Francesca Maria Benvenuto: Dieses Meer, dieses unerbittliche Meer

Der fünfzehnjährige Zeno sitzt auf einer kleinen Insel im Jugendgefängnis fest. Er kann nicht schwimmen, und das unüberwindbare Meer verabscheut er.

Als ihm seine Lehrerin Anregungen zum Nachdenken und eine besondere Aufgabe gibt, beginnt bei Zeno eine Zeit der Selbstreflexion. Er soll über seine Erlebnisse und Gefühle schreiben. Also fängt Zeno an, über sein Leben zu berichten, wie es um ihn steht und er so nach und nach verschiedenen Auflagen nachkommt, damit er über Weihnachten zwei Tage bei seiner Mutter verbringen darf.

Und während er nachdenkt, schreibt und über das Leben philosophiert, ist seine Fantasie erwacht. Zeno beginnt das Meer zu lieben.

Francesca Maria Benvenuto, Autorin und promovierte Anwältin für internationales Strafrecht, stammt aus Neapel und arbeitet inzwischen in Paris. Sie hat mit ihrem Debüt über ein „fiktives“ Ereignis vor 33 Jahren ein Tor geöffnet, das für Außenstehende kaum begreifbare Lebensumstände offenbart.

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Ross Macdonald: Schwarzgeld (1965)

Man sieht Lew Archer an, dass er nicht zum mondänen Tennisclub Montevista gehört. Dies liegt unter anderem an seinem einfachen Anzug und den direkten Fragen, die er Angestellten und Mitgliedern über Francis Mantel stellt.

Sein Mandant, ein junger reicher Mann, erklärt, Francis Mantel sei seit zwei Monaten hier, und plötzlich stünde seine ehemalige Verlobte unter Mantels Einfluss. Es sei keine normale, keine gesunde Beziehung. Er mache sich schreckliche Sorgen um sie.

Für den Detektiv Archer aus Los Angeles scheint es ein ganz normaler Fall zu sein, bis er auf Ungereimtheiten stößt. Dieser Mantel bringt auf der einen Seite alles mit, was ein reicher Mann unter seinesgleichen braucht: Arroganz, Geld und den Anspruch, nur das Beste sei gerade gut genug für ihn. Doch auf der anderen Seite hat er die Angewohnheit, genauso schnell zu verschwinden, wie er gekommen ist. Nur dieses Mal will er die Exverlobte des Mandanten mitnehmen.

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Carl Nixon: Kerbholz

Der Plan klang einfach: Umzug von London nach Neuseeland, dort ein paar Jahre arbeiten, danach zurück für den nächsten Sprung auf der Karriereleiter. Aus diesem Grund saß die ganze Familie mit vier Kindern in einem Leihwagen. Es sollte ein kleiner Urlaub vor dem ersten Arbeitstag des Vaters werden.

Statt der Schönheit der Inseln sahen sie Regen. Sehr viel Regen. Noch mehr Regen. Und so entstand der Gedanke. Schnell weiterfahren. Das schnelle Weiterfahren fand nachts statt und endete so plötzlich, dass nur der Vater begriff, was gerade geschah. Seine Familie schlief, als der Wagen in einen Abgrund stürzte.

Im Morgengrauen hört Katherine ihren Bruder Maurice stöhnen und jammern. Allmählich begreifen sie, dass nur sie und der kleine Tommy überlebt haben. Der Regen hat über Nacht die Spuren des Absturzes weggespült. Theoretisch und praktisch hatten die drei Kinder keine Chance, in der Wildnis zu überleben, wäre nicht nach drei Tagen ein Mann mit Namen Peters vorbeigekommen.

Das Leben nach dem Absturz findet auf einer alten Farm ohne Strom und fließendem Wasser statt. Es gibt für alle viel Arbeit und für die Kinder ein Kerbholz, auf dem sie ablesen können, wie hoch die Schulden sind, die sie abarbeiten müssen. Weiterlesen

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Alexandra Blöchl: Was das Meer verspricht

Bisher dachte Vida, ihr Leben auf der kleinen Insel sei prima; genau das Leben, das sie sich auch selbst aussuchen würde. Auf der Insel in Norddeutschland leben nur wenige Menschen. Vidas Eltern führen für die Bewohner und die Touristen einen kleinen Laden und ein Café. Als Vidas großer Bruder Zander nach dem Studium auf dem Festland bleiben will, spürt sie eine Verantwortung ihren Eltern gegenüber, die ihr ungefragt aufgebürdet worden ist. Ihre berufliche Zukunft sieht sie nun in der Küche und im Laden. Dabei versucht sie, die Leerstelle in der Familie zu füllen. So nach und nach wird ihr alter Schulfreund Jannis zu ihrem Vertrauten und Verlobten.

Vidas überschaubares Leben verändert sich schlagartig, als in dem heruntergekommenen, leerstehenden Nachbarhaus eine junge Frau einzieht. In Vidas Augen ist Marie ein besonderer Mensch, für den Freiheit und Selbstbestimmung an erster Stelle steht. Ohne dass Vida etwas dagegen machen kann, verändert Marie ihre Perspektive und ihr Selbstbild. Weiterlesen

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Christoffer Carlsson: Wenn die Nacht endet

„Die Erwachsenen behaupteten, es gut zu meinen, doch die Leidtragenden sahen das anders. Es wurde als Strafe empfunden, und das war es wohl auch; als sei das, was Mikael und Kilian widerfahren war, in gewisser Weise ihrer aller Schuld. Sander fühlte sich zu Unrecht verknüpft mit Tod und Gewalt, obwohl seine Gedanken um kaum etwas anderes kreisten.“ (S. 201)

Für Sander ist deshalb eine Welt zusammengebrochen. Ohne Vorwarnung ist sein bester Freund bei einem Unfall gestorben. Aber das Schlimmste für ihn ist die allgemeine Vorverurteilung, Kilian habe nach der Party Mikael erschlagen. Sander kann und will nicht daran glauben. Dieser unerschütterliche Glaube hält ihn in seiner dörflichen Heimat fest, die er schon als Kind verlassen wollte. Der Traum seines Jurastudiums in Stockholm ist geplatzt.

Zwanzig Jahre glaubt er an Kilians Unschuld, bis ein neuer Kommissar alles neu bewertet. Routinierte Lügen, die Verdrängung von traumatischen Erlebnissen und vieles mehr bilden den Nährboden für weitere Todesfälle. Weiterlesen

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Liesbet Dill: Tagebuch einer Mutter (1943)

Olivias Leben beginnt märchenhaft. Sie darf behütet und beschützt ihren Neigungen folgen. Von allem ist genug da, so dass sie mühelos in die Rolle der Ballkönigin schlüpft und als gute Partie gilt. Und wie im Märchen verliebt sie sich in den schönsten Mann, der wiederum sie liebt.

Auf das reale Leben ist sie jedoch nicht vorbereitet. Ihr Mann stirbt im Ersten Weltkrieg. Von jetzt auf gleich steht Olivia mit ihren vier Kindern alleine da. In Zeiten großer Unsicherheit ist für sie und ihre Kinder der soziale Abstieg sicher. Ohne Eltern, mit der geldvernichtenden Inflation und der geringen Witwenrente wird ihr Alltag mühselig. Auf die harte Tour lernt Olivia den Pfennig umdrehen und vieles mehr.

Die Autorin Liesbet Dill (1877-1962) wurde im Saarland geboren. Ähnlich wie Olivia wuchs sie in begüterten Verhältnissen auf. Neunzehnjährig wurde sie mit einem 36-jährigen Mann verheiratet. Die arrangierte Ehe machte sie so unglücklich, dass sie Mann und zwei Söhne verließ. Nach der Scheidung verdiente sie ihr tägliches Brot mit dem Schreiben. Sie schrieb über 100 Romane, die häufig die unfairen Lebensbedingungen der Frauen thematisieren. Ihre letzten Romane wurden der Kategorie trivial zugeordnet, so dass ihr Gesamtwerk, teilweise international veröffentlicht, herabgestuft worden ist. Liesbet Dill geriet in Vergessenheit. Weiterlesen

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Stella Benson: Zauberhafte Aussichten (1919)

1918, während des Ersten Weltkriegs, wird London von den Deutschen bombardiert. Die Menschen (Lebende und Verstorbene) suchen Schutz, unter anderem in unterirdischen Bunkern. In diesem Klima der Angst und Unsicherheit soll jeder in der Bevölkerung seinen Beitrag leisten. Die Hexe Angela gibt ihr gesamtes Geld für Kriegsanleihen her. Als sie später hungert, sieht sie sich gezwungen, ein Brötchen zu stehlen. Auf ihre ganz persönliche Weise kämpft sie auch über den Wolken mit einer gegnerischen Hexe, während unter ihr die Kampfflieger über London kreisen.

Auch Sarah Brown leistet ihren Beitrag, in dem sie für eine Wohltätigkeitsorganisation arbeitet. Die unerwartete Begegnung mit der Hexe verzaubert nicht nur sie, sondern verändert auch das Leben der anderen Damen und des Vorsitzenden im Wohltätigkeitskomitee. Und damit sind die „zauberhaften“ Aussichten noch lange nicht vorbei.

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Jenny Jägerfeld: Meine geniale Liebe

Die Schwedin Jenny Jägerfeld hat mit ihrer Trilogie viele geniale Schachzüge gemacht. Im Zentrum der Geschichte befindet sich Sigge Wilde und seine Familie, bestehend aus der jungen Mutter Hannah und den beiden selbstbewussten Schwestern Bobo und Majken. Sigge glaubte, wenn sie in Großmutters Hotel zögen, könnte er seine Probleme mit unangenehmen Klassenkameraden hinter sich lassen.

Nach ihrer Eingewöhnungsphase scheint Sigges Plan aufzugehen. Die neuen Klassenkameraden haben ihn freundschaftlich aufgenommen, er wird akzeptiert und das Beste, Adrian, einer von ihnen, geht Sigge nicht mehr aus dem Kopf. Er spürt, dass seine Gefühle für Adrian immer stärker werden und so ganz anders sind als die Gefühle, die er sonst für seine Freunde hat.

Dies muss auch Hugo, ein weiterer Klassenkamerad, gespürt haben. Nachdem er Sigge und Adrian in inniger Eintracht zusammen gesehen hat, beginnt er Sigge bei jeder Gelegenheit anzugreifen.

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Valerie Wilson: Todesblues: Ein Fall für Tamara Hayle

Bevor Tamara Hayle Privatdetektivin wurde, war sie Polizistin. Sie weiß genau, wie diskriminierend ein weißer Polizist sein kann. Sie war in ihrem Revier die erste farbige Polizistin und hielt irgendwann die versteckten und direkten Angriffe nicht mehr aus. Seit dieser Entscheidung vertritt sie die Seite der Schwachen.

Die erfolgreiche Autorin Valerie Wilson war vor der Veröffentlichung ihres ersten Detektivromans Chefredakteurin bei der Zeitschrift Essence. Der erste Band mit der mutigen Tamara Hayle erschien 1994 mit dem deutschen Titel „Ein Engel über deinem Grab“. Ihr vierter (eigenständiger) Band, No Hiding Place, mit dem deutschen Titel Todesblues, erschien erstmalig 1997. Im Zentrum dieser Geschichte steht die Verkettung von Ereignissen, aus der sich weder Schuldige noch Opfer befreien können.

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Edvard Hoem: Der Heumacher

Der Norweger Edvard Hoem schreibt in seinem Nachwort, „Der Heumacher ist ein Roman, gewebt aus spärlichen Erinnerungen an Personen, die tatsächlich gelebt haben.“ (S. 322) Aus den Erzählungen seines Vaters erfuhr er vom Leben des Heumachers, Knut Hansen Nesje. Die Eckdaten entnahm er den Kirchenbüchern, Zeitungen und anderen Quellen. „Seit meiner Jugend hat mich der Gedanke begleitet, über Menschen zu schreiben, die sich für ihren Lebensunterhalt abplagten, die Entbehrungen und Nöte kannten, die aber auch große Träume hegten – davon, dass einmal bessere Zeiten kommen würden.“ (S. 322)

Im Zentrum seines Romans steht unter anderem Nesje, der Heumacher, der zugleich der jüngste Sohn der Hebamme war. Von seinem hochgelegenen Pachtgrundstück aus kann er auf die stetig wachsende Stadt Molde herunterschauen, die sich immer mehr dem Tourismus öffnet. Sein Traum ist es, eines Tages das von ihm bestellte Stück Land zu besitzen.

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