Ayana Mathis: Am Flussufer ein Feuer

Die US-amerikanische Schriftstellerin Ayana Mathis (Jahrgang 1973) hat mit ihrem Debüt „Zwölf Leben“, das 2014 in Deutschland erschienen ist, einen Bestseller geschrieben. Nun ist am 17. Oktober 2024 ihr Roman „Am Flussufer ein Feuer“ bei dtv erschienen. Susanne Höbel hat ihn ins Deutsche übersetzt.

„Am Flussufer ein Feuer“ – eine Drei-Generationen-Geschichte

Ayana Mathis’ „Am Flussufer ein Feuer“ erzählt die Geschichte von Dutchess Carson, ihrer Tochter Ava und deren Sohn Toussaint Wright. Dutchess lebt Mitte der 1980er Jahre in Bonaparte in Alabama, die einst eine florierende, gut funktionierende schwarze Gemeinde war. Nun verteidigt Dutchess, die früher einmal Sängerin war, den verlassenen, verwaisten Ort und die letzten Ländereien gegen die Baufirma Progress Corp.. Ihre Tochter Ava hat Bonaparte schon lange verlassen, hatte mit ihrer großen Liebe Cass Wright von den Black Panther ihren Sohn Toussaint bekommen und lebt nach der Trennung von ihrem Ehemann Abemi im Glenn Avenue Family Shelter in Philadelphia. Toussaint ist zehn Jahre alt.

Ava Carson ist eine streitbare Person, die in der Fürsorgestelle schlecht zurechtkommt. Toussaint sehnt sich nach Normalität. Ava spiet immer wieder mit dem Gedanken nach Bonaparte zurückzugehen, und Toussaint will seine Großmutter, die nichts von der Existenz ihres Enkelkindes weiß, kennenlernen. Aber dann trifft Ava den charismatischen Cass wieder und gründet mit ihm die Kommune Ark. Ark soll in Philadelphia ein Ort schwarzer Selbstbestimmung werden. Cass sammelt Gleichgesinnte um sich herum und herrscht immer autoritärer über die Gruppe. Eine Polizeirazzia öffnet Ava langsam die Augen. Und dann erfährt sie von Dutchess ein weiteres Detail über Cass und Ark geht in Flammen auf.

Das Unruhige („The Unsettled“, Originaltitel) und die Hoffnung

Ayana Mathis erzählt die Geschichte einer schwarzen Familie in den USA der 1980er Jahre. Rassismus, Diskriminierung und Gewalt sind Alltag. Sie nimmt eine reale geschichtliche Begebenheit als Hintergrund für ihre Erzählung über Dutchess, Ava und Toussaint: im Mai 1985 sprengt die Polizei in Philadelphia ein Haus, in dem Mitglieder einer Gruppierung mit dem Namen „Move“ leben. „Move“ ist Teil der damaligen Black-Power-Bewegung. Es gibt Tote und Verletzte.

In „Am Flussufer ein Feuer“ wechselt Mathis zwischen den Handlungsorten Philadelphia und Bonaparte hin und her. So folge ich als Lesende den Hauptfiguren mal hierhin, mal dorthin. Dutchess verkörpert die Vergangenheit in einem untergehenden Ort, an dem längst kein Leuchtfeuer mehr brennt. Während Ava in der Gegenwart einen aussichtslosen Kampf um Anerkennung und Gleichstellung führt. Toussaint ist die Zukunft, die vielleicht mit einer Rückkehr in die „alte“ Heimat verbunden ist. Die drei sind starke Figuren, die ihrem Schicksal trotzen. Und Ayana Mathis verfügt über eine kraftvolle Sprache, die beeindruckt und bewegt:

„Ava legte ihrem Jungen den Arm um die Schultern. Nach so vielen Jahren sollte Cass sich schämen. Statt im Garten eines anderen zu stehen, als wäre es seiner. Ava suchte in ihrem Kopf nach Wörtern, die sie sagen konnte, etwas, das mehr als ein Tiergeräusch war oder ein Wirbel aus Tritten und Schlägen.“ (S. 154)

Dabei berührt mich die Figur des Kindes Toussaint am stärksten. Was muten ihm die Erwachsenen zu? Und was kann ein Kind tun, um sich zu befreien? Ayana Mathis aber versieht ihn mit dem Fünkchen Hoffnung, das in eine bessere Zukunft, in ein besseres Leben führt. Unbedingt lesenswert!

Ayana Mathis: Am Flussufer ein Feuer.
Aus dem Englischen von Susanne Höbel.
dtv Verlagsgesellschaft, 17. Oktober 2024.
32 Seiten, Hardcover, 25,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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