Karin Peschka: Dschomba

Wie in einem großen Gewebe sind die Figuren in Karin Peschkas Roman „Dschomba“ miteinander verbunden. Behutsam stellt die Autorin deren Bezogenheit aufeinander dar. Am 9. November 1954 tanzt ein Fremder barfuß, nur in Hemd und Hose gekleidet, bei Regen in der Kleinstadt Eferding auf dem Friedhof herum. Dabei singt, brüllt er eigentlich ein serbisches Wiegenlied. Es handelt sich um Dragan Dzomba, einen Serben, von Beruf Schlosser, wie sich später herausstellt. Der Dechant, kirchlicher Würdenträger und Pfarrer in Eferding, wird gerufen, um ihn zur Räson zu bringen.

Das gelingt ihm zum großen Erstaunen der herbeigeeilten Stadtbevölkerung auch und er quartiert diesen seltsamen, offensichtlich mittellosen Menschen bei sich im Pfarrhof ein. Was es mit Dragan „Dschomba“ auf sich hat, das deckt die Autorin sachte Schritt für Schritt auf. Sie berichtet von der Pfarrersköchin Agnes Kern, die bei der Mutter des Dorfgendarmen wohnt, dort nach dem Rechten sieht, neben dem Pfarrhaushalt auch die alte Frau betreut. Es gibt den Querulanten, den das Leben zu einem unleidlichen Mitbürger gemacht hat, dessen Freund, den Mesner, den Priesteramtsstudenten Raidinger, natürlich den Dechant, die junge Mutter Lotte, den angeblich einfältigen Silvester Moor und allerlei weitere Figuren. Mittendrin im Geschehen die kleine Karin Peschka, die Tochter des Wirtes.

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Susanne Kristek: Die nächste Depperte. Von einer, die auszog, um Autorin zu werden

Im Roman „Die nächste Depperte“ von Susanne Kristek versucht eine Autorin mit Namen Susanne Kristek ihr Debut, den Roman „Nur die Liege zählt. Urlaub unter deutschen Palmen“ unters Volk zu bringen. Erschienen ist das Werk zwar, aber in den Buchhandlungen liegt es nicht aus. Die Ich-Erzählerin unternimmt deshalb alles Menschenmögliche, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und die Verkaufszahlen anzukurbeln.

Sie stellt sich zum Beispiel mit einem Self-Promotion-Stand vor Buchhandlungen und bewirbt sich bei einer Lokalzeitung darum, Person des Tages zu werden, weil sie da ihr Buch vorstellen könnte. Nichts davon funktioniert allerdings so, wie sie sich das vorgestellt hat. Die Schriftstellerkarriere kommt nicht recht in Schwung. Letztendlich kauft sie einen großen Teil der Auflage selbst auf und verschenkt ihre Bücher. Nichtsdestotrotz bleibt sie beim Schreiben, nimmt über Facebook Kontakt zur österreichischen Autorin Martina Parker auf (Rezensionen ihrer Bücher hier bei Leselust!), und sogar Elke Heidenreich wird auf sie aufmerksam. Martina Parker und Susanne Kristek beschließen, „Schreibschwestern“ zu werden, die einander ihre Manuskripte anvertrauen und Feedback geben.

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Ewald Frie: Ein Hof und elf Geschwister: Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland

Ewald Frie hat zehn Geschwister. Der älteste Bruder wird 1944 geboren, die jüngste Schwester 1969. Ewald ist die Nummer neun. Familie Frie betreibt in Münster in Westfalen einen Viehzucht- und Milchviehbetrieb. Ewald Frie, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen, hat seine Geschwister interviewt und sie nach ihren Kindheits- und Jugenderlebnissen befragt. Anhand ihrer unterschiedlichsten Erfahrungen macht er den Wandel in der deutschen Landwirtschaft sichtbar. Er berichtet von der stillen Auflösung der bäuerlichen Gesellschaft. Haben die Ersten in der Geschwisterreihe noch Hilfskräfte am Hof erlebt, eine Gemeinschaft, in der beinahe jeder nach Stall roch und Pferde vor den Pflug gespannt wurden, so ist die Welt eine völlig andere, als die Jüngste, Martina, den Hof verlässt, um eigene Wege zu gehen. Bis ca. 1830 blickt der Autor in seiner Familiengeschichte zurück. So einschneidende Veränderungen wie zwischen 1950 und 1980 hat es niemals zuvor gegeben.

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Birgit Birnbacher: Wovon wir leben

Der Krankenschwester Julia passiert ein unverzeihlicher Fehler. Sie verwechselt zwei Patientinnen und verabreicht einer ein Medikament, gegen das diese allergisch ist. Die Frau kann gerettet werden, dieser Vorfall nimmt Julia aber endgültig die Luft. Sie hat ohnehin schon Lungenprobleme und bekommt heftige Atemnot. Ihr Arbeitgeber teilt ihr mit, ab ihrer Gesundschreibung ist sie entlassen. Sie ist 38 Jahre alt, nicht verheiratet, kinderlos, die Geliebte eines gebundenen Arztes, der zum dritten Mal Vater wird. Um vielleicht etwas „aufatmen“ zu können, zum „Durchatmen“ sozusagen, beschließt sie, in ihr Heimatdorf in den Bergen zurückzukehren. Aber statt Unterschlupf und Zuwendung zu finden, trifft sie dort auf zerstörte Strukturen. Ihre Mutter hat ihren Vater verlassen und ist zu einem anderen Mann nach Sizilien gezogen. Der Vater, verbittert und ohne sinnvolle Beschäftigung, raucht zu viel und kommt mit dem Haushalt alleine nicht zurecht. Betriebe und Geschäfte haben geschlossen, alleingelassene Männer verbringen ihr Leben kartenspielend im Wirtshaus.

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Lone Frank: Liebe: Vom höchsten der Gefühle

Lone Frank ist als Journalistin und Neurobiologin in Dänemark sehr bekannt. Sie lebt in Kopenhagen. Ihr Mann stirbt mit 56 Jahren. Einige Jahre ist das inzwischen her. Sie ist bis heute der Meinung, sie waren füreinander bestimmt. Sein Tod zerstört ihren Lebenssinn, hinterlässt eine unfassbare Leere.
Daraufhin setzt sie sich mit Unterstützung eines Therapeuten mit der „Liebe“ auseinander, für die es in ihrem Fall plötzlich kein Gegenüber mehr gibt.

Anhand ihrer eigenen Biografie „Liebe: Vom Höchsten der Gefühle“ berichtet sie von der Liebe von Eltern zu ihren Kindern, Liebe unter Geschwistern, untersucht neurochemische Prozesse, die „Liebe“ verursachen und beschäftigt sich dabei auch mit dem viel beachteten Oxytocin und seiner Wirkung. Romantische Liebe ist in diesem Buch ein Thema, Onlinedating, die Suche nach dem einen und einzigen „Seelenverwandten“, Einsamkeit und nicht zuletzt Trauer und Verlust.Letzten Endes gibt es in Frau Franks Leben eine neue Liebe und alles wird gut.

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Susanne Fröhlich: Getraut

In „Getraut“ schickt Susanne Fröhlich erneutihre Protagonistin Andrea Schnidt durch einen amüsant-turbulenten Alltag. Andreas Ex-Schwiegervater Rudi heiratet mit 87 seine Flamme Irene. Alles ist vorbeireitet und parat gelegt, da gewinnt am Vortag Eintracht Frankfurt das Europa-League-Finale und am Römerberg werden alle standesamtlichen Trauungen verschoben. Es entsteht ein fürchterliches Schlamassel, bei dem ein Hund die vermeintlichen Eheringe frisst, Andrea eine neue Freundin gewinnt und Rudi und Irene so tun, als seien sie verheiratet, damit das schöne Fest und die Hochzeitsreise nicht abgesagt werden müssen.

In Andreas Chaos-Clan ist wirklich immer etwas los. Bea, die Ex-Ehefrau von Andreas Lebensgefährten Paul, ist hingerissen von Jerome, seines Zeichens Energetiker, Life-Coach und Frauenversteher. Um ihm geschäftlich auf die Sprünge zu helfen, entwickelt Bea die Idee, sich gemeinsam mit Andrea um dessen publikRelations zu kümmern. Andrea aber ist Jerome suspekt. Für eine Reinigung ganzer Häuser von negativen Energien nimmt er seiner Kundschaft erkleckliche Sümmchen ab. Seine „Arbeit“ ist nicht sichtbar, sondern angeblich nur „fühlbar“. Das macht sie stutzig und sie beschließt, diesen Jerome mal einer näheren Betrachtung zu unterziehen.

Da trifft es sich gut, dass ihr Lebensgefährte Paul zu seiner Tochter nach Dubai fliegt, um mal nachzuschauen, wie sie sich dort als Influencerin macht. Bevor er in den Wüstenstaat entschwebt, hat er allerdings für Andrea noch eine bombastische Überraschung parat. Zeitgleich hat Rudi die Hochzeitstauben in der Garage vergessen, befindet sich aber mit seiner Irene schon auf Fuerteventura. Andrea und ihre neue Freundin Ragnhild rücken zur Taubenrettung an, was natürlich nicht ohne Panne vonstattengeht. Allerdings hat die Sache auch etwas Gutes …

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Martina Parker: Aufblattelt: Gartenkrimi

Mit „Aufblattelt“, was so viel heißt wie enttarnt oder aufgedeckt, erweckt Martina Parker einmal mehr ihren „Club der grünen Daumen“zum Leben.Dabei handelt es sich um eine Runde garten- und pflanzenbegeisterter Damen, beheimatet im Süd-Osten Österreichs. Eines dieser Clubmitglieder ist Isabella Kirnbauer. Sie ist Kräuterpädagogin, Verfechterin einer alternativen Landwirtschaft, Baumflüsterin und Enkelin einer der Wahrsagerei kundigen Großmutter. Der junge Klimaaktivist Graf Ferdinand von Hohenfelsen begegnet Isabella im Wald, erkennt in ihr die Frau seines Lebens und heiratet sie ruckzuck. Seine adelige Patchworkfamilie rollt ein bisschen mit den Augen, gestattet aber die nicht standesgemäße Hochzeit und die anschließende Feier im Dorfwirtshaus. Einzig der Tod von Ferdinands Schwester trübt die Hochzeitsfreude. Sie bricht blutspeiend beim Fangen des Brautstraußes zusammen. Aber Mord war das nicht, sie hat irrtümlich Medikamente überdosiert.

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Joachim B. Schmidt: In Küstennähe

Larus ist dreiundzwanzig und lebt an der Westküste Islands. Nach mehreren Jobwechsel findet er eine Stelle als Gehilfe des Hausmeisters in einem Seniorenheim. Das ist zwar auch nicht das, was er bis ans Lebensende machen möchte, aber die Anforderungen sind verkraftbar und er bekommt regelmäßig ein Gehalt. Seine Haupteinnahmequelle ist allerdings der Drogenhandel. Er passt höllisch auf, dass er den Stoff nur vertrauenswürdigen Personen verkauft. Selbst hält er sich von gefährlichen Dingen fern.

Nur alkoholtechnisch stürzt er gelegentlich ab. Mit den Mädchen klappt es auch nicht recht. Soffia, Pflegefachkraft im Heim, gefällt ihm zunehmend. Er vergrault sie aber mit seinen lockeren Sprüchen und schließlich bringt sie ein Missverständnis nicht einander näher, sondern separiert sie immer mehr. Weil in Zimmer 37-A ein Heizkörper kaputt ist, kommt Larus in Kontakt mit Grimur, dem Schlächter. Demalten Fischer eilt der Ruf voraus, er habe eine inzestuöse Beziehung mit seiner Halbschwester gehabt und diese bei einer Fahrt auf seinem Boot umgebracht. Grimur ist im Dorf Zeit seines Lebens ein einsamer, in sich gekehrter und wortkarger Außenseiter geblieben, ohne Familie, ohne soziale Kontakte.

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Colleen Hoover: Nur noch einmal und für immer

Obwohl es sich bei diesem Buch um eine Fortsetzung handelt und die Autorin empfiehlt, vorab den ersten Band zu lesen, ist man mit der Geschichte bald vertraut. Der umwerfend gutaussehende Atlas Carrington betreibt in Boston zwei florierende Restaurants. Lilly Bloom, geschieden und Mutter einer kleinen Tochter, besitzt einen Blumenladen. Beide hatten keine gute Jugend und waren in schweren Zeiten viel füreinander da, bevor Lill den Arzt Ryle geheiratet und ihre Tochter bekommen hat. Ryle entpuppte sich aber als Choleriker, der schnell gewalttätig wurde. Um sich und ihre Tochter zu schützen, hat sie ihn verlassen.

Das hat Ryle noch immer nicht verdaut und er hofft, sie zurückzugewinnen, obwohl er sich kein bisschen geändert hat. Zufällig laufen Atlas und Lilly einander über den Weg und sind sofort wieder voneinander elektrisiert. Beide sind Single und der aufmerksame Leser ahnt bereits nach den ersten zehn Seiten, dass sie füreinander bestimmt sind. Werden sie alle Hindernisse aus dem Weg räumen können und es wagen, eine Beziehung einzugehen? Weiterlesen

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Inge Friedl: Was sich bewährt hat

Über ein Jahrzehnt ist Inge Friedl immer wieder durch ganz Österreich unterwegs, um Zeitzeugen nach dem Leben „früher“ zu befragen. In über 100 Stunden Gesprächszeit schildern dutzende Personen ihre Erlebnisse zu Themen wie „Freizeit“, „Essen“ oder „Müll“. Frau Friedl legt aber keine rührselige Früher-war-alles-besser- Lektüre vor. Ganz im Gegenteil. Das Zusammenleben in großen Hausverbänden und das „Auskommen-Müssen“ mit bescheidenen Ressourcen wird eindringlich geschildert. Da gab es viele Reibungspunkte und zahlreiche Entbehrungen. Dennoch berichten die meisten Interviewpartner davon, eine „schöne Zeit“ erlebt zu haben und „glücklich“ gewesen zu sein. Kapitel wie „Zufriedenheit genießen. Der erste Schritt zur Gelassenheit“, „Das ganze Tier essen. Wer Steak sagt, muss auch Leber sagen“ oder „Aus wenig viel machen. Die Kunst der Reparatur“ geben interessante Einblicke in den Alltag unserer Groß- und Urgroßeltern, beschäftigen sich aber gleichzeitig mit heute brandaktuellen Themen. Weiterlesen

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