Thomas Raab: Peter kommt später: Frau Huber ermittelt 03

Tja – wo anfangen in diesem von Figuren überbordenden Buch „Peter kommt später“ von Thomas Raab? Im Dorf Glaubenthal wird die Senior-Wirtin Antonia Bruckner tot aufgefunden. Erstickt an Kaiserschmarrn. Unter dem Fenster des Tatortes wird eine Herrenarmbanduhr mit der Originalunterschrift von Peter Alexander gefunden. Größter Fan von Peter Alexander im Ort ist Waldemar Wurm, der im Buch als „unterbelichtet“ beschrieben wird. Soweit, so gut. Die Ermittlungen nehmen der chauvinistische Kommissar Wolfram Swoboda und seine Kollegin Unterberger-Sattler auf. Swoboda ist heimlich in Unterberger-Sattler verliebt. Die aber ist verheiratet mit ihrem Martin und hat vor einer Woche das dritte Kind bekommen.

Nach zwei Jungs endlich ein Mädchen, das aber seiner Hautfarbe nach zu urteilen einen dunkelhäutigen Papa haben muss. Wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, heißt der gute Mann BinduphalaFoluke und arbeitet in der Bar „Gin, Vino & Veras Kas“ als Kellner. Er war verheiratet mit einer gewissen Betti, hat die in flagranti mit Peter Pointner, alias „Bread Pit“, weil beruflich Bäcker, erwischt und sich von ihr getrennt. Angelika Unterberger-Sattlers Gatte Martin ist ohnehin auf Selbstfindungstrip und BinduphalaFoluke steht der dreifachen Mutter nun im Alltag treu zur Seite. Es kommt an den Tag, dass Martin eigentlich homosexuell ist und mit Waldemar Wurm eine Liebesbeziehung unterhält.

Alles ist mit allem verbunden

Eigentliche Protagonistin in diesem Durcheinander aber ist die kinderlose, verwitwete Altbäuerin Hannelore Huber. Deren Freundin Herta Wohlmuthseder wird einen Tag vor ihrem Geburtstag akkurat an Hitlers Geburtstag mit einem HJ-Messer erstochen. Weitere tragende Rollen spielen noch der Postbote Emil Brunner und seine zwei Söhne von zwei verschiedenen Frauen, wobei die aktuelle zurzeit in einem Flüchtlingslager auf Samos arbeitet, der Dorfälteste Alfred Eselböck, zahlreiche Neonazis und Burg Ebersfeld, wo vor 70 Jahren der Nazi-Scherge Richard von Ebersfeld zuhause war. Alles ist mit allem geheimnisvoll verbunden, die Alten wissen um dunkelste und abgründigste Geheimnisse, Hannelore Huber kann sich noch blass an manches aus Kindertagen erinnern und alles muss jetzt natürlich ans Licht, bevor die hundertjährigen Zeitzeugen alle sterben. Man merkt deutlich, wie sehr die Glaubenthaler ihrem Schöpfer Thomas Raab ans Herz gewachsen sind. Allerdings verzettelt und verzweigt sich die Geschichte in unnötigen Nebenhandlungen, was mich als Leser ziemlich verwirrt hat. Auch die Fülle an Figuren muss man erst einmal überblicken. Thomas Raab bedient jedes kleinste Klischee und kommt an keinem Wortspiel vorbei. Das ermüdet.
Am Ende sind die Täter Gott sei Dank auch dumm, haben eine Liste ihrer Straftaten angelegt
und alles wird gut.

Fazit: Sehr, sehr leichte Sommerlektüre, die man aber konzentriert lesen muss.

Thomas Raab: Peter kommt später. Frau Huber ermittelt. Der dritte Fall.
Kiepenheuer & Witsch, März 2023.
335 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00€.

Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.

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