt es denn so etwas?

Dann kamen die Agenten der Bloodmoons – einer verbrecherischen Bande, die ihre Macht aus dem Schmerz, vornehmlich dem ihrer Umgebung, zieht – zum pittoresken Häuschen der kleinen Familie. Sie suchten eine Nekromantin und glaubten, in der Mutter eine solche gefunden zu haben. Saffron musste hilflos versteckt mit ansehen, wie zunächst der Vater, dann die Mutter von einem Zauberspruch getroffen, grausam zu Tode kamen.

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Dirk Stermann: Die Republik der Irren

Eine irrsinnige Geschichte, die wahr ist

Zum Inhalt

Dirk Stermanns Buch ist aus der Sicht des jungen Cherubino geschrieben. Er wird im Alter von 15 Jahren von seinem Heimatdorf in den Abruzzen zur Ausbildung als Krankenpfleger nach Pergine eingeladen. Eine Gelegenheit, die er gerne annimmt. In der dortigen psychiatrischen Anstalt lernt er nicht nur einen Beruf, sondern auch Lesen und Schreiben, verliebt sich in die junge Nonne Letizia und schließt Bekanntschaften mit futuristischen Künstlern. Einer von diesen ist es auch, der dem Leiter der Anstalt von einem neuen Projekt erzählt. Die italienische Stadt Fiume (heute Rijeka) wurde im Zweiten Weltkrieg durch die Italiener von den Kroaten zurückerobert. Dort möchte ein gewisser Gabriele D’Annunzio einen neuen Staat gründen. Dieser soll modern, voller Liebe, Militär-Verehrung und Musik sein. Als Minister sollen „harmlose Irre“ aus psychiatrischen Anstalten aus ganz Italien eingesetzt werden – u.a. auch aus Pergine. Cherubino wird beauftragt, den Patienten Zino nach Fiume zu begleiten. Dort angekommen ist Cherubino über praktische Umsetzung dieses modernen Staates schockiert: Orgien, Drogenexzesse, ständige Feiern und keine Justiz. Dennoch beschließt er mit Letizia als Begleiterin dort zu bleiben, um „auf die Irren aufzupassen.“ Denn andere Pfleger verlassen die Stadt schnell wieder oder werden versehentlich bei Salut-Schüssen umgebracht.

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Jonathan Coe: Der Beweis meiner Unschuld

Christopher Swann, linksliberaler Blogger, macht sich auf den Weg zu einem Kongress der TrueCon-Bewegung, einer Sammlung von radikalen Marktwirtschaftlern und rechtsorientierten Politikern, Professoren und Unternehmern, um deren finstere Machenschaften aufzudecken. Das Luxushotel in den malerischen südenglischen Cotswolds verlässt er nicht mehr lebend.

Wer – und warum – tötete ihn mit elf Stichen eines japanischen Küchenmessers? Schnell finden sich mehrere Tatverdächtige inklusive Motiv. Spuren in die Vergangenheit deuten möglicherweise auf einen zweiten Mord hin. An dieser Stelle spielt Coe, teilweise ironisch, mit verschiedenen Versatzstücken des Genres: Es gibt einen Locked Room, einen Geheimgang, eine alkoholaffine, kurz vor der Pensionierung stehende Kommissarin (immerhin mal eine Frau) und eine kryptische Botschaft des Opfers.

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Navessa Allen: Lights Out

Ich möchte diese Rezension gerne damit beginnen zu betonen, dass ich keine dieser hochtrabenden Rezensenten bin, die alles schlecht finden, was der Masse Spaß bringt und ohne ein Wörterbuch lesbar ist. Ich lese allen möglichen Schund, wenn er mich unterhält und bin der festen Meinung, dass ein gutes Buch keinesfalls direkt hohe (unverständliche?) Literatur sein muss.

Nun, da das gesagt wurde: Was für ein schlechtes Buch! Respectfully.

Aber erstmal: Worum geht es?

Aly ist Trauma-Krankenschwester und kämpft im Alltag damit, die schlimmsten Fälle zu bearbeiten – von Vergewaltigungsopfern bis Mördern ist bei ihren Patienten alles dabei. In ihrer Freizeit verschafft sie sich Ablenkung, indem sie sich auf Social Media in Thirst Traps von maskierten Männern verliert und darüber fantasiert, ihnen im echten Leben zu begegnen.

Einer dieser Männer ist Josh, dem Alys Besessenheit von ihm so schmeichelt, dass er beschließt, ihren Traum wahrzumachen und beginnt, sie zu stalken und ihre heißen Fantasien zu erfüllen.

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Matthew Blake: Anna O

Vier Jahre hat Anna ihre Augen nicht mehr geöffnet – nicht seit jener Nacht auf der Farm, in der man sie im Tiefschlaf neben den Leichen ihrer Freunde fand. Die einen halten das Mädchen für unschuldig, die anderen für kaltblütig. Bisher hat sie niemand aufwecken können. Bis jetzt.

Der Start in das Buch ist etwas schleppend, doch schon bald konnte ich es kaum aus der Hand legen. Gut platzierte Twists machten es fast unmöglich, an gewissen Stellen aufzuhören – allerdings war deren Auflösung manchmal weniger spannend, als ich erwartet hatte. Auch an den Aufbau des Buches muss man sich erst gewöhnen: Die Geschichte wird im Präsens aus mehreren Perspektiven erzählt, wodurch man eine gewaltige Ladung an Informationen erhält. Erzählt Ben die Geschichte, wechselt die Erzählweise plötzlich und sie spricht aus der Ich-Perspektive. Es dauerte eine Weile, bis ich damit klargekommen bin. Richtig in der Geschichte angekommen war ich eigentlich erst ab der Hälfte des Buches. Im Verlauf erfährt man viel Neues über Schlafforensik, Neurologie und Psychologie – das gefiel mir sehr gut, einiges davon war mir bisher unbekannt.

Ein verworrenes Spiel ist es, das hier gespielt wird. Nicht alle Opfer sind wirklich welche.

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Kästner und Kästner: Die letzte Fähre nach Dockland

Der dritte „Tatort Hafen“. Wieder ein Hamburg-Krimi mit sehr viel Liebe zur Stadt und zum Hafen, mit viel Lokalkolorit – vor allem vom Wasser aus – und vielen interessanten Tipps für alle, die Hamburg und / oder den Hafen eben nicht so gut kennen. Sympathische, authentische Ermittler, die wir aus den beiden ersten Bänden schon kennen. Hauptkommissarin Jonna Jacobi, ihre Freundin, die Polizeipsychologin Charlotte und Tom Bendixen von der Wasserschutzpolizei ermitteln wieder gemeinsam in einem Fall, der viele Rätsel aufgibt und zunächst in eine völlig falsche Richtung weist.

Melanie Cullmanns Leiche wird an den Strand der Elbe gespült. Zuletzt war sie unterwegs auf der Fähre nach Dockland, auf dem Heimweg von ihrem Arbeitsplatz im Containerhafen, wo sie eine verantwortungsvolle Aufgabe hat, die sie – wie Chef und Kollegen bestätigen – äußerst gewissenhaft und sorgfältig erledigte. „Melanie war meine beste Kraft“, lobt ihr Chef, als er erfährt, dass sie tot ist. Wie konnte das passieren? Ist sie freiwillig von der Fähre gesprungen? Gefallen? Oder wurde sie über die Reling gestoßen? Aber warum hat von den anderen Passagieren keiner etwas mitbekommen? Melanie hatte ein komisches Gefühl an dem Abend auf dem Heimweg. Deshalb hat sie von unterwegs ihren Mann angerufen und ihn gebeten, sie am Anleger abzuholen. Doch dort ist sie nie angekommen. Ausgerechnet „Schrotti“, ein väterlicher Freund und Nachbar muss die Tote finden! Aber viel mehr als „sie war was ganz Besonderes“ ist zunächst aus ihm nicht herauszubekommen.

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Laura Purcell: Moonstone

Camille steht immer im Schatten ihrer älteren Schwester. Als diese anlässlich eines Balls eigentlich einen Antrag von einem hoch angesehenen Galan erhalten soll, geschieht etwas, das nicht sein darf. Camille trifft in den Lustgärten des Anwesens auf einen jungen Mann, einst ein enger Freund und Kommilitone ihres Bruders, der sie küsst. Dass sie dabei entdeckt wird, führt zu einem gesellschaftlichen Eklat – die Verlobung ist zunächst vom Tisch, und Camille muss so schnell wie möglich aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden.

Der Vater bringt sie zu der einst besten Freundin ihrer Mutter. Ihre Patentante, die sie noch nie bewusst gesehen, geschweige denn kennengelernt hat, lebt abgeschieden von der Gesellschaft, fern von Soireen, Teeeinladungen und Tanzkarten, in der Wildnis.

Einst wurde ihr von ihrem Mann Unrecht zugefügt – ein erblindetes Auge, eine grobe Narbe im Gesicht und Lucy, eine merkwürdige Tochter, legen beredtes Zeugnis davon ab.

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Liane Mars: Bound by Flames: Funken und Asche

Um einer Zwangsehe mit einem grausamen König zu entgehen, der ihr bereits bei der Verlobung eröffnet, sie in der Hochzeitsnacht ermorden zu wollen, geht Prinzessin Caja das Risiko ein, sich den Drachenreitern anzuschließen. Diese verteidigen den Kontinent gegen Untiere und schützen so das Leben aller – doch was glorreich klingen mag, ist in der Realität nichts anderes als ein Todesurteil. Einen Drachen fliegt man nur zu zweit und wenn die Magie zwischen den Partnern nicht ausgeglichen ist, stirbt der schwächere von ihnen.

Nun ist es ausgerechnet Sy, der mächtigste Drachenreiter seiner Generation, mit dem Caja sich zusammentun muss und sie glaubt bereits, ihr sehr kurzes restliches Leben an sich vorbeiziehen zu sehen – da erbarmt er sich und versucht alles, um ihre Magie ins Gleichgewicht zu bringen. Während die beiden sich immer näher kommen, gilt genau eine Regel: Liebe ist unter Drachenreitern strengstens verboten. Emotionen machen alles kompliziert und ein Ausrutscher könnte beide das Leben kosten …

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