Stine Pilgaard: Meine Mutter sagt

Stine Pilgaards Debutroman „Meine Mutter sagt“ erschien in Dänemark unter dem Originaltitel „Min mor siger“ bereits 2012 und machte die junge Autorin zunächst im eigenen Land bekannt. Inzwischen liegt die gelungene deutsche Übersetzung, erschienen im Kanon Verlag, vor und parallel dazu die von Caroline Peters gelesene Hörbuchfassung.

Die Handlung ist schnell erzählt. Die namenlose Ich-Erzählerin wird von ihrer Liebsten unversehens vor die Tür gesetzt. Das bringt verschiedene Probleme mit sich. Am einfachsten ist noch die Wohnungsfrage zu lösen – sie zieht zu ihrem Vater und seiner Frau. Viel schwieriger ist es, mit dem Schmerz, der Wut und der Hilflosigkeit umzugehen. Außerdem sitzt die Masterarbeit in der Warteschleife und die Protagonistin hofft auf eine zündende Idee. Weiterlesen

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Ute Scheub, Stefan Schwarzer: Aufbäumen gegen die Dürre

Das Buch „Aufbäumen gegen die Dürre“ von Ute Scheub und Stefan Schwarzer schockiert. Wissenschaftlich fundierte Daten und Zahlen lassen einen als Leser fassungslos durch die Seiten blättern. Man hört ständig von den Veränderungen, die der Klimawandel angeblich bringt. Aber dass es schon so schlimm ist … Seit 2018 fällt zum Beispiel in Deutschland wie in vielen Teilen der Erde Jahr für Jahr weniger Niederschlag als im Durchschnitt, verbunden mit heftigen Hitzewellen. Die Temperaturen lagen in Europa in den letzten Trockenjahren im Schnitt 2,8 Grad höher als in den Jahren von 1766 bis 2020.

Nicht eingerechnet ist das Jahr 2022, das zu den sonnenreichsten und heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnung gehört. Europa weist den höchsten Temperaturanstieg aller Kontinente auf. Der trockene Boden wird hart wie Beton und kann Regen, wenn er denn kommt, nicht mehr speichern. Außerdem gibt es immer häufiger Starkregen. Der kann schon gar nicht einsickern. 2018 und 2019 verursachte die Dürre in Deutschland 35 Milliarden Euro Schäden in der Land- und Forstwirtschaft, die Überschwemmungen von 2021 „kosteten“ 40 Milliarden Euro. 2050 werden die Kosten für die Behebung der durch das veränderte Klima entstandenen Schäden auf 280 – 900 Milliarden Euro geschätzt. Was für eine unvorstellbare Summe. Und so geht es dahin. Über Seiten. Weiterlesen

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Pierre Martin: Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens. Ein Provence-Krimi

Im Roman von Pierre Martin wohnt und ermittelt Madame le Commissaire Isabelle Bonnet in der Provence. Im kleinen Dorf Fragolin wird eines Tages bei Abbrucharbeiten ein eingemauertes Skelett gefunden. Weil der Schädel ein Loch aufweist, deshalb von einem Gewaltverbrechen auszugehen ist, und weil Isabelle im wahrsten Sinn des Wortes nichts anderes zu tun hat, macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Apollinaire verfolgt sie die dürftigen Hinweise, die Licht in diese düstere Sache bringen könnten.

Bei dem Skelett handelt es sich um die Überreste eines Mannes, dem an der rechten Hand ein Finger fehlt und der vor mehr als zehn Jahren gestorben sein muss. Wer ist der Tote und wer hat ihn warum umgebracht? Schnell rückt der letzte Besitzer des Hauses in den Fokus, der wegen Betrügereien hinter Gittern sitzt. Der kann es aber aus diversen Gründen nicht gewesen sein und Isabelle konzentriert sich auf die Vorbesitzer, auf Marcel und Josephine Chavan. Marcel ist vor rund zehn Jahren spurlos verschwunden. Er war ein notorischer Schürzenjäger und hatte ständig diverse Liebschaften. Mit der letzten hat er sich in die Karibik abgesetzt, nachdem er seiner Gattin Josephine einen Brief und seinen Ehering daheim gelassen hat. Weiterlesen

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Heather Fawcett: Emily Wildes Enzyklopädie der Feen

Emily Wilde beschäftigt sich an der Universität Cambridge mit Dryadologie, der Feenkunde. Aus diesem Grund begibt sie sich auf eine Forschungsreise nach Ljosland, eine Insel im hohen Norden. Dort will sie Feldstudien durchführen und ihre Erkenntnisse ein einer Enzyklopädie zusammenfassen. Vorerst hält sie ihre Erlebnisse in einem Tagebuch fest, dem vorliegenden Roman. Ljosland präsentiert sich landschaftlich karg, kalt, von einer bizarren Schönheit. Die Menschen begegnen Emily mit einer Mischung aus Neugier und Zurückhaltung.

Sie kommt mit ihrem spröden Naturell nicht besonders gut an bei ihnen. Tatsächlich gelingt es ihr besser, Kontakt zu einem Elf zu knüpfen, mit ihm zu plaudern und eine Freundschaft aufzubauen. Da taucht der Institutsleiter und ihr Vorgesetzter Wendell Bambleby auf, um an ihrer Arbeit zu partizipieren. Bambleby ist überirdisch schön, charmant und ein Ästhet, aber auch faul, launisch und schwer durchschaubar.

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Jana Costas: Im Minus-Bereich

Jana Costas, Professorin an der Viadrina-Universität in Frankfurt an der Oder, schließt sich für eine Feldforschung den Mitarbeitern einer Reinigungsfirma in Berlin an. In den Gebäuden am Potsdamer Platz, um sie herum und an den gläsernen Fassaden gibt es viel zu putzen. Unter dem riesigen Komplex aus Shoppingcenter, Bürogebäuden, Gastronomiebetrieben und Luxuswohnungen befindet sich über vier Etagen ein fensterloser „Minus-Bereich“. Dort arbeiten Schneiderinnen für die exklusiven Geschäfte in der „Oberwelt“, befinden sich die Müllräume, endlose labyrinthische Gänge, Warenlager und die Aufenthaltsräume für das Reinigungspersonal.

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Ursel Braun: Unangepasst. Künstlerinnen und ihre Kleider

Ursel Braun porträtiert in „Unangepasst“ eine Reihe großer Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und legt das Hauptaugenmerk auf ihre Garderobe. Durch Kleidung kann man den Fokus der Gesellschaft auf sich richten, man kann damit provozieren oder sich darin verstecken. Josephine Baker, die bis zu ihrem achten Lebensjahr keine Schuhe besitzt, erlangt Bekanntheit, weil sie in jungen Jahren bei ihren Auftritten kaum etwas trägt und sich später umwerfend elegant kleidet.

Die Modejournalistin Helen Hessel fällt durch ihren androgynen Look auf, die Malerin Georgia O´Keeffe zieht sich in ihre minimalistischen schwarzen Textilien zurück. Einige der Damen designen oder nähen ihre Garderobe selbst, andere greifen Trachten, Farben, Styles indigener Völker auf und Louise Nevelson durchwühlt förmlich die Flohmärkte New Yorks, um extravagante Fundstücke kreuz und quer und kunterbunt zu eigenwilligsten Kreationen zu kombinieren.

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Thomas Raab: Peter kommt später: Frau Huber ermittelt 03

Tja – wo anfangen in diesem von Figuren überbordenden Buch „Peter kommt später“ von Thomas Raab? Im Dorf Glaubenthal wird die Senior-Wirtin Antonia Bruckner tot aufgefunden. Erstickt an Kaiserschmarrn. Unter dem Fenster des Tatortes wird eine Herrenarmbanduhr mit der Originalunterschrift von Peter Alexander gefunden. Größter Fan von Peter Alexander im Ort ist Waldemar Wurm, der im Buch als „unterbelichtet“ beschrieben wird. Soweit, so gut. Die Ermittlungen nehmen der chauvinistische Kommissar Wolfram Swoboda und seine Kollegin Unterberger-Sattler auf. Swoboda ist heimlich in Unterberger-Sattler verliebt. Die aber ist verheiratet mit ihrem Martin und hat vor einer Woche das dritte Kind bekommen.

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Fabian Neidhardt: Nur ein paar Nächte

Ben Berger ist Holzschnitzer. Er lebt mit seiner zwölfjährigen Tochter Mia im Dorf Immenau und kommt in seinem Leben gut zurecht. Die Dinge gehen ihren Gang. Eines Tages aber steht sein Vater vor der Tür. Er hat Bens Mutter betrogen und fragt, ob er „nur für ein paar Nächte“ bei ihm Unterschlupf finden kann. Daraufhin gerät einiges in Bewegung. Die Polizei bringt zum Beispiel Mia nach Hause. Sie wollte gemeinsam mit ihrem sechsjährigen Spielgefährten mit dem Bus nach Hamburg fahren, um ihre Mutter Orna zu sehen.

Orna hat sich bisher nicht um Mia gekümmert. Sie wollte nie ein Kind. Nur auf Bens eindringliche Bitte ließ sie Mia nicht abtreiben, brachte sie zur Welt und überließ sie Ben. Der kam mit dem Baby zu seinen Eltern zurück. Die lebten damals noch in dem Haus, das er jetzt mit Mia bewohnt. Nach und nach trudeln alle Familienmitglieder bei Ben ein.

Seine Schwester Salome, die ungewollt Kinderlose, kommt ebenso vorbei wie seine Mutter. Irgendwann ist während des Lesens nicht mehr zu leugnen, dass mit Mia etwas nicht stimmt. Sie kann zwar sprechen, bedient sich allerdings zusätzlich der Gebärdensprache und schaut Serien für Kleinkinder. Auch dieses Rätsel wird gelöst. Mia hat ein gravierendes Handicap. Bens Vater ist der Meinung, Orna habe ihre Tochter deswegen nicht akzeptiert. Bei einem großen Showdown am Küchentisch kommt noch so manches Geheimnis ans Tageslicht.

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Lioba Werrelmann: Tod in Siebenbürgen

In „Tod in Siebenbürgen“ von Liobe Werrelmann erreicht den Journalisten Paul aus heiterem Himmel eine Nachricht. Er hat in Siebenbürgen den Hof seiner Tante Zinzi geerbt und muss nach Sibiu reisen. Paul ist als Kind mit seinem Vater von Rumänien nach Deutschland ausgewandert. Zu seiner Chefin sagt er einen Satz, den zu formulieren er sich jahrelang nicht durchringen konnte: „Ich bin ein Siebenbürger Sachse.“

Der Hof seiner Tante ist in keinem besonders guten Zustand. Trotzdem wird er zu Pauls Erstaunen von Maia bewohnt, die Tante Zinzi als Mädchen bei sich aufgenommen hat. Diese Maia trägt alte Armeekleidung und wirkt insgesamt wenig vertrauenseinflößend. Sie versorgt verletzte Tiere, braut allerlei dubiose Tränke und schnitzt als Schutzzauber geheimnisvolle Zeichen in die Tür zu Pauls Schlafzimmer, denn er bleibt ein paar Tage auf dem Hof. Vieles ist ihm sofort wieder vertraut, anderes registriert er mit Befremden. Sein alter Freund Sorin und er finden allerdings gleich wieder einen Draht zueinander und Paul ist schockiert, als er erfährt, dass Sorin wenige Tage nach seiner Ankunft den deutschen Unternehmer Günther Huber umgebracht haben soll.

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Robert Seethaler: Das Café ohne Namen

Robert Seethaler erzählt in seinem Roman „Café ohne Namen“ von Robert Simon, 31 Jahre alt, der am Karmelitermarkt in Wien alle anfallenden Kleinigkeiten erledigt. Er schmiert Scharniere, schneidet Gemüse, stapelt leere Paletten. Man schreibt das Jahr 1966. Robert wohnt bei der freundlichen Kriegerwitwe Martha Pohl zur Untermiete. Eines Tages fällt ihm in der Nähe des Marktes ein leerstehendes Lokal auf und er beschließt, ein Café zu eröffnen. Weil er sich nicht entscheiden kann, wie man es nennen könnte, bleibt es einfach das Café ohne Namen. Die Speisekarte ist überschaubar.

Neben Getränken aller Art gibt es Schmalzbrote und Salzgurken. Simon aber macht seine Sache gut und bald versammelt sich ein kunterbuntes Völkchen in seinem Lokal. Es kommen Unglückliche, die ihren Kummer erbittert ertränken, Verliebte, die einander tief in die Augen schauen, Einsame, die zum stillen Inventar werden und Laufkundschaft vom Markt, die gemütlich einen Kaffee trinken möchte. Bald schon braucht Robert Verstärkung und findet sie in Mila, die ihren Job in einer Fabrik verloren hat, weil diese geschlossen wurde.

Verliebt in Jascha

Sie wird Roberts unerlässliche Angestellte. Einige Leute, die im Café ohne Namen ein und aus gehen, begleitet man ein Stück ihres Lebensweges. Es ist oft kein glückliches Stück. Robert selbst verliebt sich in die drogensüchtige Jascha, erkennt aber, dass das Leben mit ihr eine Katastrophe wäre und Jascha verschwindet so plötzlich, wie sie aufgetaucht ist. Schließlich gibt es ein großes Fest. Aus welchem Grund, sei hier nicht verraten. Die Dinge ändern sich für Robert allerdings markant.

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